Zwangsversteigerung Haus unseres Vermieters

Hallo,

wir wohnen aktuell zur Miete in einem Zweiparteienhaus und haben schon häufiger etwas vor uns hingesponnen, wie es wäre, das Haus eines Tages mal zu kaufen.

Nun hat unser Vermieter uns heute im Vorbeigehen eröffnet, dass wohl die Zwangsversteigerung droht.

Wir wohnen in einem Vorort einer Unistadt, in dem viele Professoren uä wohnen und die meisten eher finanziell ganz gut aufgestellt sind. Dementsprechend gibt es hier viele Hauseigentümer, die sich eine Immobilie nach der anderen "schnappen" und für viel Geld vermieten.

Wir würden also beim Bieterwettbewerb kaum eine Chance haben.

Kennt sich jemand im Bereich der Zwangsversteigerung aus und weiß, ob es eine Möglichkeit gibt, sie zu umgehen bzw ein Vorkaufsrecht oä zu erwerben?

Ich habe tatsächlich in diesem Bereich so gar keine Ahnung, weshalb möglicherweise schon meine Frage total dämlich sein könnte 😅🙈

Liebe Grüße
2win

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Ja ;-)

Sprich mal mit dem Vermieter, ob es Sinn macht, darüber nachzudenken, ihm das Objekt abzukaufen. Hinterfrage, ob das ZV-Verfahren durch den Gläubiger bereits eingeleitet wurde beim zuständigen Amtsgericht, und ob es Gläubiger gibt, die dem ZV-Verfahren schon beigetreten sind. Zudem, wie hoch die Forderungen des oder der Gläubiger sind. Zudem muss ein Verkehrswertgutachten erstellt werden, entweder hat er selbst ein aktuelles, spätestens das Amtsgericht wird ein eigenes in Auftrag geben. Sollte der Verkäufer in Insolvenz sein, ist Dein Ansprechpartner der Insolvenzverwalter. Wenn der rechtzeitig eingesetzt wurde, ist in der Regel kein ZV-Verfahren notwendig, da der Insolvenzverwalter vorher schon versuchen würde, das Objekt zu veräußern. Das hättest Du als Mieter ja dann sicher mitbekommen. Denn eigentlich müsste dann die Mietzahlung auch über den Insolvenzverwalter laufen...

Freihändiger Verkauf ist bis zur Versteigerung durch den Verkäufer jederzeit möglich (notariell). Wichtig ist, dass der Kaufpreis die Forderungen deckt. Um wieviel % weiß ich allerdings nicht. Bzw. den Verkehrswert abdeckt! Mehr darf der Gläubiger nicht verlangen, solange das Objekt nicht zv-befangen ist!

Solltest Du das Haus dann doch erst im Verfahren ersteigern zu einem vllt günstigeren Preis wie im Verkehrswertgutachten (derzeit eher unwahrscheinlich) , hast Du allerdings keine Gewährleistung mehr! Das ist der absolute Nachteil bei Versteigerungen. In dem Fall bei Dir vllt nicht ganz so tragisch, weil Du das Objekt kennst. Trotzdem schreibe ich es, damit Du es mal gehört hast.

Eine schnelle Kontaktaufnahme zum Vermieter würde ich Dir daher empfehlen, wenn Dein Interesse an einem Kauf tatsächlich gegeben ist, auch, um vllt keinen utopischen Kaufpreis im Verhältnis zum Verkehrswertgutachten zu zahlen.

Viele Grüße 004

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Danke für deine super gute Antwort. Du schreibst sehr fachkundig, ein wenig juristisch, würde ich meinen 😁 Auf jeden Fall besten Dank!! Deine Antwort nehme ich jetzt erstmal als Fahrplan 👍

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Da würde ich ganz offen mit dem Vermieter drüber sprechen. Er kann dann direkt mit dem Gläubiger (der Bank?) sprechen, ob er einem vorzeitigen Verkauf zustimmen würde.
Allerdings glaube ich nicht, dass ihr dabei günstiger an die Immobilie kommt. Wenn der Vermieter bei der Versteigerung mehr Geld bekommen würde, warum sollte er darauf verzichten?

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Ja, vermutlich hast du Recht. Wobei unser Vermieter ein sehr alter Mann mit manchmal recht schrägen Prinzipien ist. Im Zweifel würde er vielleicht einer jungen Familie das Haus eher gönnen als dem unbekannten Bieter. Aber man weiß es nicht 🤷🏼‍♀️

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Ich denke, wenn der Vermieter insolvent ist und die Zwangsversteigerung eingeleitet wurde, kommt man da nicht mehr raus.

Du könntest ihn ehrlich fragen, ob es hilft, ihm das Haus jetzt direkt abzukaufen - und wenn ja, zu welchem Preis.
Aber nur mit gutem, eigenen Notar, denn das Haus ist sicher mit Schulden belastet, die ihr dann übernehmen müsstet.

Aber ehrlich gesagt denke ich, wenn das möglich wäre, würde er es direkt versuchen. Mit Immobilien kann man im Augenblick so viel Geld verdienen - wer lässt denn eine Zwangsversteigerung zu, wenn man sie durch einen Verkauf eines Mietshauses abwenden könnte?

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Evtl hat er keine Wahl - mir ist die Höhe seiner Schulden unbekannt. Vermutlich hat man auch mit Immobilie nicht zwangsläufig die Möglichkeit, eine ZV abzuwenden 🤷🏼‍♀️

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Manchmal passiert es, dass der Zwangsverwalter bei Mietern oder Nachbarn klingelt und fragt, ob sie Interesse am Haus haben. So war es bei Bekannten. Ein Verwalter hatte uns auch mal nach der Nachbarimmobilie gefragt. Ich würde auf den Vermieter zugehen und fragen wer der Verwalter ist und dann dort nachfragen. Die Verwalter wollen die Immobilien meist recht schnell vom Hals haben und nehmen meist auch beinahe jedes Angebot an. Denen ist oft schlichtweg egal, ob der Gläubiger noch ein paar Euro rausbekommt oder nicht.

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Das ist ein guter Tipp, danke!! 👍

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Hallo,
das geht schon. Ihr müsst nur mindestens soviel bieten, wie der Vermieter noch Schulden hat. Unter dem wird die Bank nicht auf die Zwangsversteigerung verzichten. Alte Kredite übernimmt man vom Vorbesitzer eigentlich nicht. Man hat seine eigene Bank und schließt hier einen eigenen Kreditvertrag. Kaufverträge für belastete Immobilien sind Alltag beim Notar. Das ist nichts besonderes. Das machen echt die Banken und der Notar unter sich aus. Als Käufer/Verkäufer hat man damit nichts zu tun. Ich habe beides schon gemacht - eine Wohnung mit eingetragener Grundschuld gekauft und auch verkauft.

Euch muß klar sein, dass ihr durch den Kauf zum Vermieter werdet.

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Danke und ja, das ist uns klar. Der andere Mieter ist sehr alt und kommt kaum noch die Treppe zu seiner Wohnung rauf...evtl wird er also eh über kurz oder lang umziehen müssen.

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wenn die Zwangsverstiegerung schon angesetzt ist, gibt es kein zurück. ihr werdet damit rechnen müssen, eine neue Wohnung zu benötigen, meist steigern Leute mit Eigenbedarf oder es wir teuer kernsaniert.

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Doch das geht schon. Wenn quasi in letzter Minute die Forderungen des Gläubigers erfüllt werden, z.B..
Ausserdem kann die Zwangsversteigerung für maximal 6 Monate ausgesetzt werden, wenn Aussicht besteht, in der Zeit die Zwangsversteigerung abzuwenden.

Grüsse
BiDi

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Das klingt doch mal nach einem guten Ansatz 👍🤔

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