Wunderschöne Wassergeburt im Geburtshaus

Der errechnete Termin war am 21.04.21.
Die nächsten Tage verstrichen auch ohne Senkwehen oä. Am 25.04 hatte ich morgens um 10 Uhr nochmal einen Termin zur Kontrolle im Geburtshaus. Morgens um 8 Uhr fing es dann mit leichten menstruationsartigen Schmerzen an. Sofort regelmäßig alle 10 Minuten. Ich musste nichts veratmen, alles war super. Mein erster Gedanke war, "Prima, das könnten jetzt dann endlich mal die Senkwehen sein"
Schnell noch unter die Dusche gehüpft und um 10 Uhr standen wir pünktlich im Geburtshaus. Das CTG zeigte alle 10 Minuten Wehen an und die Hebamme sagte freudig zu meinem Mann: "Gute Nachrichten, deine Frau hat Wehen!"
Mein Mann, ganz perplex: "Ja, super! Das heißt, die Kleine kommt heute noch?"
Die Hebamme vermutete, da ich Erstgebärende war, dass es wohl noch 1-2 Tage dauern könnte. Wir sollten nochmal spazieren gehen, uns lieb haben und es uns ein letztes Mal schön machen.
Gesagt - getan. Zuhause angekommen, spazierten wir los. Das war gegen 13 Uhr. Während dem Laufen wurden die Wehen etwas stärker, so dass ich immer kurz stehen bleiben musste, weil der Bauch so hart wurde und Laufen nicht wirklich angenehm war. Immer noch nicht veratmen - alles super. Meinem Mann wurde das Ganze dann doch etwas zu heikel und wollte lieber auf direktem Wege nach Hause.
Zuhause steigerte sich dann die Wehenintensität. Im Stehen waren sie am besten auszuhalten. Ich konzentrierte mich auf die Bauchatmung, auf den immer wieder zunehmenden Schmerz, der langsam anstieg und dann wieder abflachte. Ich freut mich über jede Wehe, die mich näher zu meinem Kind brachte. Ich hatte keine Angst, ich war total mutig und entschlossen. In den Wehenpausen hatte ich überhaupt keine Schmerzen. Es war 16.30 Uhr und immer noch alles prima. Ich dachte, so könnte ich das noch gut bis morgen aushalten. Wehen hatte ich ca alle 4-7 Minuten.
Um 17.15 Uhr platze mit dann während einer Wehe die Fruchtblase.
Also riefen wir die Hebamme an, die sich dann nach meinem Gemütszustand erkundigte und riet, ich solle nochmal unter die heiße Dusche springen und vorher auf der Toilette mit kreisendem Oberkörper das restliche Fruchtwasser rauskreiseln.
Die Dusche war sehr angenehm, die Wehen wurden stärker und das Veratmen und Vertönen klappte super. Ich war sehr fokussiert während jeder Wehe. Die Wehen kamen jetzt alle 2 - 3 Minuten. Um 19.30 Uhr rief ich dann erneut die Hebamme an und erzählte ihr, dass ich mich jetzt zuhause nicht mehr ganz so wohl fühlte und wir gerne vorbei kommen würden. Wir verabredeten uns auf 20.30 Uhr im Geburtshaus.
Mein Mann schob noch schnell ein paar Aufbackbrötchen in den Ofen und belud das Auto. In der Zwischenzeit wehte und tönte ich stehend, abgestützt auf der Arbeitsfläche, mit kreisenden Hüften in der Küche vor mich hin. Die Wehen waren nun schon sehr intensiv, aber noch gut auszuhalten. Im Kopf hatte ich immer den Hintergedanken, dass die Wehen noch stärker und noch intensiver werden würden.
Die perfekte Position auf dem Beifahrersitz zu finden war nicht ganz so einfach. Alles stellte sich als nicht wirklich geeignet heraus. Also setzte ich mich normal hin, stützte einen Fuß am Armaturenbrett ab und hielt mich mit der Hand oben am "Panikgriff" fest. Jede Wehe im Auto war furchtbar, im Sitzen konnte ich die Wehen nicht so gut ertragen. Nach ca. 25 Minuten waren wir da. Es war gefühlt eine Ewigkeit. Ich wartete noch eine Wehe an und hüpfte dann strümpfig zur Türe und klingelte. Die Hebamme war schon da, öffnete und begleitete meinen Mann und mich in das von mir gewünschte "Poolzimmer". Mein Traum war eine Wassergeburt.
Die Hebamme und mein Mann bezogen gemeinsam das Bett, während ich weiter vor mich hintönte. Wieder im Stehen, was viiel entspannter war. Kurzer Muttermundcheck um 20.50 Uhr: 8 cm !!
Toll! Genau so habe ich mir das vorgestellt. Ich wollte so lange wie möglich zuhause bleiben und in meiner gewohnten Umgebung in aller Ruhe meine Wehen veratmen. Das hat ja schon mal super geklappt! Dann kommt die Kleine doch noch heute Nacht! Super.
Während dir Wanne einlief bekam ich noch eine Kreuzbeinmassage von der Hebamme und um ca 21.10 Uhr konnte ich auch schon einsteigen. Ich ging auf die Knie und lenhte meine Arme über den Beckenrand wo mein Mann saß und meine Hände hielt.
Die Wehen wurden immer kräftiger und ich tönte vor mich hin. Ich meine es wären noch 3 oder 4 Wehen gewesen, bis die Hebamme sagte, ich sei nun vollständig geöffnet und sobald ich einen Druck verspüre, könnte ich mitschieben wenn ich das Bedürfnis habe. Ich wartete und auf einmal kam dieser Druck... eigentlich wie auf der Toilette, nur stärker. Ich konnte gar nicht anders, als kräftig mitzuschieben.
Die Hebamme meinte, ich könne jetzt mal fühlen wenn ich möchte. Und tatsächlich konnte ich schon ihre Haare ertasten. Ich war total perplex, der Kopf war noch nicht draußen, aber ihre Haare konnte ich schon spüren. Bei der nächsten Presswehe schob ich nochmal richtig kräftig mit und es war mir total egal in dem Moment, ob ich reißen würde, oder nicht. Ich fühlte erneut, das Köpfchen war geboren um 21.28 Uhr.
Die nächste Wehe kam und ich schob nochmal ein wenig und schwupps war um 21.30 Uhr unsere kleine Minimaus mit ihren 49 cm und 2880 g geboren. Die Hebamme schob sie mir nach vorne durch und ich durfte sie aus dem Wasser holen und Willkommen heißen. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie mein Mann reagiert hat. Ich habe alles um mich herum total ausgeblendet und hatte nur noch Augen für die kleine Maus. Immer wieder sagte ich: " schau mal, sie ist sooo klein!" Was für ein perfektes kleines Minimenschlein!
Ich hatte sie in den Armen, setzte mich nun, lehnte mich zurück und sagte "Das war schön!" Die Hebamme zeigte mir, wie ich sie anlegen sollte und sie begann sofort kräftig zu Saugen. Die Plazenta löste sich komplett und problemlos um 21.45 Uhr. Als die Nabelschnur auspulsiert hatte durfte mein Mann sie durchschneiden. Die kleine Maus wurde vermessen, gewogen, angezogen und meinem Mann zum Kuscheln gebracht. Währenddessen konnte ich noch in der Wanne duschen. Danach lagen wir gemeinsam im Bett, kuschelten mit der Kleinen und aßen eine Kleinigkeit. Verletzungen hatte ich keine. Mini wurde nochmal angelegt und schlafend in den Kindersitz gepackt. Um 0 Uhr wir waren wir startklar für den Nachhauseweg.

Ich habe mir vorher natürlich so meine Gedanken über die Geburt gemacht und mir auch ein wenig vorgestellt, wie es sein könnte. Mein Wunsch war eine Wassergeburt im Geburtshaus und wenn ich es schaffen würde, dann auch ohne jegliche Schmerzmittel. Ich freue mich total, dass sich alle meine Wünsche erfüllt haben und es noch schöner war, als ich mir es vorgestellt habe und die kleine Minimaus fit und gesund auf die Welt gebracht habe.
Nach der Geburt fühlte ich mich so stark, mutig und war unglaublich stolz auf meinen Körper was er und die Maus gemeinsam geleistet haben.
Ich bin einfach nur froh, nicht auf das Zureden der Anderen gehört zu haben und den Plan der Geburtshausgeburt durchgezogen haben. Ich weiß, dass es im Krankenhaus nicht so gelaufen wäre, weil ich dort nicht so entspannt gewesen wäre.

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Wie schön!
Ich hatte bei der 2. Geburt eine Hausgeburt und ich weiß genau, was du meinst. Ich fühlte mich danach unsterblich, das war unglaublich. Nach der 1. Geburt in der Klinik war ich einfach nur fertig. Da lief allerdings auch nicht alles glatt und daher war für mich klar, dass ich beim 2. Mal ein anderes Setting möchte. Um entspannt ran gehen zu können, wie du auch. Ich war letztlich so entspannt, dass ich 2 Stunden vor Geburt noch Kuchen gebacken habe und letztlich sogar die Hebamme zu spät informiert habe. Habs voll unterschätzt, da ich bei der 1. Geburt 5 Stunden Presswehen hatte und dachte, es muss so lang und schmerzhaft sein 😜 Ich hatte bis zuletzt Wehen im Abstand von 6 - 8 Minuten, plötzlich platzte die Fruchtblase, ich ging in Richtung Toilette, es folgten 3 Presswehen und die Kleine war geboren - gerade, als die Hebamme zur Tür rein kam. Von daher war es bei mir nun erneut nicht die Traumgeburt, die ich mir gewünscht hatte, aber trotzdem unfassbar schön - und es macht schön süchtig! Für dieses Hochgefühl im Anschluss würde ich doch glatt nochmal eine Geburt mitmachen.

Danke für deinen tollen Bericht!

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Ich freue mich, dass deine 2. Geburtserfahrung positiv war 🥰
Sollten wir noch ein Kind bekommen, möchte ich auch eine Hausgeburt wagen, da für mich das Schlimmste die Autofahrt unter Wehen war. Das könnte ich mir somit sparen 😜