Saugglockengeburt nach Einleitung, unschöne Geburtserfahrung, Achtung lang!

Hallo,

nachdem ich schon eine Weile stille Mitleserin bin, hat es mich nun gepackt und ich möchte meine Geburtserfahrung mal mitteilen und irgendwie auch von der Seele schreiben.

Mein Sohn wurde vor 4 Monaten geboren und ich bin unendlich dankbar, dass er gesund und munter ist. Gleichzeitig bin ich unendlich traurig darüber, dass ich mit seiner Geburt und den ersten Tagen so viel Stress, Schmerz und Trauer verbinde.

Es begann genau 14 Tage vor dem errechneten ET am Donnerstagabend (witzigerweise kam ich auch genau 14 Tage vor ET nach Blasensprung, meine Mutter wurde mit Wehentropf am gleichen Abend eingeleitet) mit der Abendrunde mit dem Hund und dem Gefühl, dass ich Flüssigkeit verliere. Mein erster Gedanke war tatsächlich Urin, aber als es Zuhause nochmal einen kleinen Schwall gab und es im Badezimmer dann super süßlich roch, dachte ich dann gleich an Fruchtwasser.
Mein Partner war noch mit einem Freund unterwegs und als er nach Hause kam habe ich dann vorsichtig angemerkt dass ich glaube Fruchtwasser zu verlieren. Wir haben entschieden im Kreißsaal anzurufen und zu erfragen ob wir direkt kommen müssen, leider ging niemand dran. (Spoileralarm: das hätte uns vielleicht zu denken geben sollen)

Also sind wir ins Krankenhaus. Da der Kleine laut Hebamme in Schädellage und tief im Becken lag hatte ich gar keine Bedenken und war eher positiv aufgeregt, unseren Sohn bald kennenzulernen.

Dort angekommen, so gegen 20:30 Uhr, gab es ein kurzes Anmeldegespräch und dann warten. CTG, dann wieder warten auf das Arztgespräch. Es war definitiv Fruchtwasser, auf dem CTG sind kaum Wehen zu sehen, man würde mich gerne dabehalten, mir Antibiotika geben und erstmal 24 Stunden abwarten und dann ggf. einleiten.
Bitte auf ein Zimmer warten. Um ungefähr Mitternacht also wieder im Warteraum. Die Luft dort ist unfassbar trocken, die Stühle ziemlich ungemütlich und ich bin von der Aufregung, dem langen warten und einfach auch durch die fortgeschrittene Schwangerschaft hundemüde und würde mein letztes Hemd dafür verkaufen in unserem eigenen Bett schlafen zu können.

Mein Partner geht nach Hause und holt noch ein paar Kleinigkeiten und erfragt noch ob er das dann einfach abgeben kann, wenn ich dann schon auf einem Zimmer bin. Kein Problem.
Und ich warte. Und warte. Bekomme langsam das Gefühl jede Sekunde vom Stuhl zu kippen vor Müdigkeit. Um kurz nach 1 ist mein Partner da und guckt ganz entgeistert. Er dachte ich wäre längst in einem Zimmer und am Schlafen. Ist noch mit dem Hund eine Runde gelaufen und wollte die Sachen dann einfach abgeben. Kann ich dann jetzt selbst entgegen nehmen, danke. Bin langsam auch etwas frustriert und einfach fix und fertig.
Um halb 2 werde ich dann endlich in ein Zimmer gebracht. Dort wird einfach schnell eine Folie von einem Bett gezogen, diese Betten mit Folien darüber stehen in den nächsten Tagen immer in ausreichender Anzahl auf dem Flur. Mir geht die Frage durch den Kopf wieso ich auf diese Aktion anderthalb Stunden warten musste.

Mit mir im Zimmer ist eine Frau mit Neugeborenem (ich wollte gerne als Selbstzahlerin ein Einzelzimmer, dies sei jedoch nicht möglich) und als ich dann irgendwann zur Ruhe finde und endlich schlafen kann nachdem das Kopfkarussell noch eine paar Runden mit mir gedreht hat, wird kurz darauf das Baby wach und schreit. (Selbstverständlich tut es das, darf und soll es auch, aber ich bin sooooo müde) Und ich frage mich, wie ich ohne Schlaf zu Wehen kommen soll, denn ich bin voller Frust, Müdigkeit und irgendwie gestresst, weil das so anders ist als ich mir unseren Start in die Geburt erhofft hatte. Wie soll mein Körper sich sicher und wohl genug fühlen um das Geburtsprogramm so richtig zu starten? Während neben mir das jammernde Baby gestillt wird kommen mir die Tränen, ich bin traurig, alleine in diesem Bett und fühle mich von meinem Körper enttäuscht, weil einfach keine Wehen kommen.

Nach sehr unruhigem Schlaf gibt’s Frühstück. Danach werde ich gebeten das Zimmer zu wechseln, da das Neugeborene in dem Zimmer eine Lichttherapie benötigt. Und ich fühle mich irgendwie rumgeschubst. (Selbstreflektierend gestehe ich: ich nehme Dinge manchmal zu persönlich. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich emotional schon ziemlich aufgewühlt war.) Mein Partner kommt vormittags vorbei und wir laufen ein bisschen auf dem Gelände und hoffen, so die Wehen in Gang zu bringen. Es geht immer mal wieder ans CTG, aber so richtig in Gang kommt die Geburt nicht. Als dann abends um 18 Uhr etwa das CTG immer noch keine Wehen zeigt steht fest: Einleitung.
Also ab in das Wartezimmer (trockene Luft, unbequeme Stühle), das an diesem Abend ziemlich gut gefüllt ist.
Und wir warten und warten. Ich bin inzwischen verbittert und sage bei jeder Schwangeren die reinkommt leise zu meinem Partner, dass die bestimmt ihr Kind vor mir haben. Weil a) mein Körper gerade nicht in die Gänge kommt und b) wir hier wahrscheinlich auf das Einleitungsgespräch ewig warten.
Ich bin gefrustet, fühle mich von der Natur im Stich gelassen und auch einfach müde.
Wir warten 4 Stunden (!!!!!) um dann im Schnelldurchlauf die Möglichkeiten der Einleitung durchzugehen. Ich frage noch kurz ob eine Einleitung vorm Schlafengehen Sinn macht, vor allem weil die letzte Nacht so katastrophal war. Ja also man rate mir aus medizinischer Sicht eindeutig dazu. Es sind 24 Stunden um, das Infektionsrisiko steigt. K.O.-Argument, gegen medizinische Argumente habe ich als Erstgebärende irgendwie nichts entgegenzusetzen.

Die Hebamme beim CTG hat Mitleid mit mir dass ich so lange warten musste auf das 5-Minuten Gespräch zur Einleitung und gibt mir zwei neue Gurte fürs CTG. In dem Krankenhaus behält man die Gurte und nimmt sie immer mit zum CTG, ich hatte meine allerdings vergessen, aber sie winkt ab und meint sie gibt mir einfach Neue nach der Tortur.
Nach Einleitung mit Bändchen noch ein CTG und dann schlafen. Tatsächlich bin ich alleine im Zimmer, so richtig zu meinem so dringend notwendigen Schlag komme ich allerdings nicht, denn ich muss in der Nacht alle paar Stunden zum CTG und sich ins Bett zu legen und für in zwei Stunden einen Wecker zu stellen sorgt nicht gerade dafür, dass ich gut zur Ruhe komme. Stattdessen stresst mich, dass ich am besten sofort schlafen sollte, immerhin liegt eine Geburt vor mir!
Nach mehreren nächtlichen CTGs und kurzen Schreckmomenten weil immer mehr Blut in dem auslaufenden Fruchtwasser ist (laut Hebamme alles gut) sind immer noch nur wenige Wehen zu messen. Um halb 11 verliere ich dann mit einem Schwall Fruchtwasser auch das Medikament zur Einleitung und melde mich bei der Diensthabenden Hebamme beim CTG, die mir ironisch gratuliert und mich dann für eine halbe Stunde später einbestellt um mit dem Gel die Einleitung fortzuführen.
Ich laufe wieder mit meinem Partner, das Gel wirkt so langsam etwas und ich bekomme regelmäßigere, wenn auch eher leichte Wehen.

Das ändert sich nachmittags, als wir in der Cafeteria sitzen, schlagartig. Die Wehen tun nun richtig weh und kommen alle 5 Minuten. Wir laufen auf dem Flur rum, in meinem Zimmer ist morgens eine neue Zimmernachbarin mit ihrem Neugeborenen eingezogen. Ironischerweise eine der Frauen über die ich verbittert sagte dass sie ihr Baby garantiert vor mir haben wird als wir im vollen Wartezimmer saßen…

Gegen 16 Uhr steht ein CTG an, die Wehen sind schon echt heftig und ich fühle mich richtig unwohl ohne meinen Partner als Stütze und auf der Liege festsitzend.
Laut Hebamme gibt’s gegen 19 Uhr das nächste CTG.
Okay, ich treffe mich wieder mit meinem Partner und wir laufen über die Flure, bleiben bei jeder Wehe stehen und er hält mich einfach nur ein bisschen fest.
Das Ende der Besuchszeit naht. Wir werden von einer Schwester eine halbe Stunde nach Ende der Besuchszeit angesprochen, mein Partner müsse gehen. Wir erklären dass ich in einer halben Stunde zum CTG muss aber derzeit schon alle 2-4 Minuten Wehen habe und er doch jetzt nicht gehen kann. Da kann sie nichts machen, aber wir könnten am Kreißsaal nach einem Vorwehenzimmer fragen.
Machen wir, es gibt keins, alle voll. Und jetzt? Soll mein Partner gehen? Bitte nicht? Wo soll ich denn jetzt hin? Was passiert denn jetzt und wie zur Hölle soll ich das alleine schaffen????
Mein Partner muss mich erstmal trösten und ich weine, heule, bin völlig verzweifelt weil es endlich losgeht und ich mich so ausgeliefert und alleine fühle. Gut, dann bleibt das Kind eben drin, ich mache hier gar nichts mehr, ich lasse das jetzt, das hier ist nichts für mich, macht den Scheiß ohne mich! Ich gehe aufs Zimmer und schluchze und stöhne leise weil die Frau mit Neugeborenem schon schläft.

Ich gehe zum CTG und nach einer halben Stunde kommt die Hebamme und meint mein Sohn wäre zu aktiv, sie will noch ein CTG machen. Mach doch, blöde herzlose Ziege, mir ist alles so egal. Ich bin Euch sowieso ausgeliefert, wie ein Vieh das kalbt, es ist völlig egal ob ich übermüdet, verzweifelt, gestresst oder in sonst irgendeiner Verfassung bin. Ihr holt das Kind schon irgendwann raus. Ich weiß sowieso nicht woher ich die Kraft dazu nehmen soll ein Kind zu bekommen.

Eine halbe Stunde später, der Kleine war wohl die ganze Zeit aktiv. Sie fragt mich ob das vielleicht so seine Zeit ist. Ja, irgendwie schon. Abends so gegen 8 auf dem Sofa hat er gerne ein bisschen Party gemacht im Bauch. Okay, na dann wissen wir wieso er so aktiv ist. Dann würde sie mal schauen ob ein Kreißsaal mit Badewanne frei ist. Ich frage ob ich meinem Partner Bescheid sagen darf dass er wiederkommen darf. Ja, sobald sie den Kreißsaal geklärt hat.

Mein Partner ist schnell da und wir gehen zusammen in den Kreißsaal. Unsere Doula kommt als ich schon in der Badewanne liege und hört sich unsere von Wehen unterbrochenen Krankenhaus-Horrorgeschichten an.
Mein Muttermund ist bei 3 cm, vor uns liegt noch ein bisschen Arbeit.

Mal in oder außerhalb der Badewanne veratme ich die Wehen, bekomme auf meine Bitte hin einen Tropf mit Schmerzmittel, versuche auch Lachgas. Die Stunden vergehen, eine Hebamme sehen wir kaum, wir sind zu dritt und mein Partner sagt später dass es ihm vorkam, als hätte man ein Zimmer gebucht um ein Kind zu bekommen, nicht als wäre man in einem Krankenhaus und dort von einer Hebamme betreut.

Ich bekomme die zeitlichen Abläufe nur noch schlecht hin. Ich habe auch zwischen den Wehen immer wieder kurz geschlafen. Noch vor Mitternacht sind wir bei 7 cm, dank geburtsvorbereitender Akupunktur geht es wirklich gut voran. Leider bedeutet das auch Dauer CTG. Aber es fühlt sich nach Fortschritt an, all das bringt mich näher zu dem Moment, an dem wir unseren Sohn so richtig kennenlernen dürfen.

Bei der nächsten Untersuchung platzt die Vorblase, ich habe schon eine Weile das Gefühl pressen zu müssen. Fast vollständig geöffnet, ich soll mich auf die Seite drehen oder auf die Knie kommen. Ich kann nicht. Auf der Seite schmerzt unfassbar und auf den Knien kann ich mich nicht mehr halten, ich bin so fürchterlich müde. Also liege ich so, wie man auf keinen Fall ein Kind bekommen sollte: Auf dem Rücken.

Ich darf unter Anleitung der Hebamme pressen. Tue ich, mit aller mir zur Verfügung stehender Kraft. Es dauert ewig. Ich darf das Köpfchen fühlen. Aber so richtig geht es nicht voran. Die Hebamme muss kurz weg und ich möchte am liebsten schreien sie soll zurückkommen, ich kann das nicht alleine und die Wehen sind so schlimm, dass ich keine davon verschenken will.
Ich bekomme einen Wehentropf, die Wehen sind zwar stark aber zu kurz.

Irgendwann teilt die Hebamme mit, dass wir langsam über eine Saugglocke nachdenken sollten weil der Muttermund schon zu lange geöffnet ist.
Und ich flehe darum dieses Kind zu holen. Ich bin einfach nur fertig, mir tut alles weh und jede Wehe bereitet mir so unfassbare Schmerzen.
Also kommen Ärzte, Kinderärzte, Gynäkologinnen. Die Saugglocke wird angesetzt und mein Sohn wird unter der Wehe gezogen. Sein Kopf ist halb draußen und dieser Moment schmerzt so unglaublich. Dann die nächste Wehe und er gleitet aus mir heraus und kommt auf meinen Bauch. Das ist mein Baby? Wirklich?

„Er kam mit der Siegerfaust voran!“

Ich bin irgendwas zwischen erleichtert und verzweifelt. Das war nicht die Geburt, die ich mir erhofft hatte. Und ich bin so erleichtert dass er da ist und zumindest leise röchelt bis die Hebamme ihn etwas streichelt und ihm sagt er solle mal so richtig schreien und das tut er dann auch.

Es fühlt sich wie Versagen an. Warum schaffen andere das so und ich brauche eine Saugglocke und Einleitung und Wehentropf? Und jetzt noch mehr Oxytocin für die Nachgeburt? Ich will widersprechen und sagen: Es reicht, können wir nicht warten ob mein Körper wenigstens das alleine schafft? Aber ich bin einfach zu fertig, ich kann nicht fragen und schon hängt der neue Tropf.

Die Nachgeburt kommt und anschließend werden meine Verletzungen begutachtet. Ein Dammriss 2. Grades und ein Scheidenriss. Beides muss genäht werden.

Die Ärztin warnt mich, sie muss jetzt leider ohne Betäubung einmal den Scheidenriss untersuchen. „Nein, bitte nicht! Nein!“, schreie ich und kann mir nicht vorstellen, wie ich diesen Schmerz jetzt auch noch ertragen soll, es tut doch sowieso schon alles so fürchterlich weh. Ohne ein weiteres Wort führt sie die Instrumente ein und ich weine leise. Vor Schmerz und weil ich ausgeliefert bin. Und offensichtlich nicht einmal ein paar beruhigende Worte wert.

Das Gefühl des Versagens sitzt seitdem tief in mir.
Und ganz viele „Was wäre wenn“s.
Was wäre wenn ich in einem anderen Krankenhaus entbunden hätte?
Was wäre wenn ich einfach mit Blasensprung Zuhause ins Bett gegangen wäre? Wäre ich dann mit Wehen am nächsten Morgen ins Krankenhaus? Weil ich mich sicher und ausgeruht gefühlt hätte statt gestresst und rumgeschubst?
Und was wäre wenn ich eine schöne Geburt gehabt hätte? Hätte ich dann vielleicht einen Milcheinschuss bekommen und mein Kind stillen können?
Ich fühle mich so beraubt und um ein schönes oder zumindest annehmbares Geburtserlebnis gebracht. Und um das Stillen, dass ich irgendwann aufgegeben habe nachdem ich am 6. Tag überhaupt erst Milch hatte, und das viel zu wenig.

Dass mein Sohn neben der Faust neben dem Kopf auch noch als Sternengucker kam hat mir im Krankenhaus niemand gesagt. Das habe ich mehrere Tage nach Entbindung zufällig im Mutterpass gelesen. Beides hat die Geburt nicht einfach gemacht und erklärt vielleicht, warum die Saugglocke notwendig war.

Eine Freundin von mir hat vor uns entbunden und hat erzählt die Hebamme hat sie nach dem sekundären Kaiserschnitt noch im Zimmer besucht und ihr gesagt sie hätte die richtige Entscheidung getroffen. So etwas wäre für mich auch sehr wertvoll gewesen.

Inzwischen hat sich das Gefühl des Versagens in mich gegraben und sitzt wie ein tiefer Stachel in mir und tut ständig weh. Mal mehr, mal weniger. Ich rede viel über die Geburt, und mein Frust darüber, dass niemand mal mit gesundem Menschenverstand überlegt hat was eine Frau kurz vor einer Entbindung wirklich braucht, kommt immer wieder hoch.
Ich hätte mir gewünscht ich wäre wie ein denkender und fühlender Mensch behandelt worden. Gerade in so einer verletzlichen, ausgelieferten Situation.

Geholfen hat mir tatsächlich der Geburtsbericht unserer Doula und die tollen Fotos die sie von mir und meinem Partner und vom ersten gemeinsamen Moment als Familie gemacht hat. Mein Partner und ich haben beim Lesen gemeinsam geweint und viel darüber gesprochen.

Ich hoffe ich schaffe es irgendwann einfach damit zu leben, aber ein bisschen befürchte ich, dass das immer wieder hochkommen wird. Wann immer Jemand in meinem Umfeld ein Kind bekommt vielleicht. Oder sogar falls mein Sohn irgendwann Vater wird, wer weiß…

Vielen Dank fürs Lesen
Kleines Lama

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Es tut mir leid, dass du unter deiner Geburtserfahrung so leidest und du dich so schlecht fühlst. Vielleicht würde es helfen, das einmal aufzuarbeiten?

Das Krankenhaus scheint einfach überlastet gewesen zu sein, bei mir war das ehrlich gesagt so ziemlich das gleiche. Das ist schon oft so, das ist leider unser Gesundheitssystem. Warum du dich als Versagerin fühlst, wo du doch dein Kind auf dein Welt gebracht hast und eigentlich alles gut gegangen ist, verstehe ich nicht. Trotzdem sind die Gefühle natürlich da und sie dürfen auch da sein. Sprich ganz viel mit anderen über ihre Geburt und vielleicht hilft es, vor allem mit Müttern zu sprechen, bei denen es auch nicht so lief. Weil eigentlich hast du das doch wahnsinnig toll gemacht, so gestresst dein Kind bekommen zu haben, zwar mit Unterstützung aber doch allein! Da kannst du doch total stolz in dich sein. Du hast das geschafft! Was sollen da all die anderen sagen, bei denen es tatsächlich überhaupt nicht lief? Die Komplikationen hatten etc. Ich bin sicher, dass du mit Abstand das ganze ganz gut verarbeiten kannst.

Ich denke es existieren leider ziemlich unrealistische Vorstellungen einer Geburt und das macht es für zukünftige Gebärende oft sehr schwer damit klar zu kommen. Hinzu kommt, dass unser beschissenes Gesundheitssystem und Mangel an Personal es einfach nicht ermöglicht, eine Frau bei der Geburt so zu betreuen, dass die Frau am Ende nicht unter der Geburt leidet.

Das tut mir wirklich leid. Es ist doch einfach beschissen, dass du solche Gefühle haben muss, nur weil man dir nicht ein wenig Halt, Empathie und Hilfe zukommen lies und dich teilweise alleine lies. Man sollte doch mittlerweile wissen, dass dadurch großer Schaden entsteht.

Ich wünsche dir alles Gute, du hast das toll gemacht!

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Schade dass ihr so wenig Unterstützung hattet! Ich durfte gerade die Erfahrung machen, dass gute emotionale Unterstützung selbst aus einer Saugglockengeburt eine „schöne“ Geburt werden lässt!

Mein 1. Kind ist auch nach 4 tägiger Einleitung, fast 4h Austreibungsphase mit Kristeller und co geboren. Danach musste er gleich weg zur Erstversorgung..
K2 sollte nicht am Rücken liegend auf die Welt kommen. Denn ich hatte immer das Gefühl versagt zu haben. Ich hatte keine Kraft mehr und deshalb hat es so lang gedauert etc.
(Wobei mir meine Hebamme schon mehrmals gesagt hat, dass das ihrer Meinung nach wirklich Quatsch ist. Gerade wenn’s lange dauert, bereits massive Schwellungen da sind etc. Findet sie, ist die RL eine gute Position- wie auch immer..)

So Kind 2 sollte anders auf die Welt kommen 😅 ich habe mir eine Beleghebamme gesucht und war bereits in der SS super betreut :)
Hatte einen vorzeitigen Blasensprung zu Hause - wo mich dann bereits die Hebamme betreut hat um den richtigen Zeitpunkt fürs KH zu ermitteln. Auch im Kh war ich super betreut, alles lief wie am Schnürchen. Ich in der Wanne- die Hebamme super zufrieden, meinte im Nachhinein das sie dachte er sei um 15:00 da.. die Presswehen waren nur leider nicht sehr erfolgreich, außerdem sind die Herztöne unter jeder Wehe massiv abgefallen.. ich musste aus der Wanne aufs Bett.. wir haben alles probiert, jede Postion.. nichts.. und nach knapp 2h, massiv schlechten Herztönen wurde entschieden dass die Saugglocke her muss

In dem Moment war mir sowieso alles egal 😅 und auch jetzt kann ich einfach mit einem guten Gefühl auf die Geburt zurückblicken. Mein Sohn durfte gleich auf meiner Brust liegen.. und die Hebamme und ich haben wirklich alles gegeben.. es sollte einfach nicht sein..
Ich kann jetzt auch mit einem besseren Gefühl auf die erste Geburt zurücksehen.. vermutlich kriegen meine Babys einfach „die Kurve nicht“.. jede werdende Mama gibt in dem Moment ganz ganz sicher alles, alles was ihr möglich ist.. Niemand hat versagt nur weil man sich die Geburt anders vorgestellt hat!

Es ist wirklich so schade, dass du in der sensiblen Phase des Geburtsprozesses so oft alleine gelassen worden bist!! Es ist eine spannende und anstrengende Reise, die man niemals gezwungenerweise alleine machen sollte.

Alles alles Gute! Sich dir jemanden zum Reden, zum erzählen, zum Versrbeiten!

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Huhu Liebes,

zu der Behandlung der Hebammen etc. im Krankenhaus kann ich nichts sagen, da ich bei beiden meiner Geburten soweit zufrieden war mit der Betreuung. Aber oft kommt das tatsächlich vom Personalmangel und vielleicht sind an dem Tag mehr Kinder zur Welt gekommen als normal. Eine Entschuldigung ist das nicht, aber oftmals die Ursache.
Zu der Situation mit der Saugglocke kann ich dir sagen, dass ich bei meiner ersten Geburt 19 war und mir da noch nicht so viel Gedanken gemacht habe und im Nachhinein auch nicht so sehr dran zu knabbern hatte. Nun bin ich 29 und bei meiner Tochter wollte ich alles anders machen. Die Schwangerschaft war schon sehr kompliziert und ich wollte sie unbedingt ohne Hilfsmittel diesmal bekommen. Leider lief alles komplett anders. Unter den Presswehen gingen die Herztöne immer wieder runter und die Ärzte wurden schon langsam sehr nervös, bis der Oberarzt irgendwann zur Zange griff. Ich hatte so Angst aber der Oberarzt sagte die kleine muss jetzt raus. Danach hatte ich so einen langen Dammschnitt mit langer Verheilungsphase. Heute ist sie 4 Monate alt und ich habe noch sehr doll dran zu knabbern. Es fühlt sich wirklich, auf gut Deutsch gesagt, beschissen an. Ich hab das gefühl ich hab komplett versagt bei beiden Kindern, da beide Kinder nicht vernünftig durch den Geburtskanal kamen und es bei beiden ab Beckenmitte nicht weiter ging. Ich bin mehr als dankbar, dass es beiden Kindern gut geht und beide Kinder die Geburt gut weggesteckt haben. Ich lege dir sehr ans Herz da mit jemandem drüber zu reden. Ich bin auch aktuell auf der Suche, was sich leider sehr zieht. Ich wünsche dir alles gute 🍀

Bearbeitet von Happy7
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Hey,

es tut mir leid, dass du so eine schlimme Geburtserfahrung machen musstest. Aber bitte glaube mir, nicht du hast versagt, sondern das Krankenhaus!

Lg Sternchen

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Deutschland, deine Geburtshilfe 🤮🤮
So schlecht, dass man immer erst eine richtig beschissene Erfahrung machen muss, um bei einem potentiellen nächsten Mal diesem ganzen kaputtgesparten, überlasteten und empathiefreien System gewappneter entgegenzutreten.
Es tut mir sehr leid für dich. Du hast nichts falsch gemacht. Gar nichts.