Cerebrale Dysfunktion... Wer hat Erfahrungen damit?

Ihr Lieben,
ich bin völlig am Ende... :-(
Gestern war unser Physiotherapeut da und sagte, bei unserer 3-monatigen Tochter sähe er große Auffälligkeiten, da sie eine sehr hohe Körperspannung hat: Sie hat null Entspannung in den Beinen, die Hände noch immer oft zu Fäustchen und den Kopf stark überstreckt. Er sprach von "cerebraler Dysfunktion" #schock.
Eigentlich fand ich, dass sich Karla nach anfänglicher Dauerbrüllerei inzwischen echt entspannt und gut entwickelt hat. Aber auch ihre Tönchen fand der Physiotherapeut auffällig.
Wer kennt sich damit aus? Welche Ausmaße hat so etwas? Womit muss ich rechnen? Was kommt auf uns zu?
Haben doch schon mit ihrem Zwillingsbruder so viele Baustellen. Warum jetzt auch noch das?
Über eure Erfahrungen würde ich mich sehr freuen... #danke


P.S. Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass wegen der Fehlbildungen ihres Zwillingsbruders direkt nach der Geburt eine ausführliche Schädelsonographie stattgefunden hat, alles unauffällig...

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hallo,

mach dir nicht zu große Sorgen. Vielleicht klingt alles schlimmer als es ist.
Vielleicht ist es eine Art KISS.
Geh nochmal zum Kinderarzt und lass dir den Befund genau erklären (ich hatte direkt einen Brief für den KiA mitbekommen wo dann der Befund und das weitere Vorgehen besprochen wurden).

Alles Gute noch für dich und deine Zwerge

Gruß
Miriam

2

Vielen Dank für deine Antwort.
Was genau war denn der Befund? Und wie äußerte es sich? Und was war dann das Vorgehen?
Ich bin echt total verunsichert und stelle mir nur das Schlimmste vor.
Meine Kinderärztin meint, wir sollen zum Neuropädiater.
Ich würde mich freuen, wenn du mir von eurem Befund noch etwas genauer erzählen könntest:
Herzliche Grüße #blume

3

Hallo,

und ruhig bleiben.

celebrale Disfunktion bedeutet (soweit ich weiss) Hirnfunktionsstörung.

Bei meiner großen Tochter wurde vor Jahren eine minimale celebrale Disfunktion (MCD) festgestellt. Sie hat sich normal entwickent. Realschulabschluss---jetzt Ausbildung. Sie war nie ein Überflieger, brauchte immer etwas mehr Zeit zum Lernen. Aber ansonsten alles im grünen Bereich.

Wenn du kein Wunderkind erwartest, kannst du ersteinmal ganz ruhig bleiben. Es muss nicht stark ausgeprägt sein.Es ist noch nichts verlohren.

LG cimmy

4

Hallo,

ich kenne mich zwar nicht mit dem Begriff der cerebralen Dysfunktion aus, aber bei der Beschreibung der "Symptome" (Köpfchen überstreckt, hohe Muskelspannung in den Beinen) musste ich spontan an meinen Sohn denken - damit hatten wir (unter anderem) auch sehr zu kämpfen.
Mein Idee: Vielleicht könnte Euch ein Osteopath weiterhelfen?
Bei uns hat das (parallel zu einigen anderen Behandlungen) sehr viel bewirkt - obwohl ich dieser Therapieform zunächst eigentlich nichts abgewinnen konnte.

Ales Gute für Euch!

5

Cerebrale Dysfunktion - ich glaube, davon reden Ärzte, wenn sie eigentlich nicht genau wissen, was das Kind hat. Eine "Dysfunktion" kann eine kleine Auffälligkeit sein bis zu wunder was....
Wurde bei meiner Tochter vor 25 Jahren auch gesagt. Fakt war aber, dass sie lediglich mit der damals noch saublöden Angewohnheit in den Schulen nicht zurechtkam, sie als Linkshänderin auf rechts umzugewöhnen. Ich kam nicht gegen die Schule an und sie war vollkommen desorientiert....Diagnose: siehe oben. Sie hat heute Schulabschluß, Berufsabschluß samt Familie und ist keinesfalls "krank".
Mein Vorschlag: geh mal mit Deiner Maus zu einem Osteopathen - was Du schreibst, hab ich hier schon öfter gelesen und offenbar haben Osteopathen hier schon oft gute Erfolge erzielt. Muss man halt selber zahlen, aber wenn es hilft ?
Ich glaube, im Moment kannst Du eh nicht viel mehr unternehmen, sondern man wird die Entwicklung noch etwas beobachten müssen. Aber Osteopath finde ich mal einen guten Ansatz. Nur nicht gleich verzweifeln, muss wirklich nicht soooo schlimm sein .
LG Moni#blume

6

Hallo!

Der Physiotherapeut hat seinen Hinweis wahrscheinlich nur gut gemeint! Wieso er dann gleich von "cerebraler Dysfunktion" spricht, finde ich aber völlig daneben, er ist kein Arzt und kann eine solche Diagnose nicht stellen.

Versuche einfach, nicht in Panik zu verfallen (ist schwer, weiß ich...) und deine Tochter untersuchen zu lassen - von jemandem, der sich damit auskennt.
Eine ostepopathische Behandlung kannst du parallel zu schulmedizinischen Untersuchungen anfangen, vielleicht hilft es, vielleicht nicht.

Ich wünsche dir und deinen Kindern Alles Gute!
LG, Tina.

7

Hallo,

mein Junior hatte auch lange seine geballten Fäustchen.
Kinderärztin schickte uns dann zur Krankengymnastik.

Mein Junior war damals sicher schon über ein halbes Jahr alt.

Hol dir auf jedenfall eine 2. Meinung ein.

Grüßle :-)

8

hallo,

ich finde es ehrlich gesagt immer wieder zum k... mit welchen recht irgendwelche leute irgendwelche diagnosen stellen.

kopfschmerzen sind auch eine cerebrale dysfunktion.

da wird einfach ein begriff in den raum geschmissen und nun sie mal zu was du damit machts.

was meinst du wie oft wir kinder auf station haben, die dir schon genau sagen können was sie alles für psychiatrische krankheiten haben könnten.

sorry, dass ich hier so rummeckerer, dass regt mich einfach immer wieder auf.

mach dich nicht verrückt. vielleicht kann sie den physiotherapeuten auch einfach nicht leiden. geballte fäustchen heißt in der babysprache, dass ich mit der jetzigen situation nicht zufrieden bin.

viele grüße maren

9

hallo Lena

lass dich nicht verrückt machen.

Cerebrale Dysfunktion ist ein Sammelbegriff für alles, was (noch) nicht einzuordnen ist.

Auf euch kann zu diesem Zeitpunkt von ALLES - zB. Wahrnehmungsstörungen und geistiger Behinderung ( so wars bei meinen Zwillingen nach gleicher Diagnose und gleicher Beschreibung ) bis zu NICHTS (siehe Antworten oben ) zukommen......

Also: lass eine vernünftige Diagnostik machen, eröffne eine zweite Baustelle die da heisst: Osteopath, versuche Babyschwimmen und was es an Frühförderung sonst so gibt

und glaub mir- erst wird alles schlimmer als man es je gedacht hätte und nach ein paar Jahren ist alles viel besser geworden als es je diagnostiziert und befürchtet wurde.

Oder wie kann es sonst sein dass meine eine Zwillingstochter, die
"debil mit einem IQ von 70 und niemals lesen wird"

heute mit ihren 16 Jahren mit ihrer Scheckkarte zur Bank marschierte, sich Taschengeld abhob, in die Stadt ging um sich den zweiten Band "Erragon"- einen Wälzer mit ich glaube 500 Seiten- zu kaufen?

also:
Nerven behalten

liebe Grüße

Petra

10

Liebe Petra,
vielen Dank für deine Antwort.
Würdest du mir bitte noch etwas ausführlicher erzählen (gerne auch über Email / VK), wie es bei euch zu der "geistigen Behinderung" kam? Wie genau zeichnete sich das ab? Sind beide Mädchen betroffen? Und wirkten sie bei der Geburt auch zunächst völlig gesund?

Einen Termin beim Osteopathen haben wir am Mittwoch und in 2 Wochen wird ein EEG gemacht...
Über eine Antwort von dir würde ich mich sehr freuen!

Viele Grüße! #blume

11

hallo Lena,

es war einfach eine Abfolge der Dinge:
Die Zwillies wurden etwas zu früh geboren aber es war alles prima ausser das sie noch gepäppelt werden mussten.

Als sie zu Hause waren ging es aufregend weiter- du weisst es selbst: Zwillinge sind immer zwei.....auch nachts.... #augen

Uns selbst fiel auf, das sie völlig überspannt lagen: Hohlkreuz, Fäuste. Und: Ich erinnere mich an dauernde Brüllerei..... während mein Sohn (1 1/2 Jahre älter) ein Sonnenschein war haben die Mädchen eigentlich immer geweint und geschrien (in meiner Erinnerung zumindest- auch wenn Fotos etwas anderes belegen- sie müssen zwischendurch doch mal ruhig gewesen sein.... ;-) )

Die U- Voruntersuchungen beim Kinderarzt waren aber "normal" oder zumindest was er dafür hielt. Zufällig kamen wir an ein Früherkennungszentrum in unserer Stadt: Zwillinge sollte man per se ja mal untersuchen....

und danach gings los. Da waren sie so ein halbes oder Jahr alt.
Diagnose: minimale cerebrale Dysfunktion.
Diagnostik war alle 3 Monate und mit jeder Diagnostik wurde es deutlicher. Entwicklungsverzögerung, Wahrnehmungsstörungen, Entwicklungsverzögerung, mangelnder Tonus (Körperspannung) bei Verspannung, weitere Entwicklungsverzögerung, verminderte Intelligenz, vorraussichtliche geistige Behinderung, niemals schreiben, rechnen lesen können, Debilität....

Es war einfach eine Abfolge von vergehender Zeit, von immer wiederkehrenden und deutlicheren Diagnosen, von nicht wahrhaben wollen, von Therapien aller Art und Intensität.

Babyschwimmen, jahrelange Gymnastik nach Voita, Ergotherapie, heiltherapeutisches Reiten (sie konnten eher reiten als laufen) usw..
Ich habe Ponys gekauft und als Therapiepferde ausgebildet sodass wir zu Hause selber machen konnten- Übungen zum über die Mitte kreuzen...Schwimmteich ausgehoben, Tagesstruktur gegeben, das ganze ganze ganz große Programm....

dazwischen integrativer Kindergarten, dann die Entscheidung Schule.
Erst da wurde mir eigentlich wirklich klar, dass es tatsächlich anders ist als "normal".

Sie sind dann nicht auf eine integrative Schule gegangen weil ich wollte das die Lehrer sich mit der Thematik auskennen und optimal fördern können.

Weil ich immer noch glaubte das der Knoten irgendwann platzt habe ich darum gekämpft sie auf eine Körperbehindertenschule einschulen zu lassen weil da die Förderung besser ist als auf geistig behinderten Schulen und bis zur mittleren Reife alles geht....

Danach bin ich erstmal zusammengebrochen.
Die Belastungen der Jahre waren einfach zuviel.
Ausserdem war es jetzt manifestiert.

Ich fühlte mich ganz tief drinnen als Versagerin: Behindert!
Jede scheiß beschissene verkackte Sozialschlampe hatte einen Stall voller gesunder verdreckter Kinder und ich hatte mir den Arsch aufgerissen, hatte in der Schwangerschaft nicht geraucht, nicht mal einen Schluck Sekt getrunken und es nicht geschafft....?!?

Ich hatte so ziemlich jede psychosomatische Krankheit die es gibt incl. massiver Angstzustände, Panikattacken und schwere Depressionen.

Über die Sorgen und Belastungen der Jahre war natürlich auch die Partnerschaft mehr als überbelastet.
Mein Mann kam mit der Behinderung nicht zurecht, er nahm nicht teil, er teilte die Sorgen und die Termine nicht - ich stand vor allem allein.

Nun- lange Rede, kurzer Sinn:

Ich habe mich dann gezielt konsolidiert.

Ich habe mich mit Behinderung auseinandergesetzt und es akzeptieren können ( wenn man ein "richtig" behindertes Kind hat ist es, glaub ich einfacher ),

hab mir Hilfe gesucht in Form von Gesprächskreisen bei der Lebenshilfe, bei einer Psychotherapeutin und einem Nervenarzt, bei dem ich Biofeedback machte, habe mir ein Jahr gegeben um aus dem dunklen tiefen Loch herauszusteigen,
habe dann eine berufliche Weiterbildung gemacht um wieder rein zu kommen, habe mir einen guten Job gesucht, danach eine schöne zweigeschossige Wohnung in der Stadt und mitsamt meinen Kindern meinen Mann verlassen.#huepf

Da waren meine Kinder 10, 10 und 12....

inzwischen sind sie fast 17,17 und 19 und ich war seitdem nie wieder krank oder dermaßen unglücklich.

Ich lebe mit meinen drei Kindern einen absolut harmonischen Alltag, die Mädchen sind völlig normal.
Ihre größte Behinderung ist ihre Faulheit wenn man davon absieht das es mit dem rechnen und schreiben tatsächlich nicht sehr weit gekommen ist.

Dafür kennen sie die Charts, gehen shoppen, machen sensationelles Rührei Sonntags morgens und flirten mit den Zivis in der Schule...
Für eine Lehre wird es nicht reichen. Gerade heute haben wir uns eine Behindertenwerkstatt angesehen.

Aber wir waren dort zusammen mit Freunden und Freundinnen von ihnen, die dort vielleicht auch hingehen werden. Es ist einfach Normalität geworden. Das Normalste der Welt..... ;-)

Was ich dir damit sagen will ist: hab keine Angst.

Was immer passieren wird ist am Ende nicht so schlimm wie du es dir heute ausmalst.


liebe Grüße

Petra





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