Geburt doch traumatischer als gedacht?

Eigentlich dachte ich, ich hätte die Geburt gut weggesteckt.
Doch irgendwie denke ich immer wieder daran und je mehr ich darüber nachdenke, desto bewusster wird mir, dass ich sie noch nicht verarbeitet habe.

Ich wachte morgens an ET+1 gegen 7 Uhr mit einem leichten Ziehen im Unterleib auf, relativ regelmäßig, alle 5-7 Minuten kam dieses Ziehen wieder. Ich dachte an Übungswehen, denn mehr als ein leichtes Ziehen war es nicht.
Ich schickte meinen Mann zur Arbeit und machte mir erstmal einen Kaffee und setzte mich auf die Couch. Die „Übungswehen“ hielten an, deshalb ging ich duschen, wollte feststellen ob es mehr wird. Tatsächlich merkte ich nach der Dusche eine deutliche Verschärfung, aber noch immer nicht so schlimm, dass ich es als unangenehm empfand.
Ich machte mir also ein Brot und auf einmal wurde mir schlecht. Die Wehen wurden wieder etwas stärker. Ich rief dann meinen Mann an, er solle doch nach Hause kommen. Er war gegen 10.30 dann zu Hause und wir machten uns langsam und gemütlich auf den Weg ins Krankenhaus, mir ging es gut, ich wollte es aber abklären. Mein Mann und ich mussten die Corona Zettel ausfüllen und wurden dann hoch geschickt zum Kreißsaal.

Vorm Kreißsaal angekommen fing die Odyssee dann an.
Die Hebamme nahm uns mit den Worten „warum ist er denn hier oben der darf noch gar nicht hier sein“ in Empfang, forderte mich auf rein zu kommen und schickte meinen Mann weg, wir haben uns nicht mal verabschiedet.
Ich wurde also in einen leeren Kreißsaal gebracht, aufs Bett gelegt und am CTG angeschlossen, lag dann eine Stunde alleine, mit Wehen, die immer stärker wurden da, ohne dass jemand nach mir sah ( ich war natürlich nicht als einzige Frau da, sie hatte sicher viel zu tun)
Zum Glück kam irgendwann eine Dame rein, die die schränke auffüllte, die ich um etwas Wasser bitten konnte.

Die Hebamme kam dann wieder und untersuchte mich. MM bei 4cm, schöner Befund. Sie fragte, ob ich nochmal spazieren gehen möchte, ich wollte nur zu meinem Mann, also bejahte ich dieses, doch hab es gar nicht mehr aus dem Kreißsaal geschafft. Nach der Untersuchung hatten die Wehen so zugelegt, dass ich kaum laufen konnte. Um 13 Uhr durfte ich also meinen Mann dazu holen.
Wieder wurden wir allein gelassen, ohne Anleitung oder Begleitung, aber gut. Ich habe es irgendwie ausgehalten. Gegen 14.00 wurde ich wieder ans ctg angeschlossen. Ich saß halb auf dem Bett/ hing an dem Seil, so hielt ich die Wehen halbwegs aus. Ich tönte, doch dies wurde von der Hebamme umgehend unterbunden. Ich sollte leise atmen.
Irgendwann drehte sie mich um und drückte mich mit den Armen aufs Bett, so solle ich stehen. Aber das wollte ich nicht, das Seil half mir so viel besser.
Durch das nach vorne lehnen, was sie mir „befahl“ fielen die Herztöne immer wieder ab, das stresste mich unheimlich. Also ging ich immer wieder in meine Position zurück, denn da verbesserte sich alles sofort.
Als wir das ctg endlich fertig hatten wollte ich nochmal zur Toilette, ich kam kaum noch hoch. Mein ganzer Körper zitterte und zuckte. Zurück am Bett passierte es wieder, die Hebamme sagte nur „hören Sie sofort auf zu pressen“ und ich sagte nur noch „ich kann nicht mehr“ zu meinem Mann
Daraufhin durfte ich mir von der Hebamme anhören „also wenn Sie jetzt schon nicht mehr können, dann sollten Sie sich jetzt direkt mal eine PDA legen lassen“
Ich sagte nix mehr, sollte mich aufs Bett legen um nochmal untersucht zu werden, was für mich die Hölle war. Auf dem Rücken liegen verschlimmerte alles noch mehr. Doch sie drückte mich aufs Bett und zog mir die Hose aus, in dem Moment platzte mir die fruchtblase, die hebamme wurde hektisch und sagte nur „wir holen jetzt ihr Kind“
Das Zucken auf der Toilette waren also schon Presswehen. Ich wurde nicht ernst genommen und mein Urinstinkt wurde verhindert.

Ich musste in Rückenlage die Beine hochhalten und pressen, doch woher soll man wissen, wie man richtig presst? Das einzige was mir gesagt wurde war wieder, ich solle nicht tönen. Meine Beine zitterten nur noch und es tat sich nicht viel. Die Hebamme rief eine Ärztin dazu, da die Herztöne immer wieder abfielen.
Ab dem Punkt weiß ich gar nicht mehr so viel, die Oberärztin kam dazu, Hebamme und Ärztin drückten auf meinen Bauch und die Oberärztin saß unten, als ich auf einmal einen Schmerz verspürte, wusste ich, dass sie geschnitten haben muss.

Dann ging alles schnell und mein Sohn war um 15 Uhr endlich bei mir, gesund und munter.
Dafür bin ich auch unendlich dankbar.

Trotzdem fühle ich mich nicht wohl mit der Geburt. Die abfällige Art der Hebamme, dieser völlige Kontrollverlust.

Das runter zu schreiben war auf jeden Fall eine Wohltat, ich hoffe, es geht mir damit irgendwann besser

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Hallo, erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines gesunden Sohnes! Wenn ich solche Zeilen lese, bekomme ich immer Tränen und Gänsehaut. Ich komme selbst aus dem Gesundheitswesen und finde es absolut schrecklich, dass medizinisches Personal so herablassend sein kann. Vor allem Hebammen, denen man während der Geburt so viel Vertrauen schenkt und das wahrscheinlich intimste Erlebnis teilt, was man als Frau erleben kann. Ich kann nicht nachempfinden, wie es sich anfühlt, da meine Geburt ok war, aber es gibt so viele Frauen da draußen, die das Gleiche durch machen. Und ihr seid alle so unfassbar stark. Ich wünsche dir so sehr, dass du irgendwann damit zurecht kommst und es verarbeiten kannst. Fühl dich ganz lieb gedrückt!

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Danke, das tut gut zu hören

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Glückwunsch zu Deinem Sohn. ❤️Die Hebamme war sehr übergriffig das empfinde ich schon als Gewalt im kreissaal so mit einer Schwangeren umzugehen das ist ehrlich die Hölle.

Ich hatte bei meinem Notkaiserschnitt eine Anästhesistin die sehr schlimm war 🥴und von diesen Vorkommnissen hört man vermehrt.

Meine Tochter war mein 6. Kind das jüngste hier ist 8 Jahre ich muss sagen das sie anderen 5 Geburten echt anders waren.

Klar sind die Leute überlastet manchmal wenn so viele Frauen auf einmal loslegen aber dafür gibt es Rufbereitschaft.

Und man darf sowas nie niemals an den Frauen auslassen

Alles gute für Euch

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Vielen Dank, wenn man schon nicht das Gefühl hat, das man spinnt, dann hilft das schon sehr

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Hallo,

herzlichen Glückwunsch zum Baby!
Mich hat dein Bericht auch traurig gemacht. Es kommen Erinnerungen an meine erste Geburtserfahrung hoch. Ich habe mich auch allein gelassen gefühlt. Man will ja aber auch nicht nerven, man weiß, dass die Hebammen sehr viel zu tun haben und vielleicht braucht eine andere Frau gerade dringend Unterstützung.... Das ganze führte dazu, dass ich nicht um mehr Präsenz bat. War es deine erste Geburt?
Die Zeit heilt Wunden. Und ja: auch eine Geburt eines gesunden Kindes, ohne größere körperliche Komplikationen, darf als "nicht schön", traumatisch oder verstörend empfunden werden. Geburt ist eine Grenzerfahrung. Ich habe während der zweiten Schwangerschaft einen Geburtsvorbereitungskurs für Mehrfach-Gebärende besucht, in welchem die Aufarbeitung der vorangegangenen Geburt das Hauptthema war. Meine Gedanken loszuwerden und die Geschichten der anderen Frauen zu hören, war für mich sehr hilfreich. Ich bin viel selbstbewusster, klarer und gefestigter in die zweite Geburt rein. Auch weniger naiv: dass es eine bewegend-tolle Erfahrung wird, erwartete ich nicht mehr. Ich war ernüchtert.
Vielleicht kannst auch du mit deiner Hebamme sprechen. Du kannst dir auch den Geburtsverlaufsbericht vom Krankenhaus schicken lassen.

Alles Gute!

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Es war meine erste Geburt, danke für deine Worte

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Wenn man deinen Bericht so liest, könnte man wirklich meinen das die Hebamme ihren Beruf völlig verfehlt hat! Ich finde es unmöglich wie sie mit dir umgegangen ist!

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Danke auch dir

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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines Sohnes. Es tut mir sehr leid dass die Hebamme so mit dir umgegangen ist. Das hört sich für mich wirklich sehr schlimm an. Ich selber hatte eine sehr gute Geburt. Aber bei einer Freundin von mir war es sehr schlimm. Ihr Sohn ist jetzt 4 Jahre alt und sie hat sich Psychologische Hilfe gesucht weil sie damit nicht zurecht kommt. Falls es dir weiterhin so zusetzt hol dir bitte Hilfe. Das würde dir bestimmt sehr gut tun!

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Vielen Dank