Warum gibt es nur noch hochbegabte Kinder?

... diese Frage stellt sich hier sicher schon die eine oder andere. Ich treffe in meinem privaten und beruflichen Umfeld immer wieder auf hochbegabte Kinder. Meist ergibt sich die Diagnose aus einem Text beim Psychologen, weil ADHS oder Legasthenie vermutet wird. Ich bin Gymnasiallehrerin und hatte das Thema Intelligenz bei der Psychologieprüfung im ersten Staatsexamen (wurde übrigens von Elsbeth Stern geprüft, aber das nur am Rande.) Also ein bisschen meine ich mich auszukennen. Wie kann es denn nun sein, dass ich bei 2 bis 3 % Hochbegabten in der Bevölkerung ständig auf hochbegabte Kinder treffe. Das ist doch sehr unwahrscheinlich. Ich persönlich habe die Validität dieser Intelligenztests im Verdacht, von denen ich aber eigentlich recht viel halte. Wie seht Ihr das?

Bin gespannt auf Eure Meinungen
Claudia

P. S. Das Gymnasium an dem ich arbeite, wird in der Regel von normal begabten Schülern besucht, bei uns sind ca. 50 % eines Jahrgangs empfohlen. Außerdem ist die gefühlte Hochbegabtendichte im Kindergarten meines Sohnes und in der Verwandschaft viel höher.

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Hallo Claudia!

Das Empfinden habe ich hier im Forum. Hier gab es (oder gibt es immer noch und ich überlese das) reichlich wettkampfgehabe, was die Kinder bereits können, wie weit sie sind usw. des weiteren wird oder wurde auffällig oft nach HB gefragt.

Im privaten Umfeld habe ich diesen Eindruck nicht. An unserer Grundschule sind die 1. und 2. Klasse als Flexklassen zusammengelegt und ich kenne weder in diesen 5 Klassen a ca. 28 Schüler, noch in den anderen 4 Klassen Kinder deren Eltern der Meinung sind, ihr Kind wäre Hochbegabt.
Stopp, doch in der 3. Klasse (meines Sohnes) ist ein Kind, dessen Mutter mir im letzten Schuljahr sagte:
"Wir haben unseren Sohn testen lassen, aber dieser Test muss falsch gelaufen sein. Es wurde dabei keine Hochbegabung diagnostiziert. Es wird in kürze neu getestet."
Innerlich musste ich doch etwas schmunzeln, aber ich möchte meine Meinung darüber nicht kund tun.

Im letzten Schuljahr sind 2 Kinder von 75 Erstklässlern vor Weihnachten in die 2. Klasse gesprungen. Da war aber bei keinem von Hochbegabung die Rede.

Über die Richtigkeit und Aussagekraft von Tests kann ich nicht mitreden. Weder hat eines meiner Kinder jemals einen gemacht -womit ich nicht sagen will, dass meine Kinder HB wären- noch habe ich mich näher damit befasst.

Gruß Bille

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Hallo,

das hat mehrere Gründe:

Zunächst wird zwischen hoch- und höchstbegabten Menschen unterschieden (bitte nagele mich nicht auf die Namen fest, ja? ;-) ). Einen IQ, der über 120 liegt haben etwa 10% eines Altersjahrganges, einen IQ über 130 (höchstbegabt) nur noch 2 - 3% eines Altersjahrganges. Für beide Gruppen gilt, dass sie in den Kreis der Hochbegabten gerechnet werden. Das heißt, du hast im Normalfall in jeder normalen Klasse 2 - 3 hochbegabte Schüler. Das ist heute nicht unbedingt anders als früher. Allerdings wird es eher erwähnenswert gefunden. Es kann also sein, dass wir einfach sensibler sind (ich denke, dass die These von Largo stimmt, dass es daran liegt, dass die heutigen Kinder Wunschkinder und deswegen weniger zahlreich, aber eben auch zur Perfektion verdammt sind).

Außerdem wachsen die Kinder in einer anderen Anregungsumwelt auf. Die Erkenntnisse darüber, was gut für die Intelligenzentwicklung ist, ziehen wir aus der Forschung. Die Forschung entwickelt allerdings auch Verfahren zur Testung von Intelligenz. Meiner Meinung nach, sind die Verfahren größtenteils ganz einfach zu alt. Sprich: die Kinder sind schon mit der Art und Weise der Aufgaben vertraut und erzielen dadurch bessere Testergebnisse - denn ja, Intelligenztests kann man lernen... ;-)

LG Berna

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Ich kenne nur die Bezeichnung hochbegabt (ab 130).

Mit 120 ist man m.E nicht hochbegabt.

"Höchstbegabt" wenn es diese bezeichnung überhaupt offiziell gibt wäre man meiner Meinung dann vielleicht ab 150.

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Höchstbegabt gibt es nicht nach hochbegabt kommt Genie!

Aber klar sind die Kindr mit IQ 120 hochbegabt zumindest gegenüber den leicht dementen Übermuttis mit einem IQ von 86.

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Da immer weniger akzeptiert wird, das Kinder sich verschieden entwicklen, vielmehr wird getestet, verglichen und bewertet.

Ein 6 - jähriger kann sich wie ein 8 -jähriger verhalten und ist nicht hochbegabt, wie auch wie ein anderes gleichaltes Kind sich eher wie ein 5 - jähriger verhält und nicht minderbegabt ist.

Weder in der Schule noch bei den Eltern scheint dies richtig anzukomen - alles dies ist im Rahmen und hat nichts mit Begabung oder Minderbegabung zu tun - sondern einfach nur mit Vielfalt.

Ein Kind was öfter getestet wird, lernt zudem Aufgaben zu beältigen und wird -welch ein Wunder immer begabter :-).

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Ganz klar, weil die Mütter einfach keine anderen Themen haben oder das einfach der momentane Trend ist. Kinder die nicht hochbegabt sind, sind eben kein Standart und mit denen kann man nicht prahlen.
Bei uns gibt es eine Wohnsiedlung da sind ALLE Kinder hochbegabt, lernen mit 3 ihr erstes Instrument und bekommen Chinesischunterricht weil Englisch sie unterfordern würde.
Tja, wenn man da hinzieht, macht es "WUmms" und das Kind ist hochbegabt. Sonst dürfte es evlt. auch nicht mit den hochbegabten Nachbarskindern spielen.

Wie auch immer....ich finde es auch merkwürdig.

Mona

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OmG wo wohnst du denn??? #schock

LG Helga,
die nur einen nichtgetesteten aber vermutlich hochbegabten Neffen hat und weder diesen, noch dessen Eltern seltsam findet.

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In Bayern in einer kleinen Stadt.
Seltsam sind die Leute auch nicht, aber eben vollkommen überzeugt dass ein normales Kind eben hochbegabt sein muß heutzutage.#zitter

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Hallo!

Hast du selbst schon einmal einen Intelligenztest gemacht?

Solche Tests kann man üben.

Wir haben damals einen Test im Biologieunterricht der 12. Klasse gemacht. Ergebnis: 127. Also per Definition einer "Mitschreiberin": hoch begabt.

Kurze Zeit später hatte ich einen Einstellungstest mit IQ-Test. Ich kannte die Art der Aufgaben schon vom ersten Test. Ergebnis:147, also "höchstbegabt".

Bin ich also in weniger Wochen so viel begabter geworden? Nein, diese Art von Test sind meines Erachtens lernbar.

Mein Abi habe ich übrigens mit dem "Hochbegabten"-Schnitt von 3,2 abgeschlossen.;-). Da würden die Mütter von heute wahrscheinlich sagen, ich wäre ein Underachiever oder hochbegabter Minderleister.

Vielleicht, denn hätte ich für mein Abi wirklich gelernt, wäre es wahrscheinlich besser geworden. Meine Mutter hat das damals aber "stinkend faul" genannt...

Tja, so ändern sich die Zeiten.

Gruss,
zickentwins


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Also, mal kurz ein paar Definitionen, damit es wenigstens richtig benannt wird:

IQ 85-115 gilt als normal begabt
IQ 116-129 ist überdurchschnittlich begabt
IQ über 130 ist hochgegabt

Höchstbegabt gibt es nicht per Definition.

Man geht davon aus, dass 2 % eines Jahrganges hochbegabt sind.

Ich finde es schade, dass hier (genau wie bei der ADHS-Diskussion) die Kinder, die wirklich hochbegabt sind in einen Topf mit all denen geworfen werden, deren Mütter wollen oder glauben, dass ihr Kind hochbegabt ist.

Die Tests sind sicherlich trainierbar. Aber wer so etwas mit seinem Kind übt, der tut diesem nichts gutes!
Seriöser Weise dürfen Tests frühestens nach 1 bzw. 2 Jahren wiederholt werden.

Ich verstehe nicht, wie man sich wünschen kann, ein hochbegabtes Kind zu haben!
Mein Sohn ist getestet hb und befindet sich mit 8 Jahren in der 5. Klasse des Gymnasiums- nicht wirklich ein erstrebenswerter Zustand. Er hat es nicht leicht-
aber wir Eltern auch nicht, weil man immer wieder auf diese blöden Vorurteile trifft von wegen "Eislaufeltern" etc.

Sicher wird hier viel Schindluder mit dem Thema getrieben- aber kippt bitte nicht das Kind mit dem Bade aus!

LG;
Lucy

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Ich verstehe nicht, wie man sich wünschen kann, ein hochbegabtes Kind zu haben
Stimmt!!

Ich sehe es im Freundeskreis. Ehepaar mit 2 Töchtern. Vater IQ 136 ständig am tüfteln aber bodenständig, Mutter IQ um die 100 jetzt aber:

Tochter I : mit 5 eingeschult weil sie täglich den Kiga aufgemischt hat , das erste Mal SPZ...... Dritte Klasse übersprungen weil völlig unterfordert, Gymnasium und in der 9.Klasse völlig hinüber weil wieder mal unterfordert... SPZ stellt fest IQ 138, jetzt von den Eltern weg und im Internat weil keiner mehr mit ihr fertig wird.

Tochter II: regulär eingeschult, wird in der Schule nicht fertig und wird zurück gestuft, sie ist das kleine Dummchen , Test SPZ , Resultat IQ 95,
Sie ist ein liebes umgängliches Mädchen , gute Realschülerin, das stets hilfsbereit ist und mit dem Leben zufrieden.....


Was ist besser durchgedreht und hochbegabt oder "normal" und glücklich.

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OHHH, das ist aber böse!

"Hochbegabt" ist nicht gekoppelt mit "durchgedreht sein" und "normal" ist nicht gekoppelt mit "glücklich"!

Die Mehrheit ungetesteter HBs sind überwiegend nicht durchgedreht und überwiegend glücklich, und es laufen ein Haufen ungetesteter HB s rum ..... (vgl. Rost - Querschnittsstudie über HB in DE)

Und wenn man mit "Normal" auch das "Glück" gebucht hätte .....

VG, I.

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Hallo,

wenn Kinder auf einer Seite sehr begabt sind, fehlt es oft an der anderen...

(ich schrieb "oft" nicht "immer" ;-))

Die als hochbegabt benannten Kinder in meinem Umfeld haben Defizite im Sozialverhalten.

Hoher IQ = niedriger EQ?

Wer weiß das schon? #schein

Bei Kindergartenkindern kann man keine zuverlässigen Allergietests machen, weil sie sich immer noch stark entwickeln und verändern und zwar täglich. Das selbe gilt - davon bin ich überzeugt - auch für Intelligenztests in dem Alter.

LG Marion

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Es liegt bestimmt daran, dass du Gymnasiallehrerin bist. Ich kenne aus meiner Schulzeit gleich drei Leute, die wohl hochbegabt waren. Natürlich kenne ich deren IQ nicht, aber jemanden, der in JEDEM Fach eine 1 hat, ist wohl hochbegabt. Ein Mädchen darunter machte mit 16 Abi. Hat 3 Klassen übersprungen. #zitter

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Ich weiß nicht, wie genau dieser Test ist, kann aber nur folgendes berichten. Wir hatten eine gaaaaaaaaaaaaaaannnnzz tolle Kooperationslehrerin im Kindergarten, die meiner Tochter, nachdem sie sie 3x90 Minuten gesehen hat (gemeinsam mit 25 anderen Kindern), eine Entwicklungsverzögerung andiagnostiziert hat.

Da der Verwaltungsapparat, wenn einmal in Gang, sehr sehr langsam zum Stehen gebracht werden kann, hat man sich dann bei einem "Schlichtungsgespräch" auf einen Test beim SPZ geeinigt. Waren fast 9 Stunden da, auf drei Tage verteilt. Ich durfte beim Test dabei sein.

In den Wochen vor dem Test war sie total LÜK Kasten begeistert, v.a. für Mathe und hatte alle Hefte, die es so gibt, durch. Beim Test im SPZ hat sie dann im Mathe -wenn ich mich recht erinnere- über 130% erreicht, bei einem IQ von 100. Die waren völlig begeistert und sagten ihr eine Karriere als Einsteinine vor. Mich hat das sehr überrascht, v.a., weil sie dort sprachlich eher unterdurchschnittlich abschnitt (sie war total schüchtern damals). Jetzt in der Schule steht sie in Deutsch auf 1-2, in Mathe auf 2- (Tendenz eher fallend).

Ich glaube eben, dass diese Tests auch oft von anderen Faktoren abhängen. Ich kann mich täuschen. Außerdem denke ich, es wird viel zu oft getestet.

LG
Scotland

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Hi,

es sind nicht viele Kinder hochbegabt. Das ist per Definitionem so, 2% eines Jahrgangs sind hochbegabt.

Danach werden die Tests geeicht.

Ich habe auch im 2. Staatsexamen meine Prüfung über das Thema gemacht. Ein falsch positiver Test ist eigentlich nicht möglich, ein falsch negativer schon (wegen schlechter Tagesform usw.)

Aber: Es gibt eine ganze Menge nicht wirklich aussagekräftiger Tests. Im Kindergarten kann man eigentlich gar nicht testen, erst so ab 6 oder 7 Jahren.

Am Gymnasium hast Du natürlich ein paar mehr Hochbegabte als 2%, vielleicht so 3 bis 4 %. Darüber hinaus hast Du eine ganze Menge überdurchschnittlich intelligente Kinder, die aber nicht hochbegabt sind.

Höchstbegabung ist was anderes, IQ > 150, das spielt sich im Promillebereich ab.

Dass wiederum viele Menschen meinen, ihre Kinder wären hochbegabt, ist eine ganz andere Geschichte. Es gibt ja nicht so selten "Underarchiever", aber dennoch ist eine Leistungsschwäche oder eine Verhaltensauffälligkeit erst mal kein Indiz für Hochbegabung. Aber auch kein Ausschlusskriterium.

Ich hatte bisher eine Handvoll Schüler, die hochbegabt sind. Einmal habe ich einen Underarchiever zum Test geschickt, da waren die Eltern einigermaßen erstaunt, dass ich da Recht hatte. Ein Massenphänomen ist aber Hochbegabung sicher nicht, im Gegenteil.

Beste Grüße,

ez-p