Wie habt ihr darauf reagiert als ihr erfahren habt das euer Kind Autist ist oder eine andere Behinderung hat?

Hallo
Bei meinem 14 jährigen Sohn ist die autismus Diagnose im Sommer 9 Jahre her.meine Frau war damals mega traurig und hat auch oft geweint wenn unser damals 5 jähriger Sohn und unsere damals 1 jährige Tochter nicht in der Nähe waren.ich war damals zwar auch traurig aber hab das nicht nach außen gezeigt sondern in mich reingefressen und versucht das ganze zu verdrängen.wirklich akzeptiert habe ich das erst 4 Jahre später.meine Frau hat sich damit wesentlich schneller abgefunden weil sie ihre Emotionen rausgelassen hat.wie habt ihr bei euren Kindern bei solchen Diagnosen reagiert?

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Also, ich kann nur sagen, wie es war, Autismus bestätigt zu bekommen, behindert ist keins unserer Kinder. Die erste Abklärung war sehr unspektakulär, wir wussten bei ihr seit sie sechs Wochen alt ist, dass sie Autistin ist, unmittelbar vor dem Schuleintritt wurde dies der Form halber mittels Diagnostik bestätigt.
Beim zweiten, da dachte lange niemand an Autismus,, für ihn war die Erkenntnis, dass er Autist ist eine riesige Erleichterung, er dachte immer, mit ihm "stimme" etwas nicht.

Zwei haben mit der Diagnostik zugewartet, bis es für Militärdienst beziehungsweise Studium relevant war, die Bestätigung zu haben, unser Jüngster wurde abgeklärt, bevor er in die Oberstufe kam, einfach auch deshalb, um allfälligen Schulschwierigkeiten adäquat begegnen zu können.

Für uns hatte es niemals etwas mit "sich abfinden" zu tun, ausser allenfalls Erleichterung, ein paar Foppereien unter Geschwistern (Willkommen im Club, oder vor der Abklärung "du bist bestimmt adoptiert") gab es keine (negativen) Emotionen.

Wie gesagt, unsere Kinder sind Autisten, Behinderungen oder sonstige Einschränkungen haben sie keine, alle haben Abitur (oder sind dran), haben studiert, befinden sich im Studium oder werden studieren, die einzige Schwierigkeit bestand und besteht immer darin, dass sie einer Minderheit angehören, und das Umfeld auf die andere Mehrheit ausgerichtet ist. Daraus resultierten diverse Probleme, gerade auch mit der Schule, da möchte ich definitiv nichts schön reden, das war zeitweise wirklich extremst belastend.

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Hallo,

beim Großen war es so, dass er die Autismusdiagnose erst im zweiten Anlauf bekommen hat. Ich war mir vorher aber schon total sicher, dass er Autist ist. Als es dann tatsächlich bestätigt wurde, war ich in den ersten paar Tagen trotzdem ein wenig geschockt, wie in Watte. Aber dann kam die praktische Seite durch und ich habe angefangen zu schauen, wie ich ihn noch besser unterstützen bzw. helfen kann. Habe formelle Dinge gestartet wie Pflegegrad und SBA.

Beim Kleinen war es so, dass es durch seine körperliche Behinderung zunächst nicht so auffiel, dass auch er "anders" ist. Als die Parallelen zu seinem Bruder aber immer auffälliger wurden, haben wir auch bei ihm eine Diagnostik gestartet. Als bei ihm dann Autismus diagnostiziert wurde, war es dann weniger ein Schock, sondern eher war ich froh, dass es diesmal direkt beim ersten Mal festgestellt wurde.

Mein Mann tut sich immer noch schwer damit, dass bei unseren Jungs nicht alles so läuft, wie bei anderen Kindern. Mir fällt das wesentlich leichter. Aber richtig traurig war ich nicht deswegen. Liegt vielleicht aber auch daran, dass der Kleine als Baby fast gestorben wäre und wir dadurch etwas abgehärtet sind.

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Die Eltern von Freunden, bzw. Freunde selbst waren: erleichtert!

Dass etwas anders ist, war schon lange klar. Die Fragen waren bis dahin: WAS und WIE kann man damit umgehen?

Die Diagnose brachte somit Erleichterung, weil endlich dem Kind/der Familie geholfen werden konnte. Weil es eine Art "Frieden schließen" mit den Situationen bis dahin waren. Ein Verstehen.

Freunde mit Asperger Autismus beschreiben es so: "dass ich anders war, wusste ich schon immer. Jetzt weiß ich WARUM es so ist. Jetzt kann ich lernen, wie ich besser damit umgehen kann."

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Hey, wir waren weder traurig noch deprimiert. Ehrlich gesagt sind wir froh gewesen, denn wir hatten Klarheit und konnten bzw. können unserem Sohn endlich die Hilfe zukommen lassen, die er braucht.
Da gibt es keinen Grund traurig zu sein.

Wir wissen seit einem dreiviertel Jahr Bescheid und hatten die Vermutung ca ein halbes Jahr vorher. Das unser Kind andersartig ist haben wir schon länger gespürt, konnten es aber nicht greifen.

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Ich wusste ja schon vorher, dass etwas nicht stimmt, ich war eher erleichtert, dass es einen Namen hatte.

Ich hatte außerdem auf eine Therapie gehofft, leider stehen wir 6 Jahre später wieder an der selben Stelle, es klappt halt nicht.

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Huhu
Die Diagnose: "Autismus" bestätigte eigentlich nur, was ich eh schon wusste. Mein Sohn geht offen damit um und so können seine Mitmenschen sich darauf einstellen, dass er anders ist. Traurig bin ich deshalb nicht, denn er ist das gleiche Kind wie zuvor. Doch nun können wir ihm durch die Autismustherapie gezielter helfen. Es dauerte nur sehr sehr lange, einen Platz zu bekommen.

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Mein Sohn wird jetzt bald 14 und wir haben die Diagnose seit er 5 ist. Ich hatte es vorher schon geahnt und lediglich noch geschluckt als wir sie endgültig hatten. Geweint hab ich nie. Denn wie gesagt hatte ich es vorher schon immer geahnt und somit war es nur noch eine BEstätigung für mich.

Ela

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Hallo!
Wir haben die Diagnose seit der Große 5 ist. Geahnt habe ich es vorher auch, aber die Bestätigung war trotzdem ein Schock.
Mein gesund geborenes Baby sollte behindert sein?
Ich hab damals getrauert, Abschied genommen von den Zukunftsvisionen der "glücklichen, gesunden Familie".
Jetzt- fast 8 Jahre später ist es gelebte Normalität. Viele Dinge haben sich besser entwickelt als erwartet, andere Probleme kamen hinzu.

Insofern- nein, ich bin nach der Diagnose nicht einfach zum Tagesprogramm zurück gekehrt. Ich brauchte Zeit um es anzunehmen. Ich finde das auch gesund.

Man muss bedenken, dass Autismus so unterschiedlich ist. Meine Freundin hat ein autistisches Kind, was hochgradig geistig behindert ist, nicht spricht, nicht allein trinkt, die Wände mit den Exkrementen beschmiert.
Wir reden nicht nur vom Abiturienten mit ein bisschen Hilfestellung.
Davon hängt sicherlich auch ab, wie "behindert" man das Kind wahrnimmt. Mein Sohn ist be- oder gehindert einige Sachen zu tun. Wir damit auch.
Ich bin jetzt jahrelang erprobt Alternativen zu schaffen, deswegen ist es völlig in Ordnung. Nichts desto trotz mag ich diesen Weg nicht verniedlichen.

Ich hadere nicht, aber bei Wahl hätte ich meinem Kind ein Leben ohne Autismus gegönnt. Und uns auch.

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Sicherlich ist niemand froh oder glücklich ein krankes/ behindertes Kind, bzw. ein Kind mit einer solchen Diagnose zu haben. In der Schwangerschaft lautet der eigene Wunsch doch immer: „...hauptsache gesund!“ - und ausgerechnet dieser eine, einzigste Wunsch wird nicht erfüllt. Das bedeutet Abschied nehmen - von einem Traum, einem Wunsch und einem gesundem Kind. Im Gegenzug dazu muss man ein Kind, das irgendwie „Anders“ ist, begrüßen. Man muss sich anpassen - das gesamte Leben wird auf den Kopf gestellt, viel mehr noch, als wäre „nur“ ein gesundes Kind geboren. Man weiß (noch) nicht, was das Kind hat, man weiß (noch) nicht, warum das Kind so „komisch“ reagiert, man sieht nur, dass es anders ist als all die Gleichaltrigen aus der Krabbelgruppe. Man versucht dem Kind irgendwie zu geben, was es braucht, aber es kommt nie etwas zurück. Das unbestimmte Gefühl, dass „irgendetwas“ nicht stimmt - die Stimme im Kopf, wird einfach immer lauter...schon so kurz nach der Geburt. Monate später kamen auch die ersten gut gemeinten Erziehungstipps aus der Familie. Irgendwann wechselte das und ging in Vorwürfe über. Lange 6 Jahre haben wir alle gelitten - dank unserer damaligen Kinderärztin waren unsere Kinder normgerecht entwickelt. Ein Kinderarztwechsel brachte uns dann erste Verdachtsdiagnosen und ca. 3 Jahre später gab es auch die Autismusdiagnose. Jetzt sind 6 Jahre seitdem vergangen. Die Kinder wurden unglaublich gefördert seitdem. Es war ein einziger Kampf für uns Eltern - immer und überall. Aber wir waren einfach nur froh als wir damals die Diagnose bekommen haben. Es war nur eine Bestätigung dessen, was wir längst ahnten oder auch wussten. Aber die Diagnosen erlaubten uns gegen die Behauptungen Dritter, wir erziehen unsere Kinder falsch, lasch oder gar nicht, vorzugehen. Für uns hatten unsere Kinder die Behinderungen seit Geburt. Uns hat nur niemand geglaubt. Wir waren bei unzähligen Ärzten und wurden als hysterische Eltern abgestempelt.

Für meinen Mann ist die Diagnose allerdings etwas anders. Er hat die komplette Bedeutung irgendwie nicht realisiert und lässt sich von den Fortschritten, den die Kinder zweifelsfrei gemacht haben, täuschen.