Wunderschöne Geburt aus BEL

Hallo liebe Urbianerinnen,

ich möchte mit diesem Bericht allen Schwangeren Mut machen, dass auch als Erstgebärende eine Spontangeburt aus Beckenendlage problemlos möglich ist.

Unsere kleine Maus lag bis zur 27. Woche in der richtigen Position, sprich mit dem Kopf nach unten. Mein Frauenarzt hat dann bei der Untersuchung festgestellt, dass sich unsere Tochter gedreht hat, aber noch genügend Zeit hätte, sich wieder richtig rum zu drehen. Naja, die Wochen vergingen und unsere Kleine blieb stur. Langsam wurde ich etwas nervös, da ich mir so sehr gewünscht hatte, selbstbestimmt in einem Hebammenkreißsaal zu entbinden. Dafür hatte ich mich auch schon seit einigen Wochen mit Hypnobirthing vorbereitet. Beckenendlage ist aber ein Ausschlusskriterium für den hebammengeleiteten Kreißsaal, auch hat dieses Krankenhaus nicht viel Erfahrung mit Beckenendlagen.

Nachdem die indische Brücke, die Taschenlampe, die Spieluhr, die Moxazigarre und alles gute Zureden nichts bewirkte, hatte ich in der 36. SSW einen Termin in einer Frauenklinik, die auf Beckenendlagen spezialisiert ist und ca. 40 km von uns entfernt ist. Dort wurde mir viel Mut gemacht, dass ich gute Chancen hätte, unsere Tochter spontan zur Welt zu bringen. Das Verhältnis von Kopf- und Bauchumfang würde passen und unsere Tochter wurde auch nicht sonderlich groß und schwer geschätzt. In dieser Klinik wird auch bei Geburt aus BEL keine zwingende PDA gelegt und auch nicht provisorisch geschnitten, wie dies in anderen Kliniken der Fall ist. Außerdem wurde mir als weitere Option die äußere Wendung vorgeschlagen. Ich sollte mir alles in Ruhe überlegen und in der folgenden Woche meine Entscheidung mitteilen.

Montags darauf war ich bei einer erneuten Vorsorgeuntersuchung bei meinem Frauenarzt. Dieser meinte, dass alles geburtsreif wäre und er mir wegen BEL eine Überweisung zum Kaiserschnitt mitgeben würde. Ich sollte dann am nächsten Tag in einem Krankenhaus meiner Wahl anrufen und einen Termin für den Kaiserschnitt ausmachen. Er hat mir regelrecht Panik gemacht und mich gefragt, ob ich die Gesundheit unseres Kindes gefährden wolle, nur weil ich auf eine spontane Geburt bestehe. Auch von einer äußeren Wendung halte er gar nichts. Er meinte, unser Kind wolle per Kaiserschnitt geboren werden. Nach diesem Termin war ich fix und fertig und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich wollte doch nur das Beste für unsere Tochter... Ich habe mich dann lange mit meinem Mann beratschlagt. Wir waren der Meinung, dass wir die äußere Wendung probieren wollen und falls das nicht klappt, die spontane Geburt. Auch über einen Kaiserschnitt haben wir lange geredet und waren aber der gleichen Ansicht, dass wenn ein Kaiserschnitt nötig sein sollte, wir auf jeden Fall den Geburtsbeginn abwarten wollten. Unsere Tochter sollte selbst entscheiden, wann sie geboren wird.

Leider hat die äußere Wendung nicht geklappt. Unsere Tochter saß schon zu tief in meinem Becken. Damit stand dann fest, dass ich eine Spontangeburt probieren würde. Mein Frauenarzt war von meiner Entscheidung überhaupt nicht begeistert, doch ich wusste einfach, dass unsere Tochter und ich das schaffen würden.

In der Nacht zum 28. Oktober war Vollmond und als ich an diesem Abend nach Hause kam, hatte ich das Gefühl, dass es bald losgeht. Dieses Gefühl hatten wohl auch meine Schwester und meine Freundin. Beide schrieben mir noch am Abend, dass es in der Nacht bestimmt losgeht. Um kurz vor 4 Uhr wurde ich wach, da ich nur noch so in Fruchtwasser schwamm. Ich habe meinen Mann auf die Schulter geklopft und gesagt: "Schatz, ich glaub meine Fruchtblase ist geplatzt." Ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie er auf den Beinen war. Mit dem Blasensprung kam auch gleich die erste Wehe, die ich eindeutig nicht mehr in die Kategorie  Übungswehe einordnen konnte. Es ging also tatsächlich los.

Da ich bei einem Blasensprung liegend ins Krankenhaus transportiert werden musste, gab ich vom Bett aus verschiedene Anweisungen, was er zu tun hatte. Erstmal ein paar Handtücher unter den Po. Glücklicherweise habe ich einige Tage zuvor eine Inkontinenzunterlage auf die Matratze gelegt, so blieb diese vom Fruchtwasser verschont. Mein Mann hat mir dann Zahnbürste, Deo und Glätteisen ans Bett bringen müssen. Ich wollte schließlich nicht wie ein Besen im Kreißsaal auftauchen. Nachdem ich mich einigermaßen passabel, soweit das im liegen eben möglich ist, zurecht gemacht hatte, habe ich die Rettung angerufen. Der Krankenwagen war nach ca 10 Minuten vor Ort und hat mich in mein Wunschkrankenhaus gefahren. Meine erste Fahrt im Krankenwagen war sehr angenehm und ich habe mich nett mit dem Sanitäter unterhalten. Als ich um halb 6 im Kreißsaal angekommen bin, kam auch schon meine Unterstützung in Form meines Mannes um die Ecke.

Zuerst wurde im Aufnahmezimmer ein CTG geschrieben. Mein Mann ließ sich mit den Worten "Jetzt erstmal eine Runde Clash of Clans" auf einem Stuhl nieder. Hallo, ich kriege hier unser Kind und er denkt an ein Onlinespiel??? Nachdem er verärgert festgestellt hatte, dass er keine Internetverbindung hat, war er der Meinung, dass wir uuuuunbedingt den W-LAN Code benötigen, damit wir später Filme über Amazon Prime schauen können. Er hatte totale Angst, dass ihm jetzt stundenlang langweilig ist. Stattdessen lauschten wir nun den Schreien einer Frau, die um ihr Leben schrie. Oje, und ich hatte das alles noch vor mir... Nachdem die Ärztin mich untersucht hatte und mir mitgeteilt hatte, dass der Muttermund 2 cm geöffnet sei, durfte ich wieder aufstehen. Unsere Tochter wurde nochmals sorgfältig vermessen und danach stand einer spontanen Geburt nichts mehr im Weg. Mein Mann vertrieb sich die Zeit indessen, meine Wehenabstände zu stoppen. Ich konnte die Wehen am besten stehend veratmen. Die Wehen wurden schnell stärker und ich bat meinen Mann, kräftig auf meinen unteren Rücken zu drücken. Damit und mit der Atemtechnik, die ich aus dem Hypnobirthing-Buch habe, waren die Wehen erträglich. Irgendwann hatte ich einen unglaublichen Druck nach unten und klingelte nach der Hebamme. Ich dachte nur, dass ich das nicht mehr den ganzen Tag aushalte. Um kurz vor 9 Uhr durfte ich in den Kreißsaal umziehen. Dort wurde nochmal ein CTG geschrieben. Nach der anschließenden Untersuchung war klar, warum ich dachte, dass es mir den Arsch zerreißt. - Der Muttermund war bereits komplett offen. Ich bekam einen Wehentropf, damit die Wehen ausreichend stark sind, damit auch der Kopf schnell geboren werden kann. Ich sollte dann bei 2 oder 3 Wehen seitlich liegend nach unten schieben. Dann wurde das Kopfteil hochgelassen und ich bin in den Vierfüßler und habe mich am Kopfteil festgehalten. Ich habe auf dem CTG gesehen, dass die Herztöne nach unten gingen und wusste, dass es jetzt schnell gehen muss. Ein Arzt hat mich dann "umarmt" und von oben auf den Bauch gedrückt, damit die Kleine nicht wieder zurückrutscht. Die Presswehen haben nicht mehr weh getan, vermutlich auch, weil ich wusste, dass unsere Tochter gleich geboren ist. Und dann war sie da... Ich habe sie selbst hochgenommen und mir auf meinen Bauch gelegt. Am 28.10.2015 um 09:56 Uhr, wurde unsere wunderhübsche und kerngesunde Tochter geboren und hat uns zu stolzen und überglücklichen Eltern gemacht.

Nachdem die Nabelschnur auspulsiert hatte, durfte mein Mann sie durchtrennen. Ich habe unsere Tochter das erste Mal angelegt und sie hat auch sofort angefangen zu saugen. Ich wurde noch kurz untersucht und es wurden keinerlei Geburtsverletzungen festgestellt. Dann wurden wir erstmal eine Zeit alleine gelassen. Nach ca. 1,5 Stunden wurde unsere Tochter gewogen und gemessen: 3.375 Gramm auf perfekten 50 cm und 34 cm KU

Anschließend bin ich duschen gegangen, in dieser Zeit durfte der frischgebackene Papi das erste Mal mit seinem Töchterchen schmusen. Anschließend lag sie den ganzen Tag nackig auf meinem Bauch. Wir sind abends um 18 Uhr nach Hause gefahren und haben die erste Nacht als Familie in unserem eigenen Bett verbracht.

Ich bin froh und dankbar, dass ich eine wunderschöne und selbstbestimmte Geburt ohne Schmerzmittel erleben durfte, genauso wie ich es mir gewünscht hatte.

Unsere kleine Prinzessin ist jetzt schon 13 Wochen alt und hat jeden einzelnen Tag bereichert. Ich denke noch oft an diesen Tag zurück und werde nie den Moment vergessen, in dem sie mich zu einer Mami gemacht hat.

Liebe Grüße, Pearlz mit Tochter