Hallo zusammen,
nur aus Neugierde (wir haben ein Haus und sind entsprechend nicht auf Wohnungssuche): Ich habe gestern im Fernsehen eine Sendung gesehen über die schwierige Suche nach einer Mietwohnung. Da wurde von Fällen berichtet, die seit Jahren nach einer Wohnung suchen, hunderte von Anfragen gestellt haben und einfach nichts finden. Ist das Realität oder überzogen? In unserem Bekanntenkreis gibt es Menschen, die ziehen jedes Jahr mindestens einmal um. Wie kann das bitte dann gehen??
Und muss man tatsächlich richtige Bewerbungsunterlagen haben mit Schufaauskunft, Vermieterbrief usw? Meine Eltern sind selbst auch Vermieter mehrerer Wohnungen und da habe ich sowas nie mitgekriegt.
Oder ist das nur in Ballungsräumen so schlimm? In der Sendung ging es um Berlin und Hamburg.
Noch ist es nicht soweit, aber wenn ich mir vorstelle, unsere Tochter wollte ausziehen und findet jahrelang nichts...
Habt ihr eigene Erfahrungen gemacht?
Das die Preise für Eigentum absurd hoch geworden sind, ist das eine, aber das fand ich echt erschreckend.
LG
N.
Mietwohnung suchen - Fernsehsendung überzogen oder Realität?
Wir wohnen in Berlin und hier ist der Wohnungsmarkt Horror. Man geht zu 20. zu einer Besichtigung und gibt ne Bewerbung ab mit oben genannten Unterlagen. Meistens gibt’s dann nicht mal ne Absage.
Nein, nicht überzogen - bei uns bittere Realität
wenn nur 20 Kommen ist das doch toll, im sèddeutschen Raum hat man bis zu 200 Bewerbungen auf eine Wohnung
Ja, tatsächlich gibt es das, dass man jahrelang sucht und nichts findet. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass das vor allem in Ballungsräumen und Großstädten so ist. Wir haben einige Freunde in Köln und München, die jeweils lange, lange gesucht haben oder sich gerne wohnlich verändern würden aber nichts finden.
Da muss man nicht einmal besonders hohe Ansprüche haben. Wichtigster Punkt ist ja erstmal, dass die Wohnung von der Größe her ausreicht und die Miete ins Budget passt. Ansprüche wie die Lage, EBK, Balkon, Vorliebe für Altbau/Neubau, etc. mal ganz außer Acht gelassen. Und dann kommt ja das „Bewerbungsverfahren“. Tatsächlich geht da meist nichts mehr ohne Schufaauskunft, Gehaltsnachweise, Lebenslauf, usw. Es muss unfassbar anstrengend sein, gerade in Ballungsräumen eine neue Wohnung zu finden.
Hier auf dem Land sind zwar Mietwohnungen mittlerweile auch mehr umkämpft, wir sind aber noch nicht an dem Punkt angekommen dass man eine Bewerbungsmappe benötigt und sich gegen Hunderte von Bewerbern durchsetzen muss. Aber auch hier sucht man schon ein paar Monate bis man fündig wird. In den nächsten Kleinstädten 15-30min entfernt steigen aber die Mieten auch extrem und dort beginnt es mittlerweile auch mit richtigen Bewerbungsverfahren für Wohnungen. Das ist echt heftig, denn unsere Städtchen in der Nähe sind nun auch wirklich nicht der Nabel der Welt und bloß weil da ein Aldi und eine Apotheke sind, zahle ich da mittlerweile Unsummen an Miete wenn ich überhaupt die Zusage für eine „Stadtwohnung“ bekomme.
Selbst in meiner württ. Kleinstadt verlangen sie für eine kl. 3-Zi- Wohnung, Dachgeschoss, in der Innenstadt und ohne Balkon/Aufzug 600-700 kalt+ Tiefgarage o ä.
Mir wäre himmelangst, aus meiner ebenerdigen, geräumigen und schönen Wohnung samt schönem Garten ausziehen zu müssen, die ich bezahlen kann.
LG Moni
Hallo,
Ja, das ist tatsächlich so, auch in ländlichen Gebieten. Ich habe damals nach der Trennung ein Jahr gesucht, als Alleinerziehende hat man quasi gar keine Chance, auch wenn man genug verdient. Jetzt bin ich wieder auf der Suche und rechne mit 2-3 Jahren.
VG
Sunny
Hi!
Wir wohnen ländlich zur Miete in einem Ort, wo es fast nur Einfamilienhäuser gibt, die auch von den Eigentümern bewohnt werden und diese sind meist älteres Semester.
Unsere Wohnung ist in einem Zweifamilienhaus, welches vorher ein Einfamilienhaus war. Es gibt drei Zimmer (82 qm), Garage, Keller, Dachboden und Vorgarten. Kosten liegen bei 700 € warm.
Öffentlicher Nahverkehr ist fast nicht vorhanden, dafür die Autobahn ca. 2 Minuten Autofahrt entfernt.
Wir wohnen hier mehr als günstig.
Vor zwei Jahren wurden in unserer Straße zwei Mietshäuser gebaut und dort kostet eine Wohnung, die unserer gleicht, nur ohne Garten und Garage, bereits 900 € kalt!!
Die nächst größere Stadt ist ca. 16 km entfernt und dort kosten vergleichbare Wohnungen ab 800 € kalt.
Wir ziehen hier definitiv so schnell nicht weg, denn ne neue Wohnung würde um einiges mehr kosten und außerdem mögen viele Vermieter keine Haustiere (Katzen).
Die jetzige Wohnung haben wir nur bekommen, da ich unbefristet im öffentlichen Dienst tätig bin.
Wir haben auch echt lange gesucht.
Ein Eigenheim in dieser Gegend hier ist übrigens fast unbezahlbar.
In Ballungsräumen hätten wir wahrscheinlich auch ewig suchen müssen.
LG
Es ist tatsächlich Realität.
Wir haben auf viele Anfragen nicht einmal eine Rückmeldung erhalten. Trotz Augenscheinlich guter Referenzen bekommt man oft nicht einmal einen Besichtigungstermin.
Hier hat man als Familie nur mit VitaminB Chancen. Unsere jetzige Wohnung war ein Glücksgriff. Sie war nicht ausgeschrieben und der Vermieter wollte an eine Familie vermieten.
Da wir gerade Umziehen kann ich gut mitreden und bin mitten im Geschehen. Wir wohnen in Berlin und haben seit letztes Jahr September eine 4 Raum Wohnung gesucht. Wir waren teilweise mit 20 weiteren Personen bei Wohnungsbesichtigungen, wenn man überhaupt so weit gekommen ist. Eine Bewerbungsmappe mit den von dir genannten Unterlagen ist hier Pflicht, ohne kommst du nicht weit. Gerade die 4 Raum Wohnungen sind hier so beliebt, sodass diese nur ein paar Stunden Online sind und wegen Bewerbungsüberflutung direkt wieder rausgenommen werden. Da ich noch in Elternzeit bin, konnte ich mehrmals täglich schauen, ansonsten hätten wir wahrscheinlich immer noch keine Wohnung. Wir haben dann selbst für unsere 70qm Wohnung einen Nachmieter gesucht und innerhalb von 3 Stunden ganze 150 Nachrichten bekommen. Selbst wenn man sich für eine Wohnung interessiert musst du schon im Vorstellungstext dein Leben offen legen. Nachrichten wie „ich interessiere mich für die Wohnung, wann kann ich sie besichtigen“ werden eigentlich ignoriert. Zudem kommen teilweise hohe Abstandszahlungen für Küchen, Fußböden usw. dazu. Das schlimmste was ich mal gelesen habe waren 15.000€ Abstand. Uns selber wurden hohe Summen geboten, um unsere Wohnung zu bekommen, teilweise 5000-6000€. Ja es herrscht echt eine Schlacht auf dem Wohnungsmarkt. Viele Familien belegen auch große Wohnungen, obwohl sie diese nicht mehr brauchen, weil z.B. die Kinder ausgezogen sind, aber es lohnt sich nicht umzuziehen. Meine Eltern wohnen auch zu zweit in einer 100qm Wohnung, suchen sie sich allerdings eine kleine, so würden sie die gleiche Miete zahlen wie für die jetzige Wohnung.
Es kommt auf die Ansprüche an. Wir leben in einer Großstadt mit weit mehr als 300.000 Einwohnern und wir haben bisher 2 Wohnungen gesucht. Wir hatten dafür 3 Besichtigungen und ich würde sagen maximal 15 Bewerbungen.
ABER wir hatten einige Vorteile:
Diese Wohnungen haben wir als Studenten gesucht, das waren jeweils wenig gepflegte heruntergekommene Dinger mit Renovierungsstau mindestens seit den 60ern. Dafür günstig. Wir wussten aber halt, dass uns Fenster aus 1950 oder der PVC-Boden oder das altmodische Badezimmer, Türen etc. egal waren, weil es eben Studentenwohnungen waren. Wir wussten, dass wir da irgendwann wieder ausziehen werden. Jemand, der dort die nächsten 40 Jahre seines Lebens verbringen will, hat natürlich komplett andere Ansprüche.
Dazu waren wir als Studenten zeitlich flexibel, wenn uns der Vermieter am Dienstag um 8:00 Uhr anrief waren wir um 8:10 Uhr in der Lage bei der Besichtigung zu erscheinen. Zumindest bei der einen Wohnung hat uns das ziemlich sicher die Wohnung gebracht.
Außerdem, das muss man auch klar sagen, waren wir ein junges (offensichtlich sympatisches) deutsches Ehepaar. Als mein Mann in seiner Singlezeit in der gleichen Stadt Wohnungen suchte, hatte er enorme Probleme...tatsächlich ist es uns bei der Suche mehrmals untergekommen, dass der Vermieter eine "weibliche Person" wünscht, teilweise stand das sogar da. Dazu hatten wir keine Haustiere etc. . Bei der einen Wohnung bürgte meine Mutter für uns, bei der anderen (stellte sich beim Bewerbungsgespräch heraus) was der Vermieter Stammkunde in dem Unternehmen meiner Familie. Das waren also Faktoren, die eigentlich total diskriminierend und unfair sind, aber natürlich berücksichtigt werden.
Ich würde einfach mal so behaupten, dass es ein Unterschied ist, ob man eine junge Studentin auf der Suche einer 25qm2 Studentenwohnung ist oder eine sechsköpfige Familie mit Hund und Hahn auf der Suche nach der Traumwohnung für die nächsten 60 Jahre, die wirklich die Heimat werden soll. Und ob man als Familie immer nur Sonntagnachmittags von 16-17 Uhr Zeit hat oder flexibel ist.
Aus Vermietersicht kann ich nur sagen: Das Mieterrecht ist verdammt stark. Wenn man Mieter hat, die wegen jedem Pups Stress machen, ist Vermietung ein riesiges Minusgeschäft. Ich suche unkomplizierte Menschen, die für mich möglichst wenig Aufwand bedeuten und gleichzeitig meine Sachen so gut wie möglich behandeln. Ich habe noch nie Bewerbungsunterlagen oder so angefordert und bisher funktionierte das immer super. Nur einmal hatten wir leider riesiges Pech, da habe ich mich total in den Menschen geirrt. Das war und ist für mich bis heute ein riesiger Schock (gar nicht mal finanziell, eher menschlich) und hat tatsächlich dazu geführt, dass wir jetzt nicht mehr Vermieten und auf das Geld verzichten weil ich echt Sorgen haben, jemals mit solchen Menschen nochmal irgendwie Kontakt haben zu müssen...
Achso, aber als wir das letzte Mal eine Anzeige geschaltet haben, hatten wir in ca. drei Stunden 60-80 Bewerbungen. Ja. Eingeladen haben wir aber glaube ich 10 zu einem festen Termin (wie gesagt, Flexibilität...) und es kamen dann 8, von denen 7 Interesse anschließend bekundeten. Jetzt lesen sich 80 Bewerbungen natürlich gruselig, aber von den 80 waren 40 Bewerbungen die ungefähr so waren "Hallo icc will Wonung wo hinfahren?", 20 Bewerbungen die direkt versuchten zu verhandeln (also man würde ja sehen dass das Klo nicht so chic ist, für 50€/Monat weniger würde er es sich aber trotzdem anschauen). 10 weitere Bewerbungen beschwerten sich über schlechte Bildqualität oder forderten weitere Bilder an oder sagten dass sie Sachen XYZ ja gar nicht gut fände und nicht verstanden wieso außer ihnen noch weitere Leute sich gemeldet haben.
Von den 8 die kamen, waren dann 4 Paare direkt raus. Ein Paar kam zur Besichtigung (!) Mit ihrem Hund obwohl die Wohnung ohne Haustierhaltung war. Die anderen drei Paare fanden die Wohnung zwar angeblich toll, man merkte aber schon dass die später Stress machen werden, weil sie total respektlos mit der Vormieterin umgingen, (Preise für Möbelstücke die sie drin lassen wollte runterhandelten obwohl die bereits quasi geschenkt waren etc.). Menschen mit so einem Charakter werden nicht netter wenn der Mietvertrag unterschrieben ist.
Von den anderen vier Bewerbern suchte die Vormieterin dann eine aus. Faktisch waren also von den 80 Bewerbungen nur 10-15 die überhaupt in der Lage waren, ein vernünftige Anschreiben zu verschafften und nicht total dreist und unverschämt auftraten. Insofern hören sich diese Zahlen immer so schockierend an (sollen sie ja auch, sonst hört sich niemand den Bericht an), aber so dramatisch ist es dann auch wieder nicht.
Nicht jeder beherrscht die deutsche Sprache gut, heißt dennoch nicht, dass diese Menschen schlechte Mieter sind. Da bewährt sich mal wieder die Erfahrung vieler, dass man es als deutscher einfacher hat. Traurig.