Selektiver Mutismus

Hallo zusammen,

meine Nichte (4,5 Jahre, Extrem frühchen 30+0) leidet unserer Meinung nach an selektivem Mutismus. Mit Familie und engen Freunden spricht sie wie ein Wasserfall, im Kindergarten schwierig/das Nötigste und nur mit Vertrauenspersonen, mit Fremden gar nicht (zB. Frage nach Namen, Alter). Irgendwo fremdes bleiben ohne Mama z.B. Kindergeburtstag oder Kinderturnen geht nicht. Die Suche nach einer geeigneten Therapiestelle gestaltet sich schwierig, oft keine Erfahrung mit selektivem Mutismus.Habt ihr Tipps? Ggf sogar Anlaufstellen im RheinMain Gebiet/Mittelhessen/Hochtaunus?

Lieben Dank.

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Darf ich fragen, wie du zu dieser Annahme kommst? Sind die Eltern der gleichen Meinung? Bist du beruflich oder anderweitig schon mit evm in Berührung gekommen?
Eine Diagnose ist äußerst schwierig und langwierig und sollte auf keinen Fall übereilt gestellt werden. Spezielle Therapieplätze sind schwer zu bekommen zumindest hier im Norden. Das hat auch damit zu tun, dass die wenigen Spezialisten mit "Fehldiagnosen" kämpfen.
In Hannover gibt es einen Verein der auch deutschlandweit mit Informationen und Vermittlungen hilft.
Stillleben.ev heißt er.

Aber nochmal!! Es sollten keine vorschnellen Diagnosen von Außenstehenden in den Raum geworfen werden. Das hilft weder den Eltern noch dem Kind.

Ein Tipp des Vereins hat mir damals sehr geholfen: Die Eltern sollten einige Wochen Tagebuch führen: In welchen Situation "verstummt" das Kind, also welche Umstände , welche Personen sind anwesend, wie lange, wir häufig, welche Begleiterscheinungen.

Ich wünsche der Familie viel Erfolg

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Ja, die Unterscheidung zwischen extremer Schüchternheit und selektiver Mutismus ist für Laien schwierig. Meine Schwester teilt die Ansicht bzw sprach sogar zuerst von selektivem Mutismus. Der Papa nimmt das nicht so ernst, er sieht nur, dass ausser Zierlichkeit von Frühchen nichts zurückgeblieben ist (motorisch und sprachlich normal entwickelt). Wir möchten das dennoch vor Einschulung in knapp zwei Jahren abgeklärt haben bzw therapiert falls nötig. Vielen Dank für deine Tipps!

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Lasst es bitte erst mal in einem SPZ und am besten noch KJP abklären, die können feststellen was es wirklich ist und wie man es fördern kann. Es liegt gerade bei Frühchen auch oft eine Entwicklungsverzögerung im sozial-emotionalen Bereich verbunden mit Wahrnehmungsstörungen vor, vor die sich genauso wie ihr es beschreibt äußern, aber nichts mit Mutismus zu tun haben und anders therapiert werden. Das Kind einer Freundin ist ein Asperger-Autist, das wurde auch erst spät richtig diagnostiziert weil sich alle auf selektiven Mutismus "eingeschossen" hatten. Unser Frühchen war ähnlich und wir machten nach Absprache mit dem SPZ #liebdrueckganz normale Ergo und therapeutisches Reiten und es wurde schnell besser.
Die geben Euch dann auch eine Liste der geeigneten Therapien und Therapeuten.

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Danke für deine Antwort, dann werden wir uns mal in Richtung KJP informieren. Bis jetzt hiess es in unserem SPZ immer nur, dass sie alles gut aufgeholt hat (ich meine das nannte sich Baileys Test mit 2 Jahren). Für Aussenstehende ist ausser einem sehr zierlichen Kind von der motorischen und sprachlichen Entwicklung her kaum ein Unterschied zu Gleichaltrigen. Es sind mehr Ihre Ängste vor Fremden, extreme Schüchternheit, Panik vor Ärzten (auch wenn sie gar nicht behandelt wird, sondern nur mit geht), die uns Sorgen machen. Und bezugnehmend auf die Einschulung eben, dass wir befürchten sie steht sich dort dann auch selbst im Weg und nimmt nicht am mündlichen Unterricht teil.

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Hallo,

Wenn das Kind mit 2 das letzte Mal im SPZ war hatte das ja gar nicht die Chance das richtig du diagnostizieren bzw trat es erst später auf?

Viele typischen Frühchenprobleme wie Aufmerksamkeitsstörungen, LRS, Dyskalkulie kommen erst im Vorschulalter oder gar nach der Einschulung zu Tage, deswegen fände ich es wichtig selbst wenn sie mit 2 "alles aufgeholt" hatte nochmal schauen zu lassen. Dieses dass Frühchen "aufholen" ist nämlich leider ein Irrglaube, ein blöd gewähltes Wort. Frühchen holen nicht auf. Das hieße ja ihr Körper wisse dass er sich schneller entwickeln muss als normal und gäbe dann Gas ... Es fällt nur nicht mehr auf weil der "Rückstand" in der "Range" dessen liegt was als normal angenommen wird. Aber je komplexer die Dinge werden die Kinder können sollten, umso eher können wieder Defizite auftauchen. Ich würde dennoch das SPZ deswegen mal anlaufen, auch dass nix anderes übersehen wird. Wir gehen jetzt mit 5 Jahren auch nochmal zum Check da wir auf einigen Gebieten Baustellen haben / vermuten und einfach nochmal vor dem Vorschuljahr einen Input haben wollen was wir noch tun können / müssen.

Alles Gute!

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SPZ oder Logopäde zur Diagnostik.