Schöne Weihnachtsgeschichte gesucht

Hallo,

wir machen hier vom Haus am 13.12. einen "Begehbaren Adventskalender".
Da ist es Brauch, dass die gastgebende Familie ein Fenster des Hauses feierlich enthüllt und dazu eine Geschichte vorliest. Danach werden Weihnachtslieder gesungen und Glühwein getrunken.
Jetzt bin ich auf der Suche nach einer schönen Geschichte.
Hat da vielleicht jemand einen Link oder eine Idee?
Danke für eure Hilfe.

LG
Melanie

1

Das Engelskind Anna
von Hannelore Kramer, Dezember 1995

Es war wieder einmal Weihnachten auf der Erde.
Der Weihnachtsmann lud alle Geschenke für die Menschenkinder auf seinen
großen Schlitten. Der Schlitten sah sehr prächtig aus und er wurde von 7
Rentieren gezogen.
Neben den Geschenkpaketen saßen 7 Engel, die dem Weihnachtsmann helfen
sollten, die Geschenke zu verteilen. Im Himmel gab es ja ganze Scharen von
Engeln, aber nur 7 Engel wurden für diese Heilige Nacht ausgewählt. In
diesem Jahr war nun also die Wahl auch auf das Engelskind Anna gefallen.
Schon tagelang vorher war sie aufgeregt und sie träumte jede Nacht von der
Fahrt mit dem herrlichen Rentierschlitten. Dann am Heiligen Abend war es
endlich soweit.
Die Rentiere hatten vor lauter Aufregung rote Nasen, und die Engel hatten
ihre goldenen Flügel solange geputzt, daß sie jetzt im Sternenlicht wunderbar
funkelten und blinkten.
Hey, was machte das für einen großen Spaß mit dem Geschenkeschlitten
durch den Himmel zu fliegen!
Der Weihnachtsmann drehte sich zu seinen Engeln um, lächelte Anna
freundlich an und blinzelte dabei mit den Augen, als ob er ihr etwas sagen
wollte.
Im nächsten Moment ging ein Ruck durch den Schlitten: eines der Rentiere
hatte einen Schluckauf bekommen.
Ein Rentier mit Schluckauf? Der Weihnachtsmann fing laut zu lachen an, und
auch die Engel stimmten in das Lachen ein; das klang dann so, als würden
Glocken klingen.
Da aber passierte es: eines der Pakete geriet in's Rutschen und als Anna
danach greifen wollte, fiel auch sie vom Schlitten herunter.
Schnell bewegte sie ihre Flügel, und sie schaffte es auch noch, das Paket
aufzufangen.
Als sie sich dann umschaute war der Schlitten schon weit davongefahren.
Unter sich sah Anna aber schon die Häuser der Menschen.
Und so landete sie erst einmal ganz sanft und leise auf der Erde.
Sie stand ganz verloren zwischen den Menschen. Das Paket in ihren Händen
drückte sie fest an sich, so als könnte sie sich daran festhalten.
Aber warum blieben die Menschen stehen?
Manche schauten sie verwundert an, als könnten sie nicht glauben,
was sie dort sahen.
Wieder andere lachten Anna einfach nur aus!
Warum nur? Anna sah doch genauso aus wie ein Menschenkind.

Bis auf die goldenen Flügel; so etwas hatten die Menschen noch nie gesehen!
Anna schaute verlegen auf den Boden und wünschte sich ganz fest, daß ihre
Flügel unsichtbar wären.
Und mit einem mal gingen die Menschen achtlos an ihr vorbei, denn ihr
Wunsch war in Erfüllung gegangen.
Der Schlitten mit dem Weihnachtsmann würde erst in einem Jahr wieder zur
Erde kommen. Solange mußte Anna erst einmal bei den Menschen leben. Es
fiel ihr nicht leicht, aber es gab sehr nette Menschen, die ihr halfen. Sie lernte
aber auch, daß es Kriege zwischen den Menschen gab; und auch Haß, Neid,
Hunger und Kälte.
Ganz schlimm war es, wenn Anna traurige Menschen sah. Dann wurde auch
sie traurig. Zuhause bei den anderen Engeln gab es so etwas nicht. Alle Engel
waren immer freundlich und nett, und es gab niemals Streit.

Engel kennen deshalb auch keine Tränen, aber weil Anna bei den Menschen
lebte, und sie manchmal sehr traurig war, geschah es eines Tages :
Anna weinte!
Ein junger Mann sah ihre Tränen und er nahm Anna in seine Arme.
Er gab ihr soviel Wärme und Geborgenheit, daß die Tränen bald trockneten,
und nach einer kleinen Weile schenkte Anna ihm ein himmlisches Lächeln
als Dank.
Da wurde auch der junge Mann glücklich und froh.
Sie wurden Mann und Frau, und lebten glücklich miteinander.
Es war aber fast ein Jahr vergangen und die Weihnachtszeit kam wieder
heran.
Der Weihnachtsmann würde mit seinem Schlitten zur Erde kommen und
Anna würde wieder zu den anderen Engeln in den Himmel zurückkehren.
Sie hatte aber ihren Mann sehr lieb gewonnen und wollte ihn nicht verlassen.
So schrieb sie eines Tages wie die anderen Menschenkinder einen Brief
an den Weihnachtsmann.
" Lieber Weihnachtsmann!
Das Leben hier auf der Erde ist nicht immer so schön
wie bei deinen Engeln im Himmel.
Aber ich habe einen lieben Mann und Freunde, die alle traurig wären,
wenn ich von hier fort müßte.
Es gibt auch noch so viele traurige Augen,
in die ich ein Lächeln zaubern möchte,
so viele traurige Herzen, die ich fröhlich machen möchte...
Ich kann hier einfach nicht weggehen, kannst Du das verstehen?

Dein Engelskind Anna




Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten:

" Mein lieber Engel Anna!
Seit langer, langer Zeit schon komme ich mit meinem Schlitten zur
Weihnachtszeit zu den Menschen auf die Erde.
Und jedesmal ist ein kleiner Engel vom Schlitten gefallen...
Die Menschen brauchen diese Engel.
Ohne sie wäre das Leben auf der Welt noch ein bißchen kälter,
noch ein bißchen trauriger.
Bleib' bei den Menschen, Anna, sie brauchen Dich!
Wie lange Du noch bleiben kannst, kann auch ich Dir nicht sagen.
Irgendwann wirst auch Du gehen müssen, wie alle anderen Menschen auch.
Aber ich verspreche Dir, daß ich dann einen anderen Engel
zur Erde schicken werde,
damit Dein Mann und Deine Freunde nicht allzu traurig werden.
Und denke immer daran: vielleicht ist ein Mensch, der Dir begegnet,
auch ein Engel.
Ein Engel mit unsichtbaren Flügeln.


Dein Weihnachtsmann



Hallo liebe Melanie...
diese geschichte habe ich dieses jahr in meine weihnachtskarten gelegt.. unter http://www.weihnachtsstadt.de findest du noch ganz ganz viele lieben gruß chrissi

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#danke#blume

LG
Melanie

3

Schau doch mal nach der Geschichte vom goldenen Klebestreifen die ist auch nicht so lang und einfach wunderschön....

LG Anna

4

Hi Melanie,

jedes Jahr wieder schön:

http://www.welt.de/print-wams/article119501/Ja_Virginia_es_gibt_einen_Weihnachtsmann.html

lg und schöne Weihnachtszeit #niko
Barberina

5

bei heine gibts sechs geschichten.

"der unerfüllte weihnachtswunsch"
"die rettung des weihnachtsfestes"
"wichtelweihnacht"
"lichtergestalten"
"die eisprinzessin"
"mäuse-winter"
http://www.heine.de/Specials/HeineDe;sid=oRWIH9Dp4GERHpnQhq2V3YW56Z6MeQY5uF-TMXqtDJATa4F3E_AzyKqq?Template=xmas%2FSpecial_Xmas_maerchen_einstieg&NavID=12000

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ich finde diese hier besonders schön:


Es war einmal, etwa drei Tage vor Weihnachten, spätabends. Über den Marktplatz der kleinen Stadt kamen ein paar Männer gezogen, sie blieben an der Kirche stehen und sprühten auf die Mauer: «Ausländer raus!» und «Deutschland den Deutschen!» Steine schlugen in das Fenster des türkischen Ladens schräg gegenüber der Kirche, dann zog die Horde ab. Gespenstische Ruhe.
Die Gardinen an den Bürgerhäusern waren schnell wieder zugezogen. Niemand hatte etwas gesehen. «Los kommt!» «Es reicht, wir gehen.» «Wo denkst du hin» «Was sollen wir da im Süden?» «Da unten ist zumindest unsere Heimat, hier wird es immer schlimmer.» «Wir tun, was an der Wand steht – Ausländer raus!»
Tatsächlich, mitten in der Nach kam Bewegung in die kleine Stadt. Die Türen der Geschäfte sprangen auf. Zuerst kamen die Kakaopäckchen, die Schokoladen und Pralinen in ihren Weihnachtsverkleidungen – sie wollten nach Ghana und Westafrika, denn da waren sie zu Hause. Dann der Kaffee, palettenweise, der Europäer Lieblingsgetränk: Uganda, Kenia und Lateinamerika waren seine Heimat.
Ananas und Bananen räumten ihre Kisten, auch die Trauben und Erdbeeren aus Südafrika. Fast alle Weihnachtsleckereien brachen auf. Pfeffernüsse, Spekulatis und Zimtsterne, die Gewürze in ihrem Inneren zog es nach Indien. Der Dresdner Christstollen zögerte. Man sah Tränen in seinen Rosinenaugen, als er zugab: « Mischlingen wir mir geht’s besonders an den Kragen.» Mit ihm kamen das Lübecker Marzipan und der Nürnberger Lebkuchen. Nicht Qualität, nur Herkunft zählte jetzt.
Es war schon in der Morgendämmerung, als die Schnittblumen nach Kolumbien aufbrachen und die Pelzmäntel mit Gold und Edelsteinen in teueren Chartermaschinen in alle Welt starteten. Der Verkehr brach an diesem Tag zusammen: Lange Schlangen japanischer Autos, voll gestopft mit Optik und Unterhaltungselektronik, kochen gen Osten. Am Himmel sah man die Weihnachtsgänse nach Polen fliegen. Auf Ihre Bahn folgten die feinen Seidenhemden und die Teppiche des fernen Asien. Mit Krachen lösten sich die tropischen Hölzer aus dem Fensterrahmen und schwirrten ins Amazonasbecken. Man musste sich vorsehen, um nicht auszurutschen, denn von überall her floss Öl und Benzin. Es floss aus Rinnsalen zu Bächen zusammen in Richtung Osten.
Aber man hatte ja Vorsorge getroffen. Stolz holten die deutschen Autofirmen ihre Krisenpläne aus den Schubladen: Der Holzvergaser war ganz neu aufgelegt worden. Wozu ausländisches Öl? Aber die VWs und BMWs begannen sich aufzulösen in ihre Einzelzeile. Das Aluminium wanderte nach Jamaika, das Kupfer nach Somalia, ein Drittel der Eisenteile nach Brasilien, der Naturkautschuk nach Zaire. Und die Strassendecke hatte mit dem ausländischen Asphalt in Verbund auch immer ein besseres Bild abgegeben als heute.
Nach drei Tagen war der Spuk vorbei, der Auszug geschafft, gerade rechtzeitig zum Weihnachtsfest. Nichts Ausländisches war mehr im Land. Aber Tannenbäume gab es noch. Auf Äpfel und Nüsse, und Stille Nacht durfte gesungen werden. Zwar nur mit Extragenehmigung – das Lied kam immerhin aus Österreich.
Nur eins wollte nicht ins Bild passen: Maria, Josef und das Kind waren geblieben – drei Juden ausgerechnet. «Wir bleiben?», sagte Maria. «Wenn wir aus diesem Land gehen, wer will ihnen den Weg zurück zeigen, den Weg zurück zur Vernunft und zur Menschlichkeit – Wir bleiben!»
Aus Senta Berger Meine schönsten Weihnachtsgeschichten

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#danke euch allen.

Da ist ja einiges Schönes bei. Ich werde mich da mal durcharbeiten.

LG
Melanie #blume