Kollegin hatte totgeburt

Hallo zusammen,

eine Kollegin aus einer anderen Abteilung hatte in der 38. SSW eine Totgeburt, das kleine Herz hat plötzlich nicht mehr geschlagen. Die Kollegin ist jetzt noch im Mutterschutz, will aber bald wieder ins Büro kommen. Ich habe von einem Kollegen gehört, daß sie nicht auf den Tod ihres Kindes angesprochen werden möchte, sondern ihren tragischen Verlust selbst irgendwann ansprechen möchte.

Habt Ihr einen Tipp, wie ich mich verhalten soll?
Soll ich bei einer evt. Begegnung wirklich nichts sagen/tun?
Wir sind nicht befreundet und haben beruflich nichts miteinander zu tun, aber ich kann auch nicht so tun als wäre nichts. Das wird sie merken. Ich fühle mich gerade sehr unsicher...

Traurige Grüße
Andrea

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Hallo Andrea,

wenn schon DAS deine Voraussetzungen sind .....

"Wir sind nicht befreundet und haben beruflich nichts miteinander zu tun"

...... dann respektiere doch den Wunsch deiner Kollegin. Klar ist es schlimm wenn man hört, dass jemand ein Kind verliert. Aber ich würde es auch nicht wollen, dass mir "fremde" Menschen ihr Mitgefühl aufdrängen wollen.

Gruß
Grit

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Hallo Grit,

warum so unfreundlich?

Ich habe nur eine Frage gestellt. Und nur weil ich sage, daß wir nicht befreundet sind, heißt das nicht, da die Kollegin und ich uns nicht kennen und nicht miteinander sprechen würden, auch über privates. Wenn sie mir völlig fremd wäre, hätte ich hier im Forum keine Frage dieser Art gestellt. Wir unternehmen nur nichts privat.

Viele Grüße
Andrea

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erstmal eine #kerze für das Kind deiner Kollegin
nun zu deiner Frage: ich würde den Wunsch deiner Kollegin respektieren und nix sagen .... manchmal kann man auch mit Blicken sein Mitgefühl ausdrücken und das ist bei manchem viel besser ...

LG bieni-maja

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Hallo Andrea,

ich finde es gut, dass Du hier fragst.
Ich begegne zu oft Leuten, die reagieren in meinen Augen falsch. Du machst Dir zumindest vorher Gedanken drüber und fragst bei Betroffenen nach.

Leider ist da auch jeder anders. Die Hormone spielen noch verrückt und auch die Gefühle wissen nicht was sie wollen.
Die einen brauchen Abstand und Ruhe, andere sind beleidigt, wenn sie keine Karte oder Beileidsbekundungen bekommen.
Das falscheste ist jedoch in meinen Augen das komplette Ignorieren und Friede, Freude, Eierkuchen spielen, am besten noch mit lustigen Sprüchen.

Ich würde den Wunsch der Kollegin respektieren und sie nicht direkt darauf ansprechen, wenn sie das nicht wünscht.

Ich würde mein Mitgefühl aber auch mit Blicken ausdrücken. Es zeigt, dass es Dir nahe geht, Sie aber nicht drüber reden muß. Ein freundliches Nicken sagt mehr aus als direktes Ansprechen oder Ignorieren.

Ich konnte in den ersten 2 Wochen auch noch nicht drüber reden. Kollegen, die mich angesprochen hatten, mußte ich ausbremsen, da ich sonst direkt losgeheult hätte.
Allein der Schritt auf Arbeit zu gehen ist schon ein großer. Erst nach 2 Wochen habe ich mich zum ersten Mal wieder in die Kantine getraut, wo ich Kollegen begegnet bin, mit denen ich nicht täglich zu tun hab. Mir hatte es man schon angesehen und viele wußten von der Schwangerschaft. In der 38. SSW ist das natürlich noch eine Spur schlimmer.

Gefreut habe ich mich, als von lieben Kollegen später eine Karte gebracht wurde oder als ich soweit war, darüber gesprochen wurde.

Eine #kerze für das Kleine.

Alagdolwen

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Eigentlich steht die Antwort auf Deine Frage doch ganz klar in Deinem ersten Absatz: Deine Kollegin möchte nicht auf den Tod ihres Kindes angesprochen werden. Sie selbst will entscheiden, wann sie mit wem darüber spricht und wem sie sich mitteilt. Punkt. Damit sollte für Dich eigentlich offensichtlich sein, wie Du Dich zu verhalten hast - nämlich neutral. Ich würde ihr auch keine bedeutungsschwangeren Blicke zuwerfen (!), das ist mindestens genauso schlimm (wenn nicht noch schlimmer!) als auf so eine Tragödie angesprochen zu werden. Respektiere einfach den Wunsch der Trauernden und warte, ob und wie sie sich Dir irgendwann öffnet. Und wenn Du ihr darüber hinaus einen Gefallen tun willst: besprich ihr Unglück nicht permanent flüsternd in der Kantine oder sonstwo mit Deinen Kollegen (so nach dem Motto: wisst ihr schon, was xyz passiert ist?) - das ist nämlich furchtbar und die Betroffenen bekommen es doch einfach immer mit.....allein diese betretenen Blicke und das plötzliche Schweigen, wenn man um die Ecke kommt.... . Ich denke, mehr kannst Du im Moment nicht tun.

Lg, babs

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Hallo Andrea!

Ich habe mir nach der Diagnose, dass mein Kind gestorben ist, noch Zeit genommen zuhause Abschied zu nehmen und alle anderen zu informieren, was wir uns in der nächsten Zeit wünschen. Wir wollten auch nicht angesprochen werden.
In den ersten Wochen haben wirklich alle darauf Rücksicht genommen und darauf gewartet, bis ich angefangen habe zu sprechen. Ich war sehr, sehr dankbar dafür, dass sie mir die Kontrolle überließen. So konnte ich entscheiden, wann ich nicht in Tränen ausbrechen würde.
Glaub mir, sie wird sprechen, also respektiert Ihren Wunsch!

Liebe Grüße
Alex

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Hallo Alex,

keine Sorge, ich werde sie sicher nicht ansprechen. An unserem Standort gibt es bisher nicht diesen typischen Büroklatsch, aber alle (!) wußten von ihrer Schwangerschaft und ich habe die Befürchtung, dass sie von den Männern - es gibt kaum Frauen bei uns - im "Vorbeigehen" aufs Baby angesprochen wird.

Als eine sehr gute Freundin von mir - auch an unserem Standort - vor ein paar Jahren ihr Baby im 6. Monat verloren hat, haben wir über ihren Chef organisiert, das wirklich niemand sie auch nur unbedacht anspricht. Und auch meine beste Freundin hat im letzten Jahr ihr ersehntes Wunschkind verloren. Beide Frauen haben das Thema gemieden, aber auch drüber reden wollen, da waren beiden - die sehr unterschiedlich sind - zwiegespalten.

Danke für Deine Antwort.

Liebe Grüße
Andrea

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Hallo Andrea


ich kann dir auch nur empfehlen den Wunsch deiner Kollegin zu respektieren. Ich hatte eine FG in der 10 Woche und jeder bei mir auf der Arbeit wusste bescheid und hatte meiner Kollegin mti der ich mich privat auch sehr gut verstehe Bescheid gegeben und das OK gegeben sie soll es ruhig allen sagen, damit mich nicht jder drauf anspricht. Gestern war dann der erste Arbeitstag und ich bin froh dass sich alle dran gehalten haben, denn wenn man gerade die Kraft gesammelt hat wieder arbeiten zu gehen um sich abzulenken und jeder würde ankommen, das kostet doch enorm Kraft und ich rede auch darüber wenn mir gerade danach ist und erzähle was passiert ist, aber nicht jedem und alles zu seiner Zeit wie mir danach ist. Die Blicke der Kollegen finde ich schon irgenwie hart bzw schwer...man sieht ihnen an wie leid es ihnen fpr mich tut und dabei will ich gar nicht dran denken und bin froh wenn wir über irgendwas lachen könne auf der Arbeit. Ich weiß auch ohne Worte dass es den Leuten leid tut, ich hab gesehen wie sie sich teilweise gefreut haben als ich schwanger war für mich und weiß dann auch dass es ihnen leid tut und der Gedanke reicht mir alleine persönlich aus.

Liebe grüße
Fine