ABER JETZT GIBTS DOCH SPANFERKEL! #schmoll Langer Geburtsbericht.

Im Mai bekomme ich mein zweites Kind und ich lese hier regelmäßig die Geburtsberichte. Daher wollte ich gern auch mal etwas beitragen :-)

Hier folgt mein Bericht zur spontanten Entbindung meiner Tochter, bei 39+5.


Ich hatte schon seit 3 Wochen keinen Bock mehr, schwanger zu sein. Ich konnte mich kaum noch bewegen, konnte keine Kleidung an meinem Körper ertragen (wegen extremer Wassereinlagerungen) und lief deshalb hauptsächlich nur noch in Jogginghose herum.
Obwohl wir noch zwei Tage bis zum ET hatten, haben mich schon die täglichen Nachrichten und Anrufe alá "Und? merkst du schon was?" tierisch genervt.
Ich wollte nur noch meine Ruhe!

Es war Freitag früh, als ich mittags plötzlich so ein ganz ekliges, nasses Gefühl in meiner Unterhose hatte! Da war irgendwas... etwas Festes, aber dennoch Nasses!
Ich schaute nach und war mir relativ sicher, dass das der Schleimpropf sein musste. Sicherheitshalber habe ich ein Foto gemacht und meiner Hebamme geschickt. Wie oft die wohl so eklige Fotos geschickt bekommt?! ;-) Sie bestätigte meine Vermutung.

Ansonsten merkte ich nichts - bis auf meine Genervtheit, Bocklosigkeit. Der Tag verging ganz normal, ich ging früh ins Bett.
Nachts kamen dann Wehen. Sie waren nicht schmerzhaft, aber regelmäßig. Sie hielten mich wach - die ganze Nacht.
Ich dachte bestimmt 50x, dass ich gleich meinen Mann wecken müsste weil das Ziehen stärker wird. Aber nein. Ich wehte die ganze Nacht so vor mich hin. Um 7 Uhr frühs hatte ich keinen Bock mehr, stand auf und: Die Wehen waren weg und ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Na toll. #schmoll

Samstag, der Tag des Spanferkels:
Ich war zugegebenermaßen etwas frustriert. Müde auch, aber in erster Linie frustriert.
Naja gut, da hat der Körper mich wohl etwas veräppelt.
Mein Mann hatte frei. Wir verbrachten den Tag mit den üblichen Sachen, die wir Samstags so machen: Einkaufen, Haushalt, etwas schönes Kochen....
Am späten Nachmittag hatte ich Lust auf ein Bad.
Eigentlich ging ich immer abends baden... aber da mein Mann am Abend zum Neujahrsempfang des THWs (mit anschließendem Spanferkel essen) eingeladen war und ich beim baden nicht alleine sein wollte, zog ich das einfach vor.
Das tat richtig gut. Ich war völlig entspannt. Gegen 17:30 kam dann mein Kran, äh. Mann, und hiefte mich aus der Wanne.
Der Wal liegt auf dem Trockenen - alles Gut! "Viel Spaß beim Spanferkel essen!"
Ich machte mich schonmal bettfertig, so langsam wurde ich auch müde.
Machte mir noch Müsli und hockte mich aufs Sofa. Fernseher an. Feierabend!

....

Hm... da zieht was.
Ich hatte in der Nacht vorher schon immer das Bedürfnis mal die Abstände zu messen - aber irgendwie habe ich das nicht so hinbekommen.
Naja, zum Glück gibts für sowas ne App.
Vom ersten bis zum zweiten Ziehen 20 Minuten Abstand.
"Das dauert bestimmt noch ewig, is die Maus da ist"
Das Ziehen war zwar deutlich bemerkbar, aber dieses Mal würde mich das nicht vom Schlafen abhalten! Neeee, dieses Mal nicht!!!!! #nanana #gaehn

Auf dem Weg zum Klo kam ich an unserem Ganzkörper Spiegel vorbei.
"Stopp!"
Ich ging zurück. Ich stand vorm Spiegel und drehte mich in alle Richtungen.
Mein Bauch! Mein Bauch hängt runter #kratz
Ich hob den Pulli hoch: #aerger
"Ist doch jetzt nicht wahr!"
Mein Bauch war gerissen. Da zog schon wieder was.... und es riss weiter #zitter
Scheiße! Jetzt bekam ich echt etwas Angst.

Ich ging aufs Klo und sah zu, dass ich so schnell wie möglich wieder aufs Sofa kam.
Der Abstand vom einen zum nächsten Ziehen lag bei 12 Minuten.
10 Minuten
8 Minuten
#schock
6 Minuten
6 Minuten
4 Minuten

WAAAAAS????
#zitter

Also JETZT ging mir der Arsch wirklich auf Grundeis. Das Ziehen war absolut auszuhalten, aber die immer kürzer werdenden Abstände machten mich echt nervös.
Muss ich jetzt ins Krankenhaus?
Nee. Ist bestimmt wieder nur Fehlalarm. Aber wenn nicht?
Ich beschloss meinem Mann zu schreiben, dass er doch bitte nach Hause kommen soll. Der brauchte ja schließlich auch 20 Minuten von der Feier bis nach Hause.

"Wann? Jetzt? #schmoll Aber jetzt gibts doch das Spanferkel"
Da hat der arme Kerl doch wirklich die ganzen Reden von Politikern und sonstigen "wichtigen" Leuten über sich ergehen lassen - in der Aussicht auf baldige Belohnung #mampf
... und dann kam ich #schwitz

"Keine Ahnung, aber JA! JETZT!!!!"

Oh mein Gott, war ich aufgeregt. Die Abstände waren immernoch bei 4 Minuten, das Ziehen deutlich unangenehm.
Ca. 40 Minuten später waren wir im Krankenhaus angekommen.

Samstag Abend,, ca. 20 Uhr, gefühlt kein Schwein da - auch kein Personal.
Ich fand ich war ganz tapfer ... ich lief 3 Stunden im Kreißsaal auf und ab, bis ich mal auf eine Ärztin traf. #augen
Auf dem CTG keine Wehen zu sehen. (what??)
Muttermund weich, aber geschlossen. (what??)
Abstand der eingebildeten Wehen: 4 Minuten
Nach diesen Infos hatte ich schon keinen Bock mehr. Ich wollte nach Hause.

Wir sollten unser Familienzimmer beziehen und einfach kommen, wenn sich "etwas tut".
Ich soll doch noch etwas schlafen #aerger
Klar, kein Problem. Bin ja schließlich tiefenentspannt! #augen

Sonntag, der Geburtstag #paket

Da lagen wir also: der schnarchende, hungrige Mann und die schnaufende, dicke Frau.
Ich konnte nicht glauben, dass der Kerl echt eingepennt ist. Gut, der würde auch auf dem Rollfeld des Frankfurter Flughafens schlafen können - aber wir kriegen hier doch gerade (vielleicht!) unser Baby!!!
Männer.

Ich schloss die Augen, ich WILL JETZT SCHLAFEN!

HAHAHA #nanana "Nee, Mama. Denk nicht mal daran!" #baby

Es war ca. 2:15 Uhr als die Fruchtblase platzte. Na wenigstens konnte ich den Mann jetzt mit nem super Grund wieder aus dem Bett schmeißen - ich kam mir schon etwas alleine vor.

Also dackelten wir wieder in den Kreißsaal. Aber jetzt war etwas anders.
Jetzt hätte ich das Ganze nicht mehr als "ziehen" bezeichnet. Nee, DAS müssen Wehen sein. Oh man. Jetzt ging es mir wirklich schlecht. Meine Kräfte ließen nach, der Schlafmangel machte sich bemerkbar.
Aber was tut Frau nicht alles: ab ans CTG.
Neben der Info, dass es KEIN Fruchtwasser gewesen sei, teilte man mir mit dass der Muttermund 4cm geöffnet wäre.

Moment... es war KEIN Fruchtwasser? #schock
Wollt ihr mich hier eigentlich verarschen?
WAS SOLL DAS DENN GEWESEN SEIN????
Also irgendwie.... wird mir schlecht.
Ja ich weiß, das war es mir ja in der Schwangerschaft eh ständig - aber.
Mir ist KOTZÜBEL!

#augen Gerade noch schnell genug konnte mir die Hebamme eine Nierenschale zuschmeißen.
Ich hab keine Ahnung wieviele Jahre es her war, dass ich gekotzt habe.
Irgendwann im Suff war das letzte Mal - und das ist ewig her.
Ich fühlte mich schrecklich.
Ich war frustriert: Obwohl ich deutlich spürbare Wehen hatte, waren sie nicht im CTG ersichtlich. Man hat mir durch die Blume gesagt, dass ich ins Bett gepinkelt habe. Ich habe hier gerade hingekotzt. Und ich habe einfach keine Kraft mehr.
Ich brauche eine Pause! Bitte!
PAUUUUSE!


Ich konnte nicht mehr.
Doch, eins konnte ich: jammern! Ziemlich gut sogar.
Ich hatte keine Lust mehr.
Schon wieder wollte mich jemand untersuchen, geht mir doch alle weg!
Der Fruchtwassertest wäre übrigens fehlerhaft gewesen, ich hätte Recht gehabt... die Fruchtblase war offen. #aerger
Der Muttermund wäre bei 7cm - ob ich denn in die Wanne wollte?!
"Nee." Obwohl ich eigentlich eine Wassergeburt haben wollte, jetzt war das garkein Thema mehr.
Naja gut, aber wir würden trotzdem so langsam mal in den Kreißsaal umziehen.


Das stellte sich als garnicht so einfach heraus :-(
Die Wehen waren heftig. Ich konnte mich kaum mehr auf den Beinen halten. Ich hatte Angst. Ich hatte das Gefühl die Kontrolle zu verlieren. Und gerade im Kreißsaal angekommen, setzten Presswehen ein.


Autsch. #heul
Der Muttermund hatte sich innerhalb kürzester Zeit komplett geöffnet. Doch meine Kleine rutschte nicht herunter.

Gefühlt verging jetzt eine Ewigkeit.
Meine Tochter rutschte nicht runter.
Die Herztöne waren zum Glück immer gut. Aber ich verlor sehr viel Blut. Blutkonserven wurden bestellt.
Obwohl ich das nie wollte, lag ich wie ein Käfer auf dem Rücken. Ich war völlig am Ende meiner Kräfte. Ich zitterte am ganzen Körper.
Sie leiteten mich an, doch mal zu versuchen mich aufrecht hinzuknien um meiner Tochter das herunter rutschen zu erleichtern.
Aber es ging nicht.
Ich flehte sie an mich doch endlich aufzuschneiden. Ich habe gedacht, ich sterbe jetzt.
Ich wurde katheterisiert, bekam einen Wehentropf.
Ich lag nur da. Schrie wie am Spieß. Es war einfach nur schrecklich.

Es muss ca. 5 Uhr gewesen sein, als eine weitere Hebamme hinzukam.
Sie hieß Lydia. Diesen Namen werde ich wohl NIE vergessen.
Denn sie schrie mich an #schock
Wo alle anderen Hebammen mich immer höflich gesiezt und mir versichert hatten, dass alles gut sei, ich das gut machen würde, es für eine erstgebährende doch echt schnell gehen würde, usw. sagte, äh - schrie, Lydia folgendes:
"JETZT HÖR VERDAMMT NOCHMAL AUF ZU SCHREIEN UND NUTZ DEINE KRAFT FÜR WAS SINNVOLLES!"

#schock
Was?

"JETZT PRESS!!! DU MUSST PRESSEN! ODER SOLL DAS BABY NOCH LÄNGER DRIN BLEIBEN?"

Leute, als der anfängliche Schock über diese Kommunikationsart verflogen war, nahm ich alle meine Kraft zusammen. Ich schrie nicht mehr. Ich presste, wenn sie es von mir verlangt hat. Ich ruhte mich aus, wenn sie es sagte. Ich half mit, wenn sie es von mir verlangt hat. Ich wollte alles geben, um ihr zu helfen mein Kind zur Welt zu bringen.

Und das tat sie.

Um 5:32 Uhr erblickte meine Tochter ENDLICH mit Hilfe des kristeller Griffs das Licht der Welt.
Ich war fix und fertig, aber so glücklich dass es endlich geschafft war.
Meine Tochter wurde mir auf die Brust gelegt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde dass dieser Moment magisch war. Die Schmerzen und die Qualen waren nicht vergessen. Aber dennoch waren wir überglücklich.

Mein Mann und ich waren beide nicht in der Lage die Nabelschnur durchzuschneiden. Ich hatte keine Kraft mehr meinen Arm zu heben und er war einfach psychisch völlig am Ende.
Apropos mein Mann: Der war übrigens die ganze Zeit dabei! Aber ich habe ihn ganz ehrlich nicht wahrgenommen. Wichtig war nur, dass er jetzt da war!

Ich hatte einen Damm- und Scheidenriss 1. Grades.
Außerdem (und die waren viel viel schlimmer) Hämmorhoiden.

Aber viel wichtiger war ja das Ergebnis:
Meine Maus kam mit 52cm, 3250g und 34cm Kopfumfang zur Welt.

Übrigens habe ich erst in der darauffolgenden Nacht Schlaf bekommen. Denn ich war so voller Adrenalin und SO verliebt - ich musste die Kleine den ganzen Tag anstarren #herzlich

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Falls ihr bis hierhin gekommen seid, ist euch bestimmt aufgefallen, dass die Geburt nicht so gewesen ist, wie man sie sich wünschen würde.
Zur Vorbereitung auf die zweite Geburt habe ich mit meiner Hebamme den Geburtsverlauf angefordert und durchgesprochen. Daraus sind folgende Punkte entstanden, die ich beim nächsten Mal anders machen würde:

1. Wenn die Geburt näher rückt: Schlafen, Schlafen, Schlafen. Vorallem wenn die Nacht nicht gut war, dann tagsüber schlafen.
2. Sich selbst vertrauen! Wenn ich sage, ich habe Wehen - dann habe ich Wehen! Wenn ich sage, die Blase ist geplatzt - dann ist sie geplatzt! Nicht verunsichern lassen!
3. Kommunikation zu Hebammen einfordern! Klar sagen, was geht und was nicht. Nachfragen, was sie jetzt machen, wie weit die Geburt fortgeschritten ist. Wenn ich selbst nicht kann, muss das mein Mann machen!


Ich bin gespannt, wie meine zweite Entbindung sein wird.
Angst habe ich natürlich auch - aber da ich jetzt weiß wie ich unter der Geburt bin und was ich dieses Mal anders machen muss bin ich schon etwas vorbereiteter als bei der Ersten!

Euch alles Liebe! #klee

1

Hallo 😊
Ein wahnsinnig toller Bericht! 👍
Dein Mann tat mir kurzzeitig ein wenig leid - das schöne Spanferkel. 😔
Ich bin auch im Mai mit dem zweiten Kind ausgezählt und weiß noch so gar nicht ob und wie ich mich auf die Geburt vorbereiten soll 😅

LG
Legomerl

2

Danke 😊
Ja, ich hatte auch Hemmungen ihn da weg zu lotsen 😁

Wann hast du denn Termin? Ich Ende Mai.
Ich kann es wirklich empfehlen die vorige Geburt durchzugehen. Da meine noch nicht lange her war, fand ich es unnötig nochmal einen Kurs zu machen. SO vergesslich bin ich dann doch nicht 😉

3

Ich verzichte dieses Mal auch auf einen Kurs. Ich wusste gar nicht, dass man den Geburtsverlauf anfordern kann 🤔 wieder was dazugelernt.
Werde ich definitiv in Betracht ziehen.
ET ist der 17.5. Ich bin wirklich gespannt, ob es dabei bleibt.

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5

Toller Bericht. Ich geh mal davon aus, dass eure Tochter nicht Lydia heißt 😉

Ich habe Anfang Mai Termin, dieses Mal mit Nummer 3. Meine einzige Sorge ist, rechtzeitig ins KH zu kommen, beim Rest bin ich ganz zuversichtlich ☺️

6

Hihi 😂 neiiin sie heißt nicht Lydia.

Hast du so nen weiten Weg oder waren deine beiden "Großen" schon eher von der schnellen Sorte?

7

Beides 😱

Kind 1 war ich 4 Stunden im KH,
Kind 2 nur 2 Stunden.
Blase sprang immer erst unter den Presswehen, darauf verlasse ich mich nicht.

Wir haben 60km Autobahn - hier zwischen ist nichts (Nordschweden). Und jetzt müssen wir ja auch noch die Großen unterbringen. Ich stelle mich schon mal darauf ein, dass ich das Baby zu Hause mit meinem Mann bekommen muss. (Wäre allerdings nicht ideal, da ich bei der ersten Geburt sehr viel Blut verloren habe, endete in Bewusstlosigkeit meinerseits. Ohne Not-OP wäre doof gewesen).

Andere Möglichkeit: RTW rufen und entgegenfahren. Dann kommt das Kind auf der Autobahn. Wenigstens ist im Mai kein Schneesturm 😂

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10

Ein toller Bericht.
Zeigt mal wieder zu was Frauen alles fähig sind. Toll.
Erinnerte mich gerade beim CTG an meine erste Geburt. Ich hatte Wehen, aber das CTG war da anderer Meinung. Das machte mir echt Angst. Wenn DAS keine sind, was sind DANN Wehen. Bis dann mal ne hilfreiche Hebamme kam und meinte, auf CTG interessiert sie nur Babysherzton, alles andere sieht sie an der Gebährenden.

Lydia find ich klasse. Ja manchmal braucht Frau eine klare Ansage 😂

Meine 2. Geburt von Start bis Ende KOMPLETT anders.
Beide letztlich ein überwältigendes Erlebnis. Aber unterschiedlicher konnten sie nicht sein.

Alles Gute für die nächste Geburt.
Ich warte ungeduldig bis Juli und freu mich auf mein 3. Wunder.

🍀❤️🍀💗

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Danke 😊 dir auch alles Gute!