Autismus und Pubertät

Hallo,

Tony ist Autist mit geistiger Behinderung und 14 Jahre alt. Eigentlich ein
Sonnenschein, aber zur Zeit sehr muffelig, um es vorsichtig auszudrücken.

Momentan zieht er sich früh nicht an, wenn es in die Schule geht, sodass der Tag schon mal "gut" anfängt. Das "in die Schule fahren" klappt, aber kaum ist mein Mann auf dem Schulhof, kommen bei Tony die ersten Stirnfalten und am Klassenzimmer krallt er sich an meinen Mann, wird aggressiv. Die Schulesagt, er beruhigt sich relativ schnell. Es gibt noch mehrere solche Situationen.

Gibt es Familien, die ähnliches erleben oder erlebt haben und mit denen
wir uns austauschen können? Würden uns sehr freuen.

Liebe Grüße Mandy#winke

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Was hat sein Verhalten jetzt mit der Pubertät zu tun?

Wenn es Asperger ist, würde ich Dir das Buch von Tony Attwood empfehlen:

http://www.amazon.de/gp/product/3830433921/ref=s9_wishf_gw_t?ie=UTF8&coliid=I1YGPJNEX69PWQ&colid=18GNEU30RW42S&pf_rd_m=A3JWKAKR8XB7XF&pf_rd_s=right-csm-2&pf_rd_r=1TYXAF5NS220HJ48MTCF&pf_rd_t=101&pf_rd_p=473194313&pf_rd_i=301128

Wer deinen Sohn nicht kennt, kann sowieso nicht entscheiden, was an seinem Verhalten dem Autismus, der Pubertät oder der geistigen Behinderung geschuldet ist und wie damit umzugehen ist.

Alles Gute

Manavgat

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Wenn er geistig behindert ist, kann er doch kein Asperger sein?

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Ich kann dir leider keinen Rat geben, habe zwar zwei Asperger-Jungs, 13 und 12 Jahre alt, aber die sind derzeit richtig "pflegeleicht", wahrscheinlich kommt die Pubertät erst noch.....habe aber schon etwas Bammel, was uns da erwartet.

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Hallo,
danke für eure Antworten. Nein, Tony ist Kanner-Autist. Und da er nicht reden kann, zeigt er seine Ablehnungen in seinem Verhalten. Wo ein Teeni eben mal sagt, was er denkt oder rummotzt, wird Tony aggressiv, weil man eben nicht alles versteht, wie er es will. Und die ganze Umstellung von seinem Körper kommt noch dazu.

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Liebe Mandy!

Mein Sohn Bastian wird im August 14. Er ist Autist mit geistiger Retardierung. Er steckt mitten in der Pubertät....Natürlich verändert sich in der Pubertät alles und die meisten Autisten haben damit große Probleme... sowie mein Sohn auch.... "normale Kinder" können sich artikulieren, mein Sohn leider nicht, deshalb fing er vor ca 1 1/2 Jahren mit dem Schlagen an. Er schlug mit Vorliebe meine jüngste Tochter, wenn er an sie nicht "ran kam" schlug er mich... teilweise richtig blau... Fernseher, Dvd-Player ja sogar einmal sein KLeiderschrank flogen durch die Gegend. Er hat alles geschmissen....

Auf der endlosen Suche nach dem richtigen Arzt fanden wir einen Psychotherapeuten in einer Psychiatrischen Anstalt der uns wirklich sehr gut weiter helfen konnte. Wir wurden mehrere Monate ambulant dort betreut - mit großem Erfolg! Er hat zwar nicht komplett aufgehört zu schlagen aber zu 98% und das ist super.

Leider hat man uns auf dem Weg zum "richtigen Arzt" immer wieder vorgeschlagen Basti doch "abzugeben" das wäre ja die einfachste Möglichkeit. Noch schlimmer waren aber die Versuche mit den Medikamenten die er gegen seine Aggros einnehmen sollte. Die Nebewirkungen waren so heftig, dass ihm Brüste wuchsen weil der Hormonhaushalt durcheinander war, sein Puls im Ruhezustand bei100 lag (Das hätte das herz auf Dauer nicht mitgemacht) und das EEG auffällig war...

Manchmal ist es schon schwierig mit so einem Kind.... aber ich bin jeder Tag froh und dankbar, dass er lebt!

Liebe Grüße #herzlich
Sandra

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Liebe Sandra,

vielen Dank für deine Antwort. Ich kann das mit dem schlagen sehr gut nachvollziehen. Uns, sich selbst, auch seine kleine Schwester. Seit November bekommt Tony Eunerpan, eine große Hilfe für uns. Das "wehtun" ist zrück gegangen, auch wenn es nicht komplett aufgehört hat. Aber keine Nebenwirkungen, außer ein bischen Müdigkeit.

Ja, mit dem "ins Heim geben" habe ich auch von vielen Seiten gehört. Aber die Leute verstehen es nicht, dass es doch mein Sohn ist. Und das schlimmste, er kann nicht reden. Er kann mir nichts erzählen, wie sein Tag war oder was er erlebt hat.

Dieses Jahr war Tony das allererste mal mit der Lebenshilfe in den Winterferien. Wieder erwarten hat es ihm super gefallen und er kam sehr entspannt und fröhlich wieder. Es war seine erste Reise allein, ich hatte solche Angst, aber in den Sommerferien bin ich bestimmt entspannter.

Liebe Grüße Mandy

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Hi Mandy,

habe dir über die Visitenkarte geschrieben.....

Gruß
Sandra

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Hallo,
mein 14jähriger Sohn ist Kanner Autist. Er befindet sich schon
seit einem 3/4 Jahr in der Pubertät. Ich habe aber überhaupt
keine Probleme mit ihm, er hat sich zwar mehr zurückgezogen
und möchte mehr mit seinem Vater die Freizeit verbringen,
was aber wieder ganz normal ist, dass ein männlicher Teenager
nicht immer die olle Mutter an seiner Seite haben will.

Ins Heim geben, geht gar nicht!!
Natürlich ist es sehr sehr schwer mit fünf Kindern und
davon ein behindertes.
Ich gebe meinem Sohn bereits seit Jahren das Medikament
Risperdal, eine geringe Dosis, die sich bis heute gehalten hat,
dh ich musste sie obwohl er ja seine Statur mit der Zeit
änderte, die Dosis nicht erhöhen, am Anfang nahm er ein
bisschen zu, aber das regelte sich, jetzt ist er wie ein normal
pubertierender ein SPargel, also ziemlich dünn und sehr gross.

Dieses Risperdal nimmt ihm seine Ängste, er ist beruhigter
und nicht so sehr nervös. Ich war immer gegen Medikamente,
ich lebe in Frankreich und da ist man nicht so ängstlich
in puncto Medikamente, deshalb las ich mir deutsche Websites
durch bzgl. Risperdal (von Menschen die ihre Erfahrung mit
Risperdal erklären konnten) durchweg war es nur positiv.

Natürlich mache ich hierzu bereits seit Jahren die Therapie ABA
und bin betreut zweimonatlich durch eine Psychologin, die
ABA Therapeutin ist.

Wir verbringen sehr viel Zeit mit unserem Sohn, geben ihm ein
geregeltes Leben, was aber dazu geführt hat, dass auch etwas
unvorhergesehenes für ihn keine Schwierigkeiten bereitet, im
Gegenteil, alles was für ihn früher schlimm und unerträglich war,
sucht er heute regelrecht und geniesst es.

Auch ich habe Zeiten durchgemacht, da war ich an Armen und
im Taillenbereich grün und blau oder über drei Jahre nachts
bis zu viermal aufstehen, weil er immer schrie. Nirgends hingehen
Können, weil er keinen Krach und zu viele Menschen nicht
ertragen konnte.

Meine Situation hat sich aber durch Risperdal und vor allem die
ABA Therapie sehr gut gebessert. Aber es ist ein grosser Zeit-
aufwand und es benötigt Durchhaltevermögen.

Ich denke, ich habe einen Roman geschrieben, es war mir aber
ein Bedürfnis.

ropa76