Erfahrungen mit Zappelin erwünscht

Hallo Ihr Lieben,

mein Sohn hat seit März diagnostizierte ADHS und ist auch schon in Ergo-Gruppentherapie.
Allerdings scheint das allein nicht auszureichen.
Er wird nun ab September auf Medis eingestellt, damit es ihm wenigstens während der Schulzeit besser geht.
Ich habe mich schonmal im Vorfeld ersucht wegen der Medis und deren Nebenwirkungen und Folgeschäden schlau zu machen. Ist ja schon hammerhart.
Bin nun bei der Suche im Netz auf Zappelin gestoßen (was Homöopatisches).

Hat jemand schon Erfahrungen damit sammeln können? Gute oder Schlechte? Würde es ansonsten gern probieren, bevor er auf Medis eingestellt werden muss (vielleicht kann ich es ja dadurch umgehen?).

Vielen Dank schonmal für Eure Antworten.

LG as2205

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ich würde dich erstmal gerne pauschal hier her einladen
http://www.adhs-anderswelt.de/


auch dort wird imermw ieder mal übre homöopatisches diskutiert
die erfahrungen zeigen aber das es meist nur kurz oder gar nicht hilft

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Vielen Dank für die Antwort.

Ich habe schon versucht mich dort zu registrieren, aber es gab immer Probleme. Habe alles ausgefüllt und habe die Meldung bekommen, das ich was vergessen hätte. Das ist echt schade.

In Bezug auf die kurze Wirkungsdauer (wenn vorhanden), handelt es sich dabei um Angeaben zu Stunden oder Wochen?

LG as2205

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Jetzt hat es geklappt, nochmal Danke.

Dennoch würden mich auch weitere Erfahrungen hier interessieren. Nur zu ;-)

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Hallo!
Arbeite in einer sozialen Tageseinrichtung und vorher habe ich im Heimbereich gearbeitet mit vielen kids, bei denen ADHS diagnostiziert war.
Ich sage Dir, es gibt so viele konträre Meinungen.
Auch ein homöopathisches Medikament bleibt ein Medikament und verändert das Kind- nicht nur die negativen Dinge gehen, auch positive Eigenschaften können verschwinden.
Ich halte nichts davon, konnte weder Ritalin- noch Zappelin-Kinder richtig vom Verhalten her einschätzen.
Außerdem waren die Eltern ständig am Jammern anstatt etwas zu verändern sonst.
Gehe in ein gutes SPZ (Sozialpädiatrisches Zentrum) und lasse für Eure Familie einen Plan erstellen, bzw. Dich zu einer guten Familientherapie überweisen.
Da wird die Tagesstruktur geändert, da wird die Ernährung geändert, da finden Gespräche mit der ganzen Familie statt und vor allem Bewegung und Entspannung täglich.
Die ganze Familie wird sich ändern müssen und die Sicht auf den "Kranken".
Das ist mehr Arbeit als Medikamentengabe, aber es lohnt sich.
Viele Familien die ich durch meine Arbeit kennen lernen konnte, haben entweder die Medikamente mit Begleiterscheinungen in Kauf genommen oder sich die Lage so zuspitzen lassen, bis das Kind in der Jugendpsychiatrie landete(meist in der Pubertät, da die Eltern dann hilflos wurden), oder meist beides auf einmal.
Die wenigen, die den ganzheitlichen Familientherapieansatz wählten, haten die besten Chancen, einen geregelten Familienalltag zu führen, bzw. das Kind die besten Chancen für später.
LG und viel Glück!
Marti

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Dankeschön, für Deine Antwort.

Es geht nicht wirklich darum, ob er etwas bekommen wird oder nicht. Nur wollte ich ich ihm die heftigen Medis ersparen und war auf dieses Zappelin gestolpert. Das wäre vielleicht eine Alternative gewesen.

An unserer Tagesstruktur, unserem Regelwerk, unserer Ernährung brauchen wird nichts ändern, da alles so gut läuft, wie es halt unter diesen Umständen gehen kann.

Es geht nur darum, dass er sich in der Schule besser konzentrieren kann und seine innere Unruhe während der Unterichtszeit in nicht am Lernen hindert. Er wird nach den Sommerferien die Schule im Rahmen einer Probebeschulung wechseln und da ist die Ablenkung durch die höhere Anzahl an Mitschülern erheblich höher.

Parallel dazu erhält er auch eine Gruppenergotherapie (wo die Kinder Aufgaben unter gezielter Ablenkung meistern müssen) und er erhält auch Logopädie.

Wir lieben ihn, so wie er ist, aber er steht sich (zumindest in der Schule) selbst im Weg und dieses Hindernis möchten wir ihm nehmen.

LG as2205

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Hallo nochmal!
Der Weg ist hart und steinig. Manche Kinder schaffen es bei so guter Förderung in der Regelschule, manche auf Dauer nicht.
Wenn ihr ihn bestmöglich fördert und es trotzdem nur an der Schule hängt, denkt über eine Privatschule mit kleinen Klassen oder ein Internat nach- keine Angst, auch ungewöhnliche Wege führen zum Ziel und sind gar nicht mehr so teuer, daß es "Normalo" nicht zahlen könnte (geht meist nach dem Elterngehalt, damit jeder Chancen hat).
Privatschulen erhalten meist eher die Motivation der Kinder, wie ein dauerndes "Durchschleppen" mit Ermahnungen, schlechten Noten und sogar Sitzenbleiben in den Regelschulen.
Am Ende zählt nur der Schulabschluß, egal wie- aber erwiesenermaßen fällt der auf Privatschulen meist höher aus da auch mehr Praxis bewertet wird (z.B. Steinerschule, Montessorischule).
Dabei möchte man doch einfach nur ein glückliches Kind, Schule hin oder her.
LG
Marti

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Hallo,
also bei meinem Sohn hat es nichts genutzt. Ich hatte es ihm auch länger gegeben, aber leider ohne Erfolg. Wir mußten umstellen auf "richtige" Medis.
Gruß woelckchen13

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Vielen Dank für Deine Erfahrung.

Ich habe gestern das erste Mal davon gehört und samele soviel Erfahrungen wie möglich mit Zappelin, bevor ich es in Erwägung ziehe.

LG as2205

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Ich glaube, der Weg über Zappelin möchte jede Mutter zuerst gehen, ehe sie ihrem Kind andere Medikamente gibt.

Bei uns war es rausgeschmissenes Geld gewesen, Wirkung null. Die Gleiche Wirkung hätten wir erzielt, wenn wir das GEld in den Fluß geworfen hätten *g*

Seit 3 Monaten nun nimmt mein Sohn Medikamente und es ist wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht, und er hat die Chance, die "Unordnung in seinem Kopf endlich selbst aufzuräumen!" (Originalaussage meines Sohnes, ehe er Medikamente bekam: "ICh kann doch nichts dafür, ich hab solch eine Unordnung in meinem Kopf, die ich nicht selbst aufräumen kann!")

LG!
Chris

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Vielen Dank für Deine Erfahrung.

Da bisher ja noch nicht wirklich was positives in Bezug auf Zappelin kam, werde ich davon wohl Abstand nehmen.

Es wäre wohl nur zu schön gewesen. Den Termin haben wir erst Ende August, da unser Kinderpsychologe in den Ferien geschlossen hat und kein früherer Termin mehr da war. Leider fängt die Schule ja schon Anfang August an und er wir ein halbes Jahr erstmal zur Probe da sein (wenn es klappt wird er automatisch dort bleiben). Nur weiß ich ja nicht, wie es mit ihm in der Einstellungszeit aussieht, und das noch auf der neuen Schule.
Wie lange hat es denn bei Euch gedauert, bis man eine Veränderung sehen konnte? Und wie ging es im denn in Bezug auf die Nebenwirkungen?
Ich hoffe das er bei dem Timing die Kurve bekommt.

Wenigstens gibt es heute Hilfen, die man in Anspruch nehmen kann. Früher gabs das ja nun nicht.

LG as2205

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Du hast eine PN

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Hi,

spare dir das Geld. Es hilft rein gar nichts.

Habe es meinem Sohn auch über viele Woche gegeben, er Erfolg war gleich NULL

LG Dany

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Dankeschön für den Bericht.

LG as2205

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Hallo!

Bei meinem Sohn hat es leider auch nichts geholfen!

LG, M.

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OK, danke sehr.

Schätze mal, dass keine positiven Erfahrungen dafür mehr kommen.

War halt so ne Idee, werden es aber dann doch nicht machen.

LG as2205

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Hallo,
schließe mich an.....#contra
l.g kelly

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Als vor nunmehr über sechs Jahren der damalige Klassenlehrer sich bei mir meldete um seinen Eindruck mitzuteilen, dass Leon Therapie bräuchte, war mir schon klar, dass er etwas Richtiges meint, aber ich hatte noch nicht verstanden, worin der Kern der Schwierigkeiten liegt.
Zunehmend deutlicher wurde mir vor dem Hintergrund dieser Diskussion das Stö-rungsbild unter dem Leon, aber auch seine Umgebung zu leiden hatten.
Ich gebe die wichtigsten Auffälligkeiten hier einmal wieder.
Bemerkenswert ist, dass diese Dinge nicht nur mir aufgefallen sind, sondern dass vie-les davon sich auch in den Schilderungen von Mitschülern oder auch deren Eltern, zu denen ich Kontakt gesucht hatte, wieder findet:
Häufiger, starker Rededrang, Leon erzählt ohne Rücksicht auf die Situation und er, kann dies auch nach wiederholten Ermahnungen nicht unterlassen. Er schweift im Gespräch unvermittelt zu völlig anderen Themen ab und er äußert plötzlich Einfälle, die mit dem Thema nichts zu tun haben, vergisst oft, was gerade gesagt wurde und kann auch nicht zuhören, ist dann mit den Gedanken schon wieder woanders.
Er kann oft auch in solchen Situationen nicht sitzen bleiben, wo dies erwartet, ja sogar ausdrücklich verlangt wird, z. B. beim Essen. Auch da springt er im Gespräch immer wieder auf, und spielt zu dem Erzählten eine Szene vor.
Oft lachte er völlig inadäquat und mit übertriebener, brüllender Lautstärke, auch wenn sonst niemand mitlacht und kriegte sich dann häufig nicht mehr ein.
Auch fiel Leon anderen oft und dann auch wiederholt ins Wort und beantwortete Fra-gen, noch bevor sie zu Ende formuliert sind.
Unruhig bei Tisch, ständig kippelnd (meist auf nur einem Stuhlbein, so dass hier zu Hause alle Küchenstühle kaputt sind). Er setzt sich beim Essen stets seitlich auf den Stuhl, nie die Beine unter den Tisch, weil er ja immer sofort aufspringen können will, um wieder mal etwas vorzuspielen und wenn er sitzen blieb, dann oft äußerst unruhig.
Und das Springseil, oft und ausdauernd entschloss er sich unvermittelt nach draußen zu gehen, auchbei dem ärgsten Wetter um Springseil zu springen. Manchmal setzte er sich aufs Rad und fuhr los, ohne Ziel, nur um sich zu bewegen. Oft sprang er auch ausdauernd auch auf dem Trampolin und hörte dazu laute Musik.
Zu meiner Verzweiflung reagierte nicht auf Stoppsignale und löste hierdurch bei mir, häufiger aber noch bei anderen, so eben auch bei seinen Mitschülern Ärger, Wut und natürlich Ablehnung aus, die sich in regelrechte Feindschaft steigerte, weil er darin einfach nicht zu korrigieren war.
Oft überschritt er die Grenzen anderer und wirkte dadurch rücksichtslos und aufdring-lich und – natürlich - wenig empathisch. Wenn jemand beispielsweise das Telefon ab-heben musste, redete er unverdrossen weiter, dazu sang und tanzte Leon und nahm natürlich keinerlei Rücksicht auf die Situation, sondern forderte sogar noch in solcher Situation von den anderen für sich Aufmerksamkeit ein.
Bei freudiger Erregung kam es zu nicht enden wollenden Bewegungsstürmen und lau-ten Schreien.
Leon stimulierte sich impulshafte selbst durch unentwegt neue Ideen und Einfälle. Es war wie eine unentwegte Selbstbelustigung, an der andere natürlich nicht teilhaben konnten.
Oft ging er ziellos durchs Haus und ärgerte ohne jeden Anlass seine ältere Schwester. Er reizte sie, bis es zu lautem Geschimpfe kam, dann rannte er triumphieren und la-chend vor ihr weg.
Und seine Art zu Fragen! Provozierend durch allzu hartnäckiges, kleinliches wieder und wieder Nachfragen. Dabei wirkte rücksichtslos und nervig, nicht aber interessiert und neugierig.
Die Familienangehörigen hatten unter seiner übermäßigen, aufdringlichen Aktivität zu leiden; sie mieden den Kontakt oder aber sie waren abends total erschöpft.
Besonders auffällig war auch seine sehr hohe Störbarkeit; jedes Geräusch im Haus lenkte ihn von seinem Tun ab. Er lief sofort hin, um nachzusehen, beschäftigte sich dann damit, ohne wieder an seine vorherige Tätigkeit zurückzukehren.
Zahlreiche angefangene Dinge blieben oft tagelang, manchmal aber für immer liegen. Und abends kam er einfach nicht bei Zeiten zur Ruhe. Er lief sofort die Treppe herun-ter und sogar barfüßig oder in Socken durch den Garten (auch im Winter) wenn ich, egal wie spät, nach Hause kam.
Nein, er konnte auch nicht einschlafen, solange noch irgendwelche Geräusche im Haus zu hören waren und er beklagte sich mit aufrichtigem Ärger über die vermeintli-che Rücksichtslosigkeit.
Und stets eilte er zum Telefon und hob ab, auch wenn es gar nicht sein Apparat war, der geklingelt hat; es war nie sein Apparat, der klingelte. Es gab einfach niemanden, der ihn angerufen hätte.
Abwarten, nein, das konnte er auch nicht. Er war extrem ungeduldig. Pläne musste Leon sofort umsetzen, war er daran aus irgendeinem Grunde gehindert ,so nervte er die ganze Zeit. Er hatte einfach keine Geduld, er quengelte und nervte, um vor der Zeit zu bekommen, was ihm in Aussicht gestellt wurde.
Oft und unvermittelt lief er unruhig durchs Haus auf der Suche nach Beschäftigung und stört dabei andere bei der Arbeit. Dies tat er auch dann, wenn er noch unerledigte schulische oder andere Verpflichtungen hatte. Und er sprach auch oft davon, keine Zeit zu haben, verbrachte aber die Nachmittage und die Wochenenden mit zielloser, unsinniger Beschäftigung, die die anderen störte und ihm nicht nützte. Oft aber störte er gezielt und ging gerne da hin, wo „etwas los“ war. Dabei hatte er hat Spaß daran, andere zu stören und ihnen seine Unruhe zu bringen, besonders dann, beispielsweise wenn seine große Schwester Besuch hatte.
Oft wusste er einfach nichts mit sich anzufangen, er war extrem anfällig für Langewei-le, ja er konnte auch keine Bücher lesen. Schon nach wenigen Seiten, unterbrach er sich, ließ davon ab und wechselte zu einer anderen, ihm zufällig in den Sinn gekom-menen Tätigkeit, die er natürlich auch nicht zu Ende brachte. Ebenso konnte er ncihat Fernsehen, da zappte schon nach kurzer Zeit durch die Programme.
Er fing immer wieder etwas Neues an, nichts brachte er zu Ende. Zielgerichtete Aktivi-tät war ihm überhaupt nur möglich, wenn er durch starkes sachliches Interesse be-sonders motiviert war.
Und es gab diese raschen Stimmungsumschwünge, mitunter mehrmals in einer Stun-de schon durch geringe Anlässe.
Natürlich konnte er auch seine Schularbeiten nicht in angemessener Zeit erledigen; auch dabei unterbrach er sich häufig, lenkte sich mit anderen Beschäftigungen ab und machte viele Flüchtigkeitsfehler. So saß er oft bis nach um Neun an seinen Hausauf-gaben, ohne, dass er sie wirklich gut gemacht hätte. Für Freizeitaktivitäten, wenn er denn zu so was imstande gewesen wäre blieb dann wenig Zeit.
Während Klassenarbeiten, auch wenn er gut vorbereitet war und sich auf diese Leis-tungsüberprüfung gefreut hat, fiel ihm oft dennoch nichts ein.
Zu erwähnen ist hier natürlich auch die ausgeprägte motorische Ungeschicklichkeit, er hatte häufig „Pech“, und machte unabsichtlich viel kaputt. Oft wirkte es aber wie Ab-sicht, war es aber wohl nicht.
Und vergesslich war er, musste sich alles aufschreiben, wusste aber dann nicht, wo er die Aufzeichnungen hatte. Auch seine Schlüssel verbummelte er immer wieder und es mussten mehrfach Ersatzschlüssel gefertigt werden. Überhaupt war er stets auf der Suche nach seinen Arbeitsmaterialien und anderen, mitunter auch wirklich wichtigen, Sachen.
Stets war Leon einunbeliebter Außenseiter in der Klasse, er fand einfach keine Freun-de und war schon auf dem Weg, sich als Einzelgänger zu verstehen, sich einzureden, dass er so etwas nicht bräuchte und begann mehr und mehr seine Mitschüler von o-ben herab zu betrachten, weil er einfach den Anschluss nicht fand, sondern nach je-dem Schulwechsel aufs Neue von seinen Mitschülern als „aufdringlich“ und „nervig“ gemieden und teilweise auch angefeindet wurde.
So ist es nichtverwunderlich, das er im sozialen Verhalten ungeübt blieb. Leon wünschte sich eigentlich Kontakt zu anderen, konnte aber keine adäquaten Kontakte herstellen und entwickelte aus Angst Vermeidungsstrategien. Diese Ängste ereichten ein Ausmaß, das er mir erst jetzt, nach einem Jahr erfolgreicher Behandlung mitteilen kann. Und so wird mir erst jetzt allmählich klar, was dieser Junge, der anderen so un-ausstehlich erschienen war, auszustehen hatte.
Eigentlich nur, wenn er Angst hatte war er auch ruhig, im Schulunterricht eben
oder aber im Gespräch mit Erwachsenen, dass er zunehmend gezielt suchte. Und so entwickelte er eine besondere Sympathie für „alte Damen“, denen er auch gerne be-hilflich war und viel Verständnis entgegenbrachte, weil er denen ohne Angst begegnen konnte: seiner Oma, seiner Großtante, seiner Klavierlehrerin.
Immerhin entwickelte Leon im Laufe der Zeit Strategien, um mit seinen Defiziten den-noch einigermaßen erfolgreich zu sein. So legte sich abends stets die Dinge zurecht, die er am Morgen brauchte, wenn er das Haus verlässt. Aber dennoch musste er je-den Morgen irgendetwas wichtiges suchen.
Dass er seinen Turnbeutel nie mehr vergessen hat, lag bloß daran, dass derjenige, der seine Sportsachen nicht dabei hatte, als Schiedsrichter eingesetzt wurde. Eine Aufgabe, die ihn total überforderte: wegen häufiger Unaufmerksamkeitsfehler hatte er sich da den allgemeinen Unmut zugezogen und wurde - ohnehin schon Außenseiter – nun noch stärker angefeindet.
Auch das hatte ich seinerzeit nicht richtig eingeordnet: Leon hat verspätet Lesen und Schreiben gelernt, mit damals deutlichem Rückstand zu den Gleichaltrigen. Ich hatte damals schon den Kontakt zur Legastheniker-Hilfe gesucht. Das Schriftbild war nahe-zu unleserlich.
Von seinen Lehrern wurde Leon als „oft nicht bei der Sache, wie abwesend wirkend“ beschrieben und blieb in der Schule leistungsmäßig deutlich unter seinen Möglichkei-ten.

Unter der Behandlung mit Methylphenidat haben sich alle Auffälligkeiten deutlich ge-bessert und sind teilweise ganz verschwunden.
Leon wurde nach der ersten Einnahme von 5 mg Methylphenidat so müde, dass er sich hinlegen musste. Er hat dann in der folgenden ersten Zeit mit diesem Medika-ment - es waren Schulferien – die Langsamkeit für sich entdeckt: er konnte sich mal hinsetzen und eine viertel Stunde die Schmetterlinge im Garten beobachten – und ge-nießen, dass es solche Momente im Leben gibt. Er war plötzlich in der Lage, dicke Bücher zu lesen und hat dies mit Freude getan; mehrere Harry-Potter-Bände las er innerhalb kürzester Zeit. Die Handschrift war plötzlich unauffällig und gut lesbar, er hatte nun Freude an Tätigkeiten, die Konzentration und Ausdauer erfordern. Er kann eine Stunde und länger Klavier üben und es gelingen Fortschritte, über die er sich sehr freut und die Klavierlehrerin, die alte Dame, die er nun mit ganz nüchternen Au-gen wahrnimmt wohl noch viel mehr. Und er hat mir gestanden, dass er vor einem Jahr nahe daran war, mit dem Klavierspielen aufzuhören, je schwieriger die Stücke wurden, um so verzweifelter kämpfte er mit, ja eigentlich sich selbst. Er schrieb schon mal falsche Übzeiten ein und konnte eigentlich kaum noch still sitzen und üben.

Er erledigt nun nicht nur die Hausarbeiten in angemessener Zeit, er ist auch in der La-ge, viele andere Aktivitäten in seiner Freizeit sinnvoll zu organisieren und zu erledigen, er spielt so nun auch Theater geht regelmäßig zu Krankengymnastik, zum Kieferor-thopäden, zu verschieden Ärzten und regelt alle diese Dinge, zu denen er früher abso-lut nicht in der Lage war, vollkommen selbständig.
In der folgenden Zeit, suchte er nach der besten Dosierung. Zum einen war dabei dar-auf zu achten, dass er nicht zu müde wurde – zeitweilig fühlte er sich wie „abgeschal-tet“, zum anderen galt es Intervalle unzureichende Medikamentenwirkung zu vermei-den, in denen die oben genannten störenden Symptome wieder auftauchten.
Inzwischen ist aber auch klar, dass die Medikamente nicht alles bewirken können, was Leon sich in der ersten Euphorie von ihnen versprochen hatte.
Der Neustart nach der Umschulung, es war die siebte und Gott sei dank letzte in sei-nem Leben, stellte den wissensdurstigen und hoch motivierten Jungen vor einige Schwierigkeiten, weil die neue Schule insgesamt ein höheres Leistungsniveau hat und in einigen Fächern Leon deutlich im Rückstand war.
Sozial durch lange Isolation vollkommen ungeübt und unbeholfen, ist es ihm auch diesmal nicht gelungen, sich rasch in die Klasse zu integrieren. Zudem ist er auch mit der Medikation nicht vollkommen frei von Impulsivität, Sprunghaftigkeit und einigen anderen, oben schon beschriebenen Schwierigkeiten. Inzwischen aber hat der früher total ausgegrenzte und sozial weitgehend isolierte Junge zahlreiche Sozialkontakte und einige Freunde; er hat auch mehrer Spielzeiten am Jugendtheater gespielt.
Leon ist jetzt, seit er, inzwischen achtzehn geworden und das vierte Jahr mit Ritalin behandelt, also eine wirksame und hilfreiche Medikation hat, auf dem Weg, seine Fä-higkeiten, Möglichkeiten, Potenzen und Eigenarten zu entdecken und zu entwickeln. Er gehört zu den leistungsstärksten Schülern, macht ein gerade ein super Abitur, der Weg in ein glückliches Leben steht ihm offen.

Hände weg von Pseudomedikamenten!
Ihr Kind verliert kostbare Lebenszeit, die es braucht um sich zu entwickeln. Niemand kann ihm die später zurückgeben.


Mit freundlichem Gruß

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Hallo und vielen Dank für Deinen Bericht.

Es sind mittlerweile ein paar Monate seit dem Beitragsstart vergangen. Mein Jüngster nimmt sein September 2009 Medikinet. Er hat dadurch keine der befürchteten Nebenwirkungen und er kann sich in dem Wirkzeitraum gut sortieren. Er ist auch mittlerweile von der Förderschule auf die Regelschule gewechselt und kommt mit Ausnahme seiner sprachlichen Defizite sehr gut mit.
In der Zwischenzeit ist sehr viel passiert.
Die Diagnose meines Jüngsten hat eine Menge Steine in Rollen gebracht. Nun werden auch seine Geschwister getest bzw. sein Bruder ist jetzt auh diagnostiziert und soll Medis erhalten. (Heute ist der Termin deswegen). Und ich bin nun diagnostiziert und bekomme Ergo. Da wir scheinbar alle betroffen sind, ist es natürlich auch weniger aufgefallen, dass da jemand ein wenig anders ist. Aber es wird schon und jeder erhält dass was er braucht, um damit am besten umgehen zu können.

LG as2205

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So wenig, wie Du eine schwere Herzkrankheit mit Handauflegen heilen kannst, so wenig hilft Zappelin bei AD(H)S.

Wenn Kinder mit AD(H)S Medikamente brauchen und 2 FachärztInnnen dieser Meinung sind, dann ist es m. E. nach unterlassene Hilfeleistung, diese zu verweigern.

Unbehandeltes AD(H)S kann zu Drogen- und Alkoholmißbrauch (Selbstbehandlung!) und sogar zum Suizid führen. Von der Unfallgefahr bedingt durch riskantes Verhalten mal ganz abgesehen.

Gruß

Manavgat

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Auch Dir danke ich für Deinen Beitrag.

Mittlerweile sehe ich das genauso.

Denke aus Angst und Sorge um sein Kind, versucht man erstmal das in den eigenen Augen am wenigsten Schlimme mit seinen Kindern zu machen.

Manchmal kann es hinhauen, aber bei AD(H)S wahrscheinlich so gut wie gar nicht.

Mein Sohn ist glücklich, dass er mit Hilfe seines Medikinets so sein kann, wie er eigentlich ist und ihm nicht ständig Stolpersteine in den Weg gelegt sind, die er immer überspringen muss um vorwärts zu kommen und dabei nichts anderes mehr mitbekommt.

LG as2205