Spontane Zwillingsgeburt aus SL und FL

15.04.2015

37+5 - Mein Mann und ich arbeiten in der alten Wohnung. Wir sind gerade umgezogen und müssen noch "zurückbauen". In dem Fall heisst es Decke runter reissen. Durch meinen doch mittlerweile recht grossen Bauch bin ich "bewegungseingeschränkt", trotzdem will ich ihm helfen. Wir müssen fertig werden, Samstag soll eingeleitet werden. Ich kümmer mich also um das Styropor und die Dämmwolle. Verdammt, das Zeug juckt!

20.00 Uhr Fertig mit Abendbrot. Jetzt muss ich aber dringend duschen.Die Dämmwolle spüre ich am ganzen Körper. Um 21.00 Uhr liege ich eingekuschelt mit meinem 3jährigen auf der Couch. Mein Mann und ich müssen lachen.

P-l-a-t-s-c-h - Blasensprung!

Als ich das meinem Mann sagte, dachte er das wäre ein Scherz. "Wa, ehrlich? " "Ja, ehrlich. Handtücher wären jetzt gut, und der Sohn müsste auch noch schnell ins Bett. "

"Schatz, ich hoffe Du hast mittlerweile Deine Kliniktasche gepackt?!" UPS

Fluchend suchte er meine 7 Sachen zusammen, während ich mit meiner Schwester telefonierte. Die bot sich an, mich zu begleiten, damit mein Mann bei unseren drei Kindern bleiben kann.

Ich rief den Krankentransport. Ich wusste nicht, wie der Kopf vom führendem Zwilling lag, daher fand ich den Liegendtransport angebracht.

In der Klinik angekommen, untersuchte mich die Hebamme. Ich hatte einen guten Riecher. Köpfchen noch sehr weit oben, GMH steht, Mumu zu. Ich muss liegen. Selbst zur Toilette darf ich nicht gehen. Meine Schwester ist mittlerweile eingetroffen. Mit ihr die diensthabende Ärztin, die ein US machen möchte. Die Lage der Zwillinge ist unverändert. Der Führende in SL, der andere in Querlage. "Ich habe keine Erfahrung in BEL Entbindungen, sollten sie Wehen bekommen und der Chefarzt kann nicht kommen, muss ich einen KS machen!"



"Dann bekomme ich heute keine Wehen!"

So war es dann auch. Die ganze Nacht keine einzige Wehe. Meine Schwester und ich hatten trotzdem viel Spass und konnten auch ein wenig schlafen. Um 6.00 Uhr musste sie los zur Arbeit.

Mein Mann traf gegen 9.00 Uhr ein. Im Kreißsaal war die Hölle los. Die Hebamme die seit 6.00 Uhr für mich da sein sollte, war noch nicht bei mir. Das versprochene Frühstück auch nicht. Und ich hatte grossen Hunger

Just als mein Mann eintraf, bekam ich höllische Rückenschmerzen. War das ne Wehe? Im Rücken? Das kenn ich von den anderen Geburten nicht. Ich winke ab. Bestimmt keine Wehen...

Um halb 10 kam dann endlich die Hebamme. Auf Anhieb sympathisch. Lächelnd, entschuldigend und Schwerstens tätowiert. .. Sie untersuchte mich. "Hast Du Wehen? Du darfst aufstehen. Kopf fest, Muttermund ist 2 cm auf. Wenn ihr wollt könnt ihr Treppen laufen!"

Ich bat sie, neue Vorlagen zu holen, es schwappte beim Aufstehen ordentlich. Als ich stand bekam ich wieder diese Rückenschmerzen. Und wieder. Als sie mir die Vorlagen brachte, pustete ich schon ordentlich. Das kann doch gar nicht sein?!

Sie beobachtete mich einen Moment und entschied dann, dass Treppen nicht die beste Idee ist. Ich dürfte in den Kreißsaal, ich bekomme eh den Grössten, da kann ich mich bewegen. Als mein Mann und ich ungestört im Kreißsaal waren, versuchte ich nochmal zur Toilette zu gehen. Aber diese Rückenschmerzen kamen unaufhörlich. Es muss 11.00 Uhr gewesen sein als mir tierisch schlecht wurde. Ich sagte meinem Mann, das es zwar nicht sein kann,, aber der Mumu müsste bei 6cm sein. So war es immer, wenn mir schlecht wurde. Er rief die Hebamme.

Sie kam und untersuchte mich. "Ok. Das ging schnell. Es wird jetzt voll hier. Du bist bei 8cm!"

Und mein erster Gedanke war, dass jetzt keine Zeit mehr für ne PDA ist

2 Oberärztinnen und eine Assistenzärztin kamen und die nächste Untersuchung bestätigte, ich bin vollständig eröffnet. Ich darf mitschieben. Ich kann aber nicht. Ich bin blockiert. Ich habe Angst. Ich weiss, ich muss zwei Kinder - eins davon in BEL rauspressen, mein Kopf ist wach, das schaff ich nicht ohne Schmerzmittel!

Das Team hat alles versucht. Sie haben abgewartet "ewig kannst Du die Preßwehen nicht veratmen" (die Rechnung ham se aber ohne mich gemacht ) gut zureden, Lagerungswechsel. .. es half nichts, ich wollte nicht pressen.

Um 12.45 Uhr dann die Entscheidung: der Anästhesist kann kommen, ich bekomme doch eine PDA. Die Hebamme war etwas enttäuscht, sie vermutet, dass die Zwillinge so nicht mehr in ihrer Schicht geboren werden.

Der Anästhesist war schwer begeistert, als er hörte, dass ich schon lange in den Presswehen liege. Aber auch hier war ich konsequent und habe beim Legen der PDA brav weiter die Wehen weggeatmet. Kurze Zeit später, habe ich 5 Min. Zum entspannen. Die PDA sitzt. Optimal. Meine Wehen sind unverändert. Ich spüre sie noch. Gerade stark genug um mitarbeiten zu können.

13.15 Uhr ich frage die Hebamme, ob sie bereit für eine Zwillingsgeburt ist. Ich bin es! Das Team gibt Anweisungen, ich befolge. Warum nicht gleich so?
.

13.30 Uhr Erik erblickt das Licht der Welt. Er schreit sofort. Ich weine vor Glück. Mein Mann nabelt ihn ab. Ich bekomme ihn auf die Brust.

Es wird hektisch. Zwei Ärztinnen schienen den zweiten Zwilling. Eine Ärztin macht einen US. Gemurmel. Was ist los? "Wir bekommen ihn nicht optimal eingestellt. Er kommt mit den Füssen! Bitte jetzt ganz genau auf die Hebamme hören! " Mein Mann nahm mir Erik ab, weil jetzt meine ganze Kraft gefordert war.

13.48 Uhr Iven folgt seinem grossen Bruder und kommt in vollständiger Fußlage und in seiner intakten Fruchtblase- völlig problemlos - zu uns.

Ich kann mein Glück kaum fassen. Ich sehe zwei nackte, perfekte Wesen, die ein paar Minuten vorher noch meinen Bauch gefüllt haben. Diese zwei Wesen, für die wir jetzt sorgen, sie lieben und beschützen werden - erfüllen mich mit Stolz und pures Mutterglück!

Die zwei sind so fit, dass auf die dazugerufenen Kinderärzte verzichtet werden kann. Wir haben ungefähr eine Stunde zum kuscheln und für das erste Anlegen, was ebenfalls sofort klappte.

Meine Hebamme hat über ihre Schicht hinaus gearbeitet. Sie hat ihren Job mehr als gut gemacht - ich hätte nicht ihre Patienten sein wollen

Die neue Hebamme stellte sich vor und übernahm um 15.00 Uhr das Messen und Wiegen.

Erik - 2950g - 51cm
Iven - 3285g - 52cm

Geboren an 37+6

3 Tage später konnten wir die Klinik verlassen. Seit dem ist richtigen Aktion bei uns. Aber das darf es auch - in einer 7köpfigen Familie