Spontan nach Kaiserschnitt: eine schnelle schöne Geburt

Kurz zur Vorgeschichte: 2011 hatte ich einen geplanten Kaiserschnitt, da mein Sohn in BEL lag. Eine natürliche Geburt war wegen eines recht engen inneren Beckens nicht möglich. Ich hoffte sehr, dass ich diesmal trotz der Vorgeschichte spontan entbinden könnte. Die Kleine lag immer brav in Schädellage und wurde eher klein geschätzt, gute Voraussetzungen also.

Mein Entbindungstermin war der 8.1.2014 und meine größte Sorge war, dass die Geburt schon früher losgehen würde und ich die Feiertage im Krankenhaus verbringen müsste. Weihnachten und Silvester vergingen und bis auf ein paar leichte Vorwehen tat sich nichts. Die letzte VU bei meiner FÄ am 6.1. ergab, dass der MM zwar weich aber noch geschlossen war, GMH erhalten, Kopf schwer abschiebbar aber noch nicht tief im Becken, keine Wehen auf dem CTG.

Am 7.1. bemerkte ich tagsüber immer wieder ein leichtes Ziehen im Rücken, ähnlich wie die Vorwehen. Ich dachte mir aber noch nichts dabei. Zudem hatte ich vormittags mehrfach Durchfall und musste erbrechen. In der Nacht auf den 8.1. wurden die Wehen dann stärker, so dass ich sie schon veratmen musste, und kamen ca. alle 6 Minuten. Bis 6:00 Uhr hielt ich durch, dann weckte ich meinen Mann: "Schatz, ich glaub wir müssen los!" Wir riefen also im Kreißsaal an, weckten unseren Großen und sagten meiner Mutter Bescheid, dass sie ihn möglicherweise nachmittags von der Tagesmutter abholen müsse. Und dann? Waren die Wehen weg... Im Kreißsaal sagte man, wir sollen trotzdem vorbeikommen. Auf dem Weg dorthin kamen wieder ein paar leichte Wehen, auch das CTG zeichnete ein paar auf. Der MM war leicht fingerdurchlässig. Man schickte uns also wieder nach Haus, da es wohl noch länger dauern könnte. Den Tag verbrachten wir dann recht entspannt, mein Mann beschloss, erstmal freizunehmen. Nachmittags machten wir einen langen Spaziergang mit dem Großen. Ich bemerkte so langsam wieder Wehen, die gegen abend stärker wurden. Der Badewannentest brachte nicht wirklich was, alles blieb unverändert.

Nachts gegen 2 Uhr wurden die Wehen dann so stark, dass ich jedes mal aufspringen musste, um sie zu veratmen. Ich stand also auf, um ein wenig umherzulaufen. Gegen drei weckte ich wieder meinen Mann, die Wehen kamen alle drei Minuten und ich empfand sie schon als sehr intensiv, konnte aber ganz gut damit umgehen. Wir riefen meine Mutter an und als sie um 3:40 Uhr eintraf, machten wir uns uns zum zweiten Mal auf den Weg zum Krankenhaus.

Die Hebamme empfing uns: "Sie haben Wehen? Dafür wirken Sie aber noch recht entspannt." (Wenig später wusste ich, was sie meinte :-)) Das CTG zeichnete recht starke Wehen auf, aber am MM hatte sich kaum was getan. Zwei Finger einlegbar, mehr hatten die Wehen nicht bewirkt... Sie stellte uns frei zu bleiben oder wieder nach Hause zu fahren. Mein erster Gedanke war "bleiben", aber dann beschlossen wir doch, wieder nach Hause zu fahren. Ich hatte keine Lust, frühmorgens durch das dunkle Krankenhaus zu laufen...

Zuhause angekommen, meine Mutter und der Große schliefen noch, fand ich die Wehen wirklich langsam extrem unangenehm. Es war mittlerweile ca. 6 Uhr. Da ich zwei Nächte nicht geschlafen hatte, sank meine Laune auf den Tiefpunkt. Obwohl ich die Wehen im Stehen deutlich angenehmer fand, legte ich mich etwas aufs Sofa. Im Liegen waren die Schmerzen zwar schlimmer, dafür aber die Abstände etwas größer, so dass ich in den Pausen kurz die Augen schließen konnte. So atmete und stöhnte ich ein wenig vor mich hin, während mein Mann mit meiner Mutter und unserem Großen frühstückte. Plötzlich spürte ich, dass sich die Wehen veränderten. Mein Bauch wurde ganz hart und schon machte es "plopp" und es wurde nass... Nun wurden alle ganz hektisch. Meine Mutter machte meinen Sohn abfahrbereit, ich sprang schnell unter die Dusche, zog eine trockene Hose an und musste nochmal dringend aufs Klo. Und dann fuhren wir zum dritten Mal zum Krankenhaus, es war etwa 8 Uhr.

Diese Fahrt war diesmal wirklich die Hölle. Die knappe halbe Stunde kam mir vor wie eine Ewigkeit, die Wehen kamen nun fast ohne Pause. Ich fluchte und stöhnte vor mich hin. Gott sei Dank kamen wir gut durch den Berufsverkehr. Am Krankenhaus angekommen mussten wir noch vom Parkplatz durchs Foyer zu den Aufzügen laufen und in die 5. Etage fahren. Dieser Weg war wirklich abenteuerlich, ich wurde langsam laut und klammerte mich bei jeder Wehe an meinem Mann fest. Es war mir in dem Moment alles völlig egal... Den ersten Aufzug verpassten wir, da ich mal wieder veratmen musste und es nicht schaffte, den einen Schritt in den Aufzug zu machen. Zudem spürte ich so langsam einen deutlichen Pressdrang und bekam Panik, da ich davon ausging, dass der MM in der kurzen Zeit bestimmt noch fast zu sein müsse...

Am Kreißsaal nahm uns sofort eine Hebamme in Empfang. Diesmal wirkte ich wohl nicht mehr so entspannt! Wir kamen erstmal ins Aufnahmezimmer, man zog mir die Hose aus und ich wurde untersucht. Ich sagte panisch, dass ich pressen müsse und die nette Hebamme meinte: "Dann pressen Sie! Der Muttermund ist geöffnet!" Ich konnte es kaum glauben, sooo schnell? Zwischendurch kam noch die diensthabende Ärztin und fragte mich: "Sie möchten eine PDA?" Ich muss wohl zwischendurch irgendwas von PDA gesagt haben, konnte mich aber gar nicht daran erinnern und fand, dass eine PDA nun ja auch keinen Sinn mehr machte...?

Ich wurde nun noch in einen freien Kreißsaal gebracht ("Achtung, Frau ohne Schlüppi auf Flur!"). Dort musste ich mich zur CTG-Kontrolle auf den Rücken legen, was ich als absolute Zumutung empfand. Zum Glück bot man mir sofort an, mich hinzuknien und das Kopfteil des Bettes wurde hochgeklappt. Zwischendurch legte mir die nette Ärztin noch eine Zugang, falls ich es mir mit der PDA noch überlegen wolle (verstehe den Sinn bis heute nicht, war mir aber auch egal).

Ich drückte und presste nun wie eine wilde. Das Köpfchen war immer noch nicht ganz im Becken und musste erst runterrutschen. Dabei schrie ich gefühlt das ganze Krankenhaus zusammen, mir war aber alles egal. Ich war komplett in meiner eigenen Welt, dachte auch nicht einmal an mein enges Becken oder die Kaiserschnittnarbe. Die Hebammen sagten, es würde super laufen und ich solle so weitermachen. Ich muss sagen, dass ich die Pressphase lange nicht so schlimm fand wie die heftigen Wehen nach dem Blasensprung, da ich keine Schmerzen mehr hatte, nur diesen unglaublichen Druck, und ich wusste, dass es nun bald geschafft war. Nur meinem Mann, dem ich am Kopfende die Hände zerquetschte, sackte zwischendurch der Kreislauf weg und er musste sich mal kurz neben mich aufs Bett legen...

Nach ca. einer Stunde im Kreißsaal war es geschafft: um 9:28 wurde unsere Tochter geboren! Sie war mit 47 cm und 2900 g wie erwartet sehr zierlich, aber topfit! Und durch den kleinen Kopfumfang von 34 cm hat sie es mir recht leicht gemacht.

Insgesamt dauerte die Geburt ab Einsetzen der stärkeren Wehen ca. 7,5 Stunden. Es war ein tolles Erlebnis, auch wenn ich zwischendurch alles verflucht hab! Mir ging es sofort total gut und ich war so stolz und glücklich, es geschafft zu haben. Ich hatte zwei kleine Labienrisse, die mit ein paar Stichen genäht wurden und mir keine Probleme machten.

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War ja wirklich abenteuerlich bei dir ;)
Aber ein sehr schöner Bericht.

Und die Ärztin wollte dir wohl die pda so gerne geben weil es doch extra Geld bringt.

Lg

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Oh, darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Wobei in dem Krankenhaus eigentlich nicht so schnell gestochen wird...

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich noch so klar denken konnte, die PDA nicht zu wollen! Sonst wäre es wahrscheinlich nicht so schnell und problemlos gegangen und außerdem waren die ganz heftigen Schmerzen ja eh weg.

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Deswegen, NORMALERWEISE wird ab 8cm auch keine PDA mehr gelegt, eben weil das die Geburt nur aufhält...
Ich finde es umso mehr von außen in die Geburt eingegriffen wird, umso mehr Komplikationen treten auf und umso länger dauert eine Geburt.
Und bei vollständig eröffnetem Muttermund kurz vor den Presswehen ist die PDA ja nun mehr als überflüssig und ein sinnloses Risiko.

Alles liebe