SSW 23 Stille Fehlgeburt nach Fetozid

Hallo, das hier wird eher ein Erfahrungsbericht und eine Suche nach Gleichgesinnten, nachdem ich selber in den letzten 2 Wochen das ganze Internet danach durchforstet habe. (Achtung! Traumatisch, sehr ehrlich und lang!)

Das war meine erste Schwangerschaft und die ersten Monate verliefen komplett ohne Probleme oder Komplikationen. Jegliche Untersuchungen waren unauffällig, bis das Organscreening in der 21 SSW kam und uns jeglichen Boden unter den Füßen weggezogen hat. Das Hirnwasser sei auffällig und wir wurden zum Pränataldiagnostiker geschickt um dem weiter auf den Grund zu gehen. Und dann tat ich genau das, was man natürlich nicht tun sollte; ich durchsuchte das Internet nach Ursachen und Erklärungen...
Beim Diagnostiker 3 Tage später kam dann aber der nächste Schock mit der Diagnose Spina Bifida und wir konnten nur noch weinen. Man war ja auch darüber im Internet schon gestolpert. Unser Baby lag jedoch extrem ungünstig für den Schall im Bauch und wir wurden weiter nach Gießen verwiesen, mit der Option der Operation noch im Mutterleib. Im Schock erkundigten wir uns weiter und entschieden uns dann für einen Spezialisten in Mannheim, der genau dieses minimalinvasive Verfahren in Deutschland vor Jahren eingebracht hatte. Zum Glück bekamen wir schon für die nächste Woche einen Termin, wo uns dann jegliche Hoffnung zerschlagen wurde. Der Schaden war für meine SSW schon sehr groß und es würde nur eine kleine Hoffnung bestehen, die Schädigungen am Hirn durch eine OP zu minimieren...die Schäden an der Motorik waren da schon erheblich. Zu diesem Zeitpunkt beschlossen wir unser kleines Wunschbaby ziehen zu lassen...
Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel geweint, wie in den letzten Tagen.
Bei der nächsten Untersuchung im Klinikum wurden dann noch weitere Auffälligkeiten gefunden, unter anderem ein sehr seltener und schwerwiegender Herzfehler unter dem unser Baby höchstwahrscheinlich noch in den nächsten Wochen im Mutterleib verstorben wäre. Unser Baby hatte von Anfang an keine Chance, aber dieser letzte Befund, hat uns die Entscheidung ein kleines Stückchen einfacher gemacht, so seltsam sich das auch anhören muss...
Ich bekam eine Tablette um den Muttermund vorzubereiten und kam dann am nächsten Tag wieder für die erste Cytotec Tablette um 17.45 Uhr. Immer mit der Info aller Beteiligten, das nach der ersten Tablette selten überhaupt etwas passiert und man sich darauf einstellen müsste, dass der Prozess sich wahrscheinlich über einige Tage ziehen würde...
Schon 2 Stunden später hatte ich die ersten Wehen, die relativ schnell im 5 Minuten Abstand kamen und sich wie Messerstiche im Rücken anfühlten. Ich versuchte durchzuhalten, hatte ja keinen Erfahrungswert und hielt die Hand meiner Frau. Kein Mensch hatte mir zumindest kurz erklärt, wie ich zB Wehen veratme, nur dass ich den Toilettenstuhl benutzen sollte, falls ich Druck verspüren würde..aber es würde nunmal dauern. Das Platzen der Fruchtblase oder blutiger Ausfluss wären eher anzeichen davon, dass es wirklich losgehen würde.
Die freundliche Nachtschwester bot mir irgendwann Schmerzmittel an und nach einer weiteren Aushalteperiode (man denkt ja, alle anderen wissen es besser) lies ich mir auch welches geben. Nur dass es überhaupt nichts brachte. Eigentlich hätte ich um ca 10 Uhr die nächste Tablette bekommen sollen, es gab aber schon so viele Notfälle und der Kreissaal wäre quasie schon überfüllt, bekam ich als Info. Die Wehen würden von alleine weniger werden und ich könnte mir weiter Schmerzmittel geben lassen. Ich habe an diesem Abend insgesamt 3 verschiedene Schmerzmittel bekommen, die alle nichts gebracht haben. Der Schmerz zog sich durch den Rücken in den Bauch und erst um 2 Uhr nachts wurden zumindest die Abstände wieder länger..von 1,5 Minuten zu ca 8. Gerade so viel dass ich nach der Wehe fast weg dämmerte und dann von den gleich bleibenden Schmerzen wieder wach wurde. Dann bekam ich Opiate und konnte zumindest etwas schlafen, wobei die Wehen nie komplett weg waren.
Am nächsten Morgen bekam ich dann 2 Tabletten, wieder mit der Info dass es aber sehr unwahrscheinlich sei, dass es jetzt bald losgehen würde. Leider nahm ich die Tabletten noch vor dem Frühstück (das Zeitgleich gekommen war). Ich schaffte es noch nichtmal mein Frühstück zuende zu essen, weil die Wehen direkt wieder in gleicher Intensität wie am Abend zuvor da waren. Noch ca 1 Stund quälte ich mich, dachte nur noch von Wehe zu Wehe, die mittlerweile im minutenabstand kamen und immer noch vom Rück ausgingen. Dann klingelten wir nach der Schwester; mittlerweile hatte ich ein Taubheitsgefühl in den Händen und Armen und wurde dann (nicht gerade freundlich) informiert ich würde ja auch total falsch atmen...Immerhin sagte sie mir dann noch grob wie es denn besser wäre, bevor sie wieder ging und irgendwann mit der Ärztin wieder kam. Unter Wehen wurde mein Muttermund untersucht..1 cm hätte ich schon geschafft, es würde aber noch etwas dauern. Und da gab mein Körper auf. Ich zitterte am ganzen Leib, konnte es weder steuern, noch unterdrücken.
Ich glaube nur deswegen kam ich dann doch runter in den Kreissaal, sollte nochmal ein anderes Schmerzmittel bekommen und ein Mittel für den Muttermund. Immer wieder mit den Bemerkungen, es würde wahrscheinlich trotzdem noch was dauern und man würde mich dann wieder hoch bringen, sobald das Schmerzmittel wirkt. Das Schmerzmittel wirkte aber wieder nicht, zumindest brachte es keinen Unterschied für mich. Mittlerweile war ich zwischen den Wehen komplett abwesend, ich weiß noch dass ich wie aus dem Nebel von den Wehen wieder hoch kam, nur dass es in extrem kurzen Abständen passierte. Meine Hände und Arme waren wieder taub.
Irgendwann kurz danach spürte ich den Druck nach unten und sagte meine Frau Bescheid, die wieder jemanden holte. Wieder die Info es würde wahrscheinlich noch was dauern, die Fruchtblase sei ja auch noch nicht geplatzt. Sie gingen wieder.
Kurz danach kam dann die Presswehe und das Köpfchen kam heraus, samt intakter Fruchtblase. Wieder musste meine Frau jemanden herbei holen und dann war unser Baby auch schon komplett geboren.
Dank vorheriger Erfahrungsberichte wusste ich, wie wichtig es ist das Baby direkt zu sehen und bewusst Abschied zu nehmen. Ich konnte es mir nicht vorstellen, wir wussten ja, dass auch äußerlich zu sehen sein würde, dass es unserem Baby nicht gut ging und hatte auch angst davor. Und genau so war es auch, aber ich bin sooo unglaublich dankbar, dass wir es trotzdem gemacht haben und unseren Corvin in den Arm genommen haben. Tagelang nach der Diagnose konnte ich meinen Bauch nicht mehr ansehen oder anfassen, wollte nur dass es schnell vorbei ist...und dann wacht man am nächsten morgen auf und alles überkommt einen und man sucht nach den Momenten, die dein Baby wahr gemacht haben und dazu gehören die Bilder und der Kontakt nach der Geburt.
Heute ist Tag 3 nach der Geburt und ich befinde mich immer noch wie in einem Nebel. Manchmal überkommt mich die tiefste Traurigkeit die man sich vorstellen kann, in anderen Momenten funktioniere ich nur. Gerade weiß ich noch nicht, wie es weitergehen wird, aber alleine das alles aufzuschreiben wird bestimmt ein Teil meines Weges. Ich weiß nur, dass mir die vielen Berichte hier sehr geholfen haben in dem einfachen Wissen, dass man nicht alleine ist.

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Es tut mir sehr leid was dir passiert ist und vor allem wie es passiert ist. Ich hatte vor drei Wochen leider auch eine stille Geburt, wurde aber im Krankenhaus von Anfang bis Ende sehr lieb betreut. Daher tut es mir sehr leid zu lesen, wie unmenschlich mit dir und deinem Baby in dieser Situation umgegangen wurde. Es ist einfach schrecklich so etwas überhaupt erleben zu müssen. Ich wünsche dir und deiner Frau viel Kraft für die nächste Zeit

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Es tut mir wirklich sehr leid, was du durchmachen musstest!😔 Ich hoffe, dass du das schnell und gut verarbeiten kannst! Alles Gute wünsche ich euch!🍀❤️🙏🏼

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Habe dir privat geschrieben ♥️

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Es tut mir unglaublich leid was dir/ euch passiert ist. Schlimm das man dann noch so behandelt wird im KH. Ich habe am Montag vom Feindiagnostiker auch keine guten Nachrichten bekommen. Unser Baby Junge ist zu klein, Fruchtwasser zu wenig, Herz und Thorax haben eine auffällige Struktur, die Kopform zu schmal und lang. Es liegt wahrscheinlich eine Knochenstoffwechselstörung vor da ein Bein ganz krumm ist und eine Plazenta Insuffizienz. Es hat kaum Überlebenschancen und es wurde von Abbruch gesprochen. Donnerstag muss ich zu so einem gen test wo was von der Plazenta entnommen wird aber es wurde mir keine Hoffnung gemacht. Und wenn ich ehrlich bin, ich möchte kein Schwerbehindertes Kind. Aber die Vorstellung die Geburt durch zu machen find ich einfach schrecklich. Ich habe 3 gesunde Kinder die mich im Moment gut ablenken und mich brauchen, ich will Garnicht dran denken was da noch auf uns zu kommt,

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Hallo Sabrina, es tut mir wirklich leid, dass du etwas ähnliches durchmachen musst wie ich. Ich hoffe natürlich für dich, dass es zumindest im Krankenhaus besser bei dir läuft, als bei mir. Ich fand die Vorstellung auch unglaublich mein Baby noch zu gebären und hatte ja noch nichteinmal einen Vergleich. Ich sage trotzdem im Nachhinein, dass es etwas tröstliches hatte, diesen letzten Weg bewusst zu gehen und es für mich viel schlimmer gewesen wäre, einfach aufzuwachen und er wäre weg gewesen. Ich wünsche dir viel Kraft für euren weiteren Weg!

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Es tut mir sehr leid :( .
Wünsche viel viel Kraft.
Es ist nicht einfach.

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Es tut mir sehr leid das du Corvin gehen lassen musstest.
Dein Bericht hat mich sehr berührt.
Zum einen weil es unfassbar schlimm ist was im Krankenhaus passiert ist.
Zum anderen weil deine Erfahrung im Krankenhaus quasi 1:1 mit meiner eigenen übereinstimmt.
Schmerzen. Medikamente ohne nutzen. Nicht ernst genommen werden. Mehr schmerzen. Unfähiges Personal (die Schwester war toll, der Arzt eine riesige Katastrophe). immer wieder: „Es dauert noch“. Und dann ein Kind im Arm halten welches niemals die Augen öffnen wird.

Ich habe nun 12 Wochen hinter mir. Ich kann dir nur sagen, dass es einfacher wird, nach und nach, wenn auch nur langsam.
Meinen Bauch kann ich noch immer nicht ansehen. Oft wandert meine Hand dahin, denn schmerzt es im Herzen und ich lasse die Hand wieder sinken.

Mit hat es sehr geholfen zu reden.
Über den Verlust meines Sohnes. Aber auch über die traumatische Erfahrung im Krankenhaus.
Die eine tolle Schwester auf Station hat sich über die Inkompetenz des Arztes zum Glück beschwert. Somit ging die Sache zum Chefarzt und „es gab Interne Konsequenzen“. Mir wurde auch angeboten noch einmal zu einem Gespräch zu kommen. Der Chefarzt hat mit meiner Frauenärztin telefoniert und sich tatsächlich für seinen inkompetenten Mitarbeiter entschuldigt.
Mir tat es sehr gut zu wissen das dieser Mensch dort, für seine Fehler zur Rechenschaft gezogen wurde. Vielleicht macht er es ab jetzt besser.

Ich wünsche dir ganz viel Stärke für die nächste Zeit.