Von der äußeren Wendung zum Notkaiserschnitt

Ich möchte hier gerne über meine zweite Schwangerschaft und Geburt schreiben, in der Hoffnung dass ich sie so vielleicht noch etwas besser verarbeiten kann.

Louis, mein erstes Kind, ist gerade 1 Jahr alt geworden und ich wurde wieder schwanger. Die ganze Schwangerschaft war nicht so schön. Mir war so unglaublich schlecht in den ersten 3 Monaten, ich konnte kaum etwas essen ohne zu würgen. Warmes Essen war eine zeitlang gar nicht möglich, es war schlimm Louis zu füttern (mit Tuch vor der Nase oder eine Tasse Pfefferminztee unter der Nase). Nach den ersten Monaten wurde es etwas besser.

Der ET war der 21.12.2018.

So ungefähr ab der 30. Woche habe ich bei den Frauenarztterminen immer hinterfragt, wie sie liegt - natürlich mit dem Kopf nach oben..🤨 Irgendwie habe ich mich verrückt gemacht, aber noch hatte sie ja Zeit. Bei 35+5 gab es endlich grünes Licht, sie hat sich gedreht. Welch eine Erleichterung.

Meine Gedanken kreisten nur noch um die Geburt - Wann? Wo? Wie geht's los? Was machen wir mit Louis? Aber ich habe mich trotzdem sooo sehr auf die Geburt gefreut, weil die erste so toll war mit nur 5 Stunden von der ersten Wehe bis zur Geburt.

Am 29.11. hatte ich den Termin zur Geburtsplanung im Krankenhaus bei 36+6.

Am Abend davor war ich alleine zu Hause. Ich hatte Schmerzen und Druck im Bauch und musste mich immer wieder gerade hinsetzen. Irgendwann habe ich beschlossen ins Bett zu gehen und meinem Freund geschrieben, dass sie ganz schön turnt. Keine 10 Minuten später hat sie sich noch einmal richtig dolle bewegt und es tat alles weh im Bauch. Dann war Ruhe. Ich war mir sicher, dass sie sich wieder gedreht hat.

Dann bin ich am nächsten Morgen zu dem Termin mit meiner Mama und Louis.. Der Chefarzt begann mit dem Ultraschall und ich sah ihr Köpfchen und mir war gleich klar, dass er tatsächlich wieder oben war. Sie hat sich an 36+5 noch einmal gedreht! Ich habe den Arzt gesagt, dass ich es gespürt habe und er war erst etwas ungläubig.
Sooo... jetzt kam das was ich gar nicht hören wollte. Entweder wir versuchen eine äußere Wendung möglichst schnell (am nächsten Tag mit einer Nacht im KH) oder wir warten ab. Und falls sie sich nicht zurückdreht, wird die Geburt eingeleitet und ich kann eine Geburt in BEL versuchen (Einleitung, weil nur der Chefarzt diese Geburten in BEL durchführt).
Er sagte mir noch, dass die äußere Wendung wahrscheinlich schnell und problemlos sein wird, da sie schon schräg liegt. Aber die Entscheidung lag bei mir. Entweder ich bin an nächsten Morgen um 8 Uhr im Kreißsaal oder eben nicht. Für mich stand gleich fest das ich es versuchen möchte! Lieber eine Wendung als eine Einleitung in BEL und wahrscheinlichem Kaiserschnitt. Denn den wollte ich um alles auf der Welt vermeiden!

Am nächsten Tag an 37+0 bin ich dann wieder mit meiner Mama ins Krankenhaus gefahren und Louis war beim Papa.
Wir wurden freundlich von der Hebamme empfangen (die selbe wie bei Louis seiner Geburt) und ich musste mich gleich ausziehen und ein op Hemd anziehen.
Es war so komisch im Kreißsaal zu sein, ohne Wehen bzw einer bevorstehenden Geburt.
Die Hebamme hat den ganzen formellen Teil mit mir abgearbeitet und mir gut zugeredet. Danach hieß es warten.. warten bis der Chefarzt Zeit hat und der OP frei ist und alle bereit stehen (für den Notfall). Der Gedanke macht einem doch Angst.
In der Zeit sollte ich mich im Wehenzimmer entspannen.

Gegen 12 Uhr kam dann die Hebamme und meinte "Jetzt. Es geht los". Man, wurde ich nervös.. Wieder ging es in den Kreißsaal und aufs Bett. Ich habe dann eine Leck-mich-am-Ar***spritze bekommen und einen Wehenhemmer (durch die Bewegung der Gebärmutter können Kontraktionen entstehen). Jetzt hieß es nochmal eine halbe Stunde warten damit alles wirkt. Das tat es, ich wurde echt entspannt und hatte das Gefühl, komische Dinge zu erzählen😅.
Meine Mama war dann die ganze Zeit bei mir. Und mein Freund kam kurz vorher mit Louis noch vorbei (er wollte in der Nähe, aber bei der Drehung nicht dabei sein). Wir haben uns kurz begrüßt und die beiden sind dann wieder raus.

Dann kam der Arzt und klärte mich noch einmal über die äußere Wendung und die Komplikationen auf. Meine Beine wurden hochgelagert und mein Kopf nach unten, damit die Kleine aus dem Becken rutscht. Und schon ging es los. Ich schloss meine Augen und versuchte nicht zu verkrampfen vor Angst. Er legte seine Hände auf meiner Bauch und drückte sie vorsichtig aber kräftig mit dem Kopf nach unten. Die Wendung war nur etwas unangenehm und hat keine 3 Minuten gedauert, schon lag sie mit dem Kopf nach unten. Alle waren überrascht wie schnell es ging. Der Chefarzt war zufrieden und sagte mir, dass ich noch zur Überwachung eine Stunde im Kreißsaal bleiben muss und dann kann ich Mittag essen. Und er ging. Meine Mama auch, um meinen Männern Bescheid zu geben. Jetzt waren noch eine Oberärztin und die Hebamme bei mir.

Ich spürte nur wie es anfing zu laufen zwischen meinen Beinen, es wurde warm. Ich wusste gar nicht was ich zuerst denken oder sagen sollte. Hab dann nur gesagt "es läuft zwischen meinen Beinen". Sofort nahm die Hebamme das Tuch hoch und schaute nach - Blut! Viel Blut! Auch das Gesicht der Oberärztin veränderte sich rasch. Sie rief sofort den Arzt zurück. Er hat kurz getastet und einen Ultraschall gemacht, dann sah er mich an und sagte "Ihr Kind kommt jetzt, aber es wird ein Kaiserschnitt." Er erwähnte noch etwas von einem Hämatom was bluten kann, aber es kann auch was anderes sein. Das habe ich schon kaum noch wahrgenommen.
Dann ging alles wahnsinnig schnell! Ich würde schnell den Flur lang geschoben, in den Aufzug rein, runter, ab in den OP, kurz begrüßt und bekam schon die Narkose. Mir liefen die Tränen übers Gesicht und ich war einfach nur überfordert mit der Situation.

Nach fast 2 Stunden wurde ich wach und war völlig neben mir.. Ich guckte mich um, wo ich bin, dann langsam in Richtung Bauch und der war deutlich flacher. In dem Moment habe ich realisiert was passiert ist. Ich wurde gleich von 2 Schwestern begrüßt und in dem Bett nach oben geschoben. Wieder in das Wehenzimmer, wo mein Freund, Louis und meine Mama mit unserer kleinen Tochter auf mich gewartet haben. Mein Freund hat sie mir gleich auf die Brust gelegt, sie war aber schon angezogen. Ich war noch völlig benebelt und habe alles nur halb wahrgenommen. Am meisten habe ich mich über Louis gefreut. Er hat doch gar nicht verstanden was passiert ist.
Er ist großer Bruder geworden..
Elina kam um 12.59 Uhr mit 2720 Gramm, 49 cm und einem Kopfumfang von 33cm zur Welt.

Der Grund der starken Blutungen war dann doch nicht das Hämatom, sondern tatsächlich die Plazenta, die sich gelöst hat!


Erst nach 1,5 Tagen habe ich angefangen zu begreifen, dass dieses kleine Mädchen meine Tochter ist. Ich habe die lang ersehnte Geburt einfach verpasst, die ersten zwei Stunden ihres Lebens geschlafen, sie nicht mit als erstes auf dieser Welt begrüßen dürfen, sie nicht nackt auf meiner Brust gehabt.. Ich konnte sie den ersten Tag nicht einmal selber wickeln, denn die Schmerzen waren wirklich heftig!

Nach 3 Tagen sind wir nach Hause und ab da wurde es langsam etwas besser und wir konnten die Zeit zu viert genießen.


Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, ob mich richtig entschieden bzgl der äußeren Wendung und viel mit den Hebammen und dem Arzt darüber gesprochen. Und ich würde unter den Umständen immer wieder eine äußere Wendung wählen. Denn das hätte jederzeit überall passieren können, wenn sie sich alleine gedreht hätte. Aber dann wäre es vielleicht nicht so "gut" ausgegangen.

Anna mit Louis 2 Jahre und Elina 7 Monate an der Hand ❤

1

Oh nein, das ist ja wirklich ein traumatisches Erlebnis gewesen! Sehr, sehr traurig, dass es so gekommen ist!

Bei mir hat sich zuletzt am 05.06. auch die Plazenta abgelöst -bei 35+5.

Ich hab morgens beim Anziehen der Hose plötzlich viel Warm und viel Nass zwischen den Beinen gehabt...der Schock war riesig!

Aber wir zwei haben's überlebt! Ich konnte die Kleine aber erst am 3. Tag sehen -das war richtig schlimm.

Sie kam mit 1990g, 48cm und 30cm KU zur Welt.

Ich kämpfe psychisch auch noch ganz schön. Am schlimmsten ist für mich die frische Kaiserschnittnarbe, ich will sie weder ansehen noch anfassen.

Aber wir können uns trotzdem glücklich schätzen, dass die Medizin soweit ist und uns geholfen werden konnte, stimmt's?

2

Ohje, erst nach 3 Tagen ist ja noch um einiges schlimmer. Ich mache mir immer noch so viele Vorwürfe, dass ich ihr nicht den selben schönen Start ins Leben geben konnte wie meinem Sohn.

Ich finde die Narbe auch schrecklich. Die ersten Monate hatte ich immer mal wieder Heulattacken, wenn ich sie gesehen habe. Da kam immer alles wieder hoch.

Aber es stimmt, hauptsache wir sind gesund!

Ich wünsche dir alles Gute!

3

Hallo!
Unsere grosse Tochter lag auch in BEL und ich habe mich nach reiflicher Überlegung, wegen dem hohen Risiko gegen eine Wendung entschieden und habe es spontan versucht! Es hat wunderbar funktioniert! 5 Stunden nach dem wehentropf war sie schon da!
Zum Glück haben die Ärzte bei dir so schnell gehandelt und Dir und der kleinen geht es gut! Unsere kleine ist am 2.12.18 auf die Welt gekommen 😀😀😀

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Ich bin im Nachhinein froh den Weg gewählt zu haben, denn die Plazenta hätte sich bei einer weiteren Drehung von ihr auch lösen können. Und wir haben einen Weg von einer halbe Stunde zum KH...
Mir war bei dem Gedanken an eine Geburt in BEL gar nicht wohl. Ich bin auch recht zierlich und hatte Angst vor einem wahrscheinlichen Kaiserschnitt 😑

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Für euch war es zum Glück die richtige Entscheidung!

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Das freut mich das es euch jetzt gut geht! 🥰
Das ist genau der Grund warum ich niemals eine äußere Wendung machen würde! Meine ist auch so ein Kandidat die gerne turnt ..jetzt bei 38+3 liegt sie tief im Becken mit dem
Kopf ! 😂 haleluja...
Ich mache lieber einen geplanten Kaiserschnitt bevor ich ne Vollnarkose kriege ..

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Dann hasst du es ja bald geschafft und jetzt wird sie sich bestimmt nicht mehr drehen. Die Drehung an sich war gar nicht schlimm. Und laut dem Arzt ist die Wahrscheinlichkeit einer Plazentaablösung sehr gering und ihm in seinen 12 Jahren noch nicht passiert.

Alles gute für die bevorstehende Geburt 😊

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Es hat meist einen Grund weshalb das Kind sich nicht dreht oder drehen kann. Im Leben würde ich es nicht mit aller Macht versuchen zu wenden.

Zum Glück ging da alles gut. Das hätte auch anders gehen können.

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Wäre sie schon seit Wochen in der Position gewesen, dann hätte ich es auch nicht versucht. Sie hat sich aber 2 Tage vorher selber erst wieder gedreht.

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Ach du sch***, das ist ja mal nicht soo toll gelaufen :-( Aber mach dir keine Vorwürfe, du hast sicher richtig entschieden. Auch bei einer BEL Geburt hätte was passieren können.

Ich hatte mehr Glück als du, wenn ich das so sehe, fast schon Schicksal #schein Meine Zweite lag 2010 in BEL und ich hatte die äussere Wendung für den 15.6. angesetzt. Da wurde ich dann aber auf den 17.6. um 9H vertröstet da kein KS frei war. Tja, am 17.6. platzte mir um 4h die FB und um 8.53 h war Èlia nach einer unkomplizierten Geburt aus BEL da. 7 Minuten vor der äusseren Wendung. Schon irgendwie etwas zu viel Zufall #schwitz

Du bist also weiss Gott nicht allein, viele Frauen hätten die ÄW als erste Option gewertet. Alles Liebe Euch!#verliebt