Die Einsamkeit eines Autisten

Hallo zusammen,
die Überschrift ist vielleicht nicht 100% ig passend, aber es kam mir so in den Sinn - letzten Endes ist es leider auch so.

Mein 8- jähriger Sohn ist Asperger Autist und einsam. Freundschaften kann er nur schwer schließen, hat wenig Verabredungen und ist in der Schule meist außen vor.

Viele Autisten sind gern für sich und möchten kaum Menschen um sich haben. Bei meinem Sohn ist es anders, er wünscht sich Freunde bzw. wäre einer schon prima. Es gibt Tage da ist er sehr gern für sich und beschäftigt sich prima allein, da darf man dann auch nicht stören. Dennoch spürt er oft eine Einsamkeit und ist unendlich traurig.

Leider macht er keinen Sport oder hat Interesse an anderen Vereinen. Ich habe ihm alles angeboten, aber er möchte nicht. Neues macht ihm Angst, oft zu viele Menschen, zu viele Reize etc. Zwingen werde ich ihn nicht, das macht keinen Sinn.

Wir unternehmen gern draußen etwas, im Wald oder auch mit Tieren fühlt er sich wohl. Hin und wieder nehmen wir ein Kind mit und das ist auch sehr schön. Dennoch fehlt ihm das Gefühl dazu zu gehören, gemocht zu werden. Nie frag jemand oder kommt klingeln. Er ist anders ja, aber ein sehr liebenswerter Junge. Seine Andersartigkeit fühlt er.

Ich weiß gar nicht was ich nun hören will oder was ich mir erhoffe. Vielleicht einen Austausch oder Erfahrungswerte, wie kann ich damit umgehen und ihm helfen. Mir tut es so unendlich leid für ihn.

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Hallo 😊

Mein Sohn ist 9 Jahre alt, aber frühkindlicher Autist.
Freunde hat er auch keine. Geburtstage werden immer ohne Kinder gefeiert. Er hat seine Mitschüler, aber sonst...
Er spielt oft gerne mit jüngeren oder älteren. Aber dann geht's natürlich los mit "wie heisst du?" er kann nicht antworten, weil er es nicht versteht, da er kaum verbal kommuniziert. Ist dann natürlich für die anderen Kinder auch verstörend, warum er seinen Namen nicht sagt. Tja und dann wird er stehen gelassen.
Geht dein Sohn auf eine regelschule oder eine Föderschule?
Es ist schwer für autisten Freunde zu finden, ich kenne einen, der ist mittlerweile erwachsen und hat auch keine Freunde. Wieder rum kenn ich einen 15. Jährigen Autisten, der hat sogar eine Freundin. Ich weiß nicht woher ihr kommt. Ich gehe einmal im Monat zum Autismus treffen. Wir möchten uns auch mal irgendwann mit den Kindern treffen um zu schauen wie sie reagieren. Den Kontakt habe ich über das "Netzwerk Autismus" bekommen. Vielleicht gibt es sowas bei euch auch?
Liebe Grüße

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Das tut mir sehr leid zu hören. Für deinen Sohn muss es schlimm sein sich nicht äußern zu können. Und als Mutter steht man hilflos daneben....
Danke für den Tip, da schaue ich gern mal rein - wir kommen vom Niederrhein.
Mein Sohn ist sprachlich sehr gewandt und überdurchschnittlich intelligent, daher kann er auf eine Regelschule gehen, hat aber eine I-Helferin.

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Er kommuniziert zum Teil mit Bildkarten. Es geht schon. Seine Bedürfnisse kann er mitteilen, wenn ihm etwas weh tut auch. Nur eine Unterhaltung ist nicht möglich.
Vielleicht findest du etwas über das Netzwerk. Ich sitze in Niederbayern.
So kann man sich auch mit anderen Eltern austauschen, die einen auch verstehen mit Problemen oder wenn man mal Erfolgs Erlebnisse hat. Was für andere Eltern mit "normalen" Kindern wohl nix weltbewegendes ist.
Ich hoffe ihr findet etwas 😊🍀

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Hallo,
mein Ältester (HFA) ist, wie du es beschreibst. Mein Jüngster (typischer Kanner Autist mit Retardierung) hatte noch nie Probleme, Freunde zu finden und ist geradezu außergewöhnlich beliebt.
Nunja...es ist nicht so, dass der Große lieber einsam ist - vielmehr leidet er sogar darunter. Aber er kann Freundschaften nicht schließen und noch viel weniger erhalten. Uns war es bis zum Ende der Grundschule noch möglich, hier etwas regulierend einzugreifen. So entstanden tatsächlich Freundschaften. Im Kindergarten hatte er einen allerbesten Freund, der ihn früh begrüßte und ihn den gesamten Tag begleitete und mehr integrierte als die I-Kraft. In der Vorklasse gab es ein Mädchen - die Beiden waren wie ein altes Ehepaar und haben schon fast krankhaft niemanden in ihrer Umgebung geduldet. Die Lehrerin fand das sogar bedrohlich und versuchte mit Elterngesprächen erfolglos dagegenzuhalten. In der 1.-4. Klasse gab es auch wieder einen Jungen, der ihn akzeptierte wie er war...nur irgendwann stoppte mein Sohn jeglichen Kontakt zu ihm (klar, die Freundschaft hatte er ja) und widmete sich anderen Kindern.
In der 5. Klasse hatten wir dann Probleme mit distanzlosem Verhalten - das war schnell mit der Hilfe des ATZ ausgeräumt. Aber Freunde macht man sich damit natürlich nicht.
Seit der 6. Klasse ist er - umzugsbedingt - in einer neuen Schule. Ein neues etwas komisches Umfeld für Autisten, da es schwer definierbar ist. Er hatte zwar wieder einen „Beinahe-Freund“ und zum ersten Mal einen ganz tollen Schulbegleiter (die vorher waren nicht so optimal), aber eine Schule, in der manche Lehrer und Schüler sich umarmen und andere siezen sich...es kam, was kommen musste:
In der 7. Klasse gab es wieder distanzloses Verhalten. Klar, das klappt jetzt wieder. Nur wir sind wieder auf dem „Falsche-Freunde-Trip“.

Geburtstage mit Schulfreunden feiert der Kleine (er ist übrigens geistig behindert und inklusiv beschult), der Große nicht. Es ist grundsätzlich so, dass er seine Freunde einlädt und diese ihn auch - allerdings sind das meist Feiern wie die Kindergartengeburtstage...also mit Familie. Der Kleine verabredet sich auch nach der Schule.

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Danke Katrin, so ist jeder wieder anders und erlebt auch sbders.
Ich würde ihm nur so gern helfen können....

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Ohne Hobbies wird es schwierig.

In meinem Freundeskreis sind Menschen, die Asperger Autismus haben.
Das passt ganz gut, da ich mit ADHS auch anders bin, wenn auch noch mal anders.

Hilfreich für Kontakte sind
- gemeinsame Interessen
- kleinere Gruppen
- evtl. eine therapeutische Gruppe mit anderen Kindern, die auch eine Asperger Autismus Form haben

bei den Interessen sollte es etwas sein, das ihn interessiert, aber zu nichts verpflichtet. Bspw. kleinere Veranstaltungen in Museen.

evtl. über andere Foren Kontakt mit anderen Eltern aufnehmen. Vielleicht gibt es jemanden in eurer Nähe oder hat Tipps für Veranstaltungen etc.

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Dankeschön.
Er möchte einfach nichts machen. Ich hatte so viel Ideen von hü bis hott, keine Chance.
Ich danke dir.

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Vielleicht braucht er auch Zeit.

Das Schwierige ist: einerseits zwar eine Veränderung wünschen, andererseits Angst bis hin zu Überwindungspanik bei einer möglichen Veränderung.


Wie ist es, wenn du etwas für DICH machst und er mitkommt?
Z.B. Museum, Vortrag etc.? Etwas, das ihn zwar auch interessiert, aber wo er selbst nie hinwollen würde, weil er Angst vor der Neuerung hat?

In meinem Freundeskreis klappt es ganz gut. Ihre Interessen entfalteten sie teilweise dadurch, dass sie zwar vorher schon ein Grundinteresse zu einem Thema hatten, selbst aber nie zu etwas hingegangen wären.

Dadurch, dass ein Elternteil es dann umgesetzt hat und sie selbst nur als Statisten (Organisationsgründen) mit mussten, nicht wegkonnten, nicht weggegangen wären, weil das wieder eine Änderung gewesen wäre, waren sie dabei.
Nach einigen Malen der Gewohnheit war etwas Neues zu beginnen nicht mehr sooo neu.

Vieles ausprobieren und einfach mal Schnuppern ging jedoch schief. Es brauchte schon im Vorfeld klare Struktur. Jede neue Aktion glich eher einer Urlaubsplanung (der Organisation im Vorfeld).

Haben sie die Entscheidung, ob sie wollen oder nicht, wählen sie meist das Bekannte. Das, was sie schon so nicht machen.

Besteht die Auswahl erst, wenn sie es schon kennen, ist es oft einfacher.
Um dorthin zu gelangen, ist es etwas, das die Eltern es für sich tun und die Organisation (mit zu müssen), die Struktur vorgibt. Gefällt es ihnen, machen sie es gerne weiter. Gefällt es ihnen nicht, war es nicht wider erwarten. Es war ja keine Erwartung da, sondern nur ein ablaufgleiches Vorgehen mitzumüssen.

Das klappt nicht immer und kommt auf die Ausprägung der autistischen Züge an
und hängt auch davon ab, wie viel Neues sonst so im Alltag ist.

Manchmal klappt es dann doch und brauchte die Überredung durch eine Brücke aus Struktur und (Beg)leitung.

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Ich habe wenig Erfahrung mit Autisten, aber als ich gelesen habe, dass er Tiere mag und gerne draußen ist, dachte ich direkt an eine Reitgruppe. Habt ihr das schon probiert? Er mag keinen Sport und Vereine, aber beim Reiten sind die Gruppen oft klein und der Umgang mit den Pferden könnte ihm Sicherheit geben, bis er mit den anderen etwas "warm" wird. Wenn ihr gezielt ein wenig danach sucht, findet ihr vielleicht auch einen Reitlehrer mit Erfahrung in Reittherapie. Dort könnte dann bestimmt ganz sanft auf Kontaktaufnahme und Freundschaften untereinander eingegangen werden.

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Danke für deine lieben Gedanken!
Die Idee ist ziemlich perfekt und in der Tat ist er schon einige Male geritten, hat ihm sehr gut getan. Leider musste die Dame aufhören, wir sind aber auf der Suche nach einer neuen Möglichkeit;-)

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Hallo,

es ist immer schwierig, wenn Kinder anders ticken, als die Mehrheit.
Da reichen schon ausgefallene Interessen.
Bei Autisten oder ADHSlern ist es noch schwieriger.

Wir haben im Bekanntenkreis einen Jungen mit starkem ADHS und einen Autisten, die beide kaum Anschluss finden.
Der Junge mit dem ADHS stößt immer wieder andere mit blöden Bemerkungen vor den Kopf. Er hatte im ersten und zweiten Schuljahr mal einen Freund und seit zwei Jahren unsere Tochter (12). Mit unserem Sohn (10) kommt er auch ganz gut klar, wobei unsere Tochter in letzter Zeit zunehmend genervt von seiner Art ist.
Der autistische Junge ist 14 und hatte einen Freund im Kindergarten und jetzt aktuell wieder einen aus der Klasse, in die er neu gekommen ist.

Die Mutter mit dem Jungen mit ADHS versucht immer wieder, Kontakte zu Jungs aus der Klasse zu vermitteln, aber das funktioniert nicht.
Mit dem autistischen Jungen ist es ganz schwierig, weil der, neben seiner speziellen Art, immer mal ausrastet und um sich schlägt.

Ich fürchte, da kann man nur hoffen, dass die Kinder irgendwann auf jemanden treffen, mit dem es einfach passt.

Die Mutter mit dem autistischen Jungen geht mit ihm übrigens seit Jahren ganz viel auf einen Hof, wo Kinder sich um Tiere kümmern können. Vielleicht gibt es bei Euch auch so etwas.
Mit anderen Hobbies hat es bei denen auch nicht funktioniert.

LG

Heike

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Ganz lieben Dank, ich werde mich weiterhin umschauen und umhören. Vielleicht gibt es doch noch etwas im BereichTiere.

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versucht es mal mit Bogenschießen, wenn ihr eine Jugengruppe in der Nähe habt.
Mein Sohn ist zwar kein deutlicher Aspeger, aber er hat einen gut Schuß davon mitbekommen.
Die Gemeinschaft und Freundschaften im Training sind auf einer anderen Ebene und die passt ihm sehr. - Jeder trainiert für sich und trotzdem sind alle gemeinsam und es gibt trotzdem ein gesellschaftliches Vereinsleben, gemeinsame Turniere, die Trainingspausenzeiten usw....

Das löst vielleicht euer Thema mit Freizeitfreundschaften nicht aber wäre mal ein Sport und Freizeit-Start, der eben in diesem Bereich ein tolles Gemeinschaftsgefühl schafft. zumindest bei uns im Verein ist das ganz toll. und wenn er so perfektionistisch ist, wie mein Sohn, dann hat er auch einen gewissen Vorteil mit den immer gleichen Bewegungsabläufen und kann ebenso richtig gut werden, wenn es ihm spaß macht :) ....

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Du wirst es nicht glauben, er mag das sogar! Ich habe mich schon erkundigt, hier gibt es leider kein Bogenschießen:-(

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Wo lebt ihr denn? Du beschreibst zu 100% meinen Jungen nur dass meiner erst im Mai 8 wird...
Mir tut es auch aus vollem Herzen weh dass er
so wenig Kontakte hat... wir gehen mittlerweile ins Fuba, aber selbst da ist er mehr außen vor als mittendrin. Er ist herzensgut aber schafft es einfach nicht Freundschaften zu schließen und vor allem zu halten...