Ungeplante Hausgeburt

Wo fange ich bloß an? Gefühlt ist es in einem anderen Leben gewesen, tatsächlich ist vor fast 9 Monaten mein Sohn zur Welt gekommen.
Bisschen spät für einen Geburtsbericht aber besser jetzt bevor die Erinnerung noch weiter verblasst.
Vorab: Geplant war eine Geburt im Geburtshaus in der Nachbarstadt, ca. 20 Minuten entfernt.

Mein Sohn kam am 01.01.2018 zur Welt, ein Montag.
Am Freitag hatte ich schon mal regelmäßige Wehen aber die verschwanden wieder...
Samstagabend ging es wieder los, regelmäßige Wehen über ein paar Stunden. Ein Bad hat daran nichts geändert.
Die letzten Nächte waren recht bescheiden und als ich Sonntagmorgen um 0300 immer noch auf dem Pezziball kreiselte und fleißig veratmet hab versuche ich meine Hebamme anzurufen. Die jedoch war nicht erreichbar, bzw. war bei einer anderen Geburt.
Also die Vertretung angerufen, die dann um ca 4 Uhr da war.
Tja, dann waren die Wehen auch wieder fast weg.
Ich war total im Eimer und übermüdet und der Befund der Hebamme ergab: Mm bei 1 cm, kein Fehlalarm aber ein Frühalarm.
Alles doch recht deprimierend. Damit ich noch ein Auge zubekomme gab's ein Buskopanzäpfchen und ein warmes Bier mit Honig. Sehr gewöhnungsbedürftig aber ich hab tatsächlich schlafen können... So 3-4 Stunden.
Am Sonntag kam nochmal meine Hebamme zur Akupunktur. Mir war der Frühalarm und Telefonterror in der Nacht furchtbar unangenehm. Als sich kurz vor ihrem Hausbesuch der Schleimpfropf löste war ich sehr erleichtert 😅
Sie meinte aber könnte dann trotzdem noch ein paar Tage dauern. Am späten Nachmittag hatte ich wieder Wehen, hab denen dann aber nicht mehr viel Bedeutung beigemessen.
Wir feierten Silvester ganz entspannt mit Wunderkerzen und alkoholfreiem Sekt nur zu zweit.
Um 0100 hab ich schon im Bett gelegen, aber an Schlaf war nicht zu denken bei den Wehen.
Also bin ich 0230 wieder aufgestanden und durch die Wohnung getigert. Veratmet, kreiseln, fluchen. Sitzbad in der Duschwanne. Weiter tigern. Im Liegen war es nicht wirklich auszuhalten. Gegen 0600/0630 hab ich meinen Freund geweckt. Eine weitere Stunde verging, er fragt zig mal ob er die Hebamme anrufen soll. Ich sagte jedes Mal "Ich weiss es nicht".
Mein Freund hat sie dann angerufen. Kurze Zeit später ist meine Fruchtblase geplatzt.
Da wurde ich dann ziemlich laut für meine Verhältnisse, dann wurden die Wehen auch anders und auch schmerzhafter.
Ich also hoch vom Sofa möglichst ohne eine Sauerei zu machen und ins Bad. Frisch machen und dann ins Schlafzimmer anziehen... Wir wollten ja noch ins Geburtshaus... Denkste.
Direkt wieder ins Bad und untenrum ausgezogen, weil ich langsam Druck nach unten hatte.
Dann brüllend auf der Badematte gehockt und meinen Freund angebrüllt, wo denn die Hebamme bleibt. Mein Menne war nur noch am rumrennen wie ein aufgescheuchtes Huhn. Ständig Ausschau gehalten nach meiner Hebamme und zurück zu mir Händchen halten. Ich hatte noch zwei oder drei Wehen mit Pressdrang als endlich die Hebamme da war und nach kurzer Untersuchung sagte sie: Wir bleiben hier, Mm ist vollständig geöffnet und Hals fast verstrichen. Sie hat noch die Vertretung angerufen die kurze Zeit später auch da war.
Und dann kam der schwerste Teil.
Ich hab unter den Wehen das Badezimmer zusammen gebrüllt und wider Erwarten war es mir egal wie laut ich bin. Mein Menne wurde durch die Gegend gescheucht und musste Kaffee kochen für die Kompressen.
Zeitweise wurden die Herztöne etwas schlechter aber nach einem Glas Wasser und eine aufrechtere Position ging es weiter und dann war auch schon der Kopf fast da. Meine Hebamme frage noch ob ich anfassen möchte und ich hab nur geheult: Ich will, dass er endlich da ist. Nach 2 Wehen war das dann auch der Fall. Und ich habe meinem Eumelchen erstmal über den Kopf gestreichelt und war so erleichtert. Er wurde in ein Handtuch gewickelt und dann hatte ich ihn schon auf dem Arm. Dann kam auch schon die Plazenta und nach dem Abnabeln und einigermaßen sauber machen legten wir uns auf's Sofa und bestaunten unser Neujahrsbaby 😍
(55 cm und 3780g)

Tja, das war meine erste Geburt und sie war gut und auch recht schnell.
Auch wenn es nicht geplant war und definitiv keine Kaffeefahrt. Ich fühlte mich trotzdem sicher und gut versorgt. Und die Geschichte wird noch oft erzählt werden. Die Badematte haben wir immer noch und wenn ich meinen Sohn da manchmal kurz drauf ablege muss ich schmunzeln 😁

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Tolle Geschichte! 😊 Alles Gute für Euch!!!

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Puh, 9 Monate her und du kannst es noch so intensiv erzählen. Auch wenn es so nicht geplant war, so scheint es Euch sehr gut damit zu gehen, vor allem da Ihr nicht geplant hattet ins Krankenhaus zu gehen.

Schon mangelnder Hebammen kommt für dieses Mal leider weder Geburtshaus noch Hausgeburt in Frage, es gibt schlicht niemanden der das hier durchführt. Und ich würde es auch nicht darauf anlegen, aber so ganz schlecht finde ich Deine Variante jetzt nicht. :)

LG und alles Gute für Euch

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Ganz toller Bericht, danke für's Teilen!
Ich lese so gerne von Hausgeburten, da fühle ich mich immer etwas weniger exotisch 😅