Depressives Kind?

Hallo ihr lieben,
ich und meine Freundin haben ein Problem. Ich (Stiefvater) und meine Freundin (Mutter) des 8 Jährigen Kindes.
Der kleine wohnt beim Vater und seiner Frau mit zwei kleineren Kindern 3 und 5. Er wurde schon früh auffällig indem er seine Emotionen nicht kontrollieren konnte. Wir vermuten es kam daher, dass sein Vater und Mutter recht häuffig gestritten haben und er auch gewalttätig ihr gegenüber wurde. Das Verhältnis hat sich seither etwas gebessert. Der kleine war dann weil er so auffällig wurde in einer therapeutischen Wohngruppe für ganze 3 Jahre. Dort hat er auch das Medikament Medikinet gegen ADHS verschrieben bekommen. Leider mussten wir feststellen, als er von der Einrichtung entlassen wurde, dass es das alles nur noch schlimmer gemacht hat. Mittlerweile verweigert er ständig die Hausaufgaben, hat keine Freunde mehr, hat extreme Wutanfälle, anhaltend bis zu 2 Stunden mit kratzen, beissen, heulen, würgen und extremen Beleidigungen etc. Auslöser können komplett harmlose Dinge sein wie zb. er solle duschen gehen. Wir sind beide recht einfühlsam, ruhig und versuchen möglichst verständisvoll zu sein. Erst dachten wir es liegt am Papa und seiner Frau, jedoch nach und nach, je öfter er Umgang bei uns hatte, kam sein „wahres ICH“ zum Vorschein.
Wir wussten nicht mehr weiter und haben einen Platz in der KJP organisiert (halbes Jahr später), er wurde auch sofort aufgenommen, da er selbstverletzendes Verhalten gezeigt hat. Aber auch hier lässt er sich zb. kein Blut abnehmen und verweigert alles, um ihn auf neue Medikamente einzustellen.
Auch in der KJP scheint er nur anzuecken und wenn ihm was nicht passt, beleidigt und verweigert er alles erdenkliche wenn er keinen Bock darauf hat. Auf der anderen Seite liebt er es jedoch dann wieder ganz stark gekuschelt und gestreichelt zu werden, hört einem aufmerksam zu und versteht auch was man ihm beibringt, aber sobald ihm etwas nicht passt, guckt er auf den Boden, sagt nichts mehr und bricht in Tränen aus und wird extrem wütend. Entweder gibt er dann jemanden anderen die Schuld oder er wirft sich selber vor, das er überhaupt nichts kann usw. und dann beginnt das selbstverletztende Verhalten.
Auf der einen Seite spielt er total den Macker gegenüber den Erwachsenen und auf der anderen Seite ist er ein totaler „Schisser“ Zb. traut er sich nicht alleine zu duschen hat totale Angst vor Ärzten oder wo er sich verletzen könnte.
Er war eigentlich immer ein so anständiger, braver, lieber junge der wirklich auch einfühlsam war, vorallem auch Tieren gegenüber und hat schnell neue Freunde gefunden, er hatte nur das Problem mit seiner Emotionenregulation.
Der Papa und seine Frau meinten sie können das nicht mehr. Er muss jedes Wochenende zu ihnen für einen Tag und da gibt es nur Terror und sie wollen das er zu uns zieht, jedoch habe ich hier starke bedenken mit seiner Verfassung, so kann man ihn kaum einen Tag zu Hause haben, da er das ganze Haus zusammenschreit, sachen kaputt macht etc.

Habt ihr vielleicht eine Idee was man machen könnte? Meiner Meinung nach ist er sehr stark manisch depressiv + ADHS noch dazu.
PS: Weiß jemand wie das mit dem Unterhalt abläuft? Muss meine Freundin Unterhalt bezahlen obwohl das Kind nur am Wochenende beim Papa für einen Tag ist?


Ich hoffe ihr habt einen Rat für mich.
LG

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Das ist ein wirklich trauriges Leben, dass das Kind da bislang gehabt hat.--Ich vermute stark, dass hier eine Traumafolgestörung vorliegt im Zuge der mehrfach erfahrenen belastenden und/oder traumatisierenden Beziehungserfahrungen inkl. Zeuge von Gewalt and der Mutter, wiederholte Bindungsabbrüche zu relevanten Bezugspersonen und anhaltend instabilem Umfeld und auch weiter mit Täterkontakt (Stiefvater).
Nach ADHS und anderen Diagnosen inkl. bipolar (was man bei Kindern ohnehin nicht diagnostiziert) braucht man da erstmal nicht schauen. Das ist Regel Nummer eins in der Traumatherapie: Herstellen äußerer Sicherheit Hier hat es Vorrang ein sicheres, stabiles Umfeld mit sicheren, stabilen Bezugspersonen zu schaffen (Das ist Regel Nummer eins in der Traumatherapie:). Herstellen äußerer Sicherheit.. Vorerst wird auch keine Therapie greifen und das Kind wird sich natürlich auch nicht beruhigen und emotional regulieren können.
Ich finde das ganz schlimm zu lesen inkl. auch der Zuschreibung sein "wahres Ich". Das ist kein wahres Ich, sondern das sind Folgen anhaltend toxischer, traumatisierender Beziehungserfahrungen. Hoffentlich kommt dem Jungen bald fachkundige Hilfe zu.

Bearbeitet von rma
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Hey!

Puh. Das ist echt ein riesiges Thema, zu dem man online rein gar nichts sagen kann.

Du schriebst, dass er früher anders war. Also würde ich Autismus als Beispiel ausschließen.

Seine Stimmungsschwankungen können durch das Medikinet kommen. Guck mal in die Packungsbeilage, dort steht es unter Nebenwirkungen. Zumindest in meiner Packung für Erwachsene.

Ansonsten stelle ich es mir für das Kind total schwierig vor: gewalttätiger Vater. Der Junge hat ggf auch etwas abbekommen. Viel negatives Feedback, wird vom Vater rausgeschmissen, auch bei euch Vorbehalte.

Nicht jedes Kind, das adhs hat, wird so. Aber bei ihm scheint viel schief gelaufen zu sein. Armer Kerl. Klammert sein schlechtes Verhalten mal aus und lobt das, was gut klappt. Sagt ihm, was ihr an ihm schätzt. Wenn er gekuschelt werden will, kuschelt ihn.
Wohngruppen sind auch ein hartes Pflaster. Ihr solltet ihm jetzt erstmal Halt geben.

Liebe Grüße
Schoko

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Wenn ich es richtig rechne und lese ist das Kind gerade in einer geschlossenen Psychiatrie untergebracht und darf nur am Wochenende einen Tag zum Vater.

Bearbeitet von Inaktiv
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Wie kommst du zum Rechnen?
Aber ja, es passt. Das Kind ist nur beim Vater am Wochenende, soll aber zur KM ziehen. Da habe ich mich auch gefragt, wo das Kind denn dann wohnt, wenn es nur einen Tag beim KV ist und ansonsten zur KM ziehen soll.

Gruselig. 8 Jahre alt, davon 3 Jahre in einer Wohngruppe und dann noch die KJP. Schrecklich für den Jungen.

Bearbeitet von schokofrosch
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Puh, eine schwierige Lage. Aber du sagst du glaubst er ist Bipolar(Manisch-Depressiv), sagen das die Ärzte in der KJP auch? Bei Kindern ist die Diagnose zu Recht umstritten. Es ist meistens eher ein Verhaltensproblem, dafür spricht auch das ADHS.
Was sagen denn die behandelten Therapeuten/Arzt zum weiteren vorgehen? Die Zusammenarbeit mit denen ist das A und O. Wenn ihr Zweifel habt an der Behandlung oder das gefühl habt es geht nicht vorran dann holt euch eine zweite Meinung!

Wünsche euch und besonders dem kleinen alles Gute 🍀💪

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Moin,
puh, das ist echt harter Tobak, wenn das Kind, wenn ich es richtig lese, ja schon wieder seit einer Weile in einer Klinik untergebracht ist, hat da ein Kind mit sozial-emotionaler Schwäche bereits die Hälfte seines Lebens in Einrichtungen verbracht.

Alleine das reicht fürchte ich, um ein ADHS - Kind derart verhaltensauffällig zu machen. Wenn er noch dazu vielleicht das Medikinet nicht gut verträgt ... Wir haben damit auch keine guten Erfahrungen gemacht, bei uns klappt es mit Elvanse viel besser.

Ist er denn den ganzen Tag so anfällig, oder erst wenn der Rebound-Effekt einsetzt?

Was sagen denn die Ärzte, woher kommt die Idee mit manisch-depressiv?

Wurde das Medikament schon mal testweise wieder abgesetzt?

Finden sie keine Möglichkeit, mit Lachgas oder ähnlichem an das Blut zu kommen? Oder schon mal versucht, wie es ist, wenn ihr anwesend seid bei so einem Termin? Gibt es dort nicht auch Psychologen, mit denen ihr besprechen könnt, wie ihr mit seinem Verhalten zu Hause umgehen sollt? Vielleicht würde Euch das helfen?

Ich sehe es wie Schoko, das Kind muss erst mal ankommen, Halt finden, und dann solltet Ihr eine gute KJP-Praxis suchen, in der ihr regelmässig Elternberatung bekommt.

Grüße und alles Gute Euch

Bearbeitet von Inaktiv
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Ja, weil es einfach absolut nichts gebracht hat in der Einrichtung die 3 Jahre waren verschwendung, leider.

Okay, das klingt für mich erstmal "positiv" das alleine dass reichen kann um ein Kind derart aggressiv und verhaltensauffällig zu machen. Ich hoffe er bekommt bald ein neues Medikament.

Nein das war nur so eine Idee, da meine Freundin die selbe Erkrankung hat.

Das Medikament wurde abgesetzt vom Vater und da ging es anscheinend gar nicht.

Ja morgen haben wir wieder einen Termin und werden die weiteren Schritte bereden.

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Puh, das liest sich wirklich verdammt traurig.

Ich dachte mir nur bei lesen - das Kind hatte 8 Jahre lang keinerlei "normale Kindheit" - kann man dann überhaupt ein "normales Kind" sein?

Du hast weiter unten geschrieben, dass die Mutter selbst psych. krank ist. Euren Bemühungen in Ehren - und das Kind würde es sicherlich mehr als dringend brauchen, aber, ist die Mutter denn in der Lage, den Jungen zu euch zu holen und adäquat zu betreuen? Das, was er als letztes braucht ist eine weitere gescheiterte Existenz...

Grundsätzlich finde ich auch (ohne ein Fachmann zu sein), dem Kind fehlt Familie, Bindung, Zusammenhalt, Stabilität, jemanden, auf den er sich blind verlassen kann- er hat momentan einfach keinen Platz in dieser Welt.
Aber - ihr müsstet euch schon verdammt sicher sein, dass ihr das macht. Andererseits....wo landet der arme Kerl sonst?!..

Es wäre sicherlich eine sehr harte Zeit, für alle Beteiligten. Aber da ihr so gut psychiatrisch eingebunden seid, könnt ihr euch da sicherlich im Vorfeld gut beraten lassen. Ich würde auch versuchen Kontakt mit Familien aufzubauen, die es gut gelöst haben. Vielleicht Pflegefamilien (in solchen landen ja doch mal Kinder mit schwierigen Hintergrund) die das gut gelöst bekommen haben? Oder die euch wenigstens mit Rat zur Seite stehen könnten?

Ich wünsche euch viel Erfolg, und vor allem dem kleinen Kerl, dass er einen Platz in der Welt findet.

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Hallo, das tut mir wirklich leid. Ich habe ein Kind mit ADHS und mir sind von daher bestimmte Verhaltensweisen nicht fremd. Wenn er Tiere liebt, wäre ein eigenes Haustier oder vielleicht Reit-Therapie eine Unterstützung. Alles Gute für euch!