Langer Bericht über primäre Sectio aus BEL

Ich wurde – ersehnt und nach vorangegangener Fehlgeburt - auf natürlichem Weg schwanger. Die Schwangerschaft war nicht ganz leicht - extreme Übelkeit und Müdigkeit, große Angst das Kind erneut zu verlieren, die Diagnose von Schilddrüsenproblemen und schließlich eines Schwangerschaftsdiabetes begleiteten die Zeit. Außerdem lag das Kind durchgängig in Beckenendlage (BEL). Als es auf die Geburt zuging, sprach mich meine Frauenärztin darauf an und sagte, ich solle im Krankenhaus die Möglichkeit einer äußeren Wendung oder eines Kaiserschnitts besprechen. Also hatte ich gemeinsam mit meinem Mann dort einen Termin.

Ich wurde eingehend untersucht und es wurde festgestellt, dass unser Sohn sehr klein und leicht war. Die Nabelschnur lag um ihn herum und er war immer noch in BEL. Die Oberärztin riet uns darauf von einer äußeren Wendung ab, es könne zu einem Abfall der Herztöne kommen, da das Kind so klein und leicht sei, und dann zu einem Notkaiserschnitt. Das wollte ich auf keinen Fall. Ich versuchte mit meiner Hebamme, durch Yoga-Übungen eine Wendung herbeizuführen, aber das Kind ließ sich nicht bewegen. Ich las dann über die Risiken einer natürlichen Geburt aus BEL und wollte diese nicht eingehen. Es wäre möglich gewesen, wenn ich darauf bestanden hätte. Es stellte sich für mich so dar, dass ich die Gesundheit und das Leben des Kindes eher bei einer natürlichen Geburt gefährde, dagegen meine Gesundheit eher bei einem geplanten Kaiserschnitt. Also entschied ich mich für einen geplanten Kaiserschnitt. Drei Wochen vorher bekam ich einen Termin. Das war aufregend, denn vielleicht würde sich das Kind ja von alleine noch drehen? Ich tastete jeden Morgen nach seinem Kopf, aber der lag jeden Morgen erneut neben meiner Leber, also oben. Etwa eine Woche vor dem Termin wollte ich auch gar nicht mehr, dass sich das Kind dreht, sondern dachte eher: Na dann eben so, dann wirst du eben am vorbestimmten Tag geboren.

Der Tag rückte immer näher und ich konnte kaum noch schlafen. Einerseits drückte der große Bauch und ich hatte Rückenschmerzen, andererseits war ich aufgeregt. Besondere Angst hatte ich vor der Spritze in den Rücken. Und natürlich davor, ob alles gut gehen würde.An einem sonnigen, klaren Apriltag fuhren mein Mann und ich also zur Klinik. Um zehn Uhr sollten wir da sein und auf dem Weg sagte ich zu ihm, stell dir vor, in drei Stunden sind wir Eltern. Er war auch sehr aufgeregt.

Eine Hebamme begrüßte uns und sagte, sie würde mich durch die OP begleiten. Wir kamen in einen Vorwehenraum und ich musste alle meine Sachen ausziehen und das OP-Hemd anziehen. Die Hebamme legte einen Zugang in den Arm und obwohl ich Angst vor Spritzen habe, ging es erstaunlich gut und eher schmerzlos. Dann rasierte sie mich, was auch nicht so unangenehm war wie ich dachte. Ich bekam dann einen Blasenkatheter, was etwas komisch war vom Gefühl her, aber nicht schmerzhaft. Dann mussten wir eine Weile warten, bis das OP-Team vollständig war. Ich las noch etwas Zeitung, was aber vor Aufregung kaum ging. Endlich kam die Hebamme und führte mich über den Flur in den OP. Mein Mann musste im Raum zurückbleiben. Ich war sehr aufgeregt, mein Herz klopfte wie wild. Im OP waren sehr viele Leute, vielleicht acht oder zehn. Die Hebamme ging wieder. Ich sollte mich auf den Rand einer Liege setzen und in mich zusammensacken für die Injektion in den Rücken. Ich hatte schreckliche Angst und war allein. Der sehr gut aussehende, junge Anästhesist sprach kurz mit mir, ich sollte erzählen, was ich beruflich mache. Ich plapperte Blödsinn vor mich hin, war alles andere als entspannt. Dann stach er in den Rücken und ich fuhr zusammen. Er herrschte mich an, das dürfe aber nicht passieren. Wusste ich ja auch. In dem Moment hätte ich sehr gern jemanden bei mir gehabt. Ich redete mir selbst gut zu, dass ich sehr tapfer war und das schaffen würde. Es war nur sehr schwierig dort zu sitzen, ohne Halt unter den Füßen, ohne menschlichen Halt, voller Angst und Aufregung, mit dem Wissen dass er gleich sehr tief ins Rückenmark stechen würde. Außerdem war das Zusammensinken beim Sitzen sehr schwierig, weil der Bauch so riesig und im Weg war. Er musste erneut zustechen und ich hielt still. Dann merkte ich auch schon, wie meine Füße langsam gefühllos wurden. Ich wurde gedreht, hingelegt und auf den OP-Tisch gebracht. Die Gefühllosigkeit stieg währenddessen meinen Körper hoch. Es war ganz gut, weil ich wusste, dass es wirkte. Nur so hingelegt zu werden von vier, fünf Leuten ohne mithelfen zu können war seltsam. An den rechten Arm kam eine Blutdruckmanschette, die sich alle fünf Minuten schmerzhaft aufpumpte. An den rechten Mittelfinger kam ein Pulsmessgerät. Die Geräte piepten, die Schwestern beschwerten sich über das schwierige Einstellen der Fußstützen und dann wurde das grüne Tuch vor mich gehängt, sodass ich nur noch bis knapp unter der Brust sehen konnte. Es wurde getestet, ob die Anästhesie wirkte, und sie wirkte bis knapp unter der Brust. Ich war von dort ab komplett gefühllos. Das war seltsam. Meine Arme wurden fixiert am Bett und ich bekam ein Tuch übergestreift, in das nach der Entbindung mein Baby gelegt werden sollte. Nach einer Weile wurde mein Mann von der Hebamme hereingeführt und nahm rechts neben meinem Kopf Platz. Dann ging es los, mit ordentlich Geruckel wurde an mir gezogen und hin- und herbewegt. Die Hebamme hatte meinen Mann kurz platziert und war dann wieder verschwunden. Es dauerte eine ganze Weile, das OP-Team redete miteinander aber ich habe nichts davon in Erinnerung. Dann sagte jemand: Sie werden gleich einen festen Druck spüren. Von oben nach unten wurde das Baby aus mir herausgedrückt. Es war, als lege sich jemand auf mich und drücke mit aller Kraft zu. Es hat nicht weh getan, ich war ja betäubt, aber ich bekam kaum Luft und alle Restluft wurde aus der Lunge gedrückt. Dann kam der erste Schrei!! Ich war so erleichtert, mein Baby zu hören. Hinter dem Vorhang. Kurz danach kam die Hebamme mit meinem Baby auf dem Arm zu uns. Es war ein unfassbarer Moment, ich glaube mein Herz blieb stehen und die Welt hörte auf sich zu drehen. Verschmiert, und so unglaublich klein, und mein Sohn. Meine ersten Worte waren: Der ist aber klein! Die Hebamme ging damit einen Schritt auf mich zu und ich dachte, sie würde ihn ins Tuch legen, aber sie sagte, drücken Sie ihm einen Kuss auf. Das kam mir seltsam vor, ich wollte doch seine Haut spüren, ihn bei mir haben, aber sie ging gleich wieder weg mit ihm. Ich konnte kaum etwas vom Raum sehen, da ich ja hinter dem Tuch lag. Nach einer Weile kam sie ohne Baby wieder und sage, es wäre eine Komplikation aufgetreten: Nach dem ersten Atemzug wäre die Lunge nicht wieder aufgegangen, das Baby wäre beim Kinderarzt und würde Atemunterstützung bekommen. Es müsse auf die Neonatologie gebracht werden. Mein Mann sollte aber mitkommen und das Baby begleiten. Nur ich lag doch da. Es war gleichzeitig wundervoll (dass das Baby endlich da war) und furchtbar schrecklich (dass das Baby nicht bei mir war). Das OP-Team war weiterhin damit beschäftigt, die Wunde hinter dem Tuch zu schließen. Das war ein Geruckel und Gezerre an mir! Mein Baby war raus, mein Mann war weg und ich war furchtbar allein. Das dauerte ungefähr 20, 30 Minuten. Dann wurde ich aus dem OP gefahren. Ich weinte schrecklich und sagte, ich wolle zu meinem Baby, aber die Schwestern sagten, ich solle ruhig sein, mich ausruhen und müsse im Aufwachraum überwacht werden.

Dort übernahm dann eine Krankenschwester, die ich den Drachen nenne. Ich lag weiterhin angeschlossen an all die Überwachungsgeräte und verlangte von ihr, sie solle mich zu meinem Baby fahren. Sie schnaubte nur und sagte, das wäre nicht so einfach, ich müsse überwacht werden und sei an alles angeschlossen (einen Tropf hatte ich auch im Arm, plus Blutdruckmanschette am anderen Arm und Pulsmesser). Endlich kam mein Mann und sagte, unser Kleiner hätte nur etwas zusätzlichen Sauerstoff in der Atemluft benötigt, könnte jetzt ohne Hilfe atmen und hätte zu keinem Zeitpunkt wirklich beatmet werden müssen. Die Lunge sei jetzt auf, aber er müsse in der Neonatologie ein Stockwerk über mir betreut werden. Außerdem sei er tatsächlich sehr klein mit knapp unter 2500 g und nur 47 cm. Ich schickte meinen Mann zu dem Kleinen mit der Bitte, Fotos und Videos mit dem Handy zu machen und mir dann zu zeigen. Daher ging er los.

Der Drachen schaute nach meiner Blutung und war zufrieden, dass es ordentlich blutete und die Wunde gut abgeklebt sei. Sie sagte, ich solle schlafen. Aber dazu war ich zu aufgeregt. Wie sollte ich schlafen, ohne mein Baby. Nein, das konnte ich nicht. Also rief ich meine Eltern an um ihnen zu sagen, dass es ein Junge war (das hatten wir bis dahin geheim gehalten). Ich hatte vorher gesagt, dass ich in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung keinen Besuch haben wolle und das hatte sich auch nicht geändert. Zum Glück wohnen meine Eltern und die Schwiegereltern mehrere hundert km entfernt. Also rief ich meine Mutter an und teilte das mit. Sie reagierte erfreut und verwirrt, der Name schien ihr nicht ganz zu gefallen aber das war mir egal. Es tat ihr leid, dass mein Baby nicht bei mir war. Dazu muss ich sagen, dass es bei meiner Geburt ganz ähnlich war: ich hatte die Nabelschnur mehrfach um den Hals und war blau angelaufen, daher wurde ich sofort in den Brutkasten gelegt und weggefahren. Sie durfte mich im Rollstuhl besuchen, mich aber erst vier Tage nach meiner Geburt zum ersten Mal auf den Arm nehmen. Damals war das noch so. Ich dachte, in Zeiten der "babyfreundlichen" Krankenhäuser hätte sich einiges geändert, aber der Drachen sagte mir, ich könne erst nach Ablauf von sechs Stunden nach Verlassen des OP in die Neonatologie zu meinem Baby gebracht werden. Neben meinem Bett hing eine tickende Uhr. Was habe ich die Minuten gezählt! Stunde um Stunde habe ich auf diese Uhr gestarrt. Immer wieder kam mein Mann rein und brachte mir Fotos unseres Babys, das war gut. Ich konnte den Kleinen mit seiner Atemmaske sehen und schickte meinen Mann jedes Mal bald wieder hin, damit der Kleine wenigstens ihn bei sich haben konnte. Der musste sich ja erst recht schrecklich alleine fühlen, so ganz ohne Mama! Wie gern wäre ich bei ihm gewesen, das kann ich gar nicht beschreiben. Der Drache schaute hin und wieder nach mir und sagte, ich solle froh sein, in einem Haus mit Neonatologie entbunden zu haben, sonst wäre mein Kind nämlich in eine andere Klinik verlegt worden mit einer Stunde Fahrtzeit. Der Gedanke war schrecklich. Aber dankbar sein, dass er ein Stockwerk über mir lag? Das fiel mir auch schwer. Hinter einer Trennwand war noch eine andere Mutter nach Kaiserschnitt zur Überwachung. Sie hatte aber ihr Baby bei sich, ich konnte es die ganze Zeit wimmern und sie in einer fremden, afrikanischen Sprache antworten hören. Leider konnte ich keinen Kontakt zu ihr aufnehmen und lag die meiste Zeit einfach allein im Bett und starrte die Uhr an.

Auf einmal klopfte es an der Tür und meine Eltern kamen hinein! Meine Mutter, dann mein Vater. Furchtbar. Ich weiß, es klingt vielleicht nicht nachvollziehbar, aber für mich war das in dem Moment einfach eine zusätzliche heftige Belastung. Ich wollte keinen Besuch. Ich wollte mein Baby sehen. Ich wollte sie nicht an meinem Bett haben, in dem ich unter der Bettdecke nackt lag, die Arme an Geräten, unfähig mich zu bewegen und mit beginnenden starken Schmerzen weil die Betäubung langsam nachließ. Mein Blutdruck und Puls schossen in die Höhe, aber vor Ärger. Nur sagen konnte ich das nicht. Ich war fassungslos. Meine Mutter kam zu mir und nahm mich so gut das in meiner liegenden Position ging in den Arm, aber alles was ich wahrnahm war, dass sie vorher wieder geraucht hatte und nach Zigaretten stank. Ich war nicht glücklich über diesen Überraschungsbesuch. Mein Vater stand etwas unsicher im Raum herum. Dann holten sie sich zwei Stühle heran und saßen rechts von mir. Sie waren kurzentschlossen sofort ins Auto gesprungen, nachdem ich angerufen hatte, weil sie bei mir sein wollten. Aber ich wollte das doch nicht. Ich wurde nicht gefragt. Sie überreichten etwas Schokolade für mich und ein Plüschtier für den Kleinen. Dann kam mein Mann rein und war ebenso überrascht und fassungslos wie ich. Meine Eltern verkündeten, sie hätten ein Hotel in der Nähe gebucht und würden jetzt gern den Kleinen sehen. Immer noch fassungslos ging also mein Mann mit ihnen in die Neonatologie. Zurück blieb ich. Wütend, aber dafür fast zu kraftlos, am Ende meiner psychischen und physischen Kräfte. Ich konnte dem nichts mehr entgegensetzen. Ich fand es nur unmöglich. Und so ungerecht, dass sie nun einfach zu meinem Baby gehen konnten und ich erst in ab da etwa noch zwei oder drei Stunden. Immerhin verabschiedeten sie sich dann recht bald und sagten, sie wollten gern morgen noch mal vorbei schauen. Ich war hilflos. Überrannt, überwältigt von allem, was passiert war. Und dann noch das, eine absolute Missachtung meiner Wünsche und meiner Grenzen.

Irgendwann kam der Drache wieder und diktierte die Bedingungen meiner Entlassung aus der Bewachung: ich sollte ihr zeigen, dass ich ohne Kreislaufzusammenbruch einmal zur Toilette gehen konnte und zurück. Sie zog daher auch den Blasenkatheter. Auf meinem Bauch juckte es wie wild, was ich ihr auch mitteilte. Sie sagte, das käme mir nur so vor, weil das Gefühl zurückkäme. Später stellte sich heraus, dass ich auf die Wundpflaster allergisch reagiert hatte und auf dem ganzen Bauch Pusteln hatte. Das hat sie nicht gesehen. Die Betäubung war tatsächlich vorüber, ein heftiger Schmerz im gesamten Bauchraum begann und ich bekam normale Schmerzmittel, die allerdings nur einen kleinen Teil des Schmerzes nahmen. Ich wurde endlich vom Tropf und vom Blutdruckmessgerät getrennt. Das erste Aufstehen war extrem mühevoll, schmerzhaft, ging nur sehr langsam. Mein Bauch fühlte sich wie eine mit heißer Luft aufgeblasene Hüpfburg an, die gerade zusammenfällt. Ich musste ihn halten. Nur gekrümmt konnte ich langsam einige Schritte machen. Schmerz pulsierte durch mich hindurch und ich kämpfte mit stechendem Kopfschmerz und damit, bei Bewusstsein zu bleiben. Irgendwie schaffte ich die fünf, sechs Meter bis zum Toilettenraum. Der Drachen sagte, ich solle mich frisch machen. Ich hatte aber kein Handtuch dabei, also wischte ich nur leicht mit Wasser durchs Gesicht und musste mich mit den kratzigen Krankenhaus-Einmaltüchern abtrocknen. Gebeugt, voller Schmerz und weiterhin mit dem Bewusstsein kämpfend ging ich, vom Drachen leicht gestützt, zum Bett zurück. Mein Mann kam von unserem Kleinen wieder und ich wurde in einen Rollstuhl gesetzt. Eine andere Schwester schob mich in den Aufzug und wir fuhren eine Etage höher zur Neonatologie.

Und. da. war. mein. Sohn. Mein. Baby. Er war wach, als hätte er genauso auf mich gewartet wie ich auf ihn. Er war so wundervoll, so hinreißend, und die nette Säuglingsschwester nahm ihn mit allen seinen Kabeln dran aus dem Bettchen und reichte ihn mir. Er wusste sofort, was zu tun war, suchte meine Brust und saugte. Ein Schmerz durchfuhr meine Brust und meinen kompletten Bauchraum bis tief in den Unterleib. Ich schrie unwillkürlich auf. Die Schwester sagte, das sei normal, dass es wehtun würde, aber das alles ganz toll laufen würde. Okay. Okay, dann gehörte das also so. Die Hauptsache war doch, dass mein Baby bei mir war. Auf meiner Brust. Ich streichelte vorsichtig sein Köpfchen. Die Haare waren so zart, so etwas Zartes habe ich noch nie gespürt. Er war so wach und schaute mich an, ich schaute ihn an und wollte ihn nie, nie wieder loslassen.

Der weitere Verlauf war dann gut, naja, den Umständen entsprechend. Die Narbe heilte gut, die Gebärmutter bildete sich schnell und gut zurück, das Stillen ging nach kleineren Anfangsschwierigkeiten immer besser und am Morgen nach der Entbindung wurde mein Schatz zu mir verlegt. Ich litt unter enormem Schlafdefizit, weil ich in der ersten Nacht nach der Entbindung, ohne mein Baby bei mir, kein Auge zumachen konnte. Auch in der zweiten Nacht konnte ich nicht schlafen, denn der Kleine war endlich bei mir, aber nicht mehr an der Atemüberwachung, sodass ich ständig nach seinem Atem gehorcht habe. Am dritten Tag nach der Entbindung hatte ich dann leichte Halluzinationen durch den Schlafentzug, die ich aber klar benennen konnte. Mein Mann sorgte dafür, dass eine Schwester den Kleinen für vier Stunden nahm, damit ich endlich schlafen konnte. Danach waren die Halluzination weg. Nur hatte ich natürlich körperlich mit den Folgen der großen Bauch-OP zu kämpfen und psychisch mit der Trennung von meinem Baby und dem ungewollten Besuch durch meine Eltern. Am nächsten Tag hat mein Mann sie übrigens auf meinen Wunsch ausgeladen und sie mussten so wieder nach Hause fahren. Sie durften erst wiederkommen, als der Kleine schon drei Monate alt war. Ich konnte ihnen nicht begreiflich machen, dass es für mich eine absolute Grenzüberschreitung darstellte, dass sie da waren. Sie haben dafür bis heute kein Verständnis. Das werde ich wohl nicht mehr erreichen.

Falls du bis hierhin gelesen hast, vielen Dank dafür. Es ist ein langer Bericht geworden. Ich habe noch nie jemandem so ausführlich erzählt, was rund um die Geburt meines wundervollen Sohnes alles passiert ist. Ich hoffe, es bringt mich voran bei der Verarbeitung dieses insgesamt von mir traumatisch empfundenen Geburtserlebnisses.

ELTERN -
Die beliebtesten Milchpumpen 2024

Hebammen-Tipp
Medela Handmilchpumpe Harmony, Produktkarton im Hintergrund
  • hoher Bedienkomfort
  • leicht und kompakt
  • flexible Brusthaube
zum Vergleich
1

Ach Mensch, da hast du ja ganz schön was durchgemacht, aber du hast es geschafft!!! Du bist Mama und ich kann dir versichern, dass sich der "emotionale Schmerz" auch nach lässt !

Mich hat es ein bisschen an meine Geburt 2012 erinnert, insbesondere die Sache mit dem Kein Besuch bekommen zu wollen. Meine Schwägerin konnte es einfach nicht lassen, ich hasse sie seither so sehr, weil sie sich einfach immer so benimmt. Ich lag damals mit schlimmsten Schmerzen nach dem KS und schweren Verstopfungen.

Ich gratuliere dich/euch zum Sohn, alles Gute!! #winke

2

Danke dir fürs Lesen des doch recht lang geratenen Berichtes und für deine Aufmunterung. Auch schön zu lesen, dass auch andere keinen Besuch in der Anfangszeit wollen.

3

Huhu #winke

Herzlichen Glückwunsch zu deinem kleinen Wunder...

Auch ich kann diese absolut entwürdigende Grenzüberschreitung verstehen. Mir ging es genau so.

Meine erste Entbindung war ein Notkaiserschnitt. Ich wollte zu einer Routineuntersuchung ins Krankenhaus (Termin 10:00 Uhr) und um 11:59 war mein Kind geboren. Um 14:00 Uhr stand meine Mutter samt neuen Mann (ich habe zu beiden kein gutes Verhältnis) neben meinem Bett (ich auch halb nackt unter der Decke und kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen).

Begründung: Sie fahren doch morgen in den Urlaub (ja sorry, war keine geplante Geburt) und deshalb MUSSTEN sie jetzt und zwar sofort kommen...

Rückblickend betrachtet: Meine Mutter hat so wenig Interesse an speziell diesem Kind, dass das um so unverständlicher ist.

4

Oh wow. #schock
Das war ein wirklich toller Bericht den du uns hier gegeben hast! Vielen Dank dafür.
Ich wollte dich gern ein bisschen ermutigen.
Noch ist die Geburt bei mir eine Weile hin, aber ich habe jetzt schon gesagt, dass ich keinen Besuch möchte, außer ich sage explizit zu demjenigen, dass er vorbeikommen darf.
Ich glaube daher, dass ich dich zu 100% verstehen kann, wie wütend und traurig du darüber warst.
Das ist eine sehr intime und unbeschreibliche Zeit und ich kann dich wirklich verstehen.
Wenn deine Eltern das nicht tun, müssen sie wohl oder übel damit zurecht kommen - nicht mehr du.
Alles liebe für Dich und deinen Kleinen#verliebt

5

Glückwünsche zur Geburt eures kleinen!

Wow was für ein Bericht.

Ich habe den Fehler gemacht und erst nach der geburt meinem Mann mitgeteilt, dass ich keinen Besuch wünsche, es hat sich keiner dran gehalten, 2 h nach der geburt standen Sie schon im kreissaal und gleich nachdem meine schwester mich beglückwünscht hat hat sie mich gefragt ob sie den kleinen mal haben dürfte. Ich war sprachlos.

Zu meinen Eltern habe ich ein sehr gutes Verhältnis, da hätte ich noch beide Augen zugedrückt.

Beim 2. Hatten sie dann wenigstens die Einsicht.

Viel Glück euch dreien und alles gute.

6

Hallo,

du hast echt etwas durchlebt und Danke für den ausführlichen Bericht.

Ab dem Punkt, als du endlich zu deinem Baby konntest, hatte ich Tränen in den Augen. Deine Sehnsucht hat man gespürt.

Das deine Eltern deinen Wunsch missachtet haben finde ich auch nicht in Ordnung, aber ist nun einmal so, dass sie es nicht verstehen. Geht uns bei einigen Dingen auch so, aber damit müssen die leben ;-).

Ich bekomme im März unser erstes Kind und ich war froh, als die kleine Hexe sich endlich in Schädellage gedreht hatte. Genau wie du habe ich mich informiert zur Geburt in BEL und wollte auch nicht das Risiko einer natürlichen Geburt dem Kind zumuten.

Nun haben wir Glück.

Ich hoffe, dass du das traumatische Ereignis irgendwann verarbeiten kannst.

Alles Gute für dich und deine kleine Familie :-).

LG Wowhexe

7

Herzlichen Glückwunsch erstmal?? Ich hab mich in diesem Bericht teilweise wiedergefunden. Meine Vorgeschichte ist zwar eine andere aber den Kaiserschnitt an sich hab ich genauso empfunden wie du. Auch empfand ich das erste Mal Stillen so und auch ich halluzinierte durch zu wenig Schlaf???? Und schade dass deine Mutter deine Wünsche nicht respektiert hat. Alles Gute für euch!

8

Wow, ich fühlte mich bei dem Besuch deiner Eltern wie an den Tag, als meine Tochter geboren wurde zurückversetzt.

Frühchen, Not sectio, nach Einleitung.

Kind auf frühchen station, alle, wirklich alle (Eltern, Schwiegereltern) haben MEIN Kind vor mir gesehen. Mir wurde abends ein Foto von ihr gebracht und das wars. Bei Versuch aufzustehen bin ich zusammengeklappt. Am nächsten Tag musste ich duschen, vorher durfte ich nicht zu ihr.

Das kh war einfach das letzte!!!

Alles gute euch :-)

9

Ein schöner Bericht, weil man die Leidenschaft und die damit verbundenen Leiden sehr gut nachvollziehen kann. Ihr seid bestimmt ein tolles Team!

10

Danke, vielen lieben Dank für eure ermutigenden, mitfühlenden Antworten! Es bedeutet mir sehr viel, dass es gelesen wird und andere Ähnliches durchmachen mussten.

Diese Geburt ist fast drei Jahre her und ich habe tatsächlich so lange gebraucht, bis ich mich der Erinnerung stellen konnte.

Ich versuche jetzt, dieses Geburtserlebnis zu integrieren und gehe bestimmt etwas besser gewappnet in die nächste Geburt, denn: Glücklicherweise bin ich erneut #schwanger und werde meinen Eltern diesmal erst einen Tag nach der Geburt Bescheid geben... ;-)

Falls es noch mal ein KS wird (Kind ist bisher in Querlage...) weiß ich zumindest, was auf mich zukommen kann. Leider sehe ich durch die vorhergehende Situation, dass die Neonatologie gebraucht wurde, keine Alternative zur Klinikgeburt und Beleghebammen sind dort nicht zugelassen.