Späte Fehlgeburt und erneuter Kinderwunsch

Hallo ihr Lieben,


nach meiner ersten Fehlgeburt August letzten Jahres, habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und möchte eine erneute Schwangerschaft wagen. Vielmehr will das Herz unbedingt ein drittes Kind, der Verstand hat wahnsinnige Angst, dass sich dieses schreckliche Ereignis wiederholen könnte. Unser Sohn starb in der 19. Schwangerschaftswoche aus ungeklärter Ursache.

Seit der Fehlgeburt leide ich an Bluthochdruck, obwohl ich zeitlebens immer viel zu niedrige Werte hatte. Trauma und Stress waren die einzigen Erklärungen meines Hausarztes. Beides kann ich einem Jahr danach aber ausschließen. Mir geht es psychisch und, abgesehen vom Blutdruck, körperlich sehr gut. Die Versuche den Blutdruck mit Homöopathie zu senken, schlugen fehl. Nun werden nächste Woche in einer anderen Praxis noch abschließende Tests gemacht und werde ich mit einem sanften Mittel gegen den Bluthochdruck eingestellt.

Nun zu meinem eigentlichen Anliegen.
Mein Verstand weiß, dass man sehr wohl eine unkomplizierte Schwangerschaft trotz Bluthochdruck haben kann, wenn man richtig eingestellt ist. Mein Verstand weiß auch, dass die Wahrscheinlichkeit einer erneuten späten Fehlgeburt sehr gering ist. Mein Mann und ich sind vom Herzen absolut bereit und auch wieder aktiv an der Umsetzung. Trotz der, von außen betrachtet, guten Voraussetzungen bekomme ich Panik bei dem Gedanken an die Schwangerschaft. Ich würde am liebsten einfach "schnipsen" und diesen Teil überspringen, direkt in die Geburt eintauchen. Das macht mich so unendlich traurig. Die Schwangerschaften mit meinem Sohn und meiner Tochter waren so friedlich, unkompliziert und voller Freude. Ich war gerne schwanger.

Zeitweise war ich schon an einem Punkt, an dem ich ganz rational zu mir gesagt habe, dass eine erneute Fehlgeburt dann einfach so hinzunehmen ist. Das ist die Natur, das ist Schicksal und weil ich Selbiges nun bereits erlebt habe, werde ich das auch überleben, sollte es so kommen. Das soll nicht abgebrüht klingen, denn das bin ich nicht, eher vorbereitet, um den Schmerz und die Tatsache wissend, dass ich solch ein Tief überwinden kann. Dieses Gefühl wechselt aber nun mit der Angst vor Kontrollverlust. Ich habe keinerlei Einfluss auf das, was in meinem Bauch passiert. Alles nötige und mögliche um eine gesunde Schwangerschaft zu erhalten, ja, aber darüber hinaus habe ich keine Kontrolle über das Leben. Versteht ihr meine Angst?

Ich glaube, mir würde der Austausch mit Frauen, die Ähnliches erlebt haben und danach erfolgreich ihr Kind zur Welt brachten sehr helfen.
Wie seid ihr mit dieser Angst umgegangen? Konntet ihr die Schwangerschaft überhaupt genießen, oder war es ein Spießrutenlauf zum Arzt, bei jedem unüblichen Anzeichen?

Ich würde mich sehr freuen, wenn es darauf ein paar Antworten gibt.

Liebe Grüße,
Antonia

1

Mein aufrichtiges Beileid. Ich hatte nach der Geburt meines Sohnes 2 fg. Die schwangerschaften danach waren anders. Angst. Mir haben gespraeche geholfen. Gut fand ich das Buch meine folgeschwangerschaft v. Wolters. Psychologische Begleitung. Hypnobirthing Kurs zur Entspannung. Yoga. Ich druecke dir ganz fest die Daumen. Dein Engel wird auf sein folgegeschwisterchen aufpassen.

6

Danke liebe Sveise,

ich habe schon damals bei meinem zweiten Kind mit Hypnobirthing angefangen (was für eine tolle Geburt das war!) und denke, dass mir das jetzt auch helfen könnte. Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, danke! Yoga habe ich anfang des Jahres recht intensiv gemacht, dann kam aber unser Hund dazu und irgendwie ist die Zeit nun umverteilt auf Spaziergänge :D

2

Ich verstehe deine angst sehr gut. Wir haben unseren Maxi dieses jahr im März in der 23 ssw zu den Sternen ziehen lassen. Er war schwer krank und es war eine schlimme zeit für uns. Doch nach diesem tief kam auch wieder ein hoch. Mein Mann hat mir an seinem eigentlichen Geburtstermin einen Heiratsantrag gemacht was so romantisch und traurig zu gleich war. Dieses Jahr im Oktober haben wir uns das ja Wort gegeben. Kürz vorher dürfte ich positiv testen und bin jetzt in der 12 ssw. Die angst ist enorm und vor jedem Termin bin ich psychisch fertig. Es werden dieses mal andere untersuchungen gemacht und früher. Falls wieder etwas ist das man es früher entdecken kann. Ich kann diese schwangerschaft bis jetzt leider nicht genießen. Aber ich hoffe ganz stark das ich es noch kann. Man muss einfach daran glauben das alles gut wird. Ich drücke dir ganz fest die Daumen das bei euch alles gut wird.

5

Liebe Sabrina,

es tut mir leid, dass auch ihr diese schlimme Erfahrung machen musstet.
Ich kann deine Angst gut verstehen und auch, dass du die Früherkennungsuntersuchungen machen möchtest. Ich habe das bei unseren Kindern nur sehr wiederwillig machen lassen (Nackenfalte hab ich ab dem zweiten Kind aber nicht mehr messen lassen, nur das große Organscreening wegen erblicher Vorbelastung für Herzerkrankungen), werde aber diesmal auch "mitnehmen" was nötig ist, damit ich beruhigt bin.

Ich wünsche dir, dass du Vertrauen fassen kannst und diese Schwangerschaft dich nihct zu sehr mental belastet <3

Liebe Grüße

3

Liebe Antonia , es tut mir sehr sehr leid was euch passiert ist , einige Sätze von dir könnten auch von mir kommen .....ich hatte letztes Jahr bei 18+1 einen Blasensprung , vorher andauernd Blutungen und scheinbar eine Infektion :( ! Dieser Kontrolleverlust war auch für mich mit am schlimmsten . Nun bin ich wieder schwanger , wurde im Prinzip am selben Tag schwanger wie letztes Jahr der et entscheidet sich nur um einen Tag ....das ist sehr komisch .Allerdings bin ich viel weniger ängstlich , ich bin sehr positiv eingestellt . Klar hab ich auch Panikmomente aber wie du schon sagtest egal was geschieht ich könnte es nicht ändern und wüsste zu überleben .....hört auf euer Herz ....ich wünsche euch nur das beste 🍀kitty mit Zola im Herzen und folgewunder im Bauch 💙

7

Liebe Kitty,

ja, der Kontrollverlust ist das schlimmste für mich. Ich bin eigentlich auch ein rationaler Typ und versuche cool zu bleiben, aber dann überkommt mich doch wieder das Gedankenkarussel und macht mich irre... Ich hoffe, dass durch Gespräche, Yoga, viel Entspannung und auch die Abklärung der medizinischen Seite wegen des Bluthochdrucks, ein wenig helfen, wieder zu entspannt zu werden, dass ich mein Urvertrauen, welches ich eigentlich immer ins Leben hatte, wiederbekomme.
Ich wünsche euch auch alles Gute <3

4

Liebe Antonia,

es tut mir leid, dass euer Sohn nicht mehr bei euch sein darf. Ich drück dich #liebdrueck Euer Sohn hat einen festen Platz in euren Herzen und wird nie vergessen werden #herzlich

Leider musste auch ich, nachdem 1995 unsere große Tochter nach einer unkomplizierten SS geboren wurde, zwei Kinder still zur Welt bringen - unsere Leonie 2007 in der 19. SSW und unseren Tim 2009 in der 17. SSW. Zwischen diesen beiden SS'n hatte ich einen MA in der 9. SSW und danach einen frühen Abgang in der 6. SSW. 2010 durften wir unsere kleine Tochter gesund in die Arme schließen. Obwohl die SS ohne Komplikationen verlief, war sie von Ängsten überschattet. Nach jedem Arzttermin war ich euphorisch und glücklich, da immer alles in Ordnung war. Aber ein zwei Tage später kam die Angst wieder an die Oberfläche. Der Austausch mit Gleichgesinnten, die Gespräche mit meiner damaligen Psychologin und später mit der Seelsorgerin, welche die Sammelbestattung durchführte, bei welcher unser Tim mit bestattet wurde, halfen mir sehr. Ebenso mein Mann und meine große Tochter.

Wenn du magst, kannst du mir per PN schreiben.

Liebe Grüße
Emansara

8

Liebe Emansara,

das ist so schlimm... Es ist schon schlimm genug, sowas einmal zu durchleben, aber gleich zwei mal so spät?! In solchen Situationen verliere ich wirklich meinen Glauben an einen Gott. Es tut mir so unendlich leid!
Auch die folgenden Kinder in der frühen Schwangerschaft zu verlieren, muss furchtbar gewesen sein. Weil ich das nie erlebt habe, kann ich es mir nur vorstellen, aber Kind ist Kind, egal wie weit.

Ich war nach der Fehlgeburt in psychologischer Behandlung, die mir anfangs auch gut tat. Später merkte ich aber, dass dieses "Reden nach Termin" mich sehr aufgewühlt hat. Ich habe dann mit meinen engen Freunden darüber reden können, immer dann, wenn es akut war und nicht auf den nächsten Termin warten musste. Verstehst du?

9

Danke für dein Mitgefühl #liebdrueck Ich muss sagen, mit den frühen FG'n (wo es nie einen Herzschlag gab) habe ich nicht so zu kämpfen gehabt, wie mit den stillen Geburten. Ich glaube (für mich) ohne die stillen Geburten, hätten mich die frühen FG'n mehr mitgenommen.

Ich bin (eigentlich) nicht gläubig. Ganz ehrlich, hätte ich an Gott geglaubt, dann hätte ich meinen Glauben auch verloren.

Ja, ich verstehe dich. Nach Tims Geburt war meine Psychologin nicht im Dienst und ich fand in der Seelsorgerin eine gute Gesprächspartnerin. Ich konnte sie immer anrufen, wenn mir danach war und auch vorbei kommen. Leider hatte ich im engsten Freundeskreis niemanden, mit dem ich über unsere Verluste reden konnte.

Wie bereits angeboten, kannst du dich jederzeit per PN melden.

Liebe Grüße
Emansara

weiteren Kommentar laden
11

Hallo Antonia,

vorab mein Beileid!

In vielem was du geschrieben hast, konnte ich mich ein Stück weit wiederfinden. Auch wenn meine Geschichte natürlich anders ist, aber das ist hier ja jede ;0)

Im Juni kam unsere kleine Sophie zur Welt und durfte 12 Tage bleiben.
Seit der 29 SSW wussten wir, dass etwas nicht stimmt, da sie zu leicht war. Da keine Untersuchung was brachte ging man davon aus, dass meine Plazenta schlapp macht und man sie früher holen müsse. In der 36 SSW war es dann so weit. Per Kaiserschnitt wurde sie geholt. Wir gingen immer noch davon aus, dass sie zwar klein und zu früh, aber gesund sei. Doch das stimmte nicht, sie hatte eine schwere Stoffwechselerkrankung, man gab ihr ein paar Monate, daraus wurden nur knappe zwei Wochen.

Bei uns ist die Situation, dass wir nie wissen werden, was die Ursache war, genetisch konnte nichts gefunden werden, was nichts heisst. Es könnte also sein, dass es von uns vererbt wurde, aber auch, dass es eine ganz miese Laune der Natur war.
Nun möchten wir es wieder versuchen. Auch ich sage mir, wir haben eine solch schwere Zeit durchgestanden und gemeistert.
Ich/wir waren einfach naiv “was soll schon passieren? Natürlich bekommen wir ein gesundes Kind...so wie jeder andere auch!“
Diese Naivität ist weg. Durch diese Erfahrung und das Beschäftigen mit diesem Thema fällt die rosarote Brille. Es kann sooooo viel passieren und wir wissen das.
Als wäre man in einer Parallelwelt unterwegs und würde mehr sehen als die ganzen naiven, unbedarften Eltern, die sich um Banalitäten sorgen.
Aber ich bin mir auch sicher, ich habe es einmal durchgestanden und ich werde es im Zweifel noch einmal durchstehen. Ich werde Sorgen haben, sicherlich, ich würde am liebsten zu keiner Untersuchung gehen, das hat mich nur gestresst und geändert hat es nichts an dem was geschehen ist.
Ich habe Angst, dass ich wieder höre “oh, viel zu leicht“. Ich habe Angst, wenn ich das nicht höre, denn das bedeutet nur, dass es nicht so stark ausgeprägt ist, aber ist es gesund, ist es behindert, oder doch sterbenskrank?
Und auch, wenn es gesund ist, kann unter der Geburt noch so wahnsinnig viel passieren...

Das ist mir alles so bewusst und trotzdem möchte ich es versuchen. Sicherlich werde ich distanzierter sein zu dem Wunder das in mir wächst, um ich zu schützen, aber ich werde es lieben. Ich möchte nicht glauben, dass das Schicksal so grausam ist und uns das noch mal antut.

Ich war auch so gerne schwanger und wünschte nun, ich könnte einfach vorspulen.

Aber ich weiss jetzt wie stark ich bin und wie stark meine Partnerschaft ist und so einfach lasse ich mich nicht unterkriegen


Ganz liebe Grüße
Sonja

12

Liebe Sonja,

es tut mir leid das zu lesen und nimmt mich mit.

Das Bewusstwerden erleben, lebensecht zu sehen und vorbereitet zu sein, das hast du so treffend und schön beschrieben.

In den zwei Schwangerschaften zuvor schwang immer eine Angst mit, bis zur 12 SSW, dann Phasenweise immer mal wieder, bis am Tag der Geburt mit ihrem Schrei diese Angst aufhörte.
In der Schwangerschaft mit meinem Sternenkind hat mich nur ganz am Anfang ein Zweifel geplagt. Etwas, das dachte, das geht nicht gut aus. Und ab da hatte ich keine Angst mehr. Bis zur 19 SSW war ich so arrogant zu glauben, alles geht gut, war doch vorher auch so.

Diese Arroganz (bitte, wer sich hier angegriffen fühlt, das geht nicht gegen andere, das ist "meine" Arroganz, die ich so empfand) ist weg und wird nie wiederkehren. Dieses Schicksal hat mich wieder geerdet und demütig werden lassen. Nichts im Leben ist selbstverständlich, nichts bleibt ohne Wirkung, nichts ist wichtiger als die Familie.

Ich könnte gerade schon wieder heulen. Vor Freude und vor Angst. Es ist der 3 Zyklus, in dem wir üben. Ich habe gestern einen Schwangerschaftstest gemacht. Viel zu früh, aber irgendwas hat in mir gearbeitet und konnte den Gedanken nicht loslassen, dass man schon was sehen könnte... Ich bin heute, wenn der ES stimmt, gerade mal bei ES+8 und man sah eine hauchzarte Linie auf dem Frühtest (diese Streifen von "David Purbay" von a----n). Ich wollte diesmal eigentlich erst an NMT testen... Einerseits kann ich mein Glück gar nicht fassen, andererseits weiß ich, dass noch so viel bis NMT passieren kann und auch danach... Gelassenheit wird mein Mantra. Zumindest versuche ich es.