Trauer nach Missed Abortion bei geplanter aber erst unglücklicher Schwangerschaft

..der Titel hört sich total sperrig an und irgendwie ist es auch so. Ich wollte es mir einfach mal von der Seele schreiben, weil es vielleicht gut tut...

Ich bin 39 Jahre alt und wollte früher (früher = bis vor ein paar Wochen) nie Kinder. NIE. Seit ich denken kann, habe ich gesagt, dass ich keine Kinder möchte. Nun, vor 9 Jahren lernte ich dann meinen jetzigem Mann kennen und er ist das genaue Gegenteil. Wir wussten immer über die Gefühlslage des anderen Bescheid und als die Hochzeit im Raum stand, habe ich mir laaaaange Zeit genommen, um mit mir ins Reine zu kommen und in mich hineinzuhorchen. Wäre es bei KEIN KIND geblieben, hätten wir uns getrennt. Aber nach einem Jahr war ich mir klar, dass es weitergehen soll und wir alles wuppen - weil er so ist, wie er ist und ich weiß, dass ich eine 1000% verlässliche Stütze an meiner Seite habe.

So ein bisschen geschoben habe ich es trotzdem.. bitte erst nach der Hochzeit (dann kam Corona..), dann bitte erst nach den Flitterwochen... Hormonstatus war aber gut, wir beide gesund, er viel jünger.. alles tutti.

Ende November habe ich mir dann die Gynefix ziehen lassen und an Weihnachten ist es dann direkt auch schon passiert!! Nach 4 positiven Schwangerschaftstests, denen ich allesamt nicht geglaubt habe, war ich erstmal richtig unglücklich... totales Gefühlschaos, Angst, Sorge, Leben vorbei.. das volle Programm. Ich hab mir die ersten Wochen wirklich schwer getan, hing körperlich auch durch und dann.... in der 6. Woche wurde beim FA schon der Herzschlag gesehen und gehört und eine ganze Weile danach kam so laaaaaangsam erstmal die Akzeptanz.. vor 2 Wochen langsam eine positivere Stimmung. Wir haben nach Namen geguckt, unser Jahr geplant, es unseren Eltern gesagt und einfach gehofft, dass es schon gut durchlaufen würde weils ja auch so schnell geklappt hat und so... Ich dachte das wäre Schicksal und dass ich mich dem jetzt einfach fügen und glücklich sein sollte, dass es direkt funktioniert hat.

Naja, nach erst 3 statt 2 Wochen nach der Feststellung beim FA hatte ich dann einen weiteren Kontrolltermin mit Mutterpass und allem Drum und Dran. Eigentlich saß ich da ganz vergnügt bei der netten Arzthelferin, habe mit ihr geplaudert, den Pass entgegengenommen.. aber dann kam der Kontroll-US und da wurde dann festgestellt, dass das Herz nicht mehr schlägt.. hatte einfach 5 Tage zuvor aufgehört. Wäre ich regulär nach 2 Wochen da gewesen wüsste ich vermutlich bis heute nicht, dass das Baby nicht mehr lebt.

In dem Moment als sie sagte "Oh, das tut mir leid", habe ich angefangen zu weinen und 3 Tage nicht mehr aufgehört. Als hätte mir jemand aus dem Nichts einen Spaten ins Gesicht geknallt. Ich war absolut überfordert! Nicht nur mit der Aussage an sich, sondern auch, dass ich total überrumpelt davon war, dass mich das sooooo getroffen hat. Ich hatte ja jetzt keinen starken Kinderwunsch und wusste nicht, dass ich wohl emotional doch schon viel weiter war. Vielleicht könnt ihr Euch das Chaos vorstellen... und ja, natürlich wussten wir um die hohe Abbruchzahl aber ich hatte ja NICHTS bemerkt! Dachte, alles würde seinen normalen Weg gehen und hatte noch die Worte beim ersten Termin im Ohr "Sie sind volle Pulle schwanger".

Mein Mann war völlig außer sich, das hat mir auch so mega leid getan :-( Die FA sagte dann, dass es eine Missed Abortion sei und ich operiert werden müsste. Das war an einem Freitag, dem 11.2. Am Sonntag habe ich dann gelesen, dass man ggf. gar nicht ausschaben MUSS sondern auch einen natürlichen Weg wählen könnte. Hm. Das war eh alles so doof in der Praxis weil mein FA im Urlaub war und ich die Vertretung noch NIE gesehen hatte. Naja... und ehrlich gesagt ging man auch nicht gut mit mir um. Das ist mir erst im Nachhinein erst richtig aufgefallen. Da fühle ich ich jetzt noch so richtig alleine gelassen. Auch nicht schön.

Montag war ich dann im KH, wo das traurige Ergebnis nochmal bestätigt und wir aufgeklärt wurden, wie es weitergehen könnte. Mein Mann war dabei und auch sehr sehr mitgenommen.. da hat er es ja auf dem 3D-Gerät ja gesehen, dass sich nichts mehr tat. Zuerst tendierte ich zum natürlichen Abgang.. wollte meinem Körper die Zeit geben. Über Nacht habe ich dann aber doch entschieden, die OP vornehmen zu lassen, die dann direkt 2 Tage später auch stattgefunden hat. Die Zeit bis dahin war wie im Nebel.. viele Gespräche, Stunden und Wege im KH und alles mit so einem traurigen Sinn... Am Tag der OP hatte ich zum Glück ganz ganz liebe Assistentinnen und Ärzte um mich herum, die mich auch einfach mal in den Arm genommen haben, wenn die Tränen wieder flossen und morgen ist das schon wieder eine Woche her.. die zwei Tage nach der OP war ich krankgeschrieben und habe einfach NICHTS getan außer stoisch auf den Fernseher zu starren. EIGENTLICH ging es mir die letzten Tage emotional ganz gut.. aber vielleicht war das doch nur oberflächlich.. heute muss ich wieder dauernd weinen, habe das Bedürfnis, es hier aufzuschreiben.. und bin einfach total traurig. Vielleicht weil morgen die Kontrolle ansteht, vielleicht, weils seit Sonntag wieder blutet und schmerzt im Bauch, vielleicht, weil ich die Praxis jetzt negativ verbinde oder weil ich heute in der Arbeit darüber gesprochen habe.. keine Ahnung.

Das Ding ist, dass ich eigentlich gar nicht genau weiß, WAS ich da "beweine". Es ist alles wirklich ganz wirr in meinem Kopf.. viele widersprüchliche Gefühle, die da mit Macht ans Tageslicht kamen und ich gar nicht so genau weiß, wohin damit und warum ich fühle, wie ich fühle. Ich hoffe einfach, dass es hier jemanden gibt, der das vielleicht nachfühlen kann?

Jetzt bemühe ich mich gerade, positiv in die Zukunft zu blicken. Hoffe, das wir jetzt nicht in einen Strudel aus Übungszyklen kommen und panisch werden, dass es beim nächsten Mal NICHT nochmal passiert und BITTE auch gesund ist.. undenkbar schlimm, falls das nochmal passieren sollte.

Danke fürs Lesen und allen, denen auch etwas Schlimmes passiert ist: fühlt Euch gedrückt!!

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Hallo,
erstmal tut es mir sehr leid das du diese Erfahrung machen musstest.
Meine Geschichte ist ähnlich. Ich (35 Jahre) habe schon als Jugendliche gesagt das ich keine Kinder will und diese Meinung bis letztes Jahr auch so vertreten. Meinem Mann ging es ähnlich. Bei beiden also kein wirklicher Kiwu vorhanden.
Durch Corona wurde man dann aber doch sehr mit dem Thema konfrontiert und dann haben wir im Oktober 21 entschieden das Schicksal entscheiden zu lassen. Im 2 ÜZ hat es dann auch funktioniert. Wir waren irgendwie glücklich und geschockt zugleich. Aber unterschwellig habe ich mich irgendwie nicht wohlgefühlt, wahrscheinlich habe ich gemerkt das was nicht stimmt. Als dann der Abgang war, habe ich auch viel geweint (Emotional war man wohl doch schon Weiter als gedacht). Geweint um das was hätte sein können. Geweint um die positiven Erfahrungen die einem verwehrt bleiben...denn wenn ich meinem Mann nochmals sagen darf (hoffentlich bald) das ich schwanger bin, ist es doch irgendwie nicht mehr das gleiche. Geweint um die "Naivität" mit der andere Frauen eine Schwangerschaft erleben dürfen. Bei uns wird es jetzt wohl angst behaftet sein.

Also ich verstehe dich! Lass dir Zeit das Geschehene zu verarbeiten.
Ich drücke dir die Daumen das ihr ganz bald ein Regenbogenbaby im Arm halten dürft und du die Schwangerschaft dann von Beginn an mit Freude erleben darfst.

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Mensch Trine,

erstmal dicker Drücker für Dich!
Unsere Erlebnisse ähneln sich ja wirklich ziemlich...

"Geweint um das was hätte sein können. Geweint um die positiven Erfahrungen die einem verwehrt bleiben.."
Ja... das trifft es vermutlich ganz gut. Beim nächsten Mal würde ich auch ganz anders damit umgehen.. saublöd, dass man dazu diese Erfahrung machen musste aber ich sehe das jetzt wirklich bewusster und mit ganz anderen Augen. Hoffentlich war es keine einmalige Chance.

Wie geht es Dir denn mittlerweile? Hast Du offen mit anderen darüber gesprochen?

Liebe Grüße,
Manuela

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Liebe Manuela,

mir geht es mittlerweile gut aber vergessen tut man das erlebte natürlich nicht und der Kiwu ist seither auch noch mehr vorhanden. Mich beschäftigt viel mehr die Ungewissheit ob es nochmal klappt und wenn ja ob es dann gut geht.

Da kaum jemand davon weiss sas wir es versuchen (es wären wohl auch alle sehr überrascht), weiss auch kaum jemand davon. Mit meiner älteren Schwester habe ich eine Woche danach gesprochen da sie das ganze am besten verstehen kann. Ihr Weg zum Wunschkind war sehr steinig mit einem Abbruch wegen Krankheit des Kindes und zwei FG. Das tat auch gut. Ich bin aber generell eher der Typ Mensch der sowas mit sich selbst ausmacht.

Hast du denn jemanden im Umfeld mit dem du offen darüber sprechen kannst?

Ganz liebe Grüße
Katharina

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Erst einmal tit es mir sehr leid was du da erleben musstest.
Ich bin 40, war bis vor 2 Wochen mit Kind 3 im 1. ÜZ schwanger und in der 7ssw wurde festgestellt das es nicht lebt und in der 8ssw hab ich es auf natürlichem weg gehen lassen.
Ich verstehe total was du fühlst. Ich weine manchmal plötzlich los, bekomme mich selbst kaum mehr beruhigt, obwohl ich nicht mehr weinen kann, keine Kraft mehr dazu habe und am nächsten Tag bin ich gut drauf, optimistisch und ein Stück Wort dankbar, das mein Körper das so toll gemeistert hat.
Aber hey, es war und ist aus uns entstanden. Es war ein Teil von uns und es war plötzlich da und ebenso so plötzlich wieder weg. Ich glaube wir Menschen sind für so etwas nicht gemacht. Lebe es, las es zu, welches Gefühl auch immer in dir hoch kommt.

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Was du da beweinst? Dein Kind. Und auch wenn das noch sehr sehr klein und unbegreiflich war, ein kleiner Teil von dir hat sich schon als Mama gesehen. Ihr habt Pläne für die Zeit mit Kind gemacht. Du nimmst Abschied von diesem Stück Lebensplan.
Ich habe mit ebenfalls 39 mein zweites in einer MA verloren. Der Plan stand auch hier. Welche Projekte mache ich noch, wann Mutterschutz… das Umstandsbrautkleid hing schon im Schrank und es hat sehr sehr weh getan das alles loszulassen.

Es hat schnell geklappt. Nichts spricht dagegen dass es wieder so schnell geht. Da brauchst du glaub keine Angst haben. Dass du nicht mehr so leichtfüssig an eine Schwangerschaft gehst ist leider der Preis. Aber wenn man die ersten kritischen Meter geschafft hat wird es leichter.

Nimm dir Zeit für den Abschied. Seelenhygiene ist wichtig.

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Herzlichen Dank, Aquana ❤️

Dein Satz bzgl was ich da beweinen würde ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Du hast vollkommen recht..

Wie traurig was Dir widerfahren ist.. aber ich freue mich sehr, dass es im Nachgang geklappt hat??? Ich wünsch euch alles alles Gute!!

LG Manuela

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Oh weh.. ich glaub ich hab deinen Beitrag völlig falsch interpretiert!! Das tut mir total leid 🥺🥺🥺

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Hallo zusammen..

heute hatte ich meinen Nachsorgetermin und tja... leider wurde festgestellt, dass sich noch Gewebe oder Flüssigkeit in der GM befindet und der Schwangerschaftstest noch immer positiv ausfällt. Wurde direkt in ein anderes KH geschickt und habe nun für Freitag einen erneuten - vorläufigen - OP-Termin, in welchem dann zwar keine Ausschabung aber eine Absaugung vorgenommen werden soll. Außer, die Blutwerte ergeben, dass der Wert bis dahin richtig ordentlich sinkt, was er eigentlich tun sollte. Dann kann man wohl die nächste Regelblutung abwarten. Naja.. das hat mich völlig aus der Bahn geschmissen und sollte es zu einer OP kommen, habe ich langsam WIRKLICH Angst, dass die GM Schaden nimmt.

Drückt mir die Daumen...

LG MAnuela

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Meine Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Der Blutwert war noch viel zu hoch und ist seit Mittwoch kaum runtergegangen. US such identisch. Also wurde ich heute leider nochmal operiert - eine Mischung aus Ausschabung & Absaugung.

Jetzt hoffe ich einfach nur, dass alles heil geblieben ist und wir uns bald über eine gesunde Schwangerschaft freuen können.