Muskelhypotonie

Guten Abend,
Unsere Tochter ist 11 Monate alt und kam 3 Wochen zu früh zur Welt.
Von Geburt an hieß es immer sie sei sehr schwach, von der Körperspannung her.
Wir sind seit Geburt 1-2 mal die Woche bei der Physiotherapie.
Sie lernt die motorischen Dinge alle ca. 2-3 Monate später.
Was uns aber Sorgen macht ist, dass sie den Kopf immer noch nicht mitnimmt wenn man sie z.b. vom Wickeltisch hochnimmt. Außerdem lässt sie sich wie ein nasser Sack hängen wenn man sie trägt.
Sie kann mit ihren 11 Monaten Robben,Vierfüßler, ein paar Schritte krabbeln und sie beginnt damit sich seitlich hinzusetzen, was aber von der Körperspannung her noch nicht funktionieren wird. Sie kann auch seit ein paar Tagen über zwei Matten kriechen/robben.
Sie kann zwar seit Wochen Robben, tut dies aber nur wenn ein großer Anreiz da ist und auch nicht mehr als ein paar Meter.
Sie ist ein sehr entspanntes fröhliches Kind und lächelt sehr viel.

Die Physiotherapeutin warf das Wort Muskelhypotonie in den Raum.
Als wir dies gegooglet haben waren wir etwas schockiert weil dies ja oftmals mit geistigen Beeinträchtigungen usw. einhergeht.

Was habt ihr noch für Ideen was wir tun können? Weitere Ärzte kontaktieren?
Vielleicht hat ja jemand auch ein Kind mit Muskelhypotonie und kann uns mal berichten :)
Vor allem die fehlende Körperspannung und dass sie den Kopf nicht mitnimmt macht uns Sorgen.

Liebe Grüße :)

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Liebe TE,

wurde eure Tochter mal auf KISS-Syndrom untersucht? Bei meinem jüngsten Sohne wurde mit 2 Jahren auch Muskelhypotonie festgestellt, man nannte psychomotorische Retardierung mit autistischen Zügen. Fing auch erst mit 18 Monaten an zu laufen, mit 13 Monaten konnte er sitzen und gleichzeitig krabbeln. Er hatte Gleichgewichtsstörungen. Und er bekam Physiotherapie. Mit 4 3/4 Jahren wurde KISS-KiDD-Syndrom festgestellt, also die Spätvariante des KISS-Syndroms ebenso wie bei seinem älteren Bruder, der war knapp 10 Jahre alt. Auch mein Großer war hypoton.

Meine beiden Kinder hatten sich motorisch regelrecht entwickelt. Mag sein, dass mein Jüngster eine geistige Beeinträchtigung hat, aber die muskulären Probleme kommen einfach vom KISSKIDD-Syndrom.

Habt ihr mal einen Osteopathen kontaktiert oder einen KISS-Arzt

Hier gibt es eine Adressenliste: https://kiss-syndrom.de.tl/Adressen-von--Ae-rzten.htm

LG Hinzwife

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Hey,
Ich selbst "leide" an der Muskelhypotonie und bin Hypermobil... von Geburt an.
Ich habe zumindest keine geistige Beeinträchtigung.
Ich habe "Glück" ich bin muskulär nicht gut aufgestellt, habe aber sonst keine nennenswerten Probleme, oder zumindest nichts, was mich am 'normalen' Leben hindert... Ich kann es sowieso nicht ändern 😙
Viel Glück!!!

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Hallo,
du beschreibst meinen Ältesten ... zu deiner Beruhigung: sein IQ ist 101. Er besucht eine ganz normale Schule in der 8. Klasse. Er strebt wenigstens den Realschulabschluss an - das sehen auch seine Lehrer.
Es brauchte bei ihm wirklich jahrelanges Training bis er nicht mehr der „nasse Sack“ war. Er ist teilweise beim Sitzen vom Stuhl gekippt, wenn er vergessen hatte permanent sein Gewicht aktiv auszubalancieren. Unsere Ergo hatte mir das dann einmal gezeigt, wie sehr er sich eigentlich konzentrieren muss, nur um auf einem Stuhl zu sitzen. Da hat er kaum noch freie Kapazitäten für etwas anderes.
Ja, nun hypoton ist er natürlich noch immer, aber er kann es gut ausgleichen. Wichtig ist eine frühzeitige und regelmäßige Kontrolle beim Orthopäden, der sofort bei Fehlstellungen reagieren kann. Mein Sohn muss lebenslang Einlagen tragen - zum Glück aber nur die einfachsten der orthopädischen Einlagen.

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Hey 👋🏻 Mein Sohn kam auch 3 Wochen zu früh und es wurde auch recht schnell festgestellt, dass er etwas schlapper ist als andere Babys.
Er hat eine Muskelhypotonie vor allem im Rumpf und Schultern. Das macht sich zum Beispiel auch beim Tragen bemerkbar wie bei euch.

Er konnte sich nach Physio und Osteopathen Besuch mit 10,5 Monaten selber hinsetzen (wir durften ihn aber nach Absprache mit Ärzten und Osteo so ab etwa 9 Monaten passiv hinsetzen, was sehr gut funktionierte), mit 11 Monaten kam endlich der Vierfüßler, mit 11,5 Monaten konnte er krabbeln und sich hochziehen bzw an Möbeln entlang tippeln. Mit 14 Monaten ist er gelaufen.

Heute ist er 3 Jahre alt... Kann hüpfen, Laufrad und Roller fahren, rennen, klettern, Fußball spielen etc.

Allerdings sieht manches etwas unsportlicher/ungelenker aus als bei anderen Kindern.

Er hat so wies aussieht Probleme mit der Wahrnehmung und "spürt sich selber nicht richtig", lt Ergo kann das mit der Hypotonie zusammen hängen. Dadurch wirkt er etwas "anders" als andere Kinder, aber nicht so als hätte er eine Behinderung.
(wir hatten auch Verdacht auf autistische Züge weil er mit den Armen wedelt, aber das scheint sich zum Glück nicht zu bestätigen.).

Eine geistige Beeinträchtigung ist nicht bekannt - im Kiga kommt er den Erziehern recht clever vor.

Übrigens : ich denke ich hab selber eine Hyptonie und hypermobile Gelenke (mein Sohn ebenfalls). Geistig behindert bin ich, soweit ich weiß, nicht 😄

Liebe Grüße und alles Gute 🍀
Juju

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so früh hilft erst einmal einfach nur "trainieren". Klar könnt ihr noch zu anderen Docs gehen, aber vieles wird sich erst später zeigen.
Mein Patenkind haben sie durch die Mangel genommen: Ärzte, Gentechniker, - man hat einfach keine Ursache gefunden ...
sie war spät dran mit allem, auch mit Reden und laufen und allen Motorischen Dingen.
Später hat sich auch eine Muskelschwäche in der Zunge gezeigt und noch später wurde ein leichtes geistiges Defizit immer deutlicher. -- aber eben: immer nur im Vergleich zu dem, was sie können "sollte" ... da man nichts diagnostizieren konnte. --- also gebt euch einfach Zeit, -- fördert mit Krankengymnastik, was man eben fördern kann und beobachtet genau.
Bei manchen Dingen muss man halt einfach abwarten, ob es sich "verwächst", oder ob da wirklich was dauerhaftes im Busch ist.

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Bei meiner Tochter wurde Muskelhypotonie festgestellt, da war sie noch keine 6 Monate alt. Bei ihr war es dann ein Gendefekt, dafür wäre dein Kind jedoch zu fit der Beschreibung nach.
Ich wollte dir nur sagen, dass muskelhypoton nicht heisst geistig behindert. Die Krankheit meiner Tochter betrifft sämtliche Muskeln, auch Atmung und schlucken. Jedoch gelten die Kinder als schlau. Unsere Physio sagte mal, oftmals kompensieren die Kinder ihre körperliche Schwäche mit ihren geistigen Fähigkeiten.

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Ich denke, das habt ihr falsch verstanden. Bei Muskelhypotonie geht es Zitat Dr. Google um einen Mangel an Muskelstärke und Muskelspannung in der quergestreiften Muskulatur. Da geht es rein um die Muskeln. Und es klärt auch nicht wirklich warum das so ist. Es bringt euch also vermutlich nicht viel weiter euch über den Begriff verrückt zu machen. Von dort aus automatisiert den Bogen zu einer geistigen Behinderung zu ziehen, das ist extrem weit hergeholt und in sicher gefühlt 90 % aller Fälle nicht der Fall.

Dazu fällt mir aus Mathe der Satz ein: Nicht jedes Rechteck ist ein Quadrat, aber jedes Quadrat ein Rechteck. Ungefähr so verhält es sich damit. Viele Kinder mit geistigen Behinderungen (die aber statistisch nur einen sehr sehr geringen Anteil ausmachen) haben auch muskuläre Defizite, aber das heißt eben noch lange nicht, dass jedes Kind mit einem muskulären Defizit (deutlich höher Anteil !) deshalb geistig behindert ist.

Es gibt viele Kinder die Physiotherapie brauchen und die sich motorisch zeitweise langsamer entwickeln. Aber die meisten davon haben eben nur das Problem und kein geistiges oder intellektuelles.

Physiotherapie ist schon mal gut. Meldet euer Kind sobald möglich in Krabbelkruppen und Kindersport Einrichtungen an, geht viel raus und lasst es sich frei auf dem Boden bewegen. Tragen ggf. reduzieren, auch mal sich anstrengen lassen und nicht immer gleich "helfen". Darüber hinaus rate ich definitiv zu einem guten Osteopathen. Und nicht irgendeinen. Den besten aus der Gegend. Und da wirklich Mal mehrere Sitzungen hin. Viele Kinder die Bewegungen meiden, haben unbemerkt Blockierungen. Und wenn es eben unangenehm ist sich zu bewegen, naja dann machst du ja auch keinen Sport freiwillig. Es könnte auch Kiss/Kid sein. Auch dem wird einige geistige Ebene nachgesagt, aber muss auch nicht sein. Meins hat die definitiv nicht.

Vieles kommt mir bei eurem Kind bekannt vor. Bei meinem Kind liegt die Ursache vermutlich in den Genen, aber da fündig zu werden mit einer konkreten Diagnosen ist wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen. Würde auch nicht viel ändern. Es hat sich aber irgendwann raus gestellt, dass es einen Knick in der Wirbelsäule hat, eine Fehlstellung im Atlaswirbel und die Reizübertragung der Bewegungssegmente daher geschädigt oder gestört ist und das hat eben zur Folge, dass auch das Muskelspiel nicht so gut funktioniert.

Wenn ihr mit Physio und Osteo also so gar nicht weiter kommen solltet, lasst euch zum Orthopäden überweisen und besteht dort absolut auf die Überweisung von dort aus zu einem Fachzentrum für Kinderorthopädie am besten mit einer Klinik und Röntgenapparat dran. Erwachsenenorthopäden haben nämlich von Entwicklung der Motorik bei Kindern einfach keinen genaueren Schimmer. Kinderorthopädien dagegen .....also der Niveauunterschied ist so krass bei uns. Die haben nicht viel herum lamentiert. Kind ab zum röntgen, genau vermessen wie die Wirbelsäule verläuft und was die Gradzahlen der Fehlhaltungen sind und Zack hab ich ein ganzes Paket an Maßnahmen bekommen für das ich vorher Jahrelang von Pontius nach Pilatus gelaufen bin und immer nur gehört habe, na das verwächst sich noch mit der Motorik bei der Kleinen (war nie der Fall).

Meist hat es Gründe, warum die Muskeln schwach sind. Entweder liegt es an mangelnden Bewegungsanreizen oder eben an etwas körperlichem. Also z.B. Fehlstellungen im Skelett, Verkürzungen in den Sehnen, Probleme die dazu führen dass die Muskelzellen Reize nicht richtig empfangen oder verarbeiten. Das wäre dann das wo man noch tiefer buddeln könnte, falls das Problem bestehen bleibt, aber diese Diagnostik würde ich erst so ab 2 rum frühestens für zielführend halten. Wir kamen erst der Sache näher als das Kind sich selbst äußern und Anweisungen verstehen und ausführen konnte.