Gewitter und Blasensprung

Pfingstsonntag, 8.6. (40+3)

In der Nacht wird der Bauch immer mal wieder hart, aber nicht schmerzhaft und irgendwie habe ich mich durch das Rumgewehe der letzten Tage mittlerweile daran gewöhnt.

6.00 Beim stündlichen Gang auf die Toilette stelle ich Blutungen fest, rot bis dunkelrot und ganz leicht schleimig. Juhu. Das könnte die ominöse Zeichnungsblutung sein, von der ich schon gelesen habe. Da es aber schon recht blutig ist, rufe ich zur Sicherheit im Kreißsaal an, ob ich entspannt warten kann, was passiert oder ob es eine andere Blutungsursache geben könnte, die abgeklärt werden sollte. Die Hebamme vermutet, dass sich mein Muttermund langsam öffnet und es bald losgehen könnte, sollten die Wehen aber ausbleiben und die Blutung mensstark werden, soll ich zur Sicherheit vorbeikommen.

7.00 So langsam bekomme ich mensartige Schmerzen und es zieht im Rücken. Da ich genug von den vielen unechten Wehen habe, versuche ich, das zu ignorieren und schaue, ob ich noch etwas Schlaf abbekomme. Spatzi hat sich gerade durch leichte Bewegungen bemerkbar gemacht, was mich beruhigt.

8.40 War das Fruchtwasser? Ich hatte das Gefühl, da läuft gleich was raus und bin aufs WC. Es war nicht viel, aber eine kleine Menge klare Flüssigkeit. Ich lege mich mit Handtuch unter mir wieder ins Bett und habe die Testhandschuhe für den Ph Wert griffbereit. Auf der Matratze liegt schon seit einiger Zeit eine saugfähige Unterlage. Frau will schließlich auf alles vorbereitet sein.

12.00 Wie langweilig. Außer, dass mein Bauch immer mal hart wird und ich vor mich hin schleimpfropfe, passiert gar nichts. Ich reibe mir einfach mal den Bauch mit dem Eisenkrautöl ein, was ich von der Hebamme bekommen habe.

13.30 So langsam werden die Wehleinchen etwas unangenehm in Bauch und Rücken. Warum ist Formel Eins heute nicht zur regulären Uhrzeit? Dann könnte ich mich damit ein wenig ablenken.

Heute sieht zwar alles nach guten Anzeichen aus, aber nach zwei Fehlalarmen mache ich mir trotzdem nicht zu viel Hoffnung, heute noch ein Kind zu bekommen. Meiner Mutter habe ich nichts von den Gegebenheiten erzählt - möchte nicht zu viel Optimismus verbreiten.

15.45 Im Moment sind das keine Wehen, die nach Stoppuhr kommen und gehen, sondern es ist eher konstant ziemlich unangenehm. Ich nehme jetzt mal ein Buscopan, damit ich mich nicht so auf den Schmerz verkrampfe.

17.00 Draußen gewittert es und ich spüre einen Hieb im Unterbauch. Ich gehe auf Toilette und kaum, dass ich sitze, läuft es schwallartig. Ich fange an zu lachen, da ich die Situation so skurril finde, lege mich auf den Boden und rufe meinen Mann. Auch, wenn ich mir bessere Methoden vorstellen kann, ins Krankenhaus zu kommen, ruft mein Mann den Notruf an bzgl. Krankenwagen. Mein Mann ist dann nervös auf und ab gelaufen und war leicht panisch. Es kamen zwei nette Jungs, die mich dann erst mal ausgefragt haben. Bis zum Krankenwagen (dann ist ein Liegendtransport ja sehr sinnvoll :-/) sollte ich dann doch laufen und es lief direkt wieder aus mir raus.

Im Krankenhaus angekommen bin ich dann in den Kreißsaal gekommen und musste mich von Trage auf Bett wuchten. Die Hebamme ist absolut rigoros, so dass ich wirklich liegen muss. Erst mal wurde CTG geschrieben, was aber keinerlei Wehen zeigt. Sie hat sich noch mal vergewissert, dass es wirklich ein Blasensprung ist. Welch Überraschung, dass es tatsächlich einer ist. Wo hätte all das Wasser herkommen sollen? Daheim wollte ich ja eigentlich auf Toilette, was sich ja durch den Blasensprung erledigt hatte. Spatzi liegt immer noch sonstwo, nur nicht im Becken. Also darf ich nicht aufstehen und muss dringend Pipi. Also bekomme ich ein Töpfchen zum Reinpullern - ist das entwürdigend. Aber nützt ja nichts. Wenn morgen früh noch nichts von selbst in Gange ist, wird mit der Einleitung begonnen. Ich hoffe, der Kleine kommt freiwillig.

18.30 Ich bekomme Wehen, die sehr schmerzhaft sind und bei denen ich nur atme, zu mehr aber nicht imstande bin. Ich soll erst mal noch im Kreißsaal bleiben und in 1,5h wird wieder CTG geschrieben. Die Station ist voll, aber die Hebamme hat tatsächlich ein Familienzimmer für uns organisiert.

20.00 Es wird noch mal CTG geschrieben. Ich muss immer noch liegen, ich hasse das Töpfchen (aber ich muss ständig) und die Wehen sind im Liegen unerträglich. Die Hebamme ist sich nach dem Tasten nicht sicher, ob der Kopf fest im Becken ist und bittet die Ärztin um eine zweite Meinung. Braves Kind. Kopf fest im Becken und ich darf endlich wieder aufstehen. Der Muttermund ist bei 1-2 cm.

21.00 Wir beziehen das für uns vorgesehene Einzelzimmer auf der Station. Es wurde ein zweites Bett reingestellt, es gibt Handtücher, ein Kosmetiktäschchen und Säfte. Nicht, dass ich das alles brauchen würde. Wichtig ist, dass mein Mann mit dableiben kann. Im Stehen lassen sich die Wehen ein wenig besser ertragen und ich bin wirklich froh, nicht länger liegen zu müssen.

22.00 Schichtwechsel im Kreißsaal. Die Hebamme kenne ich schon vom stationären Aufenthalt - sie ist superlieb und ich freue mich, dass sie Dienst hat. Wieder im Kreißsaal zum CTG. Die Wehen sind jetzt schon unerträglich. Wie soll ich nur die Nacht überstehen? Aber wie gut, dass ich nicht weiß, was noch alles kommt. Die Wehen sind heftig und nahezu pausenlos und es ist klar, dass wir nicht noch mal auf Station gehen, sondern jetzt tatsächlich ein Baby bekommen.

Nach einer unerträglichen Stunde lässt mir die Hebamme die Wanne ein und ich nehme zwei Buscopan. Ich bleibe bis halb eins drin und lasse immer wieder warmes Wasser nachlaufen. Die Wehen sind etwas erträglicher und nicht mehr pausenlos. Ich döse in den Wehenpausen immer mal ein und regeneriere mich.

Pfingstmontag, 9.6.

0.30 Ich hätte das nächste CTG auch noch in der Wanne schreiben lassen können, aber langsam wird mir da doch kalt. Die Wehen werden im Laufe der nächsten Stunden wieder heftiger, ich bin einfach nur müde und erschöpft. Durch den Blasensprung bekomme ich Antibiotika per Infusion. Außerdem bekomme ich ein angeblich relativ starkes Schmerzmittel. Davon merke ich aber nichts und ich bin den Tränen nahe, da ich es kaum noch schaffe, zu veratmen. Ich bettel um eine PDA, muss mich aber gedulden, da eine Notsectio in Gange ist.

Gegen 4.00/4.30 rauscht dann ein ganzes Team an Ärzten etc. an. Von dem Prozedere spüre ich kaum was. Ich hatte vorher echt Angst, was das für Schmerzen geben könnte. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist der Muttermund da grad mal bei 4-5cm.

5.00 Die PDA wirkt. Ein Segen auf die moderne Medizin. Ich schaffe es, mich ein wenig auszuruhen. Das Dumme daran ist jedoch, dass ich nun ans Bett gefesselt bin und das mit dem zur Toilette gehen nun Geschichte ist. Hurra Blasenkatheter.

Gegen 6.00 Uhr ist wieder Schichtwechsel. Ich bin traurig, denn die Hebamme hat mich während der anstrengenden Nacht super unterstützt. Die neue Hebamme wirkt zwar resolut, macht aber einen ganz netten Eindruck.

Ich weiß nicht mehr, wann jetzt genau welcher Muttermundbefund war, aber er öffnet sich nun deutlich schneller und irgendwann nach 7/8 Uhr ist er vollständig geöffnet. Langsam kommen die Presswehen, welche ich aber noch veratmen muss, da der Kopf noch ein paar cm sinken muss. Ich muss ständig die Seitenlage wechseln, weil die Herztöne immer mal schlechter werden. Das linke Bein ist durch die PDA fast taub, das rechte noch halbwegs mobil. Die Ärztin nimmt Blut aus dem Köpfchen ab, aber die Sauerstoffsättigung ist zum Glück noch super.

Gegen 9/10 Uhr wird mir die PDA abgestellt, damit ich bei den Presswehen vernünftig mitmachen kann. Dabei spüre ich diese bereits heftig. Die Wehen werden dann richtig schmerzhaft, da er aber noch nicht weit genug unten ist, muss ich noch veratmen.

Die Ärztin wird langsam nervös, da die Geburt schon viel zu lange dauert und der Kleine muss raus (max. 3h nach vollständiger Öffnung des Muttermundes sollte das Kind da sein). Sie macht einen Dammschnitt, was ich zwar vermutete, mir aber in dem Moment nicht gesagt wurde, sondern erst hinterher.

Wir versuchen jetzt, ihn mit den kommenden Wehen da rauszubekommen. Die Ärztin drückt mit aller Gewalt auf meinen Oberbauch, um mich zu unterstützen. Das ist sehr schmerzhaft und ich trage blaue Flecken davon. Das Pressen selbst ist zwar anstrengend, aber die Schmerzen halten sich in Grenzen.

Ich spüre nur einen leichten Druck, als das Kind um 11.11 Uhr endlich aus mir rauskommt. Es ist weder unangenehm noch schmerzhaft - vermutlich sind das noch die Nachwirkungen der PDA. Die Plazenta kommt 11.23 vollständig und wir bestaunen diese. Dann werde ich genäht, was ich gar nicht spüre.

Alle Strapazen sind vergessen und wir sind überglücklich. Wir dürfen noch ein Stündchen im Kreißsaal kuscheln.

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Huhu.das ist ein sehr schöner Bericht:)

herzlichen Glückwunsch

eine frage hätte ich,welchen Grund gab es denn das du dich,sofort auf den,Boden,gelegt hast nach Blasensprung?
ich hatte damals auch einen und bin nochmals ins Bett,da meine hebi meinte wenns einem gut geht und natürlich dem,baby( wenns sich bewegt).

geniess die zeitbsie werden zu schnell gross

lg

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Danke!

Der Kopf war nicht im Becken und da ist das Risiko da, die Nabelschnur abzuklemmen, wenn man sich großartig bewegt.

Mir ist vorher von div. Ärzten und Hebamme eingetrichtert worden, mich dann direkt auf den Boden zu legen.

Und wenn einem das so viele sagen, will man ja auch kein Risiko eingehen. Aber das lange Liegen, bis sein Kopf fest im Becken war, war echt hart.

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Ah ok.dann,is klar. Davon erzählte unsere hebi auch und meinte das is super selten.dann bist du ein seltener fall;) ist ja alles gut gegangen:) nochmal danke für den,schönen Bericht.lese die alle hier immer gern:)

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Hallo erstmal herzlichen Glückwunsch.

Bei mir war morgens um fünf alles "vollständig eröffnet", aber mein Sohn Wurde erst um 11:38 Uhr geboren.

Warum soll das Baby nach maximal drei Stunden da sein??

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Keine Ahnung. Hatte die Hebamme unter der Geburt gesagt. Ich hatte davon vorher auch noch nicht gehört.

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Das sind so Protokolle der Krankenhaeuser, und da hat jedes Haus ein eigenes. Im einen wird 12 Stunden nach Blasensprung eingeleitet, im andern darf man 24 Stunden oder laenger warten, in einem muss das Kind 3 Stunden nach Eroefnung da sein, im anderen nicht. In einem Haus wartet man hoechsten 30 min auf die Plazente, im naechsten 2 Stunden...

Das hat alles wenig wissenschaftliche Grundlage und basiert eher auf Erfahrungswerten des jeweiligen Krankenhauses.

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Herzlichen Glückwunsch zum Baby!

Schade, dass die Geburt so verlaufen ist.

Alles Liebe.

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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt! #herzlich
Ich finde es aber auch krass, was da alles im KH an Dir herumgedoktert wurde...