Umgangsregelung mit Teenager flexibler handhaben

Hallo zusammen,
ich bin weder Vater, noch Mutter, sondern „die Neue“ vom Kindsvater (wobei ich nach 7 Jahren Beziehung eigentlich nicht mehr neu bin :) ). Ich hoffe, ich bin hier mit meinem Anliegen richtig, es schien mir das passendste Forum in der UrbiaCommunity zu sein. Bitte sonst kurz Bescheid geben, wo ich "richtiger" aufgehoben bin.

Seit ca. 5 Jahren kommt die Tochter meines Mannes regelmäßig an WEs und Ferien. Was anfangs das klassische „14-tägig plus Hälfte Ferien“ war, soll nun flexibler werden, da wir uns für die 13-jährige Tochter mehr Freiheit wünschen, selbstständig(er) zu entscheiden, wie oft, wie lang und wann sie uns besuchen möchte. Für uns gibts dafür 2 Gründe: erstens wollen wir ihre Selbstständigkeit fördern, nicht nur „Getriebene“ zu sein von Entscheidungen die andere für sie treffen. Zweitens wollen wir einem 13-jährigen Teenager auch ermöglichen, an den Wochenenden eigene Aktivitäten mit Freunden oder Vereinen zu planen.

Die Mutter ist hier das Gegenteil. Sehr autoritär, sehr bestimmend. Das hat sich früher geäußert, indem sie den Vater unter Druck gesetzt hat, „gefälligst seinen Vaterpflichten nachzukommen“ und auch die Tochter mit „das ist nunmal so. Dein Vater ist weg, jetzt musst du halt zu ihm“. Da gab es sehr viel Streit und unschöne Szenen. Versteht mich bitte nicht falsch: Ich will weder die Vaterpflichten in Frage stellen, noch die Bedeutung dieser Beziehung und ganz sicher will ich hier auch keinen Keil zwischen Vater und Tochter treiben. Nur dieser „Zwangscharakter“ der hier in der Vergangenheit für beide Seiten aufgebaut wurde (und für den es keinerlei Anlass gab oder gibt), sorgt nicht unbedingt für ein unbeschwertes „ich freu mich drauf, den anderen zu sehen“.

So ist diese 14-Tages Routine entstanden, die sich nun aber nicht mehr richtig anfühlt.
Wir fürchten, dass sie immer wieder Treffen mit Freundinnen absagt (von denen sie nicht allzu viele hat), weil das halt das „Papa-Wochenende“ ist. Da sie jedoch ein wahnsinnig feines Gespür dafür hat, was sozial erwünschte Antworten/Reaktionen sind, ist aus ihr immer nur ein „ich will zu euch“ rauszubekommen. Drücken wir ihr einen Kalender in die Hand und sagen „schreib doch mal rein, wann du in den nächsten 2 Monaten kommen möchtest, vllt gibt es ja auch mal am WE einen Geburtstag einer Freundin“, kommt die 14-Tages Routine dabei raus. Fragen wir sie unter der Woche, wann sie das nächste Mal kommen will, kommt die 14-Tages Routine.

Jetzt ist der erste Gedanke „na vielleicht will sie ja so oft kommen“ aber wenn sie da ist, fühlt es sich nicht so an. Und das sind nicht nur Teenager-„alle sind doof“-Erscheinungen. Das was sie sagt und das was sie tut stehen im krassen Kontrast zueinander. Dadurch hat sich auch bei meinem Mann ein gewisser Frust aufgebaut und für mich als pseudo-"Außenstehende" fühlt es sich mittlerweile so an, als wären die Wochenenden (zumindest in dieser Frequenz) für beide Seiten gefühlte Pflichtbesuche. Das Ganze schaukelt sich aktuell immer weiter hoch, weil auch eine lange Fahrtzeit mit dem Auto dahintersteht und damit irgendwie die Erwartung „da muss doch was gehen“. Wenn dann aber nix geht, sind beide Seiten voneinander genervt und die nächste Fahrt und das nächste WE fühlen sich dann umso zäher und unangenehmer an.

Für uns stellt sich nun die Frage: Wie können wir aus diesem Teufelskreis ausbrechen? Habt ihr vielleicht noch Ideen, Tricks, wie wir aus ihr rauskitzeln können, was tatsächlich IHR Anliegen ist und möglichst Empfindlichkeiten von uns und von der Mutter auszuklammern? Gespräche zu zweit „Vater + Tochter“, Gespräche mit der Mutter (die meist nicht allzu angenehm sind) haben bisher nicht wirklich geholfen…

Ich freue mich über alle Erfahrungen, Hinweise oder Tricks! Danke!!

P.S.: Sorry für den Roman!

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Wie weit wohnen Kindsmutter und ihr denn auseinander? Könnt ihr sie nicht in ihren Freiheiten unterstützen, wenn sie bei euch ist?
Was daran flexibler sein soll, wenn sie 2 Monate im Vorfeld eintragen soll, wann sie zu euch kommen will, erschließt sich mir nicht wirklich. Dann ist es doch auch nicht flexibel. Das scheint sie zu überfordern.

Ich denke sie möchte gern bei euch sein uns spürt, dass ihr es irgendwie anders wollt.
Durch ihre Mama ist sie aber anders sozialisiert und fühlt sich von euch vielleicht einfach überfordert oder im schlimmsten Fall nicht mehr erwünscht.

Erfahrungsgemäß setzen die Kinder ihre Prioritäten ganz allein. Bei meiner Nichte hat es sich mit ca 15/16 Jahren nach und nach so ergeben. Sie hat sich selbst verabredet und der Vater hatte „das Nachsehen“. Also der Besuch ist kürzer ausgefallen.

Weiß die Tochter deines Lebensgefährten überhaupt, was euer Gedanke dahinter ist? Gerade in dem Alter verstehen sie auch vieles anders als wir Erwachsenen es meinen.

Wenn die Mama nicht mit zieht, werdet ihr bzw Flexibilität nichts erreichen.

Flexibel ist für mich „ich rufe an und bin Willkommen und darf auch kommen“.

Alles andere, vor allem 2 Monate in Voraus ist nicht wirklich flexibel…..

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Das ging ja schnell mit der ersten Antwort, vielen Dank dafür! :)

Das mit dem Kalender und den 2 Monaten war *ein* Beispiel und vielleicht nicht unbedingt das beste, das ich hätte auswählen können. Ich gebe dir recht (ist das "du" in diesem Forum hier gängig?), ist nicht das Paradebeispiel für Flexibilität. Das war ein Versuch, zu zeigen "hey, mach dir doch mal Gedanken, mach nen Vorschlag. Wir wollen nicht alles vorgeben."

Selbstredend kann sie anrufen und sagen "ich will am WE kommen". Die einzige Einschränkung ist, dass wir möglichst Mittwoch Abend wissen sollten, ob sie am entsprechenden WE kommen will, damit mein Mann am Donnerstag klären kann, ob er am Freitag früher von der Arbeit loskommt, um sie abzuholen. Es stehen 2,5h Fahrtzeit pro Richtung an, sprich für sie 5h reine Fahrtzeit am WE und für ihn 10h.

Unser Ziel ist es ihr zu vermitteln, dass sie mit der gleichen Selbstverständlichkeit auch anrufen kann, um zu sagen "ich will am WE nicht kommen". Dieses Gefühl haben wir nicht, sondern das Gefühl dass sie das stellenweise aus schlechtem Gewissen uns gegenüber und aus Pflichtbewusstsein ihrer Mutter gegenüber nicht tut.

Ich gebe dir recht, dass sowas schnell überfordern kann. Die Idee mit dem Kalender war ein Versuch, das Thema bildlich zu machen. Mit dem Stift in der Hand und dem Zettel vor der Nase *selbst* kritzeln können. Denn zwischen "wir geben alles vor" und "wir sagen jetzt gar nix mehr, du meldest dich halt wenn du kommen magst" (überspitzt gesagt) gibt es ja noch jede Menge Grauzonen.

Und ja, na klar haben wir das mit ihr vorher besprochen. Dass sie *immer* kommen darf, wenn sie *will*. Dass sie aber definitiv auch mal sagen darf, wenn sie nicht kommen will. Und dass wir deshalb in Zukunft nicht mehr im Dezember den Jahreskalender zücken und stumpf jedes zweite WE anmalen wollen, sondern in kleineren Etappen. Zum Beispiel (!) alle zwei Monate, zum Beispiel auch zwischendrin spontan wenn was ist.

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Ob das „du“ hier die „übliche“ Form ist, kann ich dir nicht sagen, zumindest habe ich bislang noch keine förmlicheren Antworten auf Beiträge gelesen. Entschuldige, wenn ich Ihnen damit zu Nahe getreten bin.
Das klingt doch ganz gut und das man bei 2,5 Stunden Fahrzeit eine gewissen Planungssicherheit braucht ist auch nachvollziehbar.
Ich denke das wird sich mit der Zeit von alleine regeln 🙂

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wieso hat das KInd, wenn es zu euch kommt dort keine Kontakte? Ich war als Kind in den Ferien oft bei meinen Grosseltern und hatte dort genauso einen Frendeskreis wie zu hause und auch huete och mit veilen von damals Kontakt

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Naja, das Mädel hat seit vielen Jahren den 14-Tage Rhythmus, der ist doch drin. Das nun auf Zuruf ändern?

Ich würde das nicht forcieren. Ich würde lediglich ihr in Gesprächen deutlich machen, dass sie jederzeit willkommen ist, sie aber auch absagen kann, wenn was dazwischen kommt. Ihr dann niemand böse ist.
Ich denke das wird sich in den nächsten Jahren alles ändern, aber ihr wurde von klein auf eingetrichtert, dass das so muss. Vielleicht wird das immer noch und vielleicht ist das für sie der einzige Weg, wo sie das Gefühl hat es allen recht zu machen.

Ich würde sagen: lasst es laufen.

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Guten Abend,
ich melde mich mal aus Sicht der alleinerziehenden Mutter.
Es geht bei der 14tägigen Umgangsregelung ja nicht nur um die Befindlichkeiten des Teenies und des Vaters, sondern auch darum, dass die Mutter vielleicht auch zuverlässig wissen muss, wann sie "kindfrei" hat.
Ich sag es dir, wie es ist: ohne die Papawochenenden wäre ich am Stock gegangen. Auch und gerade Alleinerziehende brauchen hin und wieder mal 2 (!!!) Tage für sich, zum Durchschnaufen.
Als meine Kinder anfingen, Papawochenenden einfach zu streichen, war ich not-amused.
Aber sie sind jetzt fast erwachsen. Sie können im Zweifel auch mal eine Nacht oder ein Wochenende allein zuhause bleiben.
Mich nervt nur, dass sie wie selbstverständlich erwarten, dass ich springe, wenn sie brüllen und dass, obwohl eigentlich ja Papawochenende ist und ich eigentlich "frei" habe.
Was ich sagen will: vielleicht mag sie sich deshalb nicht gern äußern, weil sie weiß, dass Mama auch zuverlässig (Frei)Zeit für sich benötigt.
Seid dankbar, solange sie kommt. Das lässt früh genug nach.
Viele Grüße
Nina

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Guten Morgen und Danke für deine Antwort :)

Ich verstehe was du meinst und gebe dir recht - hier ist vielleicht noch ein wenig Kontext hilfreich. Die Tochter ist nicht das einzige Kind und auch nicht das jüngste (das jüngste ist 3 J, der älteste 17) - es gibt noch andere Kinder von anderen Männern (nur die Tochter ist von meinem Mann). Ganz "kindfrei" ist es also sowieso seltenst.

Die Mutter (und hier steckt kein zynischer Unterton drin) sorgt auch für sich und ihre neue Beziehung. Indem Freunde oder Großeltern der aktuell Jüngsten an Wochenenden aufpassen. Oder indem die Tochter mit der Jüngsten auch mal Abends allein ist.

Zudem haben wir zum Thema "flexible WEs" auch genau aus diesem Grund versucht, die Mutter mal Nachmittags für ein Gespräch zu erwischen. Reaktion bei der Terminanfrage via WhatsApp (O-Ton): "Ist mir egal, wann sie bei dir ist. Sie hat ein Handy, sprich mit ihr."

Auf die Aussage "sei dankbar" weiß ich ehrlich gesagt nicht so recht, wie ich reagieren soll. Ich glaube, ich habe in meinen vergangenen Posts deutlich gemacht, dass es uns *nicht* darum geht, WEs zu kürzen / wegzulassen, falls das noch immer der Eindruck ist.

Grüße

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Hallo 🙂
Glaube mir: jedes Kind weniger hilft bei der Entspannung 😂
Gut, bei euch scheint es anders gelagert zu sein, als ich es kenne. Wenn es der Mutter *egal ist, könnte die Tochter es natürlich selber gestalten. Vielleicht gefällt es ihr aber auch einfach so, wie es läuft. Sie hat die Sicherheit zu wissen, wann sie wo ist. Dass sie dann manchmal unzufrieden wirkt, wenn sie bei euch ist, kann es gut auch sein, dass sie an diesen Tagen auch bei Mama unzufrieden wäre. Manchmal (sogar ziemlich oft) sind Teenies ohne erkennbaren Grund unzufrieden 😉
Mit dem Satz "seid froh, solange sie noch kommt" meinte ich eher, dass es tatsächlich sein kann, dass sie über kurz oder lang eben gar nicht mehr kommt, weil sie keinen Bock hat oder die Freunde wichtiger sind, oder ihr Bett bei der Mama bequemer oderoderoder.
Damit wollte ich nicht unterstellen, dass ihr sie seltener da haben wollt, sondern dass die Zeit kommen wird, dass sie seltener kommt, obwohl ihr sie gern regelmäßiger da haben würdet 😉
Schönes Wochenende!

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Für mich klingt es so, als könntet ihr einfach nicht akzeptieren, dass das Kind den Rhythmus einfach so will. Warum wollt ihr ihr unbedingt etwas anderes aufzwingen und tut auch noch so, als wäre es ihr Wunsch? nehmt sie doch einfach ernst. Ihr sagt ihr wollt sie selbstständiger werden lassen. Dann lasst sie doch.

Das die Mutter, die immer die betreuung übernimmt einen festen Rhythmus will und braucht um ihr Leben planen zu können und verlässlich zu wissen, welches die 2 komplett freien Tage im Monat sind die sie hat ist doch irgendwie verständlich.

Vielleicht ist die Tochter bei euchkomisch drauf, weil sie sich nicht willkommen fühlt. Schließlich wird sie ständig zu Gesprächen gezwungen, indenen man ihr einreden versucht, dass sie nicht mehr jedes 2. Wochenende kommen will, sondern doch bestimmt mal lieber zu einem Geburtstag will. Ich würde mich genervt, nicht ernstgenommen und unerwünscht fühlen. Und ich bin kein Teenager. Die fühlen vermutlich noch mehr und zweifeln grad eh an sich und bekommen oftmals wiedergespiegelt, dass sie nerven oder sich unmöglich verhalten. Die müssen sich erstrecht willkommen fühlen.

Noch ein Eindruck: Das Mädl ist 13. Sie wird pubertär Sie verändert sich. Ihr kommt damit klar und anstatt euch damit auseinanderzusetzen und sich auf die Tochter als Teenager mit veränderten Verhaltensweisen und Bedürfnissen einzulassen, sucht ihr irgendwelche Vorwände und Erklärungen im Außen.

Lasst das Mädel in Ruhe, vergrault sie nicht und nehmt sie einfach an wie sie ist. Und wenn sie sich bei euch nicht wohl fühlt, dann liegt es vielleicht nicht daran, dass sie lieber wo anders wäre, sondern dass ihr gerade dort wo sie ist nicht gut geht.

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Guten Morgen,

ich habe eine 16jährige Tochter, die seit über 10 Jahren im 2-Wochen-Rhythmus zum Papa fährt. Auch hier ist die einfache Strecke ca. 2 Stunden lang.
Seit sie 12 ist, fährt sie einen Teil dieser Strecke mit der Bahn. Ich bringe sie zum nächstgelegenen Bahnhof, mittlerweile fährt sie auch dort mit Bus und S-Bahn selbständig hin. Der Papa holt sie dann ab und dann steht noch 1 Stunde Autofahrt an, leider sind die Verbindungen bescheiden...
Aber, deshalb mein erster Tipp: wenn ihr die Selbständigkeit fördern wollt, schaut, ob sie nicht einen Teil der Strecke alleine bewältigen kann.

Meine Tochter hatte immer wieder Phasen, in denen sie nicht gerne zum Papa wollte. Ich habe sie immer bestärkt darin, hinzufahren, denn - wie schon eine andere Userin geschrieben hat - ich brauchte diese 2 Tage wirklich für mich. Sie kam nie unglücklich zurück sondern hatte immer eine schöne Zeit. Sie hat sich dort im Ort auch Freundschaften aufgebaut.

Natürlich war es immer möglich zu tauschen wenn sie auf eine Geburtstagsfeier oder ähnliches wollte. Meine Tochter hat auch eine zeit lang gebraucht um da für sich selbst und ihre Wünsche einzustehen, aber mittlerweile macht sie alles selber mit ihrem Vater aus.

Ich befürchte, dass ihr dem Mädel mit euren "Aktionen" das Gefühl gebt, nicht willkommen zu sein. Sie ist 13, redet mit ihr über eure Beweggründe und akzeptiert auch die Reaktion bzw. Antwort von ihr. Vielleicht findet sie es ja richtig toll, alle 2 Wochenenden mal das einzige Kind zu sein. Plant im Vorfeld mit ihr gemeinsam, was ihr am kommenden Wochenende tun wollt - Plätzchen backen, Zoobesuch ... dann werden die Wochenenden nicht zäh. Vielleicht gibt es bei euch im Umfeld Kinder im gleichen Alter mit denen ihr was unternehmen könnt...

Meine Tochter hat vor Kurzem mal gesagt, sie hat 2 Familien, von denen sie sich geliebt fühlt. Das war mein Ziel...