Achterbahnfahrt KiWu-Klinik (Achtung lang!)

Hallo Community,

mich würde interessieren, wie es jeweils bei Euch im Kinderwunschzentrum lief. Also vom ersten Gespräch über die vielen Termine, Blutabnahmen, der Ablauf Eures individuellen Therapieplans. Mir ist bewusst, dass jede Patientin eine andere Behandlung erhält, aber rein aus Interesse wüsste ich gerne, wie es jeweils bei Euch lief. Irgendwie sucht man ja doch immer wieder nach Gemeinsamkeiten :-).

Aber noch viel spannender finde ich, wie Ihr Euch zu der Zeit gefühlt hat. Mir ging es damals so, dass alleine der erste Gang zu einer solchen Klinik bzw. schon die Recherche danach in mir ein Gefühl von „Versagen“ hervorgerufen hat. Endstation Kinderwunsch-Klinik. Ja, man gewöhnt sich an alles, aber es hat mich Überwindung gekostet!

Und man rennt ja doch mehrmals pro Zyklus in die Praxis, versucht das alles mit dem (Vollzeit-)Job zu vereinbaren und denkt sich wilde Arzttermine aus (wie oft ich im letzten halben Jahr zum „Zahnarzt“ musste) #schwitz. Man trifft auf verschiedene Sprechstundenhilfen, mal ist der Arzt gut drauf und nimmt sich Zeit, mal fühlt man sich - für das, dass man gerade 1 Stunde Fahrt, Parkplatzsuche und ne fiese Blutentnahme hinter sich gebracht hat - "abgefertigt".

Ich hatte auch einen bewegenden Moment, als ich all die Frauen im Wartezimmer sah und somit endlich auf "Gleichgesinnte" gestoßen bin. Auch wenn man sich nicht unbedingt unterhält, small talk macht, so schaue ich mir die Mädels doch immer - unbeobachtet - an und denke dann: „na die sieht doch auch ganz normal aus und hat dasselbe Problem (oder ein ähnliches) wie ich, obwohl sie ausschaut als ob sie eine Freundin oder Kollegin von mir sein könnte!“.

Noch ein Punkt ist: Wenn man bei meinem KiWu-Zentrum zur Mittagszeit wartet, kann man vorne am Empfang die Arzthelferinnen telefonieren hören zur "Hormon-Sprechstunde". Sprich, man ruft an, um sein Blutergebnis zu erhalten. Und als ich da so saß und hörte, wie die erste Frau gesagt bekommen hat: "der Test war leider negativ" und ich mich das so traurig gemacht hat, weil ich richtig mitgefühlt habe, und dann schon wieder das Telefon läutete und die nächste Frau die Nachricht bekam: "das HCG ist nicht weiter gestiegen, bitte alle Medikamente absetzen", dachte ich nur: Oh man, wie muss sich die Person an der anderen Leitung fühlen? Und ich hab mich schon in der Zukunft gesehen, seit Tagen unruhig, 1 Stunde lang aufgeregt, bis man endlich zu Hörer greift um dann 5 Sekunden lang einen Satz zu hören, der für einen eine Welt zusammenbrechen lässt #heul. Umso schöner war dann der darauffolgende Anruf mit der Info: "HCG entwickelt sich gut, bitte nächste Woche wieder zum Ultraschall kommen". Wie man sich für völlig fremde Menschen so freuen kann ist mir ein Rätsel! #blume :-D

Also: KiWu-Klinik - eine Achterbahn die man da erlebt! Wie geht's Euch damit?

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Achterbahnfahrt trifft es wirklich gut.
In meiner ersten Kinderwunschklinik habe ich mich irgendwie nicht richtig wohl gefühlt. Es lag nicht an den Ärzten, es war ein Gefühl und ein Misstrauen gegenüber den Biologen und dem Labor vor Ort. Nach dem zweiten Versuch haben wir gewechselt und sind in der zweiten Klinik auch geblieben, auch wenn mir Behandlungsmöglichkeiten, die ich gerne gehabt hätte, wie z.B. Embryoskope oder Embryoglue fehlen. Aber die Chemie hat gestimmt und die Befruchtungsraten waren dort auch immer viel besser. Später erzählte mir ein Professor, dass die Leute in Kinderwunschklinik 1 nicht so gut seien , wie in Kinderwunschklinik 2. Die zweite aber seiner Meinung nach noch nicht die mit dem besten Labor sei. Das ist mir aber egal, weil es mit den Ärzten eben auch stimmen muss und dort habe ich eine ganz wundervolle. Warum ich das erzähle? Ich finde man sollte sich nicht schnell abgefrühstückt fühlen in einer Kinderwunschklinik, vor allem wenn man dort immer ewig hinfährt.
Das mit den ausgedachten Terminen kenne ich auch. Zum Glück bin ich aber Lehrerin und konnte viele Behandlungszyklen auch in die Ferien legen. Das hat mich auch viel weniger gestresst.
Ansonsten, ja, es ist eine Achterbahnfahrt, mein Mann und ich haben schon gefühlt alle Höhen und Tiefen, die der Kinderwunsch mit sich bringen kann, hinter uns, nur das Glück ein gesundes Kind zu gebären, fehlt uns noch und kommt aber hoffentlich irgendwann. Oft bin ich verzweifelt, im Nachhinein war der zweite erfolglose Versuch für mich emotional der schlimmste. Irgendwann kam der Trotz, nach dem Motto, jetzt erst recht. Irgendwann wird man neidisch auf andere, die locker flockig ein Kind nach dem anderen bekommen, aber auch das ging vorbei und man lernt sich wieder für andere zu freuen, weil Gram und Missgunst nichts bringt und einem das leben versaut. Man lernt Demut, man lernt sich über jeden kleinen Erfolg zu freuen, auch wenn man weiß, wie viel noch schief gehen kann. Man lernt, Dinge hinzunehmen und daran zu glauben, dass es einen Sinn hat, nachdem man durch die Hölle gegangen ist. Man lernt irgendwann wieder auf sich aufzupassen und auf sich zu hören sich um sich zu kümmern, nach dem man seinem Körper alles mögliche zugemutet hat und ihn geschunden hat.
Kurz, es ist eine sehr intensive, anstrengende, hoffnungsvolle, traurige und manchmal schöne Zeit, die Kinderwunschzeit.

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Hallo,

ich musste tatsächlich gerade weinen als ich deinen Beitrag gelesen habe. Ich bin generell nah am Wasser gebaut, aber ich bin aktuell schwanger und da fließen bei mir sowieso recht häufig die Tränen. :)

Achterbahnfahrt trifft es wirklich sehr gut. Wir waren das erste Mal im Mai 2021 in der Kiwu Klinik, aber eigentlich nur, weil wir ein Spermiogramm machen wollten. Die Diagnose, die wir dann bekommen haben, mit der haben wir im Leben nicht gerechnet und es zieht dir erstmal den Boden unter den Füßen weg. Mein Mann hat Azoospermie. Es folgten bei uns beiden dann verschiedene Untersuchungen, was leider alles sehr lang gedauert hat. Die Zeit zog sich ewig und ich wollte einfach nur losstarten.

Zuerst hat mein PAP Befund auch nicht gepasst, dann kam dazu, dass meine Genuntersuchung auffällig war und uns zur PID geraten wurde. Durch die Azoospermie meines Mannes haben wir auch eine Tese im August 2021 machen lassen. Diese war leider negativ und ich habe da schon teilweise die Hoffnung aufgegeben, da wir eine schlechte Nachricht nach der anderen bekamen. Wir haben uns dann aber recht schnell entschieden mit Spendersamen weiterzumachen, da wir nicht mehr so lange warten wollten.

Im September habe ich dann mit den Spritzen für die ISCI begonnen und da hatte ich dann den ersten Lichtblick des Jahres. Es konnten 21 Eizellen entnommen werden, 13 befruchtet und es wurden 5 Blastos. 4 davon waren dann sogar genetisch gesund und wurden eingefroren.

Den ersten Transfer hatte ich dann am 1. Dezember. Leider war dieser negativ und so kurz vor Weihnachten natürlich wieder sehr deprimierend. Bei der Nachbesprechung meinte dann mein Arzt, da unsere Embryonen genetisch gesund sind, liegt das Problem wo anders und er hat mir eine Infusion mit IgVena empfohlen für den nächsten Transfer. Am 15. Februar war dann der 2. Transfer und ich habe 6 Tage nach Transfer schon positiv getestet. 2 Wochen nach Transfer dann die Bestätigung beim BT. HCG Wert bei fast 1000.

Erster US ist nächsten Montag und ich bin schon super gespannt und aufgeregt. Natürlich ist aber auch die Angst da, dass etwas schiefgehen könnte.

Ich fühlte mich den Frauen in der Klinik auch immer sehr verbunden, auch wenn ich nie mit einer gesprochen habe. Ich finde es auch wichtig, sich bei den Ärzten wohlzufühlen. Bei mir in der Klinik ist auch immer sehr viel los aber ich hatte nie das Gefühl, abgefertigt zu werden. Jede Frage wurde ausführlich beantwortet.

Liebe Grüße
Happygirl 5+4

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Hi, mein mann hat die selbe Diagnose erhalten.. War bei ihm die genetik und Hormone in ordnung?

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Die Genetik war in Ordnung aber sein FSH Wert war viel zu hoch, was auf eine Hodenschädigung hindeutet. Der Urologe meinte, bei ihm wurde die Samenproduktion nie angelegt.

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Ohja du sprichst mehr gerade aus der Seele.

Ich weiß noch als das alles für mich Neuland war hat mich das alles zu fertig gemacht und auch schon eine schlecht gelaunte Sprechstundenhilfe, der Stau in die Klinik, das Gerede der Kollegen weil ich so oft fehle hat mir den Test gegeben.

In der ersten Klinik hat man mir gesagt dass ich eigentlich schon zu spät dran bin.

Dann habe ich die Klinik gewechselt. Der Arzt dort hat mir mehr Hoffnung gemacht und da bin ich jetzt geblieben. Das ist zwar eine größere Klinik und damit mehr Sprechstundenhilfen und auch immer wieder unfreundliche Sprechstundenhilfen, Chaos bei der Termin Vergabe usw., aber das macht mir mittlerweile nix mehr aus.

Erst hat mir das alles unglaublich viel Angst gemacht und ich bin fast durchgedreht bei dem Gedanken mit eigenen Eizellen vielleicht nicht mehr weiter zu kommen.
Mittlerweile bin ich in allem Gelassener geworden und kann mir auch das vorstellen. Das ganze ist einfach ein langer Weg.
Ich wünsche uns allen viel Kraft und baldigen Erfolg 🍀♥️🧡💛💚

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Puh, ich bin seit über 4 Jahren in 2 verschiedenen Praxen in Behandlung gewesen, die erste Praxis hatte 2 Filialen.

Ich war häufig in der kleinen Zweigstelle der ersten Praxis und habe die MTA, die dort meistens saß, richtig lieb gewonnen 🙂 sollte ich irgendwann doch einmal erfolgreich schwanger sein, bekommt sie eine Karte von mir.

Die anderen in der großen Hauptpraxis waren größtenteils Drachen.

Ich habe mittlerweile jegliche Hemmung und Nervosität verloren, wenn ich mich vor fremden Leuten, die meine Genitalien untersuchen wollen, ausziehen muss 😅 man gewöhnt sich an alles...

Die meisten Frauen im Wartezimmer finde ich auch vollkommen normal meistens. Es waren allerdings auch schon Männlein und Weiblein dabei, bei denen ich sehr stark gehofft habe, dass sie die Eizellen/Spermien nicht mit meinen verwechseln 🤣

Was mir immer etwas unangenehm war, ist die Indiskretion. Alle im Wartezimmer bekommen mit, wenn gerade eine Frau an der Anmeldung im Detail ihre komischen Blutungen beschreibt...wenn ich so eine Praxis einrichten müsste, würde ich die Anmeldung deutlich vom Wartezimmer trennen.

LG Luthien mit ⭐⭐⭐

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Der Ausdruck Achterbahn passt ganz gut 🙈

Für mich war es damals ein Schock, als ich erfahren habe, dass ich medizinische Hilfe benötige um schwanger werden zu können. Ich hatte damit nicht gerechnet und deswegen hatte mich das ganz schön aus der Bahn geworfen. Und als ich mich dann informiert hatte war ich vorallem über die Rahmenbedingungen schockiert 🙈 Was man alles erfüllen muss um finanzielle Unterstützung von der KK zu bekommen und wie extrem hoch die Kosten sind. Dementsprechend war ich auch nicht verwundert, als ich immer nur die teuersten Autos vor der Klinik gesehen habe 🙈🤣

Kurz bevor mein Mann und ich den ersten Termin machen wollten hatte ich einen ziemlich schweren Unfall und seitdem bin ich abgehärtet was körperliche Untersuchungen angeht 🙈. Und die Distanz zu Ärzten ist bei mir dadurch auch deutlich geringer geworden. Ich habe durch den Unfall gelernt, dass man immer selbst hinterher sein muss und eigene Fragen stellen muss. Das war und ist in der KiWuKlinik nicht anders.

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Hi, ich glaube wir alle hier können mit dir mit fühlen.. Mein mann hat azoospermie und wir haben bald eine tese vor uns.. Unsere psyche hat ziemlich darunter gelitten Unwissend weiter zu machen da unsere tese um 1 kajr verschoben wurde wegen corona jedesmal als wir dachten bald wissen wir ob er spermien hat und aind erlöst vom unwissend sein wurde unser Termin verschoben.. Und dazu kommen noch gedanken was wenn die isci ned klappt beim ersten mal wie bringe ich es mit meiner Arbeitszeit unter einem hut.. Die kiwu klinik ist 1 std fahrt entfernt.. Ich wünsche dir und alles Mädels alles gute und hoffe dieses jahr wird unser jahr.

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Und hat die Achterbahnfahrt bis ins Ausland geführt. Lustigerweise ist die beste Freundin unserer Kinder aus der gleichen Klinik. Und wir Mamas haben schon überlegt, ob wir einen Ratgeber schreiben sollen. Denn eines wissen wir leider mittlerweile ganz gut: Die hartnäckigen Fälle müssen sich selbst darum kümmern, Experten zu werden. Alternativen finden, zusätzliche Untersuchungen anleiern, neue Wege finden. In den Kliniken werden gefühlt die drei Kassenversuche nach Schema x gemacht. Das führt bei vielen auch zum Erfolg. Alle anderen müssen sich selbst kümmern und verbrennen teils Unsummen.

Aber vielleicht machen wir auch direkt die urbia-KiWuKlinik auf. Mit unserem geballten Expertenwissen wär das vermutlich ein durchschlagender Erfolg.

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Achterbahnfahrt empfinde ich keine in Bezug auf die beiden Kliniken in denen wir waren. Eher auf die gesamte Kinderwunschzeit bezogen.
Ich war 2015 kurz schwanger. Das ging ziemlich schnell. Ich war damals 34 Jahre alt. Nach meinem Abgang hat niemand damit gerechnet dass ich nie wieder schwanger werde. Im Gegenteil. Ich habe bisher auch keine Diagnose erhalten. Bei meinem Mann und mir ist alles okay. Und genau das macht es schwierig für meine Gefühle. Die ganzen Untersuchungen gaben Hoffnung. Hoffnung hatte ich auch dass die Ärzte helfen können. Aber leider trat bis heute nie wieder eine Schwangerschaft ein. Die ganzen Untersuchungen waren ohne Befund. Meine Behandlungen liefen nach Plan und es gab keine Komplikationen. Ich habe nie Zysten oder ähnliches. Befruchtungsrate war gut bei IVF (100%). Das ganze hat mir immer wieder Mut gemacht. Die Ärzte haben immer wieder Mut gemacht. Die Enttäuschung wurde nach jedem Negativ größer. Nach dem letzten Mal, unser letztes Ei wurde eingesetzt, hatte ich 3 Tage einen Nervenzusammenbruch. Es ist seit 7 Jahren ein einziges auf und ab. Wenn ich die anderen Patientinnen in der Klinik sah hab ich immer gedacht: "Toll, denen kann man bestimmt helfen, nur ich bin so ein Sonderfall." Ich fühle mich überall wie ein Außenseiter dem man nicht helfen kann und der keine Kinder hat und im Kreis der ganzen Mütter hier im Dorf auch nicht dazu gehört. Vor allem wenn man den ganzen Tag berufstätig ist und nicht an Kaffeeklatsch teilnehmen kann.
Die Ärzte wollen dass ich weiter mache. Gute Eizellenreserve und gute Chancen sagen sie. Nur bin ich jetzt bald 41 und nicht mehr 34. Ich kann einfach nicht mehr und sehe die Wahrscheinlichkeit dass es klappt als eher gering an. Und die Fehlgeburtenrate bei 41 jährigen wird nie erwähnt. Das kann man nicht schön reden. Wir werden aufgeben. Entweder es klappt noch so oder nicht. Ich ertrage diese Achterbahnfahrt einfach nicht mehr. Im Moment fühlt es sich an als sei ein Felsbrocken von uns abgefallen. Es wird bestimmt aber auch noch traurige Momente geben. Das hört wohl nie auf.