Bindung zum Kind sehr schlecht

Hallo zusammen,

mir geht es echt schlecht. Vielleicht ist jemand durch eine ähnliche Situation durch und hat einen Rat wie ich da wieder was kitten kann.

Meine Tochter ist 2 1/2 Jahre. Sie ist nach vielen Jahren Kinderwunsch durch ICSI entstanden. Entstehung der Schwangerschaft, die Schwangerschaft an sich und die ersten 3 Monate waren wirklich hart.

Aufgrund unserer finanziellen Situation war es leider so, dass ich wieder Vollzeit arbeiten musste, als die Kleine 5 1/2 Monate alt war. Wir hatten aber trotzdem eine enge Beziehung. Ich habe sie trotz der Umstände bis 15 Monate gestillt. Wenn ich heim gekommen bin oder die zwei zu mir auf die Arbeit kamen, hat sie gestrahlt und ist mir um den Hals gefallen.

Mein Mann war bzw. ist bis heute in Elternzeit zu Hause für sie. Er macht das auch super. Er hat sie bis vor 6 Wochen zu Hause betreut (mit regelmäßigen Oma/Opa Nachmittagen). Seitdem geht sie 3 Stunden vormittags in den Kindergarten.

Klar war er, seit langem die Hauptbezugsperson. Das will ich auch garnicht ändern. Aber seit ca 6 Monaten will sie im Grunde genommen nichts mehr von mir wissen. Sie lässt sich nicht mal von mir trösten wenn mein Mann grade mal draußen ist. „Nur Papa Papa Papa…. Du musst weeeeeeg!“ genau so sagt sies.

Ich habe zusätzlich noch Long-Covid und leider lange Phasen in denen mir neben der Arbeit die Kraft für alles andere gefehlt hat. Ich habe viel geschlafen. Das ist zwar aktuell etwas besser, aber bleibt leider erstmal ein Problem.

Ich schaffe diese Ablehnung psychisch kaum. Mir verlangt das alles ab. Ich muss mehrmals täglich weinen deswegen. Wir haben versucht, dass ich zumindest am Wochenende, oder wenn ich mal früher zu Hause bin, was mit ihr alleine mache. Aber a) habe ich gemerkt dass mir dafür die Kraft fehlt. Ich kann sie nicht mal tragen oder ihr hinterherlaufen, was zum Teil natürlich echt gefährlich werden kann und b) sagt sie mir auch mit jeder Faser, dass sie das eigentlich nicht will. Sie fragt ununterbrochen nach ihrem Papa. Auch „ruhige“ Aktivitäten wie Buch lesen, oder Lego schaffe ich maximal 10 Minuten und auch da habe ich das Gefühl ich zwinge uns beiden das auf.

Ich hab versucht sie in die Kita zu bringen und abzuholen. Selbst da kommt sie nur widerwillig mit und fragt durchgehend wo Papa ist.

Ich bin für jeden Ratschlag dankbar.

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Ich würde stark vermuten, dass dein Kind merkt, dass dir die Kraft für sie fehlt, Kinder haben feine Antennen. Daher ist ihr Vater ihr sicherer Hafen und Halt, an den sie sich klammert.
Hast du psychologische Unterstützung und Hilfe? Je mehr du mit dir wieder ins Reine kommst, desto mehr wird auch deine Tochter dich wieder als verlässliche Bezugsperson wahrnehmen.
Für den Alltag würde ich ihr immer wieder Angebote machen, die du umsetzen kannst wie Kneten, Lesen, Wasserfarben, Backen etc und diese ggf. auch alleine umsetzen um Ihre Neugier zu wecken. Ihre Ablehnung solltest du keinesfalls persönlich nehmen, ihr kommt sonst in einen Teufelskreislauf.

Alles Gute 🍀

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Ist eine Phase!Wir haben ein ähnliches Setting, mein Freund war 1 Jahr in Karenz, ich im home office ind Bildungskarenz, also zuhause aber nicht so greifbar. Als mein Sohn 2 war habe ich auf Vollzeit aifgestockt,mein Freund 30h. Mein Sohn hatte immer eine gute Bindung zu uns beiden, war aber totales Mamakind. Bis er 2,5 Jahre alt war (er ist jetzt etwas über 3) und die Autonomiephase richtig gekickt hat, aber nicht mit schreien im Supermarmt, sonder die Mami darf nichts!Ich durfte ihn gute 6 Monate nicht ins Bett bringen und alles war nur Papa, Papa, Papa. Höhepunkt war ein Urlaub wo aich die Oma mit war und wir das Kind quasi nicht gesehen haben, weil er nur bei Oma sein wollte. Er hat im Schwimmbad eine Szene gemacht, weil er 1mal mot mir hätte rutschen sollen🙈 Naja nach ca. 6 Monaten hat es sich schlagertig gedreht und ich darf ihn wieder ins Bett bringen und auch alles andere. Unser Verhältnis hat sich nach dieser ersten Ablösung verändert, aber zum Guten! Mein Sohn ist jetzt auch deutlich offener anderen gegenüber und hängt weniger an uns Eltern generell.LG

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Diese Phase hatten wir jetzt auch lange, gerade dreht es etwas. Es geht mir meist auf den Keks, weil sie einfach richtig gemein wird. Begonnen hat es mit ca. 2, als ich gerade hochschwanger war. Echt lustig, nur noch Mamamamamamama. Wahrscheinlich eben weil sie gemerkt hat, dass sich etwas ändert. Im November wird sie 3 und gerade schwenkt sie auf Papa um. Es ist bei uns ähnlich wie bei euch: Nur die gerade favorisierte Person darf und muss ins Bett bringen, in der Nacht trösten, auf dem Arm tragen, mit ihr spielen etc. Ich darf mich auch nicht um die Schwester kümmern, dann wird geschrien und getobt. Und der anderen Person sagt man dann Sachen wie: „Ich hab nur Mama lieb, dich hab‘ ich nicht lieb“ auch „Du musst weg gehen.“ oder in der Nacht jetzt aber im Moment „Neiin, ich will Papa. Geh‘ weg.“ Ich habe dir keinen guten Tipp, aber du bist nicht allein und ich bin mir ganz sicher, dass diese Phase vorbei geht! Und ich bin auch überzeugt, dass kein Elternteil wirklich etwas dafür kann. Wir teilen uns nämlich die Erziehung 50/50, beide sind genau gleich viel zuhause und trotzdem war ich Favorit bis jetzt.

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Mama geh weg! Das höre ich, wenn mein Junge morgens nebenan bei Oma und Opa sein Marmeladenbrot ist. Mittagsschläfchen, bei Oma ohne Mama! Ich tippe auch auf Phase! Aktuell bin ich Risiko schwanger und muss liegen. Mit einem Dreijährigen natürlich schwierig. Wir machen dann eben Sachen die ich kann und er mag. Ja und oft ist es dann Fernsehen und auf dem Sofa kuscheln. Alleine durch das lange Stillen hast du ein wunderbares Fundament.
Du tust was du kannst und das ist ausreichend!
Alles Gute

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Mir ist das damals nach der Geburt des zweiten Kindes passiert. Plötzlich durfte alles nur noch der Papa. Einschlafbegleitung, trösten, wickeln, vorlesen, kuscheln... Ich war auch traurig. Ich war vorher 2 Jahre in Elternzeit mit dem Großen und wir waren uns bis dahin sehr nah. Puh, das war schon ein Gefühlschaos.

Ich habe versucht sein Verhalten dann mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ich war sehr mit dem Baby beschäftigt. Stillen, wickeln, in den Schlaf wiegen. Hätte er noch an mir geklebt, hätte ich es gar nicht schaffen können bzw hätte mich zerreißen müssen. Eigentlich ein total einfühlsames Verhalten sich dann mehr an den Papa zu halten und die Mama vor Überforderung zu schützen.

Und vielleicht kannst du es auch so sehen. Du hast gerade wenig Kraft, würdest du es denn schaffen, wenn sie an dir kleben würde, wenn sie jeden Tag heulen würde, wenn du zur Arbeit gehen musst? Ist es nicht instinktiv auch ein gutes Schutzverhalten, dass sie sich mehr an den Papa hält? Bewahrt sie nicht dich auch so vor Überforderung?

Es ist nur eine Phase. Mein mittlerweile 4 Jähriger hat sich wieder für mich geöffnet und freut sich tatsächlich auch wahnsinnig über Tage mit Mama alleine.
Komm erst mal zu Kräften, gönne dir Ruhe. Es kommt sicher die Zeit wo deine Tochter auch wieder mehr zu dir will.
Gute Besserung!

Bearbeitet von Phia123
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Ich denke du hast mehrere Baustellen. Und damit meine ich auch wirklich dich. Das dein Kind gerade so auf Papa fixiert ist kann daraus resultieren, kann aber auch nur eine Phase sein.

Ich denke du brauchst ein Gespräch mit jemandem, mit dem du deine Prioritäten durchgehen kannst, jemanden, der dir hilft in die richtige Richtung zu schauen, du verlierst dich gerade selbst. Und da hängt dein Kind, deine ganze Familie, dran.

Ich rate dir zu einer Familienberatungsstelle zu gehen, die kennen sich mit solchen Dingen aus.

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Wir hatten hier auch phasenweise mit verschiedenen gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen in den letzten Jahren (sowohl bei mir, Zustand nach OP und dann wann anders wegen der zweiten Schwangerschaft und Geburt, als auch bei meinem Partner aufgrund von Covid) und die Reaktion meiner Kinder war immer ähnlich wie bei deiner Tochter. Sobald meine Kinder spüren, dass sich eine Bezugsperson nicht in allen Eventualitäten um sie kümmern kann, wollen sie mit demjenigen nicht alleine gelassen werden und fangen an zu schreien, wenn sich der andere Elternteil entfernt. Sie brauchen die Sicherheit, dass da jemand ist, der jeden Wutanfall begleiten kann, der sie ins Bett bekommt, auch wenn sie abends nicht mehr kooperieren können und nur Blödsinn machen, der mit ihnen raus geht, wenn sie Bewegung brauchen und der damit klarkommt, wenn die Kinder selbst gerade nicht "funktionieren" können. Wenn das bei einer Bezugsperson nicht der Fall ist, klammern sie sich an den anderen Elternteil. Und wenn wir mal beide krank sind, drehen sie völlig am Rad.

Allerdings ist es auch so, dass es nicht lange dauert, maximal 1-2 Tage, wenn man den Kindern zeigen kann, dass man wieder fit ist und alles im Griff hat, dann bleiben sie auch wieder gerne mit demjenigen alleine. Es geht nämlich nicht um Abneigung, sondern um Sicherheit.

Mein Rat wäre also zu schauen, was du tatsächlich leisten kannst und was nicht. Wenn du schnell von Situationen mit deinem Kind überfordert bist, dann merkt dein Kind das. Wenn du mit deinem Kind alleine bleiben willst, dann musst du Wege finden, gelassen zu bleiben und Sicherheit auszustrahlen, auch wenn das Kind Blödsinn macht, wegrennt oder was auch immer. Du musst Wege finden, mit all den unterschiedlichen Herausforderungen, die die Betreuung eines Kleinkindes mit sich bringt, umzugehen. Wenn du das nicht kannst, dann gesteh dir das ehrlich ein und dann ist es vielleicht auch nicht sinnvoll, dein Kind alleine zu betreuen. Wenn dein Kind weiß, dass es mit dir nicht alleine bleiben muss, kann es vielleicht auch wieder entspannen und deine Gesellschaft genießen. Besteht denn gesundheitlich Hoffnung auf Besserung?

Bearbeitet von Memory
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Bitte sprich nicht von einer schlechten Bindung, das trifft absolut nicht zu! Wie alle anderen schon sagten, ist das eine normale Phase in der kindlichen Entwicklung. In den meisten Familien sind die Mütter die Hauptbezugspersonen und die Väter werden phasenweise extrem abgelehnt. Das erlebe ich in jeder Familie um uns herum, bei uns war es auch gerade so. Dadurch, dass ich momentan viel arbeite und häufig am Wochenende weg bin, ist es besser geworden und der Papa darf wieder mehr machen.

Bei Euch ist es eben umgekehrt und ich kann Dir nur das sagen, was wir uns bei Fachleuten angelesen haben, als der Papa so abgelehnt wurde:
Es ist normal und es geht vorbei. Such immer wieder die Nähe zum Kind, aber zwing es zu nichts. Wenn es Papa will und es sich machen lässt, soll es Papa kriegen. Und zeig Deine Enttäuschung nicht. Lass Dein Kind spüren, dass es voll okay ist, wenn es momentan eben das Bedürfnis nach viel Papa hat. Macht keinen Druck und sag bloß nicht sowas wie „jetzt ist die Mama aber traurig, wenn Du nicht mit ihr kuscheln magst!“

Und zweifle nicht an Deinen Mutterqualitäten. Bei Euch bist Du die, die in Vollzeit ist, bei vielen anderen ist es der Vater. Heutzutage ist keines der Modelle besser oder schlechter☝️

Alles Gute Euch!!

Bearbeitet von elliminelli
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Hi,
meine „Große“ wird Ende November 3 und hat gerade auch ihre „Papaphase“! Obwohl ich bisher immer daheim war und die Hauptbezugsperson bin. Bei mir wird im Moment auch schon beim Bringen/Abholen im Kindergarten nach Papa gefragt. Tagsüber soll Papa auch Schuhe anziehen oder andere Dinge machen obwohl er ja gar nicht zu Hause ist (dadruch kommt es auch immer mal zu Trotzreaktionen, da ich ja trotzdem die Schuhe anziehen muss und selber mag sie aber auch nicht 🤪🤪). Ist sehr anstrengend für mich. Und ich muss auch aufpassen das ich es nicht persönlich nehme. Lt. ErzieherInnen im Kiga ganz normal in dem Alter. Ich bin froh das ihre jüngere Schwester so gut mitmacht und wartet bis sie dran ist (16 Monate alt).