Krankes Kind wird geärgert - Lehrerin einschalten?

Hallo,

unser Sohn wird im Moment leider sehr oft geärgert. Krankheitsbedingt ist er mit gleichaltrigen Kindern leider nicht auf Augenhöhe - und das haben die anderen Kinder jetzt wohl raus. Nachdem es nun in der Freizeit einige Situationen gab, die mir auch einen Stich gaben, aber die ich noch unter "normales Kindergestreite" abbuchen wollte, gabs jetzt am WE etwas, womit ich mit sehr sehr schwer tue. Mein Sohn war mit einem Freund verabredet, sie waren auf dem Spielplatz. Dort haben sie etwas später drei Kinder aus der Schule (zwei aus der eigenen Klasse, eins aus einer unteren Stufe) getroffen. Diese drei haben angefangen, meinen Sohn zu ärgern, ihm die Käppi vom Kopf zu schlagen, Doofmann zu sagen etc. Als er sein Handy in der Hand hatte, wurde es ihm aus der Hand geschlagen. Eins der Kinder hatte eine Tüte Knabber in der Hand, mein Sohn fragte ihn, ob er eins haben dürfte. Ein Knabber wurde auf den Boden geworfen und ihm wurde gesagt, das könne er ja jetzt essen. Dann schien sich die Lage zu beruhigen, man bot meinem und seinem Freund an, zusammen Fussi zu spielen - den dreien gings aber nur darum, meinen zu foulen, zu schubsen, bis das Knie blutig war. Der Freund meines Sohnes hat nichts unternehmen, entweder hat er sich nicht getraut oder tja, keine Ahnung. Mein Sohn ist aber auch nicht einfach nach Hause gegangen, versteh ich auch nicht, warum geht er denn nicht einfach? So, jetzt hab ich schon wieder so lang geschrieben. Ich überlege jetzt jedenfalls, ob es Sinn macht, weil es alle Kinder an der gleichen kleinen Schule waren, mit der Lehrerin darüber zu sprechen. Ich finds nämlich doppelt schlimm, weil alle Kinder wissen, dass mein Sohn krank ist. Und er nun Angst hat, dass das Geärgere nun auch in der Schule losgeht. Was könnte ich der Lehrerin denn sagen? Als mein Sohn von 2 Jahren krank wurde, gabs mal so ne Hänselphase und die Lehrerin hatte nur als Antwort: In meiner Klasse wird nicht gehänselt, das wüßte ich.
Hm. Was tun? Die Kinder sind mir völlig unbekannt, an die Eltern mchte ich mich nicht wenden. Hab schon überlegt, mal allgemein über Toleranz etc. mit den Elternvertretern zu sprechen, leider ist aber die stellv. Vorsitzende eine der Mütter, die ihrem Kind den Umgang mit meinem Kind verboten hat, eben weil mein Sohn krank ist.....

Mann, alles Kacke.

pitti-lise

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was hat ein Sohn für eine Krankheit?
das fände ich irgendwie in diesem Zusammenhang schon wichtig

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Hallo,

er hat Epilepsie.

Die Klasse hat mehrere schwere Anfälle mitbekommen. Die Lehrerin sagte mir mehrmals im Gespräch, die Kinder hätten sich alle toll verhalten. "Hintenherum" habe ich dann erfahren, dass einige Kindern wohl doll erschrocken waren, dies zuhaus erzählten. Die Kontakte/Freundschaften gingen nach und nach kaputt, auch, weil Eltern den Kontakt nicht mehr wollten. Als die Anfälle in der Schule nicht mehr passierten, bekamen die Kinder aber mit, dass mein Sohn häufig fehlte, dass er kleine Anfälle jeden Tag machte, dass er dabei komische Geräusche gemacht hat, dass er langsamer sprach usw. Tolles Hänselpotenzial. Mittlerweile ist die Anfallssituation zwar gut, aber er ist beeinträchtigt durch die Folgen der Anfälle und die Nebenwirkungen der Medikamente. Er ist entwicklungsverzögert, noch sehr kindlich, kann sich verbal nicht so gut verkaufen, denkt sich nie was Böses, glaubt fast alles, was man ihm erzählt usw. Er leidet sehr darunter, dass er kaum Freunde hat und würd alles dafür tun.

Ich denke einfach, wenn ich die Lehrerin einschalten würde und sie könnte tatsächlich was ausrichten, dann hätten wir wenigstens die Baustelle "Schulkinder" nicht mehr - mir ist klar, dass ich gegen alle anderen Kindern da draußen "nix unternehmen kann".

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natürlich sind die Kinder erschrocken (ich kann mich an ein ähnliches Erlebnis als kind erinnern - also dass ich einen Anfall eines Mitschülers erlebt hab)

in meinen Augen ist es wichtig, die Lerhrerin einzubeziehen. Weil die kinder verstehen lernen müssen was da ist.

Kinder können grausam sein, von daher ist das Netzwerk um deinen Sohn gefragt, wobei du ihn sicher nicht vor allem Leid beschützen können wirst.

Aber genau das ist der Punkt, der bei Integration so schwer ist.
Gut ist, wenn er Freunde hat - vielleicht auch mehr wie einen. Freunde, die nicht auch eher ruhig und defensiv sind. Und wichtig ist auch für ihn ein gutes Selbstbewußtsein, das sind die Dinge an denen ihr arbeiten müsst: Netzwerk und Selbstvertrauen. Dann geht dein Sohn da auch nicht so schnell unter bzw. wird nicht so schnell zum Opfer

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Es ist schwierig zu antworten, weil man nicht weiß, was für eine Krankheit es ist. Eine Krankheit körperlicher oder psychischer Art? Wenn ich der Überzeugung wäre, dass mein Kind aufgrund seiner Erkrankung grundsätzlich nicht in der Lage ist, sich gegen andere zur Wehr zu setzen, dann würde ich ihn solchen Situationen auch nicht aussetzen. Solche Erfahrungen machen es ihm ja nicht gerade einfach. Den Vorfall würde ich nur der Lehrerin schildern, wenn Vergleichbares in der Schule vorfällt.

Grüße
Luka

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kinder können grausam sein, vorallem kinder ohne erziehung.

es ist erschreckend das manchen müttern sogar einfällt dass ihre kinder keinen kontakt zu deinen haben soll.

blöde frage, aber vielleicht wäre dein sohn auf einer anderen schule besser aufgehoben? weil du schreibst er ist auch entwicklungsverzögert, spricht langsam etc.

ansonsten würde ich wohl auf jeden fall mit der lehrerin sprechen, ich würde erwarten dass sie den kindern etwas über die krankheit erzählt, dass er nichts dafür kann etc. den kindern quasi ins gewissen reden wenn schon die eltern nicht in der lage sind.

kinder die hänseln sind für mich die schlimmsten. ich war früher selbst mal opfer solcher hänselein und ehrlich, die kinder die damals gehänselt haben sind auch heute noch blöde A...löscher!

eltern denen es wichtig ist und die es ihren kindern vorallem auch beibringen was es bedeutet gehänselt zu werden, was respekt und toleranz bedeutet, solche kinder hänseln nicht.
ich würde für mein kind die hand ins feuer legen dass sie niemals jemanden hänseln würde und bekomme ich mit das mein kind gehänselt wird dann platzt mir der a.... ;-)

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Hallo,

ich hatte als Kind nicht so ein schwerwiegendes Handicap wie dein Sohn und ich wurde trotzdem teilweise in ähnlicher Weise geärgert wie dein Sohn. "Nur" an seiner Krankheit liegt es also nicht (Kinder finden immer was zum Hänseln, wenn ihnen jemand nicht passt).

Fiese Kinder wird es immer geben, das wirst du nie ändern können.
Du solltest aber daran arbeiten, dass dein Sohn sich ändert - du sagst ja selbst

"Mein Sohn ist aber auch nicht einfach nach Hause gegangen, versteh ich auch nicht, warum geht er denn nicht einfach? "

Ja, warum nicht? Hast du ihn gefragt? Hast du ihn angewiesen, dass er in der nächsten vergleichbaren Situation nach Hause gehen soll?

Wenn dein Sohn gerne Fußball spielt, wäre auch ein Fußballverein gut für ihn. Mein Sohn hat vor wenigen Wochen damit angefangen, und mir ist schon beim ersten Training aufgefallen, dass der Trainer genauso viel Wert auf Sozialverhalten wie auf das Fußballerische legt. Da traut sich keiner ein anderes Kind zu hänseln oder brutal zu foulen.
Aber ich weiß natürlich nicht, wie andere Fußballtrainer so drauf sind.

Eine Selbstverteidigungssportart wäre auch ganz gut für deinen Sohn.

"Hm. Was tun? Die Kinder sind mir völlig unbekannt, an die Eltern mchte ich mich nicht wenden. "

Ich finde, Ärgereien, die außerhalb der Schule stattfinden, müssen auch außerhalb der Schule geklärt werden.

Was soll eine Lehrerin denn zu einem Kind sagen, welches sich in der Schule tadellos benimmt und nur außerhalb der Schule dein Kind tyrannisiert?

Und Schulkinder wissen eigentlich ganz genau, dass man andere Kinder nicht ärgert/hänselt/körperlich attackiert - und trotzdem wird es immer wieder fiese oder brutale Kinder geben.
Eine kindgerechte Aufklärung zum Thema Epilepsie in der Schulklasse wäre natürlich wünschenswert, aber ich bin sicher, dass einige Kinder einen entsprechenden Vortrag der Lehrerin erst Recht zum Anlass nehmen würden, deinen Sohn zu hänseln.

LG,
J.

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Du musst differenzieren: Was außerhalb der Schule stattfindet, ist deine Sache. Da hat die Schule keine Handhabe. Geh halt selber zu den Eltern und rede mit den Eltern.

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nein, das sehe ich nicht ganz so

Natürlich gehört es nicht zum Verantwortungsbereich der Lehrer, aber Lehrer sind Bestandteil eines komplexen sozialen und pädagogischen Netzwerkes und sollten als solche aggieren und nicht mit eingeschränkten Gesichtsfeld handeln

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Das hat nichts mit einem "eingeschränkten Gesichtsfeld" zu tun, sondern damit, dass ich als Lehrer außerhalb der Schule keinerlei Handhabe habe.
Aber das ist mal wieder typisch: Alles an die Schule abschieben, die Lehrer werden es schon machen.
Wenn mein Sohn am Spielplatz geärgert wird, betrachte ich das als meine Angelegenheit und regele das sicher selbst mit den jeweiligen Eltern, bevor ich zu einem Lehrer renne, der gar nicht weiß, was los ist und die Situation deshalb auch nicht einschätzen kann.#klatsch
Ach ja und du gehörst auch zu dem sozialen Netzwerk. Wenn du das nächste Mal am Spielplatz vorbeikommst, solltest du auf alle Fälle die diversen Streitereien regeln.

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Hallo,

ich bin selber Epileptiker (über 20j Anfallsfrei) und hatte mit 12j meine Anfälle.
Mein Klassenlehrer hat meine Mitschüler aufgeklärt,wie ein Anfall aussehen könnte und wie sie reagieren sollten.Ebenso hatte er ihnen gesagt das ich Medis nehmen muss ,die salopp gesagt mich langsamer machen und das ich dadurch auch dicker wurde.
Ich wurde nie gehänselt ,weder wegen meiner Krankheit oder weil ich so dick war.
Allerdings haben 2 Freunde einen großen Anfall miterlebt.Sie zogen sich auch zurück da es ja wirklich sehr erschreckend war.
Ich denke Aufklärung ist hilfreich um das Verhalten zu verstehen,aber ich denke dein Sohn muss auch lernen ,wie auf dem Spielplatz ,das er die Situation verlassen muss.

Lg Sabine

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Hallo

Ich würde da ein Fass aufmachen,glaube mir.

Mein Kind hat auch Epilepsie und besucht die Förderschule.Vorher auf der Regelschule wurde sie gemoppt mit sex.Gewalt.gehört dir.


Jetzt auf der Förderschule ist es auch nichtz viel besser.Aber zumindest stehen die Lehrer dahinter.

Was die anderen Eltern machen ist ne Riesensauerei.Einfach nur peinlich.

Also nächster Elternabend der gehört dir.

lg und alles Gute.

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hallo,

ich glaube du und die Lehrerin geht das Problem falsch an.
Ich hätte nichts gegen einen Kranken Freund meiner Kinder einzuwenden. Aber was tue ich wenn ein Anfall in meiner Gegenwart passiert? Ich glaube die Verantwortung wäre mir zu groß.
Genau kann ich es nicht sagen, aber wenn ich die Eltern nicht (gut) kenne würde ich Besuche (bei mir) vielleicht auch vermeiden.
Dazu kommt die Angst der Kinder. Die sind noch zu klein um gut zu verstehen was mit deinem Sohn ist. Sicher sind sie unsicher im Umgang mit ihm, die Hänseleien sind sicher nicht bös gemeint.

Die Lehrerin muss die Krankheit und den Umgang damit öfter thematisieren. Und du musst mit auf den Spielplatz. Dann kannst du eingreifen. Es braucht noch bis dein sohn sich allein durchsetzen kann.

Noch was: Überlässt du die Verantwortung wirklich dem Freund, wenn dein Sohn auf dem Spielplatz einen Anfall bekommt? Vielleicht liegt da das Geheimnis des mangelnden Freundebesuchs.

Alles Gute

Kuckuk

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Hallo ins Land!

Klasse, dass ich hier soviele Antworten bekommen habe. Es ist so, dass nichts, von dem ihr schreibt, mir neu ist. In den zweieinhalb Jahren, seit dem unser Sohn jetzt so krank geworden ist, haben wir echt ne Menge durchgemacht. Und alles, was ihr so schreibt, haben wir auch schon durchdacht, gelebt, erlebt, ausprobiert, vermutet und so weiter.... das zeigt mir, dass wir vielleicht nicht immer ganz toll aber doch anscheinend so mit der Erkrankung und den Problemen umgehen, wie es andere Eltern auch getan hätten - denn daran und an uns haben wir schon oft gezweifelt.

Zunächst mal: ich habe mir heute einen Termin bei der Lehrerin geben lassen. Es gibt auch andere Dinge zu besprechen, aber hier für mich ist mir klar geworden, dass ich diese Ärgerei im allgemeinen mal ansprechen sollte.

Jetzt möchte ich noch etwas zu Euren Ideen/Einwänden sagen: die Klasse ist mit dem 1. Großen Anfall, der in der Schule passierte, aufgeklärt worden. Es wurden drei Sachunterrichtsstunden zu den Themen: "Epilepsie" "Anders sein" "Helfen/Toleranz" gehalten. In allen anderen Klassen wurde das Thema ebenfalls durchgesprochen, weil der Lehrerschaft bewußt wurde, dass es sich bei der Schule um eine Integrationsschule handelt und mit den kranken Kindern ja immer mal was auf dem Schulhof passieren könnte. Ich habe angeboten, auf einem Elternstammtisch etwas zu sagen, die Lehrerin hielt das nicht für nötig. Auch als ein paar Monte später die I-Helferin meines Sohnes kam, wurde mir gesagt, dass sich der Grund von selbst ergäbe, ich bräuchte dazu nichts zu sagen. Unsere damalige Neuropädiaterin bot an in die Schule zu kommen - die Schule meinte, sie bräuchte das nicht. Da mir ja immer suggeriert wurde: es ist alles in Ordnung und alle sind hilfsbereit und es gibt kein Problem, dachte ich ja auch, alle Kinder/Eltern seien gut informiert. Das es anders ist, habe ich ja jetzt erst vor wenigen Tagen erfahren. Seit Febr. diesen Jahres war mein Sohn anfallsfrei. Hieraus ergaben sich zwei neue "Baustellen". Die eine ist, dass die Kinder bis jetzt anscheinend schon wieder vergessen haben, dass er mal krank "war". Sie haben schon lange keinen Anfall mehr gesehen, warum soll man also Rücksicht nehmen? Man müsste jetzt wieder eine neue "Aufklärung" machen, denke ich. Die andere ist: alle Ärzte und Psychologen haben als Hauptproblem erklärt, dass wir zu sehr "glucken", dass das Kind mal alleine was machen muss usw. Also haben wir ihn jetzt mal alleine gehen lassen, immer mit mind. einem Freund, mit Notfallzettel in der Tasche, mit Handy (wo wir alle Stunde anrufen, ob alles gut ist, wo er ist, mit wem er ist). Er ist 10 Jahre alt und ich kann ihn zuhaus nicht anbinden. Das hat nichts mit "Verantwortung an einen Freund abgeben" zu tun. Dann kann er nirgendwo mehr hin. Dazu frag ich mal: Alle wissen, dass es viele viele behinderte Kinder gibt, Körperbehindert, geistig behindert wie auch immer. Wo sind die denn alle? Sieht man da viele von auf der Straße in eurer Stadt, in eurem Dorf? Nein? Bei uns auch nicht. Komisch. Woran liegts? Vielleicht daran, dass "anders sein" eben immer noch nicht toleriert wird und der Kampf für ein gleichgestellteres Leben immer noch so ein bissi mitleidig belächelt wird? Daran, dass es viele Eltern eben auch leid sind und nur noch Kontakte zu Eltern haben, deren Kinder auch krank sind?

Und noch ein Wort zu dem Einwand, es sei vielleicht zu gefährlich, ein Anfallskind zum spielen zu sich nach Hause zu holen: bei JEDEM Kind, welches zu Hause bei euch spielt, kann es in Sekundenschnelle zu einem Notfall kommen. Treppenstürze, Lebensmittel- oder Insektenallergien und und und. Dann dürftet ihr rein theoretisch kein Kind mehr zu euch lassen. Und wir haben allen Eltern, wo unser Sohn mal zu spielen war, immer alles in 3 Minuten gut erklärt und eine Notfalltablette dagelassen.

Ich wünsche euch eine schöne Woche
pitti-lise