ambulante Zwillingsgeburt aus Beckenendlage(n)

In der 11. Woche habe ich erfahren, dass ich nicht nur ein, sondern zwei Kinder erwarte. Die Freude war riesengroß. Für mich war selbstverständlich, dass ich spontan und ambulant entbinden werde. Ab der 20. Schwangerschaftswoche beschäftigte ich mich mit Beckenendlagengeburten, da sich meine Jungs nicht in Schädellage drehen wollten. Meine Frauenärztin und meine Hebamme versuchten mich behutsam auf eine PDA vorzubereiten und besprachen mit mir, dass womöglich ein Kaiserschnitt notwendig werden könnte. Ich konnte mich weder mit der PDA noch mit dem Kaiserschnitt gedanklich abfinden. Meinen ersten Sohn hatte ich doch schließlich ohne PDA spontan entbunden und das obwohl er über 4 kg gewogen hat.

Meine Wehen begonnen bei 38+1 um 5 Uhr morgens. Um 10.30 Uhr war mein großes Kind versorgt und mein Mann fuhr mit mir und unserer Hebamme ins Krankenhaus.

Im Krankenhaus wurde ein Zugang gelegt und ein Ultraschall gemacht um die Größe meiner Zwillinge zu bestimmen und die Beckenendlagen zu bestätigen.

Danach wartete ich im Kreissaal, ging umher, habe Mittag gegessen, zwischendurch wurde immer wieder CTG geschrieben. So starke Schmerzen wie bei der Geburt meines ersten Sohnes hatte ich diesmal nicht.
Gegen 14 Uhr wurde ich an den Wehentropf gehängt. Durch die Zwillingsschwangerschaft war meine Gebärmutter überdehnt, der Muttermund öffnete sich zu langsam. Die Wehen wurden stärker.
Mein Muttermund war bei 6 cm. Bei Zwillingsgeburten sind zwei Hebammen dabei, für jedes Kind eine. Die zweite Hebamme war gerade angekommen. Um 15 Uhr wollte meine Hebamme den Muttermund prüfen, ich sollte vorher noch einmal auf die Toilette gehen. Auf der Toilette platze dann meine Fruchtblase. Ich schaute und sah ganz viel Blut. Mein erster Gedanke war: Oh, nein. Plazentaablösung! Ich rief nach meiner Hebamme, die mich zurück in den Kreissaal brachte und wieder ein CTG machte. Die Plazenta war glücklicherweise nicht abgelöst, meinen Kindern ging es gut. Der führende Zwilling hatte sich allerdings sehr erschrocken und die Beine gestreckt. Da eine Beckenendlagengeburt spontan nur durchgeführt wird, wenn der Po zuerst kommt, musste ich mich auf die rechte Seite legen und hoffen, dass der Po nachrutscht. Die Wehen waren jetzt schmerzhaft. Immer wieder halfen mir meine Hebammen eine bequemere seitliche Position einzunehmen, wenn ich wieder vom hochgestellten Teil des Kreissaalbettes herruntergerutscht war. Festgekrallt an meinen Mann habe ich gefragt, ob das bei der ersten Geburt auch so war. Er sagte: JA! Mir kam es schlimmer vor und ich habe mich in dieser Zeit gefragt, ob ich es schaffen würde. Hätte ich mich in diesem Moment an meine erste Entbindung erinnert, wäre ich vielleicht auf den Gedanken gekommen, dass ich es bald geschafft habe. Ich war aber so beschäftigt mit dem Gedanken, dass ich auf keinen Fall eine PDA oder einen Kaiserschnitt haben wollte (meine Angst davor war wohl immer noch größer als die Schmerzen :-p), dass ich daran nicht gedacht habe. Entspannung war mir nicht möglich. Meine ganze Konzentration war darauf gerichtet, den führenden Zwilling in die richtige Position zu bringen. Pressen sollte ich nicht, nur drücken. Eine Ärztin schaute vorbei, sagte, dass sie gerne bei der Entbindung dabei wäre und um 19.30 Uhr wiederkommen würde. Mein einziger Gedanke war: Oh, nein, so lange noch?!
Um 17.15 Uhr hat meine Hebamme abermals den Muttermund untersucht. 8 cm offen. Ihre Kollegin untersuchte mich nach der nächsten Wehe und bat meine Hebamme, den Chefarzt zu holen.

Danach ging alles sehr schnell, ich hoffe, dass ich zumindest keine Fakten vertausche:
Mein erster Gedanke war: Oh Gott, jetzt doch ein Kaiserschnitt! Der Popo ist nicht nachgerutscht.
Dann wurden die Beinstützen an das Bett angebracht. Ich dachte: „Oh, doch kein Kaiserschnitt, dafür würde ich doch in den OP gebracht werden?!“ Als ich begriffen hatte, dass ich spontan entbinden würde, waren die Schmerzen nicht mehr wichtig. Der Chefarzt kam, untersuchte mich, ich bekam einen Katheter gelegt. Mein nächster Blick fiel auf die Schale, die ihm gereicht wurde. Ich dachte: „Die Schere sieht doch gar nicht aus wie eine Geflügelschere. Mist, doch ein Dammschnitt.“ Der Chefarzt bat mich Augen und Mund zu schließen. Was er sonst noch sagte, weiß ich nicht mehr. Den Schnitt habe ich gemerkt, weil ich wußte, dass er kam. Schmerzhaft war es aber nicht. Eigentlich fühlte es sich sogar gut an, weil der Weg jetzt frei war und ich endlich pressen durfte.

Um 17:30 Uhr kam der führende Zwilling mit dem Popo zuerst zur Welt. Mein Mann durfte die Nabelschnur durchschneiden. Mein Sohn sah ziemlich mitgenommen aus und wurde erst einmal aus dem Kreissaal gebracht und versorgt. Da alles in Ordnung war, wurde er jedoch sofort wieder zu uns zurück gebracht und meinem Mann auf die nackte Brust gelegt.

Der Wehentropf war nicht ausgestellt worden. Ich musste wieder pressen und rief: „da kommt was!“ Der Chefarzt rief: „Kopf! Nein Steiss!“ und fing geschickt den zweiten Zwilling auf. Um 17.35 Uhr brachte ich den zweiten Zwilling zur Welt. Ich bekam ihn auf die Brust gelegt, wurde genäht und dann hatten wir zwei wunderbare Stunden Zeit unsere Zwillinge kennenzulernen. Eine unbeschreiblich schöne Zeit. Ich war erfüllt von Liebe und Stolz als ich meine Babys das erste Mal anlegen durfte.
Der führende Zwilling war 52 cm groß und 3100 g schwer, der zweite 51 cm und 3180 g.
Um 22:30 Uhr verließ ich mit meinem Mann und zwei gesunden Kindern das Krankenhaus. #verliebt
Ein riesengroßes Dankeschön meinen Hebammen Simone Bungenberg-Decker und Danja Ricke sowie Chefarzt Dr. Norbert Golz!

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Hallo und herzlichen Glückwunsch zur Geburt.

Ich finde es immer wieder beeindruckend, wenn Frauen sich dazu entscheiden, ihr Zwillinge spontan auf die Welt zu bringen!

Was ich schon immer mal wissen wollte :-) geht die Geburt des zweiten Kindes eigentlich schneller und ist weniger anstrengend, oder tut sich da nicht viel?

Liebe grüße

Monkuchen

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Ich würd sagen, das empfindet jede Frau anders... kommt vielleicht auch ein bißchen drauf an, wie die erste Geburt war.
Die erste Geburt war bei mir schon nicht besonders anstrengend und ich war schnell wieder fit, daher konnte ich der Geburt jetzt auch ganz entspannt entgegenblicken. Das macht schon viel aus...

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Wow, bin tief beeindruckt!!! Vor BEL hab ich echt Respekt und dann auch noch (große) Zwillinge, spontan, ohne PDA! Du kannst sehr stolz auf dich sein! Herzlichen Glückwunsch zu deinen Söhnen!

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Danke!

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boah, hab Pipi in den Augen :-) Herzlichen Glückwunsch, finde es toll, dass du die beiden so bekommen hast!

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Danke :-D