Pro / Contra Ganztagsschule

Hallo!

Mein Neffe kommt nächstes Jahr in die Schule... und mein Bruder und dessen Frau streiten sich äußerst häufig um das Thema Ganztagsschule.
Sie ist dagegen, weil sie die hausaufgabenbetreuung selbst übernehmen will, er ist dafür weil er will, dass sie ganztags arbeitet.

so, jetzt würde mich eure meinung dazu mal interessieren!
an alle, deren kinder schon in der schule sind (oder auch nicht ;-)): welche form habt ihr gewählt und warum?

es interessiert mich wirklich und bin gespannt auf eure antworten!
gute #stern

1

Wenn man nicht ganztags arbeiten muss (finanziell gesehen) tendiere ich ganz klar zu nein.

30

so sehe ich das auch! allerdings nur, wenn muttern auch lust und zeit hat, dem kind nachmittags programm zu bieten, dinge mit ihm zu machen, es hin- und herzukutschieren etc.. falls dem nicht der fall sein sollte, ist ein ganztags-angebot mit AGs etc. doch besser.

2

Ich (als Akademikerin in Teilzeit mit Angebot auf Vollzeit) verzichte bewusst auf einen Ganztagesjob, der wesentlich einfach zu finden gewesen wäre.

Wir leisten uns den Luxus, unsere Kinder selbst erziehen und aufwachsen zu sehen.

Diesen Weg gehen wir aus Überzeugung, dass es für unsere Kinder schöner ist, wenn sie ihre Eltern als Ansprechpartner jederzeit in Griffweite haben.

Genaugenommen gab es darüber bei uns nie eine Diskussion, weil ich es nicht wollen würde, meine Kinder ganztags betreuen zu lassen. Solange wir es uns finanziell erlauben können, wird das auch so bleiben.

3

Hi,

wenn man nicht gezwungen ist ganztags zu arbeiten sage ich klipp und klar nein.

Wir erlaube uns auch den Luxus, dass ich nur stundenweise arbeite und für unsere Kinder da bin. Ich möchte schon gerne sehen, wie sich meine Kinder entwickeln. Auch möchte ich nachmittags noch mit meinen Kindern Aktivitäten machen können - nicht nur Schule.

Am Anfang dachte ich auch, dass es unserem Sohn gut tut bis 15.30 Uhr in der Schule zu bleiben. Dort Hausaufgaben zu machen. Dem war aber nicht so. Unser Sohn wurde immer stiller und lustloser. Die Hausaufgaben waren zwar gemacht, dennoch musste ich sie mir noch ein Mal ansehen und anschließend Fehler ausbessern und auch noch etwas lernen.

Das Ende vom Lied war, er geht früh um 7.30 Uhr aus dem Haus, kommt gegen 16 Uhr nach Hause. Bis alles fertig war, war es immer 17 Uhr. Prima, gegen 18.30 Uhr Essen wir und anschließend ist Bettgehzeit.

Er hatte rein gar nichts mehr vom Tag. Wir konnten nicht mehr zum Fussball gehen nicht mehr in Kungh Fu. Alles ging immer gegen 16 Uhr los.

Ich habs geändert, ihn aus dem Hort raus genommen. Er blühte wieder auf. Ist gegen 12.15 Uhr zu Hause, dann wird ne Kleinigkeit gegessen. Hausaufgaben gemacht. Spätestens um 14 Uhr sind wir fertig mit allem, auch mit Wiederholen. So haben wir den ganzen Nachmittag Zeit etwas zu tun, was nicht mit Schule zu tun hat.

Er kann wieder ohne Stress in seinen Sport gehen, wir toben im Garten und er kann Freunde besuchen. Ach so und das Wichtigste - er ist wieder das Kind, was ich aufgezogen haben. Glücklich!

LG
Caro mit Max 7 Jahre und Lara 2 Jahre

7

Das ist dann wohl auch von Kind zu Kind unterschiedlich, meinst du nicht auch?

Ich selbst war in der Grundschule IMMER im Hort, 4 Jahre lang bis 15.30 Uhr. Und das war nie ein Thema oder gab gar Probleme.

Meine Nichte (kommt jetzt in die 2. Klasse) geht seit einem Jahr ebenfalls täglich bis 15.30 Uhr in den Hort. Und auch da gibt es gar keine Probleme. Sie geht gern hin, nimmt sogar an den Ferienspielen teil. Und sie geht nebenher sogar noch zur Musikschule- was meine Schwägerin und mein Schwager auch schaffen ohne zu jaulen, wie schlimm das alles ist.

Es kommt auch immer drauf an, wie man seinem Kind bestimmte Dinge "verkauft". Unsere Tochter will freiwillig in die Ganztagsbetreuung, da sie dort Angebote haben, die sie sich nicht entgehen lassen möchte.

4

Hallo,

als Mutter und Lehrerin, die 4 Jahre lang eine Ganztagesklasse geführt hat, schließe mich den ersten Meinungen (die ich gelesen habe) an und sage: Wenn es finanziell nicht dringend erforderlich ist, würde ich zumindest noch in der Grundschule die Halbtagesklasse wählen und die Hausaufgaben selbst betreuen.

LG,
delfinchen

22

Hallo

ich hoffe bei uns läuft es gut in der Ganztagsklasse- wir haben uns dafür entschieden, weil ich bald wieder arbeite und die Ganztagsklasse hier einen super Ruf hat. Dieses Jahr konnte fast nur die Hälfte aller Kinder die einen Platz dort wollten, einen bekommen.



eine Frage - gibt es Hausaufgaben normalerweise in der gebundenen Ganztagsklasse ???

bei uns ist es so gelöst, daß die Ganztagsklasse keine Hausaufgaben hat- bzw. nur Freitags welche auf hat
Gerade darum ist bei uns die Ganztagsklasse sehr beliebt.
Der Unterricht geht von 8.00 bis 12.15, dann Mittagessen, Spielen draußen und von 14.00 bis 14.30 nochmals Unterricht - Montags bis Donnerstag. Freitag ist 12.15 aus
Durch dieses mehr an Stunden wiederholen sie den Stoff den sie brauchen und es gibt keine Hausaufgaben.
Zwei Lehrerinnen teilen sich den Tag und sind auch einige Stunden am Tag zu zweit. So wird z.B. 3x die Klasse halbiert - die einen haben Sport die anderen Unterricht um besser fördern zu können

Für uns ist es die sinnvollere Lösung als normale Halbtagsklasse und die Hausaufgaben z.B. im Hort zu machen - da es nicht allen Kindern leicht fällt die Hausaufgaben in einer großen Gruppenstärke zu machen

Grüße Silly

28

Hallo,

wir waren/ sind auch gebunden.
Unterricht von 8 bis 15.30 - mittags eine Stunde Pause.

Hausaufgaben gab nur freitags und das war die Crux an dem Ganzen.
Viel zu wenig Übungszeit für die Kinder, die zuhause konzentrierter arbeiten können als im Klassenverbund. Somit hatten wir nie mehr Zeit für den Unterrichtsstoff, sondern eigentlich deutlich weniger, weil die Übungsphase zuhause ja fehlte und im Unterricht erfolgen musste.
Betreu-Situation daheim: 1 zu 1/2/3
Betreu-Situation in der Schule: 1: 12 mit viiiiiiiiel Glück, meist 1: 20, wenn nicht gar 1:25.
Zudem dachten die Schüler und Eltern, dass zuhause gar nichts mehr gemacht werden muss - dabei waren nur schriftliche Aufgaben gemeint. Lernen muss man immer noch und dafür sollte man, wenn man am Ball bleiben will (mit Englischvokabeln/ Rechtschreibübungen/ Lesen/ Lernen für Sachfächer) nochmal gut 45 min am Tag einrechnen, zumindest an den weiterführenden Schulen.
Eltern verlieren oft den Überblick über das, was gemacht wird, weil Hefte und Bücher überwiegend in der Schule bleiben.

Das mit dem "Teilen sich eine Klasse" ist auch gut gemeint, Tatsache ist, dass eine der beiden sofort aus der Klasse genommen werden wird, wenn eine Vertretung benötigt wird. Zumindest bei uns war das so, wir sind aber mit knapp 400 Schüler eine für hiesige Verhältnisse große Schule.

Für mich wäre eine sinnvollere Lösung: Schule bis 13 Uhr, dann Hort mit Hausaufgabenbetreuung in Kleinstgruppen ODER die gebundene Ganztagsschule bis 17 Uhr, damit man wirklich Zeit hat, die Kinder zu fördern und damit man jeden Tag mindestens eine Stunde Sport einbauen kann - was aber aus organisatorischen Gründen (Turnhallenbelegung) sehr schwer sein dürfte.

Solange unsere Schulräte und die drüber (also Minister) aber der Meinung sein, Bildung in diesem Ausmaß sei zum Nulltarif erhältlich (also ohne Geld für zusätzliche Lehrerstunden/ Räumlichkeiten/ Facheprsonal von Außerhalb), solange wird eine Ganztagsbetreuung nie den Erfolg haben, den sie haben KÖNNTE.

Und deshalb hoffe ich, dass ganztags nicht verpflichtend werden wird, sondern ein Angebot bleibt.
Diejenigen, die die Kinder ganztags abgeben wollen oder müssen, sollten die Möglichkeit bekommen, ihre Kinder ganztags in die Schule zu schicken, ganz klar. Ich verurteile auch niemanden, der sein Kind in eine Ganztagsbetreuung schickt.

ABER: den Eltern, die nachmittags für ihre Kinder Zeit haben (weil sie das können oder wollen), die sollten umgekehrt nicht gezwungen werden, ihr Kind in eine Ganztagsbetreuung zu schicken, sondern denen sollte die Möglichkeit gegeben werden, die Nachmittage mit ihren Kindern zu gestalten.

Die Tatsache, dass man hierzulande noch die Wahl hat zwischen "mein Kind geht ganztags" oder "mein Kind geht halbtags" ist meiner Ansicht nach noch der größte - wenn nicht einzige - Vorteil unseres Schulsystems anderen Ländern gegenüber.

Liebe Grüße und ich wünsche euch, dass ihr mit eurer Wahl auch in zwei Jahren noch zufrieden seid,

delfinchen



weitere Kommentare laden
5

Vielen Dank für die zahlreichen antworten!

#blume

6

Unsere Tochter möchte an 2 Tagen in der Woche selbst in der Ganztagsschule bleiben, da dann dort Sachen angeboten werden, an denen sie gern teilnehmen möchte. Ich bin noch bis Januar mit unserem Kleinen in Elternzeit.

Ich weiß jetzt nicht, was daran schlimm sein soll. #kratz

9

Warum sollte es schlimm sein?

Deine Tochter bleibt nur zweimal in der Woche dort und macht dann etwas was ihr Spaß macht. Das kannst du doch nicht vergleichen.

12

Wenn ich wieder arbeiten gehe, wird sie die ganze Woche dort bleiben müssen. Und ich denke auch nicht, dass das zum Problem wird.

Ich verstehe nicht wie manche so einen Aufstand darum machen können, dass das Kind den ganzen Tag in der Schule ist. #kratz

weitere Kommentare laden
8

Die Frage ist:

was ist drin in der Ganztagesschule?


Bei uns hier ist es so, dass die Kinder und Jugendlichen den ganzen Tag aufbewahrt werden. Die AGs werden von nicht qualifiziertem Personal gehalten (um es mal vorsichtig auszudrücken). Bei den älteren ist es so, dass der mangelhafte Unterricht über den Tag verteilt wird, mit Freistunden dazwischen. Zum Teil in Schulen ohne Kantine und ohne Freizeiträume!

Wer ein schönes Zuhause hat, bzw. Eltern die entweder selbst betreuen oder sich um eine gute Tagesmutter kümmern (geht auch bei Schulkindern), der hat in dieser sogenannten "Ganztagesschule" Nachteile.

Viele Gebäude sind auch so schlecht, dass der Aufenthalt dort gesundheitsschädlich ist: Schimmel, chemische Ausdünstungen, zu viele Menschen in einem Raum (erzeugt Aggressionen), sehr hoher Lärmpegel, keine/mangelhafte Rückzugsräume.

Solange die Qualität so schlecht ist, solange bin ich dagegen.

Außerdem: viele Kinder geben ihr Musikinstrument, ihren Sport, ihr Hobby auf, weil es nicht mehr in den Tag passt.

Gruß

Manavgat

24

Hallo

leider stimmt das
man muß sehr aufpassen, wer die Nachmittagsbetreuung übernimmt - oft machen es ehrenamtliche Menschen oder es werden Projekte angeboten

wir haben uns für die gebundene Ganztagsklasse entschieden
weil sich 2 feste Lehrerinnen den Tag teilen, beide sind zuständig
die Ganztagsklasse nur bis 15.30 und Freitags nur bis 12.15 geht- das ist viel weniger als bei uns im Hort gebucht werden muß
Außer Freitag keine Hausaufgaben
Mittagessen und jeden Tag danach noch eine Stunde draußen Zeit ( außer Freitag )


Grüße Silly

25

da gebe ich Dir Recht.

Hinzu kommt, dass das Essen, so es eine Kantine gibt, oft sehr schlecht und ungesund ist - auf jeden Fall nichts, womit ich meine Kinder an 5 Tagen die Woche ganzjährig ernährt wissen wollte. (wobei wir uns eh darauf verlegt haben, abends warm zu kochen, aber trotzdem: wenn dann alle Schulkollegen in die Kantine gehen, ist der Herdentrieb groß und man isst die Kantinenpampe mit)

Gruß, liki

weitere Kommentare laden
10

Ich finde Ganztagsschulen toll.

Man muss sein Kind ja nicht jeden Tag dort den ganzen Tag über lassen. Aber man hat die Möglichkeit, dass das Kind dort einige Tage der Woche nachmittags an Aktivitäten in der Schule teilnehmen kann, wenn es möchte bzw. man es in der Schule lassen kann, wenn es nötig ist.

Ich selbst arbeite an 2 Tagen in der Woche und 3 Tage die Woche bin ich zu Hause. Und an den 2 Tagen muss mein Schulkind in den Kindergarten zur Hortbetreuung, weil die Schule nur Vormittags geöffnet hat. Ich würde vieles dafür tun, wenn mein Kind altersgerecht betreut werden könnte, statt mit hauptsächlich 2 und 3 jährigen Kindern zusammengesteckt zu werden.

Wer den Luxus einer Ganztagsschule hat, sollte sich auch bewußt sein, dass man seine Vorteile nutzen kann.

Und unsere Eltern sind auch ganztags arbeiten gegangen, hat es uns geschadet?

LG
Birgit

15

Bei uns geht es nicht, die Ganztagsschule nur an 2-3 Tagen in Anspruch zu nehmen. Dh ich müsste mein Kind mit knapp 6 Jahren JEDEN Tag von 8-17:30 abgeben.

Meine Eltern haben nicht ganztags gearbeitet und ich bin ihr jeden Tag dankbar dafür.

LG

21

Hallo,

das ist aber nicht überall so. Unsesre Ganztagsschule ist eine gebundene, da müssen die Kinder jeden Tag, außer Freitags, bis Nachmittags 15:30 in der Schule sein.

Für Eltern die darauf angewiesen sind super Sache, ich persönlich bevorzuge allerdings dennoch mein Kind selbst zu Erziehen und die Nachmittage zu gestallten. Manche Eltern können sich sowas natürlich nicht aussuchen.

Bei uns gibt es auch noch die Möglichkeit den Hort der Schule zu nutzen. Dieser ist zwar kostenpflichtig allerdings sind dann auch die Schulferien betreut, dies ist bei der Ganztagsklasse nicht der Fall.

11

Hallo,

ich denke, es kommt auf das Konzept der Schule und der Betreuung an. Ist es eine Aufbewahrung oder sind es sinnvolle AG's die gut geleitet werden?

Und, ganz wichtig meiner Meinung nach, will das Kind das? Meine Tochter war um jeden Tag froh, an dem sie mittags in den Kindergarten konnte. Sie ist ein Einzelkind und hat sich zu Hause eher gelangweilt (trotz Unternehmungen :-)). Sie will lieber mit anderen Kinder zusammen sein. Und sie hat keineswegs gelitten.

In der Schule, in die sie jetzt kommt, kann man zwischen einem und vier Nachmittagen wählen. Und wir haben vor die Möglichkeiten zu nutzen und bei der 2-Nachmittags-Regel zu bleiben.

LG
Andrea

16

Bei uns kann man nicht wählen, da MUSS das Kind JEDEN Tag bis 17:30 in die Ganztags-Schule - egal, ob es ein Hobby hat, das Kind oder die Oma Geburtstag hat oder ein Arzttermin ansteht.

Wie da das Familienleben und die Eltern-Kind-Beziehung nicht leiden soll, ist mir schleierhaft.

Ich kann auch nicht verstehen, wer sich so etwas unflexibeles und starres ausgedacht hat...

Offensichtlich sind andere Städte fortschrittlicher. Das ist schön zu hören!

LG

29

Ok da hätte ich auch arge Bauchschmerzen mein Kind unterzubringen, klingt irgendwie schrecklich.

Bei uns gibt es zwar auch die Vorgabe das die Kids an 3 Tagen bis 16 Uhr bleiben sollen, 2 Tage 15 Uhr, aber wenn mal Arzttermin oder Geburtstag ist, dann kann ich mein Kind nach der Schule abholen und gut. Das war mir persönlich zb extrem wichtig, weil die gesamte Verwandschaft min 1h entfernt wohnt und bei uns die Familienfeiern einfach Pflichtprogram sind, mein Sohn wäre total entäuscht wenn er dort nicht mitdürfte.

Wir fanden grade die AG´s sehr interessant weil die Kids da (geht immer von Ferien zu Ferien, dann können sie wechseln) alles mögliche testen können. Die AG´s machen bei uns verschiedene Sportvereine, die Musikschule, eine Jogalehrerin und halt die Erzieher -sowas wie Koch oder Werk AG.

Wir konnten auch an mehreren Nachmittagen vorbei kommen und uns die Betreuung anschauen, dazu kam das wir von Eltern die ihre Kids dort haben, nur positive Rückmeldungen bekommen haben.

LG Caidori