Wie geht verabschiede ich mich?

Hallo ihr Lieben,
Ich habe vor einer Weile erfahren, dass mein kleines Mädchen nicht gesund ist. Zuerst hieß es sie hätte Trisomie 21. Sie ist ein Wunschkind. Ich fürchte mich nicht vor dem Downsyndrom, denn ich kenne mehrere sehr glückliche Kinder und ich war bereit sie trotzdem zu bekommen. Notfalls alleine...

Doch jetzt hat man ein halbes Herz festgestellt...Einer der schwerst möglichen herzfehler...Ohne mehrere schwere Operationen würde sie direkt nach der Geburt sofort sterben und mit diesen Eingriffen hätte sie viele Einschränkungen und Schmerzen.

Innerlich denke ich wenn sie in meinem Bauch gehen darf wäre es eine menschlichere Entscheidung, sie hätte keine Schmerzen und wäre nicht alleine...aber ich fürchte mich so sehr vor diesem Gefühl danach. Wie lebt man damit sein eigenes Kind tot auf die Welt zu bringen und wie übersteht man diese schuldgefühl dass mein Körper nicht in der Lage war ihr einen gesunden Körper zu schenken. Ich fühle mich mit jedem Tag den ich warte egoistischen und ich weiß das Leben sollte längst weiter gehen. Meine Schwangerschaft war aufgrund unstillbaren erbrechens sehr schwer und mein körperlicher Zustand ist immer wieder gefährlich geworden.
Ich bin in der 18ssw und würde gerne wissen wie das gefühl ist wenn sie geboren wurde. Darf man sie sehen? Wie verabschiedet man sich? Wie ist der Moment wenn sie sich nicht mehr bewegt? Wie sind Ärzte bei einer solchen Geburt? Was kann man tun in den Wochen danach? Wie findet man ins Leben zurück?

1

Hallo,
Es tut mir sehr leid, dass du dies auch durchstehen musst.
Ich musste meine Neele in der 23. Ssw gehen lassen, da auch sie sehr krank war. Es wird eine natürliche Geburt mittels Medikamenten eingeleitet. Das dauert unterschiedlich lang. Du kannst alle schmerzmittel bekommen. Die wehen sind schmerzhaft aber die geburt an sich war es nicht. Solch kleine Babys überleben die Geburt nicht. Eurer Schatz wird also nicht leben. Aber er wird aussehen wie ein perfektes Baby. Auch wenn es jetzt schwer vorstellbar ist, es ist trotz allem wunderschön sein Kind dann in den Händen zu halten. Du kannst dir dann ganz viel Zeit mit deinem Baby nehmen. Es fotografieren oder von einem sternenfotograf Fotos machen lassen. Und natürlich kuscheln. Die Ärzte waren bei mir sehr lieb. Unsere Maus wird diesen Mittwoch mit anderen sternenkindern beerdigt. Ich habe Angst davor. Ich lebe noch in meiner kleinen blase. Aber ich hoffe und denke, dass es irgendwann besser werden wird. Ich vermisse meinen Schatz sehr. Ihre Fotos helfen mir. Danach musst du machen, was dir gut tut. Trauere! Aber versuche nicht all zu tief zu fallen...

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft. Ihr schafft das

2

Für euch beide, es ist nun ein Jahr her wo wir UnSeren Sohn 18+6 hergeben mussten. Und ja die Sonne scheint wieder, es war ein harter und intensiver Weg mit einem zweiten Verlust bei 4+6, aber es wird besser. ♥️

7

Das stimmt nicht, dass solche kleinen Babys die Geburt nicht überleben, ich hatte Ende der 21ssw eine dramatische Geburt mit hohem blutsverlust u einer hochgradigen chorioamnionitis u mein Sohn hat trotzdem abgenabelt noch eine zeitlang gelebt. Manche Babys haben auch in dem frühen stadium einen wahnsinnigen Überlebenswillen. Aber ja, die norm ist es nicht, ich wurde auch auf eine Totgeburt vorbereitet u alle waren überrascht, dass es anders kam.

weiteren Kommentar laden
3

Liebe Miriam88,

Es ist so schmerzhaft zu erfahren sein Kind nicht wie erhofft, geplant glücklich auszutragen.
Auch wie es klingt mit den Ereignissen die Beziehung ins straucheln gebracht.
Man wünscht es einfach niemandem!
Das Gefühl meinen Sohn zur Welt gebracht zu haben, erfüllt mich mit stolz und liebe. Ich persönlich empfand die Geburt wirklich als wünderschön, es war wirklich wie im Rausch ein Haufen Glücksgefühle, hielt nur leider nicht an, denn mein Baby war Tod. Gestorben ist es als die Fruchtblase platzte, mein Körper konnte das Gewicht unseres Jungen nicht halten, der Gebärmutterhals war zu schwäch.
Wir durften mit Karl so viel Zeit wie wir wollten verbringen, alle waren super lieb und bemüht um uns. Also die Ärzte und Hebammen waren wirklich rührend!!
Wir haben viele Fotos von ihm gemacht, es wurde eine krankenhausinterne Geburtsurkunde erstellt, es wurden Hand und Fußabdrücke gemacht die wir mit nach Hause nehmen durften. Es gibt die Möglichkeit dass euer Kind mit anderen Sternenkindern zusammen begraben wird, was ich eine schöne Idee finde, weil man das Gefühl kriegt sein Kind sei nicht alleine.
Ich habe immer und immer wieder mit Namen über ihn gesprochen. Allgemein sind wir sehr offen damit umgegangen, wir haben mit allen die es interessierte unsere Geschichte geteilt und so Karl eine gewisse Lebendigkeit verliehen. Das reden mit Gleichgesinnten tat mir persönlich am allerbesten. Sie verstehen diesen Schmerz einfach so gut.
Ich habe nun ein Jahr gebraucht um wieder im Leben anzukommen, es war die schlimmste Zeit meines Lebens und sie hat mich am Ende des Tages sehr stark gemacht. Durch Karl weiß ich, dass ich ein starker Mensch bin und alles schaffen kann.
Ich bin von den 12 Monaten seitdem 8. in Therapie. Meinen zusammenbruch hatte ich kurz vor Dezember und mitte Dezember hab ich mich entschieden eine Therapie zu machen.
Ich bin dann auch Richtung TCM Gegangen um auch meinem Körper etwas Gutes zu tun.
Der Schmerz geht niemals weg aber er wird besser. Es ist nur wichtig alle Gefühle die man hat zuzulassen nichts zurückzuhalten, ob es weinen, Wut, Trauer, Unverständnis, Neid und zu gegebner Zeit Freude, lachen und Glück Ist. Es ist ALLES ok!
Ich drück dich ganz feste. ♥️

8

Ich finde es wunderschön wie du über euren Karl erzählst ❤️

4

Mir tut wirklich leid, dass eure Tochter so krank ist!

Ich kenne ein Mädchen, das mit halbem Herzen geboren wurde und ein schönes Leben führt, obwohl sie schon einige OPs hatte und noch einige OPs haben wird.

Bei unserer Tochter haben wir in der Schwangerschaft die Diagnose bekommen, dass sie nicht lebensfähig ist.
Unser Weg war die Sinnsuche. Zuerst ganz naturwissenschaftlich-rational, und als das nichts geholfen hat, sind wir in den Religionen suchen gegangen. Da haben wir dann auch unsere Antwort, bzw. unseren Frieden gefunden. Das war aber ein langer Weg. Und das Finden heißt nicht, dass wir deshalb keine Tiefpunkte, keine Zweifel, keine Wut mehr haben. All das kommt immer wieder, aber immer seltener.
Wir haben uns gegen einen Abbruch und für eine palliative Geburt entschieden. Unsere Tochter hätte jeden Tag sterben können. Wir haben uns eigentlich von Tag zu Tag gehangelt. Meine Schwangerschaft wurde dann eng überwacht. Ich hatte mehr FA-Termine als normalerweise. Die Ärzte waren klasse. Ich habe jede Bewegung voll ausgekostet, weil ich wusste, dass es die letzte sein könnte, die ich spüre. Und ich habe mir die Erinnerungen bewahrt. Ich habe schon immer Tagebuch geführt, aber die Texte aus dieser Zeit sind mir sehr wichtig geworden. Ich habe sie in ein extra Buch geschrieben, sozusagen ein Buch nur mit Erinnerungen an unsere Tochter.
Wir haben einen Sarg für sie ausgesucht und bemalt, wir haben ihre Beerdigung vorbereitet. Das alles war ein Teil des Abschiednehmens, genauso wie das Feiern von jedem Tag, den sie durchgehalten hat.
Bei der Geburt wurden wir toll betreut, und auch danach. Unsere Tochter ist 3 Tage nach der Geburt gestorben. Sie wurde noch getauft.
Wir durften sie auch nach ihrem Tod noch eine ganze Weile behalten. Die Bundesländer haben verschiedene Regelungen. Ihr könnt sie mit nach Hause nehmen, oder eine Weile mit ihr in ein Hospiz ziehen.

Mir helfen die Gebete, die Gespräche mit meinem Mann, die Seelsorgegespräche. Wir waren auch in Selbsthilfegruppen. Und Weinen.
Uns hat auch unser Sohn sehr geholfen.
Man geht, Schritt für Schritt. Mal nach vorn, mal zurück.

Ich wünsche euch viel Kraft für die nächste Zeit!

10

Danke für deine Antwort, ja ich habe auch von Kindern gelesen die leben...aber der arzt sagt die Bedingungen des Herzens müssen gut sein. Mittwoch ist die letzte Untersuchung und dann ist es so weit...Ein bisschen hoffe ich immer auf ein Wunder...ich glaube ich habe mich noch nie so alleine gefühlt und noch nie so viel geweint...auch wenn ich euch nicht kenne bin ich sehr dankbar für dieses Gefühl nicht alleine zu sein...

5

Liebe Miriam,
eure Entscheidung kann euch leider keiner abnehmen,aber deine Fragen werden dir hier im Forum gern beantwortet den wir sind leider viele die diesen schweren Weg schon gehen mussten.
Ich reih mich mal ein und erzähl dir von meiner Erfahrung.Im Dezember 2020 kam ich in der 27 SSW mit Frühwehen, GBMH Verkürzung und leicht durchlässigen Muttermund ins Krankenhaus wir hatten am Anfang den Harmonie Test machen lassen das ich bereits viele Fehlgeburten hatte der Test war aber unauffällig wir sollten einen gesunden kleinen Jungen bekommen.Ich hatte einen Schwangerschaftsdiabetes entwickelt welcher eine Woche später eingestellt werden sollte,dazu kam es nicht mehr.während der Schwangerschaft hatte ich immer wieder ungeklärte Schmierblutungen.
Im Krankenhaus wurde sofort eine Cervixlage gelegt und Tokolyse gestartet sowie die Lungenreife gegeben morgens und abends CTG aber es hat sich keiner mehr getraut nach dem kleinen zu schauen.Die wehen waren nie wirklich weg an dem Mittwoch war das CTG auffällig mehr Wehen,Herztöne hoch und runter das der kleine wohl Stress hat und wieder Schmierblutung die Schwester war leicht panisch und sagte den Ärzten bescheid.Es hat sie nicht interessiert wäre nix würde durch meine schlanke Statur kommen das das Gerät falsch aufzeichnet.
Am Freitag morgen 18.12.2020 konnte die Schwester einfach keinen Herzschlag finden beim CTG sie holte die Hebamme die versuchte auch alles nichts zu machen emotional wurde ich ganz ruhig den der Gedanke kam das es kein gutes Ende nimmt.ich wurde ins Untersuchngszimmer gebracht und 2 Ärzte bestätigten dann ,das Lenny in meinem Bauch eingeschlafen ist.Man ließ mir die Wahl zwischen Kaiserschnitt oder normale Geburt.
Mein Freund wurde gebeten ins Krankenhaus zu kommen.
Und ich habe dann mit der Hebamme gemeinsam besprochen wie alles ablaufen soll.Im Beisein von meinem Freund und Hebamme habe ich dann meinen wunderschönen Jungen auf die Welt gebracht.Sie hat ihn dann gewogen,gemessen gewaschen angezogen Abdrücke gemacht und den Sternenkindfotografen informiert das mein Kind geboren wurde.Lenny wog 1240g und war 37cm groß.Er sah so perfekt aus mit wirklich vielen blonden Haaren ganz friedlich als würde er schlafen.
Wir haben dann ein paar Stunden gekuschelt und die Fotografin hat schöne Erinnerungsfotos gemacht den mehr werden wir nie wieder von unserem Mäusen haben.Deshalb genieße jeden Moment.Für die Beerdigung stehen einem viele Wege offen.Sammelbegräbnis mit anderen Sternenkindern,Friedwald oder ein eigenes Grab.Lenny wurde am 29.12.2020 auf der Grabstelle meiner Großeltern beigesetzt nur mein Freund und ich waren da.
Man kann sein Kind im Familienstammbuch aufnehmen lassen mit eigener Geburtsurkunde alle Kinder über 500g müssen das auch.
Mir war Wichtig alles bewusst durch zu machen ohne Betäubung von irgendwelchen Pillen damit man es besser verarbeiten kann.
Ende April 2021 habe ich dann ganz langsam angefangen wieder zu arbeiten.
Wir machen ganz langsam kleine Schritte und es ist am Anfang verflucht schwer weiter zu machen.Aber ich sage mir ich trage jedes Kind in meinem Herzen immer bei mir da wo ich bin da sind auch sie.und irgendwann wenn meine Zeit gekommen ist bin ich mit allen vereint.
Du brauchst vor nichts Angst haben ich würde mir vielleicht noch eine 2meinung einholen von einem Spezialisten der auf sowas Spezialiert ist.Und dann deine Möglichkeit durchgehen du musst nichts sofort entscheiden.
Ich wünsch dir von Herzen alles Liebe für sie Schwere Entscheidung
Maya mit Lotti an der Hand und lenny mit den 8 🌟 für immer fest im Herzen ❤️

6

Die Entscheidung kann euch keiner abnehmen und ich stelle mir das soooo schwer vor.

Ich hatte keine Wahl, meine Tochter ist komplett unerwartet bei 40+6 verstoben. Was die Geburt angeht, kann ich vielleicht etwas helfen. Meine Wehen waren schon da, es wurde aber zusätzlich eingeleitet (Bändchen) und mit einem Wehentropf nachgeholfen. Gleichzeitig bekam ich eine PDA (in solchen Fällen sind auch stärkere Schmerzmittel möglich).

Die Geburt hat sich nicht wirklich von einer Lebendgeburt unterschieden. Weil meine Maus fast 4kg wog, dauerte alles gute 16h, Geburtsverletzungen inklusive.

Ich hatte immer eine Hebamme dabei und es wurde abgemacht, dass sie die Kleine nach der Geburt erstmal nicht zu mir bringt. Wir haben uns dann entschieden, dass die Hebi die Maus wäscht und anzieht (ich hatte Kleidung dabei, hatte ja keine Ahnung, dass wir ohne Kind nach Hause fahren...). Nach wollten wir uns verabschieden, wir haben wenige Fotos mit ihr in meinen Armen gemacht. Für uns war das richtig so, es gibt aber viele Möglichkeiten...

Danach war erstmal nichts, ich habe auch einige Wochen nach der Beerdigung gebraucht. Heute sind 4 Monate vergangen, ich mache eine Therapie (wegen der PTBS), bin aber wieder in der 8. Woche schwanger.