Ich darf nicht Känguruhen

Hallo!
Wir sind derzeit in einer etwas schwierigen Situation. Nachdem wir in der 22. ssw ein Wochenende im Ausland verbringen wollten (mit Flugtauglichkeitsbescheinigung des Arztes), sind wir hier im Krankenhaus gelandet. Die eine Fruchtblase war geplatzt. Nach 4 Wochen Tokolyse und Bettruhe im Krankenhaus, kamen unsere Zwillinge zur Welt (26+3). Die beiden sind noch zu klein und der Junge zu wenig stabil, um im Rettungsflugzeug mit Inkubatoren nach Hause transportiert zu werden. Sie sind jetzt 3 Wochen alt. Mein Problem ist, dass, obwohl das Mädchen stabil genug wäre, ich sie nicht halten darf. Känguruhen sei hier nicht möglich, das sei Krankenhausregelung. Wir dürfen unsere Kinder auch nur zwei Mal täglich für 30 min besuchen. Nachdem ich immer wieder bei der leitenden Ärztin der Neonatologie Intensivstation nachgefragt habe, ob ich sie nicht doch halten dürfe und erklärt habe, wie wichtig das für die Babies sei, durfte ich unser Mädchen einmal für ca. 10 Minuten halten. Es hat super geklappt, die Kleine war ganz entspannt und ihre Atmung hat sich stabilisiert. Leider durfte ich das seither nicht mehr wiederholen. Die leitende Ärzrin sagt, die Schwestern seien gar nicht einverstanden damit und sie hätten sowieso keine Zeit dafür, da sie arbeiten müssten und dann keine Eltern anwesend sein dürfen.
Es sieht so aus, als müssten wir noch einige Wochen hier verbringen, bevor unser Junge transportfähig ist.
Ich weiss, wie wichtig der Körperkontakt zu den Eltern ist und ich spüre, dass die beiden das brauchen.
Was kann ich tun? Wenn mir das Känguruhen weiterhin verweigert wird, wie kann ich meinen Kindern trotzdem möglichst viel Nähe bieten? Was hilft Frühchen in dieser Phase am meisten?

Danke und liebe Grüsse
Zwillingsmama

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Oh herrje du arme!! In welchem Land seid ihr denn?
Meine Motte ist 25+3 auf die Welt gekommen. Wir durften die erste Woche auch nicht mit ihr kuscheln. Die Mäuse merken auch deine Nähe wenn du sie nur anfässt. Möglichst nicht streicheln sondern die Hand großflächig auflegen oder sie mit beiden Händen am Kopf und an den Füßen einrahmen. Und viel mit Ihnen reden!
Ich wünsch euch ganz viel Glück, dass euer Sohn sich bald stabilisiert und ihr nach Hause verlegt werden könnt!
Liebe Grüße

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In welchem Land bist Du denn? Normalerweise ist es doch in allen zivilisierten Ländern bekannt, wie gut das den Babys tut. Frag bei der Ärztin einfach immer wieder nach und weise daraufhin. Du bist doch wahrscheinlich nicht am Ende der Welt. Auch die 2x 30 min sind sehr wenig, ich verstehe Dich. Ich würde wohl der Ärztin sagen, dass bei uns die Mütter ganztags im KrHaus sind und die Schwestern deswegen auch arbeiten - das ist doch Mittelalter....
Meine Tochter hat ihrer kleinen Maus immer die Hand aufs Köpfchen gelegt oder auch auf den Bauch, dann sah man sogar am Monitor, wie sie ruhiger wurde. Viel reden. Vorlesen, erzählen - Deine Stimme beruhigt auch.
Ich wünsche euch von Herzen, dass die Kinder bald transportfähig sind. Ich würde auch Himmel und Hölle in Bewegung setzen, dass man nach Hause kann.
Alles Gute. LG Moni

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Lass dich mal drücken!

Mein Sohn war zwar ein spätes Frühchen, aber er hatte starke Anpassungsschwierigkeiten, das heißt ich durfte ihn auch nicht raus nehmen. Ihn hat jede leichte Berührung so sehr aufgeregt, er war trotz 37. Ssw wirklich extrem unreif.

Nach einer Woche wurde ich ohne ihn entlassen, zu Hause wartete die große Schwester (2,5 Jahre) auf mich.
Vormittags war ich bei ihm im Krankenhaus, nachmittags war ich nur für meine Tochter da.

Das war vor fast genau einem Jahr, und jetzt habe ich einen kerngesunden, wenn auch etwas klein und zierlich geratenen Strahlemann zu Hause!

Unserer Bindung hat die Trennung nicht geschadet, er liebt mich und ich liebe ihn, wir schlafen gemeinsam im Familienbett, und auch sonst ist er sehr kuschelig und anschmiegsam.

Ihr packt das!

Ich habe mir immer gesagt: Heute in einem Jahr ist alles vorbei, wir sind zu Hause und glücklich.
Und so ist es auch!

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Herzlichen Dank für eure Antworten! Es tut gut, solch unterstützende Worte zu lesen.
Wir sind in Griechenland. Das Krankenhaus ist eigentlich sehr modern und technisch auf dem neusten Stand. Nur was das "menschliche" angeht, scheinen sie nicht ganz mitzukommen. Ich habe schon mehrmals mit den Ärztinnen gesprochen und ihnen erklärt, wie es in anderen Ländern läuft, dass Eltern da meist 24h Besuchsrecht haben und Känguruhen sehr unterstütz wird. Die leitende Ärztin sagt, sie verstehe mein Anliegen und wisse auch, dass es für die Babies wichtig wäre. Sie könne es trotzdem nicht anbieten, auch weil der Platz fehle. Es befinden sich ca. 35 Inkubatoren in drei Räumen auf der Intensivstation. Wenn da alle Eltern den ganzen Tag anwesend wären und ihre Kinder auch noch aus den Inkubatoren herausnehmen wollten, wäre tatsächlich kein Platz dafür. Das verstehe ich schon. Aber dann müssten sie doch irgendwie die Umstände so anpassen, dass es wenigstens eine Verbesserung gäbe.
Ich würde auch sehr gerne die Pflege meiner Kinder übernehmen, Windeln wechseln etc.. Aber die Schwestern fühlen sich schnell in ihrer Arbeit kritisiert und zeigen sehr deutlich, dass sie hier das Sagen haben. Ich versuche ihnen und den Ärztinnen immer wieder zu erklären, dass wir als Eltern die wichtigsten Bezugspersonen für unsere Kinder sind und wir miteinbezogen werden sollten. Leider sehen sie das anders. Ich weiss, dass sie medizinisch sehr gut versorgt werden. Aber das reicht einfach nicht. Ich habe auch versucht, mich mit anderen Eltern zu verbünden. Aber die scheinen kein Problem damit zu haben und sind mit dieser Handhabung einverstanden.
Danke jedenfalls für eure Tipps. Ich versuche jetzt, das mit dem Hand auflegen zu machen und rede einfach auch ganz viel mit ihnen, wenn ich da bin.

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Ich kann Dir vielleicht zum Trost noch schreiben, dass meine Enkelin trotz dreimonatigen Krankenhausaufenthalts (später noch ein paarmal über 2 Jahre verteilt) eine gute Bindung zu ihren Eltern hat. Natürlich weiß sie von der Zeit garnichts, sie hat auch keinerlei Trauma entwickelt - hat keine Probleme mit Ärzten, Schwestern und Krankenhäusern. Im Gegenteil, sie findet das cool.
Noch ein Tip: Sie hat in den ersten Nächten zuhause nicht schlafen können und war sehr unruhig - meine Tochter rief dann ratlos die Frühchenstation an und die Schwester lachte und sagte "kennen wir, lassen sie leise einen Radio laufen und bald wird sie schlafen. Sie ist die Ruhe nicht gewöhnt und vermisst die Geräusche...."
Nur falls es bei euch auch so kommt.
Weiter toi toi to und liebe Grüße von Moni

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Hi, also das die anderen Eltern kein Problem damit haben wundert mich insofern nicht, weil es dort schlichtweg so üblich ist.

An deiner Stelle würde ich zu aller erst mit den Ärzten reden, ob es zumindest interimsweise möglich wäre, zumindest einen MP3 Player in der Klinik zu lassen.
Einen MP3 Player mit Aufnahmefunktion. So könntest du und dein Mann, evtl Geschwisterkinder etwas darauf Sprechen, Singen, Vorlesen usw.
Wenn ihr gehen müsst, könnten die Schwestern den MP3 Player in den Inkubator legen und anschalten. So haben wir das auch gemacht, wenn wir nicht in der Klinik waren. Denn so konnte unser Baby zumindest unsere Stimmen hören.
Vorallem die Nachtschwestern taten das sehr gerne, weil es beruhigend auf die Kleinen wirkt. Natürlich soll der MP3 Player nicht den ganzen Tag laufen, aber halt immer wieder mal wenn die Eltern weg sind. Das stört auch die anderen Babys nicht, weil es so leise ist und der MP3 Player im Inkubator liegt.

Das nächste was ich machen würde: Kontakt zu der Klinik in Deutschland aufnehmen, welche eure Kinder bei Zeiten in Empfang nehmen wird. Oder seid ihr bereits in Kontakt?

Wenn nicht, dann würde ich vorerst dort anrufen und die Situation (primär Entbindung im Ausland, Krankenkassenbedingungen) schildern oder seid ihr bereits in Kontakt mit eurer Klinik?
Wichtig wäre es mir, mit einem leitenden Arzt/mindestens einem Oberarzt persönlich zu sprechen ggf sogar einen Termin vorort ausmachen falls jemand aus der Familie stellvertretend hingehen könnte (falls: bei der Klinik erkundigen was nötig ist, z.B. Schweigepflichtsentbindung für die Klinik, Einverständniserklärung bzgl. des Verwandten, Krankenkasse Abklärung >Auslandskrankenversicherung habt ihr nehme ich mal an und setze ich mal voraus?</Versicherungskaterl, Artbrief aus Griechenland etc.).

Es ist nämlich immer besser, mit jemanden persönlich zu sprechen, damit sich derjenige zuständig fühlt. Und es ist in der Regel immer besser, wenn Arzt zu Arzt miteinander spricht, denn das hat schon mal ein ganz anderes Gewicht, als wenn du als "Mami" und noch dazu als Gast "Extrawürste willst" (du verstehst sicherlich wie ich es meine).
Meine Hoffnung läge nämlich eindeutig darin, dass die Klinik in D Kontakt zu eurer Klinik in Griechenland aufnimmt und die Situation bespricht. Ich hätte die Hoffnung, dass ein länderübergreifender ärztlicher Austausch dazu führt, dass man die Kriterien bzgl Besuchsrecht und Bonding etwas lockerer sieht und mehr Zugeständnisse macht, ein Auge zudrückt - ihr seid ja schließlich auch Gast und die Behandlung wäre dort gar nicht vorgesehen gewesen. Und es sollte ja auch im Interesse der Klinik in D sein, dass ihre eigentlichen Patienten gut versorgt werden. Und Wichtigkeit von Känguruhen/Bonding ist eindeutig medizinisch begründet und belegt. Vllt geht es dann auch mit der Verlegung etwas zügiger voran, wenn hier ein Austausch aufgebaut wird.

Kann natürlich alles Käse sein was ich dir schreibe, aber zumindest würde ich das versuchen, denn ich würde wohl nichts unversucht lassen, um bei meinen Babies sein zu können/dürfen. Doch mit Auslandkrankenversicherung solltet ihr mit deutschen Ärzten in Verbindung stehen, welche sich auch um den Rücktransport bemühen sollten.

Lg und alles Liebe Euch und Euren Babies

Snow

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Hallo,
genauso wichtig wie der Körperkontakt wäre auch die Muttermilch. Ich habe bei meinem Frühchen abgepumpt und es auf die Neonatologie gebracht, wo sie es über die Magensonde meinem Mäuschen gegeben haben. Ist das auch nicht üblich in Griechenland? Aber ich denke du musst doch abpumpen oder? Sonst wirst du deine Milch verlieren.

Ansonsten kannst du dich nur mit den Ärzten dort bestmöglich arrangieren. Wenn die Möglichkeiten nicht so gegeben sind, dann müsst ihr das Beste draus machen. Zumindest Körperkontakt in Form von Streicheln und Hand auflegen.

Ich will jetzt nicht oberklug rüberkommen, aber das war echt immer der Grund, warum ich in meinen Schwangerschaften nie ins Ausland gefahren bin. Wir haben in Österreich und Deutschland einfach einen sehr hohen Qualitätsstandard in der Versorgung, der im Ausland oft nicht gegeben ist. Vielleicht kannst du mit einem deutschen Arzt von einer Neonatologie sprechen und fragen, was er dir rät???