Auf der Suche nach gleichgesinnte

Hallo zusammen,

meine Tochter ist mittlerweile 5 Jahre alt.
Sie kam in der 31SSW zur Welt und wog 1.660gr.
Wir waren damals die restlichen 2 Monate auf Intensiv und anschließend mussten wir sie 4 Wochen noch verkabeln. Wir haben in den letzten 5 Jahren viel mit ihr erlebt.
Meine Frage ist, gibt es hier andere Frühchen Mamas wo die Kinder jetzt schon älter sind? Mein Problem ist bzw. meine Sorge ist meine Tochter schläft von Anfang an nicht allein, also weder allein ein noch in ihrem Zimmer noch sonst was. Sie schläft nur mit mir und bei mir, am liebsten in meinem Bett. Sie wird fast jede Nacht wach und sucht nach mir, sie hatte auch eine Phase wo sie panisch wurde und sich reinsteigerte wenn ich nicht neben ihr lag wenn sie wach wurde. Ich mach mir manchmal Gedanken das sie von früher aus der Zeit im KH irgendwas in ihrem Unterbewusstsein ist wie Verlustängste also das ich nicht da sein könnte. Ich muss sagen es war nie die Situation da das ich wirklich nicht da war. Gibt es jemanden hier den es auch oder ähnlich geht? Als meine Tochter zur Welt kam erkrankte ich am HELLP-Syndrom, hatte lange zu tun wieder auf die Beine zukommen. Vielleicht gibt es hier jemanden dem es ähnlich geht. Würde mich freuen. DANKE LG nine

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Moin,

hast Du einen Kinderarzt der sich mit Frühchen auskennt?
Unserer war früher zum Glück lange auf unserer Station in der Uni bevor er selbständig wurde, und der spricht genau dieses Thema immer wieder an! Frühchen haben durch die Trennung und den Stress durchaus öfter emotionale Probleme und Verlustängste. Es gibt da auch einiges an Schriften zu dem Thema, es wird aber leider oft unterschätzt in meinen Augen da man meist genug mit den Punkten "Gesundheit" und "Entwicklung" zu tun hat.

Es gibt da aber durchaus vieles was man tun kann, ich weiß jetzt nicht inwieweit Ergotherapie das abdeckt aber es gibt da im Bereich tiergestützte Therapien einiges was das Selbstbewusstsein stärkt und Verlustängste mindert. Auch Ängstlichkeit, Panik vor neuen Situationen ist häuftiger bei Frühchen als bei Regelgeborenen. Wir machen teilweise Ergo (aber auch wegen anderen Sachen) und (heilpädagogisches) Reiten um ihn emotional zu stärken, bei uns war es eine extreme Ängstlichkeit (Panikattacken bei allem neuen, ob Bällebad, Trampolin, Schitten, Hüpfburg, ...). Gerade im Umgang mit Tieren können Kinder gut lernen mit Emotionen klar zu kommen. Ganz genau hab ich mich damit nicht auseinandergesetzt weil wir noch andere Baustellen haben und es bei uns geht, also er schläft zumindest im Urlaub und wenn wir zu Besuch irgendwo sind problemlos im eigenen Bett und kommt halt teilweise nachts rüber, teilweise erst morgens) und die Ängstlichkeit wird durch Ergo und Reiten besser.

Also es ist schon sehr gut möglich dass das Spätfolgen sind, es gibt da auch einige Artikel von Focus etc darüber, der Bundesverband das frühgeborene Kind hat da glaube ich auch was dazu irgendwo stehen ... Frag mal Deinen Kinderarzt, frag mal (Tier-)Therapeuten, die helfen Dir da meistens gut weiter. Oder such Dir ggfls nen Kinderarzt der sich damit auskennt, wie gesagt, das Thema wird oft etwas stiefmütterlich behandelt.

Alles Gute Euch!
WuschElke

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Ich weiß, dass es solche Schlafprobleme bei termingeborenen Kindern durchaus auch gibt.
Die zwei Extremfrühchen in meiner Familie - Enkelin und Sohn meiner Nichte - waren zwar auch immer sehr anhänglich, aber nicht so, wie Du es beschreibst. Sie schliefen oft auch bei den Omas während ihres Aufwachsens, hatten aber beide auch Phasen, wo sie das nicht wollten. Sehe hier aber keinen gravierenden Unterschied zu den anderen Kindern. Meine Enkelin ist bald 12 und der Sohn meiner Nichte ist 18. Beide waren nach der Geburt jeweils drei Monate auf der Frühchenstation. Meine Enkelin hatte dann noch 2 Jahre lang diverse KrHs-Aufenthalte wegen Hüftoperationen und anderem durchzustehen.
Sprich mal mit dem Kinderarzt darüber, wie und ob man etwas unternehmen könnte.
LG Moni

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Meine Nichte ist jetzt 3,5 Jahre alt. Sie kam bei 30+0 mit 1050g aufgrund von Hellp bei meiner Schwester. Sie ist auch sehr ängstlich, mag absolut keine fremden Menschen, redet mit Fremden nicht (sonst wie ein Wasserfall), hasst Ärzte. Übernachtet ungern woanders ohne Mama. Wird nachts noch oft wach. Manches ist sicher normal in dem Alter und anderes durch die Frühgeburt stärker ausgeprägt als bei Reifgeborenen. Wünsche euch alles Gute und dass ihr einen Weg findet.

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Hallo,

ich habe selbst zwei Extremfrühchen, aber die beiden schlafen hervorragend. Ich möchte Dir stattdessen von einer Freundin berichten, die ein Extremfrühchen war. Sie ist heute 40 Jahre alt.

Als sie sich entschloß, Krankenschwester zu werden, bekam sie nach einigen Tagen im Krankenhaus jede Nacht furchtbare Albträume. Sie schreckte ständig davon auf und traute sich zum Schluß kaum, einzuschlafen. Es war immer der selbe Traum: Hände kamen aus der Wand und versuchten, sie mit Messern und Spritzen zu verletzen. Jeder, der mal ein Frühchen in einem Inkubator gesehen hat, kann dieses Bild nachvollziehen. Also ja: es bleibt etwas zurück. Mein Junge z.B. hat furchtbare Angst vor Plastevorhängen (in der Schwimmhalle zwischen Innen- und Außenbecken oder in der Autowäsche etc.) oder vor Männern mit Masken oder Bärten. Vor allem, was den Mund abdeckt, wie eben bei Ärzten mit OP-Masken

Meine Freundin hat sich psychologische Hilfe geholt. Damit hat sie alles recht gut verarbeiten können. Deine Tochter ist 5 Jahre alt, man könnte also über einen Kinderpsychologen nachdenken. Mein Kinderarzt (Frühchenexperte, er war Chefarzt der Neointensiv meines KKH und hat meine Kinder auf die Welt geholt) rät auch bei vollkommen unauffälligen Frühchen zu wenigstens ein, zwei Gesprächen. Es ist einfach krass, was Körper und Seele leisten müssen und die Seele kommt im ersten Überlebenskampf einfach zu kurz.

Alles Gute Euch!

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Du rätst also allen Ernstes, mit JEDEM Frühchen zum Kinderpsychologen zu gehen? Auch ohne den geringsten Anlass? Zum einen bekommst Du da nicht mal eine Überweisung, zum anderen weiß weder das Kind, was es dort soll noch der Psychologe.
Was machen wir nun mit unseren 12 und 18jährigen Ex-Frühchen? Ihnen unbedingt einreden, dass sie ein Problem haben? Sie haben nämlich definitiv beide keins. Meine Enkelin ist begeistert von Notarzt- und Krankenwagen, obwohl sie schon x-mal in einem lag als Baby und Kleinkind. Sie findet Krankenhäuser interessant, würde am liebsten mal eine Op live sehen und hat auch sonst keinerlei Auffälligkeiten/Ängste - wie der Sohn meiner Nichte auch nicht, der ein ganz toller junger Mann geworden ist.
Sicher weiß ich nicht, was in ein paar Jahren noch eventuell kommen KÖNNTE - aber rein auf Verdacht zum Psychologen zu gehen finde ich unsinnig - ohne Anlass kriegst Du nicht mal einen Termin.
LG Moni

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Wo habe ich geschrieben, daß ich jedem mit Frühchen rate, zum Psychologen zu gehen? Wo steht, daß jedes Frühchen Probleme mit OPs und Krankenhäusern hat? Wenn es Deinen Frühchen super geht, ist doch alles schick. 😊

Es geht hier aber nicht um Dich, sondern um das Kind der TE, das massive Schlafprobleme hat. Ich habe über meine Erfahrungen geschrieben und einen Rat gegeben. Einen Rat, keinen Befehl. 😉

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Hallo, meine Zwillingsjungs sind erst 2 1/2, aber ich kann total nachempfinden, was du schreibst. Sie waren damals insgesamt 4 Monate im Krankenhaus (geboren bei 28+1), seitdem hatten wir 7 weitere Krankenhausaufenthalte (einer 3x, einer 4x). Mein einer Sohn ist sehr temperamentvoll und geht offen mit seinen Gefühlen um, er wirkt ausgeglichen auf mich und ist ein guter Schläfer. Mein anderer Sohn ist stiller, macht viel mit sich aus und schläft katastrophal (ähnlich wie du es beschreibst, er hat noch nie durchgeschlafen, schreit nachts panisch usw.). Ich bin überzeugt davon, dass dies auch (nicht nur) mit seinen frühen Erfahrungen zu tun hat.
Ich bin mir sicher, dass beide Kinder traumatisiert sind durch die Erlebnisse, aber dass eben beide unterschiedlich damit umgehen. So denke ich das von allen Extremfrühchen. Die Frühgeburt und v.a . das, was mit den Kindern (notwendigerweise) gemacht wird ist eine schwere Traumatisierung. Aber jedes Kind verarbeitet dies anders und geht anders damit um. Das sehe ich an meinen Zwillingen. Ich versuche das so mitzutragen, beiden immer wieder zu vermitteln, dass ich da bin, ihnen das geben, was sie brauchen, mehr kann ich nicht tun. Ich hoffe und wünsche mir, dass sich das ganze "auswächst", aber stelle mich auch drauf ein, dass bleibende psychische Beeinträchtigungen bleiben könnten. Das wäre furchtbar, steht ihnen aber zu, sie haben so schreckliche Dinge erlebt ...
Alles Gute für euch!