Die Geburt unserer kleinen Gianna Mira am 23.11.2009, 19.12 Uhr
Ich hatte schon drei Tage lang Wehen. Mal weniger stark, mal stärker, mal unregelmäßiger, mal regelmäßiger. Aber noch nichts Besonderes. Trotzdem immer mal wieder sehr schmerzhaft. Und immer wieder die Frage: Wann geht es richtig los, wann müssen wir ins Krankenhaus? Am Sonntag, den 22. 11. 2009 war es dann den ganzen Tag über recht schlimm, so dass ich schon irgendwie das Gefühl hatte, dass es bald losgehen würde. Da es ja aber nun unser erstes Kind war, waren wir uns trotzdem immer noch recht unsicher. Also rief ich nachmittags unsere Hebamme an und frug um Rat. Sie versprach abends vorbei zu kommen. Bis dahin musste ich immer mal wieder ein paar Wehen veratmen. Als sie dann abends zu uns kam, schrieb sie erst mal ein CTG. Und…… nichts. Keine Wehen zu sehen. Super!!! Muttermund war bei 1cm. Meine Frauenärztin hatte ihn mir drei Tage zuvor auf 1cm gedehnt… AUA!!! Der Befund sei noch völlig unreif meinte meine Hebamme. Das könnte auch ein Fehlalarm sein. Also gut. Sie packte ihre Sachen zusammen und ging wieder. Und danach gings los…. Ziemlich häufig Wehen, ganz schön schmerzhaft. Also gingen wir erst mal ins Bett um noch ein wenig zu entspannen. Aber Pustekuchen! Das waren schon richtige Schmerzen und ich wälzte mich im Bett von einer Seite auf die andere. Um kurz nach ein Uhr nachts hielten ich und mein Mann es nicht mehr aus. Er rief im Krankenhaus an. Die Hebamme dort sagte, dass wir vorbeikommen könnten. Also raus aus dem Bett, angezogen, gewaschen, Taschen geschnappt und ab ins Auto.
Mein Mann fuhr die ganze Strecke nach Gummersbach Schlangenlinien, weil ich ihn wohl für jeden Gullideckel, den er überfahren hätte, gelüncht hätte . Kurz vor dem Ziel verspürte mein Mann ein dezentes Hungergefühl, also sind wir noch kurz durch den Mc Drive bei Mc Donalds gefahren. Der Verkäufer guckte schon etwas komisch, als da so eine stöhnende Schwangere auf dem Beifahrersitz saß… Mit einem frischen Cheeseburger im Gepäck ging es dann nun endlich in den Kreißsaal. Bei Aufnahme-CTG waren dann schon erste Wehen zu sehen, aber noch sehr unregelmäßig und schwach. Also ab in die Wanne. Dort wurden die Wehen regelmäßiger und stärker, aber kaum war ich nach einer Stunde aus der Wanne raus, wurden sie auch wieder etwas schwächer und unregelmäßiger. Inzwischen hatte ich auch so eine tolle Kanüle im Arm und das US zeigte, dass der Kopf wunderbar im Becken lag. Nur der Muttermund war immer erst noch bei 1-2cm. Na super. Und das nach all den Schmerzen.
Inzwischen war es 6 Uhr morgens und somit Hebammenwechsel…. Horror!!! Der totale Schock!!! Als diese Hebamme den Raum betrat, schwor ich mir, dass ich bei dieser Frau mein Kind nicht bekommen werde. Sie begrüßte mich auch direkt mit den Worten: Sie sind jetzt schon so lange hier und der Muttermund ist immer noch bei 1cm. Sie sollten sich mal etwas bewegen und nicht nur im Bett liegen. Sehr lustig. Ich war todmüde und mit den Nerven am Ende. Ich hatte schon so lange nicht mehr richtig geschlafen. Wie sollte ich da noch eine Geburt durchstehen? Also hab ich erst mal ne Runde geheult. Wir durften dann kurz hoch auf die Wöchnerinnenstation etwas essen und unsere Taschen auf das Zimmer bringen. Mein Mann und ich hatten ein Familienzimmer gebucht. Wir saßen also beim Frühstücksbuffet auf der Wöchnerinnenstation, ich mit meinen Wehen zu kämpfen, und eine glückliche Mutter nach der anderen kam an mir mit ihrem Baby vorbei. Das war ganz schön gemein….
Nach dem Essen gingen wir wieder runter in den Kreißsaal. Die „nette“ Hebamme hatte sich inzwischen in Absprache mit der Ärztin dazu entschlossen mir eine Entspannungsspritze zu geben, damit ich etwas schlafen könne. Also bekam ich einen Pieks in den Popo und ich versuchte zu schlafen. Leider schlug die Wirkung der Spritze aber ins Gegenteil um. Nach einiger Zeit fühlte ich mich als hätte ich drei Flaschen Wodka auf einmal getrunken. Alles drehte sich und mir wurde elendig übel. Ich musste mich übergeben. Immer und immer wieder. Die Hebamme wurde ganz schnell und holte erst mal Nachschub an den „Kotzschüsseln“, die ich inzwischen alle aufgebraucht hatte. Zu dem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass ich heute sterben müsste. Ich bekam eine Infusion angehängt, die die Wirkung der Spritze aufheben sollte. Von wegen! Ich erbrach und erbrach, bis nur noch Galle kam. Zwei Stunden lang. Danach konnte ich auch nicht mehr schlafen. Die Wehen, die Übelkeit und die entsetzliche Müdigkeit. Doch dann war endlich 14.00 Uhr. SCHICHTWECHSEL!!!! Als unsere neue Hebamme zur Tür rein kam wusste ich, dass nun alles gut würde. Wir kannten sie schon von unserer Anmeldung ein paar Wochen zuvor. Sie war jung und soooooo lieb. Sie riet mir zu einer PDA, nur um ein paar Stunden zu schlafen. Mein Muttermund war nach nun 12 Stunden nämlich immer erst nur noch bei 1-2 cm. Es war zum verrückt werden. Die ganzen Wehen und die Schmerzen, alles umsonst!
Also stimmte ich schweren Herzens zu. Eine PDA wollte ich nämlich eigentlich nicht, aber zum entspannen war es gut. Also kamen viele grüne Männlein in den Kreißsaal gestürmt und legten mir die PDA. Ich hatte mir das viel schlimmer vorgestellt. Aber es war erträglich. Nur das stille Sitzen während der Wehen viel mir schwer. Die PDA lag und mein Bauch und die Beine wurden taub. Die Schmerzen waren weg und ich konnte endlich schlafen. Zwei Stunden lang schlief ich so vor mich hin. Meinen Mann schickten sie inzwischen hoch auf unser Zimmer. Er sollte sich auch ausruhen. Als ich wieder wach wurde, merkte ich einen komischen Druck nach unten. Oh, ich muß mal aufs Töpfchen, dachte ich und rief die Hebamme. Sie half mir auf Toilette und ließ mich drücken. Hmmm, komisch. Da kommt gar nichts. Nach ca. einer Stunde auf Toilette und erfolglosem Rum-Gedrücke sagte mir die Hebamme, dass das wohl mein Kind sei, das mit dem Kopf nach unten drückte. Das konnte ich jedoch nicht glauben. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich mal müsse. Inzwischen war mein Muttermund tatsächlich bei 10 cm!!! Ich setzte mich auf das Roma-Rad (eine Art Gebärhocker, der in einem Gestell an Seilen aufgehängt war). Ich bestand aber darauf, dass unter meinem Popo eine Schale gestellt wird, da ich ja immer noch der Ansicht war, dass ich mal müsse. Also saß ich auf dem Hocker, eine Schale unter meinem Popo und veratmete fleißig meine Wehen, die inzwischen schon wieder seeeeehr kräftig waren.
Die Wirkung der PDA war vorbei. Und dann kamen die Presswehen. Sie überrollten mich förmlich. Ich wusste am Anfang gar nicht wie mir geschah. Der Wehentropf war etwas hoch eingestellt und ich hatte kaum noch Pausen zwischen den Wehen. Bis zu diesem Zeitpunkt meines Lebens wusste ich nicht, dass ich jemals so laut schreien könnte. Ich krallte mich in die Seile und schrie und drückte was das Zeug hält. Ich rief zu der Hebamme, dass sie bitte meinen Mann wecken solle. Ich brauchte eine Hand zum zerquetschen!!! Als er kam leerte die Hebamme noch mit einem Katheter meine Blase, da ich nicht mehr auf Toilette konnte. Naja, bei den heftigen Wehen störte mich das nun auch nicht mehr. Mein Mann saß neben mir und hielt meine Hand. Außerdem gab er mir aus einer Flasche etwas zum trinken. Die Hebamme kniete vor mir und feuerte mich an. Abwechselnd auf dem Stuhl und abwechselnd auf allen vieren presste ich was das Zeug hält. Meine Fruchtblase war bis dahin immer noch nicht geplatzt. Gerade als die Hebamme die Blase eröffnen wollte platzte sie von alleine und meine Hebamme war klitsche-naß. Unter den Presswehen brachte ich nur noch ein kurzes „Entschuldigung“ hervor. Im Nachhinein muss ich darüber lachen. Nach einiger Zeit sagte sie, dass man schon den Kopf fühlen könne. Also tastete ich mit dem Finger und konnte tatsächlich ganz tief schon das Köpfchen fühlen. Auch meinen Mann überredete ich dazu und so tastete er es auch. Die Hebamme frug mich, ob ich die Kleine gleich selber aufheben wolle und auf meinen Bauch legen wolle. Ja, sagte ich. Natürlich! Der Arzt kam hinzu und ich frug ihn direkt, ob er nun auf meinen Bauch springen würde… Ich hatte das ein paar Mal gehört. Wenn das Baby nicht durch das Becken passt, muß der Arzt mitdrücken. Nein, sagte er. Ich wollte nur bei der Geburt Ihres Babys dabei sein. Ich hatte die ganze Geburt über Angst, dass mein Becken zu eng sei und die Kleine nicht durchpassen würde, oder dass ein Dammschnitt gemacht werden müsse. Alles total unbegründet! Ein paar Presswehen später und dem entsetzlichen Gefühl, dass ich jeden Moment zerreißen werde, sah ich den Kopf zwischen meinen Beinen. Ich konnte dabei zusehen wie sich unsere Kleine noch einmal drehte um letztendlich den Weg durch mein Becken zu finden. Nach einer letzten starken Wehe, lautem Geschrei, da ich ja nun nicht mehr pressen durfte sondern husten musste (hat sich in dem Moment wohl echt lustig angehört), lag unsere kleine Maus in einem großen Schwall Blut und Fruchtwasser vor mir. Ich beugte mich nach vorne und hob sie auf meine Brust. Mein Mann schnitt die Nabelschnur durch und wir waren einfach nur noch am weinen vor Glück. Die Presswehen hatten doch noch 1 ½ Stunden gedauert. Puh. Ich war klitschenass geschwitzt, aber das war mir da auch egal. Die Hebamme hatte mir noch einen neuen Zopf gemacht, da meine Haare in meinem Gesicht klebten. Ich war nicht gerissen. Nur ganz leicht an den Schamlippen, was noch kurz genäht wurde. Überhaupt nicht schlimm!!! Unsere Kleine Maus war 3550g schwer, 51cm groß und hatte einen KU von 35,5cm. Dank der lieben Hebamme war dies unsere Traumgeburt, trotz insgesamt 19 Stunden!!!! Wir sind überglücklich!!!
Letztendlich doch eine Traumgeburt. Gianna!!!
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Schöner Bericht
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Ein toller Bericht!
LG, Ela
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Das ist eine wunderschöne Geschicht- da bekomme ich ja jetzt schon Lust auf die Geburt
Lg