Geschwisterkind Autismus erklären

Hallo zusammen,

ich würde mich freuen über Erfahrungen, Ratschläge usw wie ihr einem kleinen Geschwisterkind (4-5 Jahre) erklären würdet, dass sein Geschwisterchen Autist/Autistin ist (frühkindlicher Autismus). Gerne auch Buchvorschläge, wobei diese sich leider oft eher auf Asberger beziehen...

Und wie steht ihr in diesem Kontext zur (gelegentlichen) Formulierung "anders sein"? Manchmal scheint es passend und eben gerade für ein Kind leichter zu verstehen, andererseits möchte man auch nicht diskriminierend klingen, gerade falls Betroffene dies so empfinden.

Danke euch und liebe Grüße! 🎃

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Ich würde grundsätzlich das Wort „behindert“ nutzen. „Anders“ ist irgendwie jeder. Auch mit klaren Worten ist es schon schwer genug zu verstehen.
Jetzt ist die Frage ob das Geschwisterkind selbst gesund ist, oder auch autistisch…wenn eben auch z.B. mit deutlich weniger Begleiterscheinungen und normalen/hohen IQ. Denn in dem Fall müsstest du noch die Unterschiede zwischen den Geschwistern erklären. Letztendlich läuft es ja darauf hinaus dass du möchtest, dass das gesund(ere) Kind sich in Rücksicht übt und die Situation versteht, auch wenn es immer sehr schwer ist.

Ich habe 2 Frühkindliche Autisten. Großkunden ist kognitiv fit und hat keine weiteren Behinderungen. Der Kleine ist mehrfachbehindert. Der Große hat von der Behinderung schnell erfahren…auch mit diesem Wort. Der Kleine weiß es bis heute nicht. Er ist 13 Jahre.

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Ok…Grosskind

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Eines meiner Kinder wurde erst mit 11 Jahren diagnostiziert. Seine erste Reaktion war eindrücklich: er weinte vor Erleichterung und lachte zeitgleich (er ist üblicherweise Meister der Emotionslosigkeit, zumindest gegen aussen), sagte, er hätte immer gedacht mit ihm sei was falsch, er wäre behindert oder krank, dabei sei er ja nur Autist.

Ich weiss, wir hatten die Diskussion auch schon, ich kenne Autisten, welche ich tatsächlich als behindert definieren würde, aber die Mehrzahl die ich kenne steht mitten im Leben, oder ist auf dem Weg dorthin, da kann und will ich Autismus nicht als Behinderung sehen. Weder ist mein Mann behindert, noch ich, noch meine Kinder, meine Chefin nicht, mein bester Freund nicht....

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Was Bücher anbelangt, schau mal hier:

https://kompas-autismus-spektrum.ch/produkt-kategorie/kinderbuecher/

Gibt dort auch Buchempfehlungen für Geschwisterkinder.

Bei Erklärungen würde ich auf wertfrei setzen, also keine Hierarchisierung von "normal" , "nicht-autistisch" gleich gut und "autistisch" gleich falsch, abnorm.
Mein Fokus würde auf der Andersartigkeit der Bedürfnisse und Wahrnehmung liegen, auf der Betonung, dass es kein "Richtig" oder Falsch" gibt.
Zudem würde ich nur dann etwas erklären, wenn das Kind fragt, und auch nur soviel, wie das Kind gerade wissen möchte.

Begriffe wie Behinderung oder ähnliches würde ich lediglich dann ins Spiel bringen, wenn beim autistischen Kind keine Perspektive auf ein selbstständiges, autonomes Leben mit Arbeit im ersten Arbeitsmarkt, Familie/Freundschaften usw. besteht.

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Genau so sehe ich es auch. "Behindert" ist erstmal ein heftiges Wort. Hat neulich ein Kollege auch mir gegenüber für ein ADHS-Kind genutzt, nicht wissend, dass ich auch ADHS habe.

Ich wäre auch bei "anders sein". Wenn die Kinder älter sind und die Einschränkung stärker, könnte man auch von Behinderung oder Krankheit sprechen- aber erst dann, wenn es das Kind auch versteht, dass Behinderung mehr als "Krankheit" ist.

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Herzlichen Dank schonmal an alle, die kommentiert haben 💛 Ich antworte so bald ich kann ausführlicher

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Da ich keine Ahnung von Autismus habe nur mein Senf zur Formulierung "anders sein".

Ich kann damit gar nichts anfangen, genauso wenig wie mit "besonders sein". Jeder Mensch ist unterschiedlich und jeder Mensch ist besonders. Für mich wirkt das immer auf negative Weise beschönigend.
Ich rede von einer Behinderung. Nicht vom Behindertsein, sondern davon, eine Behinderung zu haben. Die Unterscheidung ist mir wichtig, vor allem seit einem Beitrag bei Chez Krömer mit Torsten Sträter über Depression.
Für mich ist "Be-hinderung" eine ganz praktische Beschreibung von dem, was vorliegt: Ich kann nicht so gut sehen, hören und lernen - ich werde in diesen Bereichen behindert.
Auch wenn es bei mir nur leichte Behinderungen sind und ich mich dadurch kaum eingeschränkt fühle.

Ich denke aber, wenn du 10 Betroffene fragst, bekommst du 10 Meinungen zu dem Thema.

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Ich hasse die Formulierung "anders sein". Genauso wie man heutzutage ja gerne von "neurodivers" redet. Und man wäre als Autist ja nur ein "bisschen anders".

Negiert meiner Meinung nach völlig die realen Probleme die man in der Gesellschaft nun mal hat und die auch durch beschönigende Formulieren nicht weg gehen.

Mit Büchern für Kinder kenne ich mich aber nicht aus, ich selber habe Asperger, das gab es aber in meiner Jugend noch nicht weswegen ich die Diagnose erst als Erwachsene bekommen habe.

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es hilft in vielen Dingen, nicht in diesem "Erklärungsgespräch" zu denken. Ob das nun Aufklärung ist oder eine Behinderung.
Das ist Alltag und wird einfach im Alltag nebenher bei Bedarf erklärt.
Mein Patenkind ist behindert - allerdings hat es keinen Namen, weil man nichts diagnostizieren konnte. Sie ist inzwischen 19.
Das ganze Leben lang war ja hier und da Erklärung nötig, auch meinen Kindern dann irgendwann...
Ich glaube für Kinder ist es nicht nötig, bestimmte Bezeichnung so differenziert zu erklären (Unterschied Autist oder Asperger etc). Man kann einfach die Defizite beim Namen nennen ála -- Sie kann hatl nicht richtig sprechen ... oder weißt Du, die Zunge hat zu wenig Muskeln, deswegen spricht sie so undeutlich... oder ... weißt du, sie kann sich nicht merken, dass man hier nicht so laut sein soll und ist einfach fröhlich ..... aber mit etwas Übung verstehen wir sie ganz gut ... etc.... -- oder ähnliche Beschreibungen mancher Defizite... -- das muss man doch nicht immer exakt mit dem Namen der Krankheit oder Behinderung verbinden?

Bücher passend da doch eh nie ... Warum meinst Du hilft Dir ein Buch? .... ich würde eher im kleinen Anlassbedingt Erläuterungen einstreuen... das ging bei uns immer nebenher .... -- bis hin zu: weisst du, sie lernt halt viel viel langsamer und versteht manches nicht und muss deswegen eben in einen anderen Kindergarten, wo die Erzieher besser mit ihr üben können....

ich glaube, einfach täglich offen sein, kommentieren und die kleinen Dinge erklären reicht vollkommen aus....