Frage an Eltern von Kindern mit Trisomie 21

Hallo in die Runde!

Ich hoffe die Meinung von ein paar Eltern mit Trisomie-Kindern zu bekommen.

Folgendes:
Ich habe neulich in einer Gruppe bei FB einen Link gesehen zu einer Seite auf der Puppen mit Down Syndrom verkauft werden. Ich habe mich gleich in eine Puppe verliebt,die wirklich bezaubernd aussah. Meine Kleine, 2Jahre, kein Down Syndrom(ein anderes Syndrom,das aber nicht so gravierend und auch optisch nicht so auffällig ist), entwickelt sich gerade zu einer richtigen Puppenmutti. Also habe ich die Internetseite in ihrem Beisein angesehen und sie(!) hat sich eine süße rothaarige Puppe auserkoren. Die haben wir bestellt mit der Absicht sie ihr zu Weihnachten zu schenken.

Firmenseits steht dahinter der Inklusionsgedanke. Die Idee (zusätzlich zu der niedlichen Puppe) dass Kinder auch durch solche Spielsachen eine gewisse Selbstverständlichkeit und "Normalität" Behinderungen betreffend lernen finde ich toll. Dass mein "normales" Mädchen eben auch eine "nicht normal" aussehende Puppe liebt ohne es in Frage zu stellen und einfach ganz selbstverständlich damit aufwächst,dass es viele Unterschiedliche Menschen gibt und alle liebenswert sind. Dass sie später, vielleicht auch gerade deshalb,weniger Berührungsängste hat im Zusammenleben mit Menschen mit Beeinträchtigungen.

Ich habe das ganz glücklich meiner Mutter erzählt und ihr ein Bild der Puppe gezeigt und ihre Reaktion war eher ernüchternd.
Also süß sei die Puppe ja,aber verstehen könne sie das nicht warum meine Tochter jetzt so eine Puppe bekommen soll. Außerdem war ihr Einwand,dass es ja bestimmt für Eltern betroffener Kinder blöd sei das dann zu sehen....
Über so etwas habe ich mir gar keine Gedanken gemacht. Und jetzt bin ich plötzlich verunsichert...

Daher meine Frage:
Würdet ihr euch da wirklich auf den Schlips getreten fühlen?
Dürfen "normale" Kinder nur "normale" Puppen haben? Sind "behinderte" Puppen nur betroffenen Kindern vorbehalten?

Ich hoffe hier auf ein paar ehrliche Meinungen,die mir vielleicht sogar meine Bedenken nehmen können.

In diesem Sinne danke schonmal und eine schöne Adventszeit an alle!

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Hallo 🙋‍♀️
Meine Tochter (2) hat Trisomie 21 und ganz ehrlich: mir fällt kein Grund ein warum deine Tochter keine Puppe mit T21 „typischen“ Merkmalen bekommen sollte. Wieso sollten wir uns auf den Schlipps getreten fühlen?

Meine Tochter mag für Neurotypische Menschen vielleicht „anders“ aussehen aber ja nicht weniger süß, so wie die Puppen auch. Und warum sehen Menschen mit T21 für viele „anders“ aus? Weil sie nicht mit Menschen mit T21 in Berührung kommen!

Ich sehe häufiger Kinder mit T21 und mir fällt es immer schwerer zu erkennen, ob ein Kind T21 hat oder nicht! Und warum? Weil es für mich total „normal“ ist. Und dazu könnte eine Puppe ja auch einen Beitrag leisten 🥰

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Das kann ich zu 100% unterschreiben. Unser Sohn mit T21 ist 3. Ich bin auch oft unsicher, weil ich bei anderen Kindern das Down-Syndrom nicht eindeutig sehe, für mich sehen sie alle so "normal" aus ob mit oder ohne. Manchmal denke ich mir schon "Na, DIESES Kind hat aber KEIN DS" und dann fällt mir auf, wie blöd dieser Gedanke ist. Bei den Puppen fällt es mir noch schwerer. Warum soll eine Puppe nicht nach Down Syndrom aussehen?

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Vorab:
Meine Kinder haben nicht Trisomie 21.

Ich kenne allerdings die Puppen. Ich weiß aber, dass es diese mit allen möglichen Behinderungen und Erkrankungen gibt. Die werden auf Wunsch auch individuell gefertigt, so dass die Puppe dann dem Kind ähnelt.

Nun zu deiner Frage: Darf ein gesundes Kind nur eine „normale“ Puppe haben und sind Behinderten Kindern betroffene Puppen vorbehalten?
Ich würde sagen Jein.
Den Inklusionsgedanke würde ich ganz klar beiseite schieben. Inklusion in Deutschland? Vergiss es! Soweit sind wir noch lange nicht. Hier hätte ich eher Angst, wozu die Behinderten Puppen dann mißbraucht werden. Warum sollte ein gesundes Kind aus einer gesunden Familie, dass nie Kontakt zu Behinderung oder chronischer Krankheit hatte, so eine Puppe wünschen, wenn es (zumeist deutlich preiswerter) eine Puppe bekommen könnte, die dem Schönheitsideal entspricht? Wie würde dieses Kind reagieren, wenn die Puppe unter dem Weihnachtsbaum liegt? Wird die Puppe dann von den gesunden immer gemobbt?
Ein Kind, welches aus irgendeinem Grund schon in persönlichen Kontakt mit Behinderung/chronischer Erkrankung gekommen ist, würde da anders reagieren. Dazu muss das Kind noch nichtmal selbst behindert sein, es reicht eine Behinderung in der engen Familie. Vielleicht ist es der Bruder mit Trisomie oder der Vater, der im Rollstuhl sitzt. Dieses Kind LEBT Inklusion. Das ist ein ganz anderer Ausgangspunkt. Ob die Puppe hier gesund oder behindert ist, ist dem Kind vollkommen egal. Möglicherweise würde ein solches Kind aber versuchen eine gesunde Puppe so gut wie möglich an eine Behinderung „anzupassen“. Mmh…ich fände das besser als eine „fertige Puppe“ und würde hier mein Kind eher in der Kreativität unterstützen.
Die dritte Gruppe sind nun die „selbstbetroffenen“ Kinder. Für diese Gruppe finde ich die Puppen teilweise ok. Oft können die Puppen Trost spenden. Schmerzt der Armstumpf wieder unendlich, kann ein Ritual entwickelt werden, in dessen Zentrum das Trösten und verarzten der Puppe steht. Das lenkt ab. Man kann dem Kind auch an der Puppe zeigen, was als nächstes am Körper gemacht wird - je nachdem was das Kind hat, ist das manchmal ganz gut. Nicht jedes Kind versteht die Lautsprache.

Es geht nicht darum „süß“ auszusehen.

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Ich wundere mich nicht dass wir in Deutschland mit Inklusion so hinten dran ist wenn di dir Gedanken machst, dass die Puppe mit Behinderung von anderen Puppen gemobbt wird. 🤦‍♀️

Meine Tochter mit Trisomie 21 ist 7 Jahre alt und geht in einen Regelkindergarten und wurde noch nie gemobbt. Sie hat Freunde und ist ein vollwertiges Kind der Gruppe.

Dein ganzer Text strotzt von Vorurteilen und Unsinn. „Warum sollte ein gesundes Kind aus einer gesunden Familie, dass nie Kontakt zu Behinderung oder chronischer Krankheit hatte, so eine Puppe wünschen, wenn es (zumeist deutlich preiswerter) eine Puppe bekommen könnte, die dem Schönheitsideal entspricht?“ warum sollen wir unsere Kinder erziehen dass alles einem „Schönheitsideal“ entsprechen muss und wer legt eigentlich fest dass Kinder mit Down Syndrom diesem nicht entsprechen. Die Vielfalt ist hier genauso groß wie unter normalen Kinder.

Die Puppen mit Down Syndrom werden übrigens nicht individuell gefertigt. Es gibt sie zu kaufen und sie wurden wie normale Puppen auch produziert (vermutlich in geringerer Stückzahl).

An die TE: ich fände es überhaupt nicht schlimm wenn ich als Elternteil ein Kind ohne Behinderung mit so einer Puppe sehen würde.

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Lustig…
Meine Kinder sind 16,5 und fast 15 Jahre jung. Sie sind beide schwer mehrfachbehindert und pflegebedürftig geboren. Mein Jüngster hat unter anderem mehrere Gendefekte. Allerdings sind die alle nicht so bekannt wie das Down-Syndrom. Sie haben noch nichtmal einen Namen.
Mein Großer war mal ein Jahr auf der Förderschule, aber ansonsten immer in der Inklusion. Mein Kleiner hat nie eine Förderschule oder einen Sonderkindergarten von innen gesehen. Ansonsten besuchen die Beiden aktuell eine IGS in der 10. bzw. 9. Klasse.
Ich wohne in Hessen. Sonderkindergärten gibt es hier übrigens schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Jedes Kind, egal wie behindert, wird hier inkludiert in Regeleinrichtungen.

Meine Erfahrungen beziehen sich also auf:
2 inklusive Kindergärten
1 Förderschule
1 inklusiv unterrichtende Grundschule
1 inklusiv unterrichtende Gesamtschule
1 inklusiv unterrichtende Montessorischule (IGS)
… und das bis auf die Förderschule immer bei 2 Kindern.

Natürlich kenne ich das Drama mit I-Kraft und Schulbegleitung - das haben bei mir beide Kinder seit Anfang an. Beide Kinder haben einen unterschiedlichen Förderbedarf. Während der Große durchaus lernzielgleich unterrichtet werden kann, klappt das beim Kleinen nicht. Er hat eine geistige Behinderung.

Mein Post bezog sich auf meine Erfahrung, die ich durch meine Kinder habe. Durch meine Kinder bin ich in Kontakt gekommen mit sehr vielen anderen behinderten Kindern und ihren Familien, aber auch mit Familien, die einfach Inklusion akzeptieren. Es gibt aber eben auch immer Menschen, die das nicht tun. Auch das sollte man wissen und akzeptieren. Und die Gruppe dieser Menschen ist einfach verdammt groß.
Wenn ich bedenke, dass ich ein komplettes Jahr lang in 4 Bundesländern jede weiterführende Schule abgeklappert habe und dort gefragt habe, ob sie meine Kinder annehmen, ist das übel. Nein, meine Kinder sind keine Straftäter und auch noch nie irgendwie auffällig geworden. Mein Jüngster hat „nur“ Förderbedarf GE und solche Kinder gehören nach Meinung des Schulministeriums eigentlich in die Förderschule.

Also ein bissel Erfahrung darfst du mir schon zugestehen. So ganz grundlos habe ich mich nicht geäußert.

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Hol die Puppe. Wenn deine Tochter sich auch noch eine besondere Puppe ausgesucht hat, umso besser!

Ich habe ganz bewusst viele verschiedene Puppen für meine Mädchen hier. Helle, dunkle, besondere, dicke, dünne.
Gerade weil alle Menschen doch nun Mal anders aussehen. Weshalb sollte sich das dann im Puppenregal nicht widerspiegeln?

Ich bin für mehr Vielfalt ☺️