Unerwartete stille Geburt in der 40ssw (sehr sehr lang)

Hallo

Vor nun fast fünf Wochen ist meine zweite Tochter völlig unerwartet still zur Welt gekommen. Ich wollte meinen geburtsbericht mit euch teilen, auch wenn es leider kein happy end gibt.

Ich fange erstmal ganz vorne an, unsere zweite Tochter Emilie war wie ihre große Schwester auch ein absolutes Wunschkind! Direkt im ersten ÜZ hatte es geklappt und wir waren überglücklich. Leider wurde diese Schwangerschaft immer von einem seltsamen Gefühl meinerseits überschattet. Ich hatte riesengroße Angst das etwas schief geht und habe mich das erste mal mit der Frage beschäftigt was ich tun würde wenn eins meiner Kinder sterben würde. Ich hatte vorzeitige Wehen und am Ende tat mir einfach nur noch der ganze Körper weh, ich konnte mich fast nicht mehr bewegen. Meine Frauenärztin bot mir an mich zur Einleitung ins Krankenhaus zu schicken, das war bei 37+2. ich lehnte ab, da ich Angst vor Komplikationen für die Maus hatte. Eine Entscheidung die ich mir niemals verzeihen werde.

Am 26.11 war es dann soweit. Wir haben unserer erste Tochter in die Kita gebracht und mir ging es gut. Ich hatte mir vorgenommen für Weihnachten zu schmücken wenn wir nachhause kommen. Als wir dann zuhause ankamen fühlte ich mich plötzlich völlig fertig und krank. Ich konnte es nicht beschreiben. Irgendwas fühlte sich einfach total komisch an aber da meine kleine Maus mir einen Tritt verpasste dachte ich an nichts schlimmes und dachte das der Körper sich einfach auf die Geburt vorbereitet.
Ich habe geschlafen und auch Nach dem aufwachen war dieses Gefühl noch da.

Um 14:30 bekam ich schmerzen, wehen. Diese waren allerdings gleich sehr sehr stark und ich hatte keine wehrnpausen. Wir haben meinen Vater angerufen damit er unsere Tochter von der Kita abholt. Die Fahrt ins Krankenhaus war die Hölle, die Schmerzen fühlten sich nicht mehr wie wehen an sondern waren einfach dermaßen stark das ich nicht wusste ob wir es noch in den Kreißsaal schaffen. Am Krankenhaus angekommen waren alle storchenparkplätze mit wartenden!! Autos besetzt. Mein Mann hat mich also rausgelassen um das Auto zu parken. Ich bin schon in Richtung Kreißsaal gegangen und wusste wirklich nicht ob ich ankommen würde.
Als ich angekommen bin und von einer Hebamme in Empfang genommen wurde, platzte es aus mir raus und ich fing erstmal an zu weinen. Sie brachte mich in einen Kreißsaal und wollte das mobile ctg anschließen allerdings zeichnete das keine Herztöne auf. Zu der Zeit kam dann mein Mann auch an. Ich legte mich auf das Bett und auch mit dem anderem ctg gerät wurden keine Herztöne gefunden. Die Ärztin und das ultraschallgwrät wurden dazu geholt. Zwischendurch würde ich untersucht und war bei 4cm. Wir haben uns riesig gefreut und nicht im Traum daran gedacht was gleich passieren würde.

Dann kamen die Worte die alles verändern sollten... „wir finden leider keinen Herzschlag mehr“

Wir konnten es nicht fassen und können es auch heute noch nicht.
Nach diesen Worten hörten die wehen ( wahrscheinlich wegen dem Schock) erstmal für ca.30 Minuten ganz auf.
Ich wusste das ich meine Tochter trotzdem spontan entbinden wollte und kommunizierte das mit den Hebammen. Wir wurden dann in einen abgelegeneren Kreißsaal gebracht und mein Mann informierte unsere Eltern. Meine Mutter machte sich sofort auf den weg zu uns (2,5 Stunden fahrtweg)

Die wehen kamen wieder und ich wurde völlig überrannt. Hatte wieder keine wehenpausen und habe dann die pda bekommen. Mein Kreislauf sackte völlig zusammen und ich wurde engmaschig überwacht.
Wir weinten gemeinsam und konnten nicht fassen was uns grade passierte.
Meine Mutter kam an. Um 21 Uhr wurde ich nochmal untersucht und war immernoch bei 4 cm.
Schichtwechsel der Hebammen. Ich hatte Angst welche Hebamme nun kommen würde. Dann kam die Hebamme die ich von meinem vorherigen Aufenthalt schon kannte. Sie war noch sehr jung und tat genau das was ich brauchte. Sie behandelte uns ghenauso wie alle anderen Eltern auch die zur Geburt ihres Kindes kamen. Kein mitleidiger Blick, kein „mein Beileid“. Um 21:50 schickte meine Mutter meinen Mann mit ihrem Lebensgefährten nachhause um Klamotten für ihn zu holen da er auch im Krankenhaus bleiben würde nach der Geburt. Um 21:55 wurde der wehentropf angehängt damit es vorran geht. Es dauerte keine 5 Sekunden und die wehen kamen wieder immens. Um 22:00 untersuchte mich die Hebamme nochmal und stellte völlig überrascht fest das ich bei 10cm war und Emilie schon auf dem Weg war. Meine Mutter rief meinen Mann an und sagte das sie sofort umdrehen müssen, ich bekam einen Wehenhemmer damit mein Mann die Geburt nicht verpasst.
Um 22:15 konnte ich dann endlich pressen und um 22:29 war unsere kleine Emilie auf der Welt.
Sie schrie nicht und öffnete auch ihre Augen nicht. In diesem Moment begriffen wir das sie wirklich nicht mehr lebte. Sie wog 3295 Gramm und war 50cm groß. Sie hatte viele braune Haare und sah aus wie ihre große Schwester. Ich durfte sie anziehen und halten.

Wir verbrachten noch 1 1/2 Tage mit ihr im Krankenhaus und mussten sie dann gehen lassen. So richtig.

Sie war perfekt und völlig gesund.

Der Grund für ihren Tod war die Plazenta, sie hatte sich mittig abgelöst. Durch die mittige Ablösung hatte ich keine sichtbaren Blutungen aber auch die Schmerzen die hatte sprachen für eine Ablösung.

Wir lieben unsere kleine Maus so sehr und sie wird so unfassbar vermisst. Alles würde ich dafür geben Sie hier bei uns zu haben.
Auch wenn es kein happy end gibt in dieser Geschichte war ihre Geburt wunderschön und absolut magisch und in dem Moment wo sie auf die Welt kam dachte ich „das möchte ich nochmal erleben“.

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Zuallererst möchte ich darum bitten das dieser Thread NICHT verschoben wird, er gehört hier hin, es ist ein Geburtsbericht! Leben und Tod liegen so nah beieinander und doch versuchen wir den Tod aus unserem Leben zu schieben, er gehört aber dazu wie das Leben.

Vielen Dank das du uns an deinem Erlebnis teilhaben lässt. Du wolltest das Beste für dein Kind, dich trifft keine Schuld, niemand konnte wissen was passiert.
Ich freue mich das du das Geburtserlebnis als schön empfunden hast. Das eure Tochter nicht lebt ist unglaublich traurig und ich habe Tränen in den Augen weil ich in etwa weiß wie ihr euch fühlt. Ich hatte auch eine schöne Geburt (20ssw) und denke gerne daran zurück. Natürlich werde ich dann auch traurig aber wir hatten wenigstens etwas Zeit mit ihr und die war sehr schön. Ich bin sehr froh sie gehabt zu haben und vermisse sie unheimlich.
Hoffentlich werdet ihr von eurem Umfeld gut betreut, mir hat meine Hebamme sehr geholfen.
Ich wünsche euch viel Kraft und viel Verständnis in eurem Umfeld.
Vielleicht gibt es bei euch auch einen Selbsthilfe Verein wie zb "Verwaiste Eltern"
Es könnte euch eventuell helfen mit anderen Betroffenen zu reden, das eigene Umfeld ist da oft etwas unsicher, möchte nichts falsches machen und macht dann lieber nichts. Die Leute meinen es nicht böse...

Solltet ihr euch für ein drittes Kind entscheiden (können) hoffe ich auf eine gute (positive) Betreuung durch Ärzte und Geburtshelfer, das werdet ihr brauchen!

Alles Gute wünsche ich euch

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Vielen Dank für deine Antwort !

Es tut mir sehr leid das auch du eine stille Geburt hinter dir hast.. es ist einfach unglaublich wie ein kleiner Augenblick das ganze Leben völlig auf den Kopf stellen kann. Ich habe immer gehofft aus diesem Alptraum aufzuwachen aber das wird nicht passieren, das weiß ich jetzt.
Wir hatten bereits einen Termin bei einer trauerbegleitung. Eine wunderbare Frau die vor vielen Jahren auch eine stille Geburt hatte.
Und ab Januar werden wir eine trauergruppe besuchen. Mir ist es so wichtig über Emilie und ihre Geburt zu sprechen. Ich könnte es nicht ertragen wenn irgendjemand sie irgendwann vergessen würde...

Unsere Familien haben uns sehr unterstützt, meine Schwiegereltern haben sich um die Organisation der Beerdigung gekümmert, denn wir hätten niemals die Kraft dazu gehabt.

Und ich habe auch schon einen Termin bei der Frauenärztin gemacht die mich auch schon während der Schwangerschaft mit meiner ersten Tochter begleitet hat. Ich habe mich damals sehr gut dort aufgehoben gefühlt und auch nur aufgrund eines Umzugs den Arzt gewechselt. Allerdings nehme ich den fahrtweg nach diesem Ereignis gerne in Kauf, wenn ich mich dort gut aufgehoben fühle. Meine Hebamme war auch grade in der ersten Zeit eine große Hilfe. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und sie hat auch mit mir gemeinsam geweint.

Es ist sehr schwer... vorallem wenn die Realität einen wieder eiskalt erwischt wenn man grade vielleicht mal mit seiner Tochter gelacht hat und deswegen dann gleich ein schlechtes Gewissen hat.

Aber ich glaube daran das wir das überstehen werden auch wenn unser Leben niemehr so sein wird wie es war und auch wir vielleicht nicht mehr die gleichen Menschen sein werden. Denn unsere Tochter wird uns immer so sehr fehlen.

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Als erstes möchte ich dir meinen größten Respekt aussprechen, dass du die Kraft gefunden hast, deine Geschichte zu erzählen. Und ich möchte dir auch mein tiefstes Mitgefühl aussprechen.
Danke für deinen Mut , ich wünsche dir bzw euch alle Kraft der Welt euren Verlust zu verarbeiten.

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Vielen Dank fürs teilen, herzlichen Glückwunsch zur Geburt eurer Tochter und mein aufrichtiges Beileid. Dass du keine Einleitung wolltet ist absolut verständlich und du hast sie ja nicht entgegen ärztlichen Rates ausgeschlagen. Du wolltest das beste für dein Kind. Im Normalfall ist das eine „natürliche“ Geburt! Ich hoffe du schaffst es dir diesbezüglich zu „verzeihen“. Alles gute

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Vielen Dank für diesen wunderschönen und doch traurigen Geburtsbericht.
Als erstes möchte ich dir sagen wie stark du bist und es für deine Tochter geblieben bist. Es ist so schlimm was euch passiert ist und man wird es nie vergessen und die Kleine auch nicht. Euch trifft keine Schuld an das was passiert ist. Sie wird immer in eurem Herzen bleiben und euer zweites Wunder sein. Hoffe dass ihr irgendwann wenn ihr bereit seid euer drittes Kind in den Armen halten könnt.

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Als allererstes möchte ich dir mein Beileid aussprechen, dies ist wohl eins der schrecklichsten Erfahrungen die eine Frau überhaupt erleben kann.
Mir tut das so unendlich leid, ich sitze hier im Bett und bin wirklich zu Tränen gerührt.

Falls du dich nochmals dazu entscheiden solltest schwanger zu werden wünsche ich dir alles alles Glück dieser Welt.

Ich wünsche dir alles Liebe der Welt und fühl dich unbekannter Weise gedrückt.

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Vielen lieben Dank 💕

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Ich muss gerade weinen während ich deine Berichte gelesen habe.

Das tut mir unendlich Leid, was euch passiert ist.

Mir fehlen leider weitere Worte

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Dankeschön 💕

10

Ich habe Tränen in den Augen.
Mein Beileid für euren Verlust.Ich wünsche euch ganz viel Kraft um das Erlebte gut zu verarbeiten.
Dein ungutes Gefühl kann ich völlig nachvollziehen. Das hatte ich damals auch.
Ich habe im Juni 2018 unsere Tochter in der 17.Woche still geboren.

Habe damals auch meinen Geburtsbericht hier im Forum geschrieben.

Ich wünsche euch alles Gute.

Liebe Grüße
Catty