Marius Geburt nach 36h Wehen

Marius Geburt

Ich hatte eine vorbildliche Schwangerschaft, von Anfang an. Weder musste ich mich übergeben noch hatte ich am Ende Rückenschmerzen noch sonst irgendwas. Es war ein Traum, schwanger zu sein war für mich etwas ganz Wundervolles.

Die Entbindung für unser erstes Kind war für den 21. Oktober 2011 geplant, da beim Ultraschall aber immer gesagt wurde dass das Kind recht groß war sind wir und unsere Familien immer davon ausgegangen das er früher kommen wird. Dem war aber nicht so und schwupps war er da, der 21. Oktober. Und es passierte nicht viel. Leichte Übungswehen hatte ich immer mal wieder und auch der Schleimpfropf löste sich ein zwei Tage vorher. Aber es war nicht davon auszugehen, dass es nun losgehen würde.
Am Tag des ETs hatte ich vormittags Termin zum CTG bei meiner Frauenärztin. Als ich dort ankam stellte ich fest dass ich die heutige Vorsorge nicht wie sonst bei meiner Frauenärztin hatte, sondern bei einer dort angestellten Hebamme. Auch gut, dachte ich, ist ja mal was anderes.
Wir machten also ein CTG und was war drauf zu sehen? Natürlich gar nichts. Aber der Befund beim Muttermund war fingerdurchlässig, immerhin ein Anfang. Wir redeten noch über dies und das und am Ende gab die Hebamme mir mit auf dem Weg, dass ich es doch mal mit heiß Baden und einem Gläschen Rotwein versuchen sollte, manchmal wird dadurch die Geburt ausgelöst. Auf dem Nachhauseweg kaufte ich eine Flasche leckeren Rotwein ?
Zum Abendessen gönnten mein Mann und ich uns eine Pizza, anschließend ließ ich mir das heiße Bad ein. Da ich sowieso gerne bade genoss ich das natürlich sehr und las nebenbei noch einen Geburts-Ratgeber. Nach der Wanne tranken wir ein Glas Rotwein, nach so langer Abstinenz war das wirklich sehr entspannend.
Kaum eine Stunde später war sie da, die erste richtig heftige Wehe. Wow dachte ich, das geht aber schnell jetzt und freute mich. Anfangs lautete das Motto noch „Juhu Schmerzen, dann dauerts nicht mehr lange. Ha ha, falsch gedacht…
Wir gingen zu Bett und schauten noch fern, es lief die Comedy Preis Verleihung und ich wehte so vor mir hin, es war aber noch einigermaßen zu ertragen. Um zwölf waren die Wehen dann aber so heftig dass ich beschloss wenn sie im Fünf Minuten Takt kommen ins Krankenhaus zu fahren. Das war so gegen halb zwei Uhr morgens dann der Fall. Wie schmissen die Kliniktasche ins Auto und los ging es. Die Autofahrt war für mich schon kaum mehr zu ertragen, Gott sei Dank ist die Klinik nur zehn Minuten von uns entfernt. Dort angekommen fuhren wir mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock und klingelten am Kreißsaal. Dort wurden wir von einer Hebamme in Empfang genommen. Die Frau war mir irgendwie, ich weiß gar nicht genau warum, direkt unsympathisch. Sie untersuchte mich und sagte dass der Muttermund lediglich fingerdurchlässig war, ich war total enttäuscht. So viele Schmerzen und noch kein Stück weiter. Es wurde CTG geschrieben und auf dem Ausdruck entstand eine kleine Hügellandschaft, mehr nicht. Inzwischen waren die Wehen auch wieder sehr gut auszuhalten. Es konnte also noch dauern, das sagte auch die Hebamme. Nach der Ultraschalluntersuchung durch eine Ärztin, ihre Messung ergab übrigens ein Gewicht von 3300g, also doch gar nicht so viel, stellte man uns vor die Wahl, wieder nach Hause zu fahren um dort noch ein wenig zu schlafen oder da zu bleiben. Aber im Moment könnte man noch nichts für mich tun, der Befund wäre einfach noch zu unreif.
Wir entschieden uns wieder heim zu fahren. Schon auf dem Weg nach Hause wurden die Wehen wieder schier unerträglich. An Schlaf war bei mir absolut nicht zu denken. Ich legte mich auf die Couch, damit sich Michael wenigstens noch ein wenig ausruhen konnte. Dort hielt ich es aber nicht lange aus, sitzen und liegen war unerträglich, im Stehen war es einigermaßen auszuhalten. Ich beschloss noch einmal in die Wanne zu gehen, vielleicht würde ich ja dort ein wenig entspannen können. Dem war aber nicht so, alles wurde noch viel viel schlimmer, also nach zehn Minuten wieder raus.
Um halb neun war ich völlig am Ende und nachdem ich noch mal (warum auch immer, keine Ahnung was ich mir davon versprach) ein Bad genommen hatte, fuhren wir ein zweites Mal ins Krankenhaus. Auf dem Parkdeck angekommen waren die Wehen quasi wieder wie weggeblasen, es war wie verhext. Wir warteten noch ungefähr eine halbe Stunde und da außer leichten aber durchaus auszuhaltenden Wehen nix passierte fuhren wir wieder weg. Nach einem Abstecher beim Bäcker waren wir dann zu Hause, ich kam mir schon ziemlich blöde vor.

Gegen Mittag wurden die Wehen wieder sehr stark. Sie kamen die ganze Zeit hauptsächlich über den Rücken und strahlten in Bauch und Oberschenkel aus. Echt fies. Da ich nicht in der Lage war was zu Kochen, gabs mal wieder Pizza, aber ich hatte überhaupt keinen Hunger, quälte mir aber irgendwann ein Brötchen rein, weil ich dachte, ich muss ja bei Kräften bleiben. Nachmittags gingen wir noch eine Runde spazieren, aber weit sind wir nicht gekommen, da ich ständig auf Toilette musste (womit sich dann der drohende Einlauf später erledigt hatte?) Aber ich harrte noch zu Hause aus, noch mal umsonst losfahren wollte ich auf keinen Fall. Ich hatte schwer damit zu tun die Wehen zu veratmen, irgendwann ging es dann aber wirklich nicht mehr und um fünf Uhr nachmittags bat ich Michael im Kreißsaal anzurufen um zu fragen ob wir wiederkommen dürften. Total dämlich im Nachhinein, wer sollte da schon Nein sagen. Also fuhren wir mal wieder los…
Als wir im Kreißsaal ankamen nahm uns sofort eine sehr nette Hebamme in ihre Obhut. Glück gehabt dachte ich, die ist ja viel toller als die von heute Morgen. Die Freude darüber sollte aber nicht allzu lange anhalten. Sie untersuchte mich und sagte der Muttermund sei bei drei Zentimeter. Die Geburt hatte nun also wirklich angefangen. Trotzdem frustrierten mich natürlich die 3cm, wie lange sollte das denn noch dauern????. Wie schlimm werden die Schmerzen denn noch werden ? Allerdings waren auf dem CTG dieses Mal riesige Berge zu sehen. ?

Uns wurde der Kreißsaal Nummer vier zugeteilt wo wir es uns zunächst gemütlich machen durften. Ich bekam zwei schmerzlindernde Zäpfchen, welche ich mir selbst verabreichen musste und anschließend Globuli, die die Wehen stärker und regelmäßiger machen sollten. Ich bekam vom diensthabenden Arzt einen Zugang am Arm, nicht weiter schlimm. Außerdem bat man uns noch eine Runde durch die Gegend zu laufen, auch das sollte die Geburt weiter voran bringen. Gesagt, getan. Wir spazierten durch die Klinik und alle Leute da schauten mich schief an wenn ich mich mal wieder irgendwo an eine Wand lehnte um eine Wehe zu veratmen. Hab ich noch drüber gelacht (Ja, ich konnte noch lachen zwischendurch. Ich versuchte außerdem eine Kleinigkeit zu essen, aber die Suppe aus dem Automaten war nicht genießbar, und wirklich Hunger hatte ich ja auch nicht. Als wir zurück im Kreißsaal waren eröffnete uns die so nette Hebamme, dass um 21 Uhr Schichtwechsel sei und sie dann Feierabend hat. Ich fragte sie wer sie dann ablösen würde und sie nannte uns einen Namen und ich wusste sofort: Das ist die unsympathische Frau von heute Morgen. Na toll…
Die Hebamme Frau Ludwig kam also und untersuchte mich noch einmal, viel hatte sich in den letzten zwei Stunden leider trotz heftiger Wehen nicht getan. Ich bat um eine PDA. Die Anästhesistin kam zusammen mit einer Schwester und das Legen der PDA ging los. War im Prinzip gar nicht schlimm, das Problem war nur das sie es einfach nicht hinbekommen haben, angeblich sei mein Rücken krumm und verknöchert. Super, ein weiterer Arzt musste ran. Der hat es dann schließlich glücklicherweise geschafft, nach einer Stunde saß die PDA endlich. Man gab mir eine Art Pumpe mit der ich das Schmerzmittel selber, aber höchstens alle zwanzig Minuten, dosieren konnte. Was für eine tolle Erfindung, diese PDA. Ab da an merkte ich die Wehen nur noch als leichten Druck, fantastisch. Man gab mir einen Wehentropf um das Ganze ein wenig zu beschleunigen und um die schmerzfreie Zeit optimal zu nutzen.

Mittlerweile war es ungefähr elf Uhr und von nun an wurde alles hektisch. Die Herztöne von unserem kleinen Mann sackten immer weiter ab. Der Arzt kam und man wollte dem Kleinen Blut aus seinem Köpfchen entnehmen um die Sauerstoffversorgung zu kontrollieren. Die Hebamme öffnete die Fruchtblase und drückte von oben auf meinen Bauch, so dass das Köpfchen weiter ins Becken rutschte. Der Arzt entnahm das Blut, ließ es untersuchen und man sagte uns, es sei alles in Ordnung.
Die Hebamme wollte mir nun schon mal vorsichtshalber einen Blasenkatheter legen. Ich verspürte dabei einen furchtbaren Schmerz und da wurde die Hebamme hellhörig. Wie konnte ich den Schmerz denn spüren, ich hatte doch eine PDA und dürfte eigentlich gar nichts merken?! Da bemerkten wir dann, die PDA hatte aufgehört zu wirken, ich drückte vergeblich an der Pumpe, nichts passierte. Die Anästhesistin kam und versuchte das wieder hinzukriegen aber sie schaffte es nicht. Angeblich war der Katheter verrutscht.
Derweil wurden die Herztöne unseres Sohnes immer und immer schlechter, gleichzeitig hatte ich unglaubliche Wehen, weil ich ha noch immer am Wehentropf hing. Dieses wurde dann abgestellt und ich bekam Wehenhemmer, was aber nicht wirklich half. Bei jeder Wehe musste ich tief in den Bauch atmen, damit unser Kleiner im Bauch überhaupt genug Luft bekommt, weil bei jeder Wehe die Herztöne sehr schwach waren. Es wurde erneut Blut aus dem Köpfchen abgenommen und ich bekam Trombosestrümpfe von der Hebamme angezogen, weil sie wohl schon davon ausging das es doch im Kaiserschnitt enden wird. So langsam bekamen wir es mit der Angst zu tun. Ich fragte den Arzt und die Hebamme, warum denn nun kein Kaiserschnitt gemacht wird, es wäre doch sicherlich für alle das Beste. Man sagte uns, man wolle es erst mal noch so versuchen. Was dann für mich völlig unverständlich war, der Wehentropf wurde wieder angestellt. Ich hatte eine Wehe nach der anderen, ohne Pause quasi, und musste dabei immer drauf achten das ich richtig fest in den Bauch einatme damit es unserem Kind gut geht. Das war sehr anstrengend und meine Schreie hörte man bestimmt im ganzen Klinikum. Ich machte mir große Sorgen. Michael blieb zum Glück relativ ruhig.
Das ging dann ungefähr bis halb zwei Uhr morgens so weiter. Ich war völlig am Ende und der Kleine anscheinend auch, weil plötzlich hieß es: Wir machen jetzt einen Kaiserschnitt. Ich war total erleichtert, das zu hören. Bald würde das alles hier ein Ende haben.
Man wollte eine örtliche Betäubung, also die Spinalanästhesie versuchen und so wurde fleißig Narkosemittel in die vorhandene PDA gespritzt. Michael wurde zum Umziehen geschickt und ich, nachdem ich die Einverständniserklärung unterschrieben hatte (in dem Moment hätte man mir auch eine Waschmaschine verkaufen können, ich hätte es nicht geschnallt), wurde in den OP gefahren. Dort verfolgte ich wie gebannt die OP-Vorbereitungen. Es waren so unglaublich viele Menschen in diesem doch kleinen Raum, Wahnsinn. Und alle nur wegen mir und dem Kleinen ?

Das mit der lokalen Betäubung funktionierte nicht, wie denn auch, wenn die PDA schon nicht wirkt. Also war Vollnarkose angesagt und Michael durfte somit nicht dabei sein. Aber auch das war mir in dem Moment egal, ich wollte nur das es endlich los geht. Von Angst keine Spur, das war alles viel zu aufregend. Es war nur tierisch kalt im OP, ich zitterte wie nichts Gutes. Ich bekam eine Sauerstoffmaske aufgesetzt wogegen ich mich gewehrt habe. Und ab dann kann ich mich an nichts mehr erinnern. Das war ungefähr um drei Uhr.
……
Als ich wieder zu mir kam wurde ich grad zurück in den Kreißsaal geschoben. Das erste was ich sah war Michael mit unserem kleinen Baby auf dem Arm. Das war unglaublich obwohl ich eigentlich noch total benebelt war. Ich fragte ob es ihm gut gehe und war total erleichtert als die Hebamme sagte dass alles in Ordnung ist. Er war so wunderschön und ich hab mich gleich total in ihn verliebt.
Nun war er also da, Marius, geboren am 23.10.2011 um 03.07 Uhr ,3310g schwer und 52cm groß. ? Unser ganzer Stolz ?

ELTERN -
Die beliebtesten Milchpumpen 2024

Hebammen-Tipp
Medela Handmilchpumpe Harmony, Produktkarton im Hintergrund
  • hoher Bedienkomfort
  • leicht und kompakt
  • flexible Brusthaube
zum Vergleich
1

Ach ja, eins hab ich vergessen, er hatte die Nabelschnur zwei Mal um den Hals, deswegen wurden die Herztöen bei jeder Wehe wohl auch so schlecht.

2

Hallo,
Meine Maus ist auch am 23.10.2011 geboren und ich hätte auch eine pda. Diese saß aber zum Glück bis zum Schluss gut.

LG Pingu mit Sophie

3

Herzlichen Glückwunsch, ich habe ebenfalls am 23.10.2011 entbunden :) 9 Tage über den Termin.

PDA hatte ich leider keine.

LG, Steffi