Total schöne Geburt meiner 4. Tochter

Los gehts - ist aber lang geworden! Also sorgt für Proviant:-p

Die Geburt von Lilly am 04.11.2010 ( Donnerstag)

Kleine Vorgeschichte:
Als ich unverhofft trotz Pille mit meinem 4. Kind schwanger wurde, war unsere Jüngste gerade mal 8 Monate alt. Wir wußten bereits dass mein Dad unheilbaren Lungenkrebs hat und keiner sagen konnte, wieviel Zeit ihm noch bleibt.
Der ET war der 05.11.2010 und wir hofften alle, dass mein Dad diesen Tag noch erleben wird. Etwa 1,5 Wochen vor ET ging mein Dad ins Hospiz und es ging ihm stündlich schlechter.
Obendrein sind um den ET herum Herbstferien in Bayern und jeden Tag ein anderer Geburtstag in meiner Familie.
Also hoffte ich die ganze Zeit das unser 4.Kind entweder am 4. oder 7. Nov auf die Welt kommt.
Die Oberärztin meiner Geburtsklinik stimmt zu dass wir am 3. Nov. Einleiten werden.


Der Geburtstag:
Mein Mann und ich meldeten uns am 03. Nov abends um 21 Uhr im Kreissaal und durften uns ein Zimmer aussuchen. Wir packten aus, schrieben CTG, und erduldeten eine Untersuchung.
Mit dem Befund Mumu weich und 2Finger offen, GMH fast verstrichen und einer super KS-Narbe hieß es das wir mit Tablette einleiten würden.
Die Nacht war recht unruhig, da eine Frau lauthals gebar, ich zig CTGs hatte und ich ständig Pipi machen mußte. Außerdem hatte ich ja den Papa heim geschickt, damit der Babysitter heimkonnte. Aber ich wäre lieber zu Hause bei meiner Familie gewesen.


04. Nov.2010

Um 2 Uhr nachts wurde die 1. Tablette gelegt. Darauf folgten CTG und das übliche Prozedere.
Am nächsten Morgen um 6 Uhr ein weiteres CTG sowie eine weiter lauthals gebärende Mutti.
Am Vorabend diskutierte ich noch mit Schatzi warum die so schreien, ich war bisher noch nie so laut bei einer Geburt.( erinnert euch etwas weiter im Text daran! *grins*)
Um 8 Uhr eine weiter Tablette und endlich Frühstück – im Liegen.

Ich habe nur noch gewartet bis mein Mann mit unserer Jüngsten vorbei kam, dann sind wir spazieren gegangen und haben gemeinsam unser Kind bespaßt.
Bis zum Mittag hatte sich an meinem Mumu nichts getan und ich war schon leicht frustriert. Wehen waren ja immer gut zu erkennen.
Obendrein machte mir die Ärztin keine große Hoffnung dass sich noch was tun würde. Sie machte mir außerdem klar, dass sie nur noch eine Tablette legen könnte, dann muß meine Gebärmutter Pause bis zum nächten Morgen machen.*shit*
Kurz vorher hatte ich Papa mit Sarah heim geschickt damit sie Mittagschlaf halten konnte, bin Kinderwagen-schiebend zum Auto gelaufen und wieder zurück.
Auf dem Rückweg hatte ich schon in Gedanken den Nachmittagsspaziergang durch die größten Blätterhaufen geplant. Er soll sich melden, wenn sie wieder wach ist, dann besprechen wir wie es weiter ginge.

Um 14 Uhr bekam ich die 3. Tablette an den Mumu gelegt und es war Hebbi-Wechsel!

Und da war sie – DIE HEBAMME!*freu*
Ich hatte sie nie vorher gesehen aber sie war perfekt. Wir redeten darüber wie es mir ging, was so in meiner Family los war und wie sehr ich mir wünschte dass unsere Tochter heute zur Welt kam. Sie war die erste unabhängige Person die mir das Gefühl gab das sie mich verstehen würde und machte mir Mut.
Als ich gegen 14:45 Uhr wieder vom CTG weg kam beschloß ich mir in der Cantine ein Eis zu holen und eine kleine „ Wallfahrt“ ums KH zu machen. Dabei veränderte sich schon etwas an den Wehen – also ließ ich das Eis sein und ging in den Kreissaal zurück, denn ich sollte nochmal CTG schreiben.
Nach dem CTG wollte ich noch bissi laufen und jetzt aber wirklich ein Eis haben, denn es wurde mir echt warm. Außerdem brauchte ich dringend einen Kaffee.
Also Kleingeld geschnappt, MP3Player in die Ohren, 1 Stockwerk hoch, 2 wieder runter, ran an den Automaten und ein leckeres Eis gezogen. Aber AUA – was soll das nu – ich will doch nur ein Eis!!!
Mein Eis hatte ich schnell im sitzen gegessen, denn Stehen ging irgendwie gar nicht!
Wieder 2 Stockwerke hoch - ganz langsam – wieder hinsetzen!
Boa – fieses Ziehen die Zweite!
Aber die Kaffeekanne auf Station war nicht mehr weit! SHIT - das Ding ist leer!
Eine nette Mutti bekam wohl Mitleid mit mir und fragte die Schwestern nach Kaffee für mich bevor ich überhaupt zu einer Reaktion fähig war.
Ich nur:“nee nee – die Hebbis ham auch unten im Kreissaal.“ Mir war das irgendwie peinlich, dass die mich so sahen. *kopfkratz*
Also wieder 1 Stockwerk runter – hab aber nur ½ geschafft bevor die nächte Wehe kam. Ein Handwerker blieb stehen und bot mir seine Hilfe an, die ich dankend ablehnte – ich habs ja nimma weit.
Als ich unten im Kreissaal ankam, bat ich so gut ich konnte um Kaffee und verzog mich so schnell wie möglich ins Zimmer.
Ich wollte meine Ruhe haben – meine Wehen veratmen - die Abstände messen. Dabei wartete ich ungeduldig auf einen SMS von Schatzi dass sie jetzt wach wären. Mittlerweile war es halb 4.
Um kurz vor 4 kam endlich eine „Wir sind wach“ –SMS.
Mir wurde es plötzlich zu heftig und ich fühlte mich so alleine gar nicht mehr wohl. Also klingelte ich nach meiner Hebbi.
„ Ich hab Wehen in 3 Minuten Abstand!“ Tanja , die Hebbi; sah zu wie ich eine Wehe verarbeitet und lobte mich. Ich war glücklich!! Ich dachte noch laut darüber nach meinem Mann zu sagen er könne die Kleine noch mitbringen, da rollte die nächste Wehe an. AUAUAUAU!
Hebbi Tanja machte mir klar, dass es jetzt losging! Ich war noch glücklicher!!

Ich rief meinen Mann zu Hause an, er solle doch bitte die Babysitter anrufen und ALLEINE zu mir ins KH kommen – es geht jetzt los. Ich würde jetzt in die Wanne gehen – er weiß ja wo er mich dann findet.

Es ist nachmittags 16 Uhr, die Hebbi läßt mir Wasser in die Riesen-Gebärwanne, ich will nochmal Pipi machen.
Aber irgendwie geht das nicht – immer drückt mir der Kopf auf die Blase und hindert mich mit einer Wehe daran endlich leer zu werden.
Mittlerweile habe ich das Gefühl meine Wehen machen gar keine Pause mehr sonder werden nur schwächer und stärker. Jetzt glaube ich auch dass es losgeht!

Als ich endlich im Wasser war, konnte ich wieder kichern und entspannen und war einfach zufrieden wie es war.
Hebbi Tanja setzte Kaffee für mich und meinen Mann auf der auch ein paar Minuten später auftauchte.
Meine Wehen waren regelmäßig und wurden immer stärker.
Die Wanne und ein kalter Waschlappen, der Kaffee und eine Flasche Wasser waren meine besten Freunde. *grins*
Aber immer wenn die Intensität der Wehen zunahm, sackten die Herztöne meiner Lilly in den Keller - nach 2 Wehen erholte sie sich wieder und machte weiter als wäre nichts passiert.
Mein Mumu war auch erst bei 3 cm!
Ich bekam Angst, denn es war wie ein Dejavu!
Mir schossen die Erinnerungen an den KS in den Kopf, weil es genau so anfing! HORROR!!!
Aber Tanja wußte mich zu beruhigen, aber wir behielten das CTG die ganze Zeit über dran, was mir durchaus recht war.

Die Wehen wurden immer stärker und schmerzhafter – ich fing an zu tönen – auf meine Art.
Die Hebbi legte mir dann doch ein tiefes AHHHHH ans Herz, das sollte schließlich den Mumu öffnen.
Es war mittlerweile halb 6, ich lehnte bereits das erste mal ein Schmerzmittel ab und bat meinen Mann darum zu Hause anzurufen, dass er jetzt nicht heim kommt.
Ich krallte mich schon ordentlich am Wannenrand fest und tönte zuversichtlich mein AHHHH als die Hebbi mich während einer Wehe untersuchte.
Ich war bei 6 cm – das ging aber schnell!
Voller Stolz teilte ich meinem Mann den neusten Stand mit als er wieder rein kam.

Ab diesem Zeitpunkt war ich glücklich, zweifelte an meinem Verstand und meinem Körper und die Zeit flog an mir vorbei. Alles gleichzeitig!
Und ich tönte lauter – lauter als bei jeder Geburt zuvor! Ich war einfach nur noch Schmerz während der Wehen!
Zwischen den Wehen las mir mein Schatz immer die SMSen vor die von zu Hause von der Front kamen. Im Nachhinein echt ulkig – aber ich brauchte das!

Die Wehen wurden heftiger, zwischenzeitlich sackten immer wieder die Herztöne der Kleinen ab – eine Ärztin sah es sich kurz an, war aber dennoch zuversichtlich.
Ich spürte, wie sich der Kopf immer weiter durchbohrte und ich war glücklich und total benebelt vom Schmerz.
Die Fruchtblase wurde geöffnet!
Ich wollte pressen – aber Tanja hielt mich zurück, denn es stand noch ein kleiner Saum.
Bei der nächsten Wehe durfte ich mitpressen.
Pressen tut gut – aber vorallem weh. Ich spürte wie es brannte, wurde immer lauter!
Als der erste Teil des Kopfes bis zu den Ohren austrat schrie ich und presste wie doof. Wollte doch auch ohne Wehe weiter pressen – aber Tanja hielt mich zurück.
Mein Mann und die Hebbi fast im Oh-Ton: ATMEN ATMEN
Ich spürte wie der Kopf langsam komplett austrat und spürte das letzte Stück bis zu den Schultern.
Mein Schatz gab mir freiwillig seine Hand zum Drücken und betrachtet das wohl als Krafttraining! *grins* Ich klammerte mich als an die Hand meines Mannes und hielt in der Wehenpause den Arm meiner Hebbi – bis sie um ihn bat, weil sie meiner Motte helfen wollte.
Ich sollte die nächste Wehe abwarten und dann ein letztes Mal pressen.
Ich dachte mir nur, dass das wieder ein Klacks werden würde, denn sie Schultern empfand ich noch nie als schlimm! Aber diesmal war das anders!
Bei den Schultern dachte ich echt es reist alles auf! Aber ich presste was das Zeug hielt und schrie dabei nochmal auf ( vor Schreck über den Schmerz) !

Ich konnte spüren wie erst die Schultern, und dann ganz schnell der Bauch und Po nachkamen. Die Beine spürte ich schon nicht mehr.
Jetzt ist es 18:54 Uhr!
Die Hebbi nahm Lilly hoch und irgendwie tats immernoch weh – denn die Nabelschnur war echt kurz geraten. Und man ist doch soooo empfindlich untenrum nach einer Geburt.
So konnte leider Papi wieder mal nicht abnabeln und die Hebbi übernahm es eilig!

Endlich lag sie auf meinem Bauch, wurde mit einem Tuch bedeckt und mein Mann begann sofort damit warmes Wasser über ihren kleinen Körper zu gießen.
Als erstes fiel uns auf, dass sie ultralange Fingernägel hat und pechschwarze Haare, wie alle ihre blonden Schwestern. *grins*

Meine übergroße Plazenta kam auch nach etwa 20 Minuten und 2x leichtem Pressen ( wovor ich bissi Angst hatte).

Danach wurde Lilly vermessen und gewogen, dass Wasser wurde aus der Wanne gelassen und die Plazenta untersucht. Nachdem ich mich ein bisschen abgebraust hatte wurden bei der kurzen Untersuchung keine Geburtsverletzungen festgestellt *stolz bin*
Sie hat lediglich 2-3 x auf meinen Bauch drücken müßen um das viele Blut raus zu bekommen. AUA – man ist man da empfindlich!


Ich bin schleunigst wieder in mein Zimmer gekommen und dann waren wir locker erst mal 1,5 Stunde nur rumgelegen und haben geschnuppert, bewundert, gestreichelt, gedöst, fotographiert, telefoniert, SMSen geschickt und versucht anzulegen usw.
Es war toll – vorallem weil wir uns auf zu Hause freuten – denn wir durften um 23 Uhr wieder nach Hause.

Nach etwa 2 Stunde bekam ich Hummeln im Hinter und fragte an ob ich mal Pipi machen darf und mich anziehen kann.
Ich stehe auf und es fing an zu plätschern und das ganze Blut lief mir die Beine runter –trotz locker 4 lagen Binden und Einlagen.
Also haben Schatzi und ich erst mal aufgewischt – da bekam Lilly Hunger. Also hat Schatzi erst mal Babymilch organisiert und dann bin ich nach der Raubtierfütterung doch aufgestanden.
Ich bin losgeflitzt um den Boden nicht wieder einzusauen und bereitete mich auf den brennenden Schmerz vor der gleich kommen würde – aber NICHTS! Ich war soooo glücklich dass ich so ungeschoren davon kam.

Um 23 Uhr sind wir mit dem Befund „ alles bestens“ entlassen worden und wir fuhren nach Hause wo schon unser Bett wartete.


Kleines Nachwort:

Unsere Jüngste war hin und weg von dem kleinen Wesen in unserem Bett und wollte gar nicht mehr schlafen.
Die Beiden Ältesten wollen am liebsten immer das Baby halten und sind sehr rücksichtsvoll.

Wir feiern jetzt beinah die kompletten Herbstferien nur Geburtstage,nämlich am:
3., 4., 5., 6. und 8. November

Hebbi Tanja hat mir die bisher schönste Geburt beschert – was wirklich an ihrer Art und Weise mit einer wehenden Frau umzugehen liegt! DANKE SCHÖN!

Mein Dad ist 2 Tage nach der Geburt gestorben – wohl zufrieden, dass er noch bis zur Geburt durchgehalten hat. Leider hat er Lilly nicht mehr gesehen – aber ich glaube das Wissen hat in friedlich sterben lassen.


Die Daten zu Lilly:

04.11.2010 um 18:54 Uhr
3535 g schwer 52 cm lang 35 cm Kopfumfang
Die Geburt an sich von der ersten Wehe bis zum ersten Schrei waren fast genau 4 Stunden – und somit die längste, natürliche Geburt die ich bisher hatte

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1

Toller Bericht! Wunderschön!

Und so nah liegen Freud und Leid beeinander. Mein herzliches Beileid für dich!

LG Steffi

2

Super schöner Bericht.Da habt ihr ja ordentlich was zu feiern jeden November.
Zwei meiner kinder haben am 3. und 13.11.geburtstag,das reicht schon :-)

Schade das dein vater sie nicht mehr sehen konnte.Mein Beileid.
lg Julia

3

Ein sehr sehr schöner Bericht!!!! Für mich einer der schönsten, den ich gelesen habe.
Ich denke auch dass dein Vater in Frieden gehen konnte.

Alles Liebe euch 6en!

Sandra

4

Ein wirklich wunderschöner Bericht .

Da freu ich mich schon auf meine 4te Geburt.

Alles gute euch,

LG Judith

5

Herzlichen Glückwunsch


- ich glaube ganz fest, dass dein Vater sie jeden Tag sieht