Mein Kind schwänzt die Schule

Hallo liebes Forum,

vorhin rief der Klassenlehrer meines Sohnes bei mir auf der Arbeit an; mein Sohn (15) hat im September 11 Tage unentschuldigt gefehlt #schock#schock

Er geht jetzt in der 9. Klasse (Realschule und ist sowieso nicht der allerbeste Schüler. Wir haben auch schon einige Gespräche geführt und er weiss, dass er dieses Jahr wirklich Gas geben muss.

Ich bin zwar vollzeit Berufstätig, sitze aber abends und am Wochenende mit ihm - wenn nötig - über Hausaufgaben und Übungen. Er ist also nicht vollkommen mit allem alleine gelassen.

Was mir allerdings Sorgen bereitet ist, dass er viel Zeit vor dem PC verbringt. Nachmittags, wenn ich nicht zu Hause bin - kann man das in irgendeiner Form kontrollieren? Bringt es überhaupt irgendetwas?

Und warum macht er das - Pubertät? Oder fühlt er sich vernachlässigt? Oder probiert er nur aus, ob er damit durchkommt? Aber weshalb? Wo er doch weiss, dass es gerade jetzt wichtig ist, gute Noten zu bekommen und es sein Ziel ist, Fachabitur zu machen.

Und wir gehe ich mit dem Fernbleiben vom Unterricht um? Bestrafung? Ihn jeden Tag zur Schule bringen und abholen ist nicht möglich...

Ich würde mich sehr über ein paar gute Ratschläge freuen.

Schon mal ein großes Dankeschön im Voraus,

Verzweifelte Grüße,
Freja

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Hi,

aus eigener Erfahrung kann ich nicht sprechen, nur von dem Sohn meiner Freundin. Der hat auch mit 15 angefangen zu schwänzen.

Es gab viele Gespräche mit dem Jungen, viele Versprechungen, die nicht eingehalten wurden usw, es war für alle eine schlimme Zeit.

Schließlich haben sie entschieden, dass er auf die Hauptschule runtergeht. Und siehe da es wurde tatsächlich besser. Alles viel ihm sehr viel leichter und machte wieder Spaß. Auch die Erfolge in der Schule kamen, und das motivierte ihn zusätzlich.

Inzwischen hat er seinen Hauptschulabschluß in der Tasche und macht die Mittlere Reife auf dem Berufskolleg.

Vielleicht fühlt sich dein Sohn auch überfordert und hat deswegen keinen Bock mehr auf Schule.

Ich wünsche dir alles Gute,

Tattel

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Danke für Deine Antwort.

Das ist gut möglich, dass er ein wenig überfordert ist. Doch er wollte selbst unbedingt auf die Realschule und wusste, dass er mehr arbeiten muss. Leider hat er keine Lust dazu. Das lasse ich aber nicht so schnell durchgehen. Denn die Lehrer sagen, er ist einer der recht guten Schüler.

Heute Abend rede ich mit ihm und morgen haben wir einen Termin mit dem Klassenlehrer. Ich werde das Thema mit einfliessen lassen.

#blume

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Also es gibt Computerprogramme, die unter anderem die Aufgabe erfüllen, die Nutzungsdauer des Computers von Kindern zu überwachen und notfalls auch den Computer zu sperren, wenn z.B. ein vorgegebenes Zeitkontingent überschritten wurde. Das würde ich aber eher Eltern von kleineren Kindern empfehlen, da es einem hauptsächlich dieses: »So - Schuss für heute, du hast genug vor dem Computer gesessen.« - »Och Mami, bitte, noch fünf Minuten« abnimmt und Kinder damit besser umgehen können, wenn der Computer sich einfach nicht mehr bedienen lässt, als, wenn Mama da erst den Stecker rausziehen muss. Nur ob das noch das richtige für einen 15-Jährigen ist … ich weiß ja nicht. Zumal ich mir nichts vormache, dass mein Sohn (12) bereits besser mit dem Computer umgehen kann, als ich; von daher denke ich mal, dass es für einen 15-Jährigen eine Leichtigkeit wäre, dass irgendwie doch zu umgehen.

Warum er die Schule schwänzt … ich denke, diese Frage wird Ihnen Ihr Sohn am besten beantworten können; darum würde ich ihn ganz einfach mal fragen. Das kann eine Rekapitulation »Ach, ich krieg das doch eh nicht hin« sein, dass kann auch Stress mit einem/mehreren Klassenkameraden sein. Vielleicht ist es auch einfach nur eine Erwartungshaltung, die er nicht erfüllen kann? Ich denke, man kann mit einem 9. Klässler unendlich viele Gespräche darüber führen, dass er jetzt wirklich Gas geben muss, weil es jetzt besonders wichtig ist … nur die wenigstens 9. Klässler werden dadurch dann urplötzlich aus heiterem Himmel irgendetwas besser hinbekommen, als die x Schuljahre davor. So einfach ist das ganze m.E. dann doch nicht.

Wie damit umgehen … also ich würde zunächst einmal eruieren, warum er da überhaupt den Unterricht schwänzt. Sofern Sie da von ihrem Sohn keine klare Antwort bekommen, würde ich in den Dialog mit den Lehrern treten, um die Ursache herauszufinden. Ich denke, dass wird sicherlich unter dem Obergriff »Pubertät« passen; damit würde ich es aber nicht begründen. Sonst endet das nur wieder in so »Du musst jetzt aber wirklich Gas geben«-Gespräche. Wäre m.E. nämlich zu schade, wenn er durchaus das Potential hätte, z.B. das Fachabitur zu machen. Da sollte das Ziel zunächst einmal sein, dass er wieder regelmäßig zur Schule geht und dann mal - gemeinsam mit den Lehrern - überlegen, wie er am besten durch seine »Problemfächer« durchkommt. Vielleicht kann man ihm da damit helfen, dass irgendeine Studentin ihm Nachhilfe in Englisch gibt oder der Mathelehrer feststellt: »Naja, eigentlich kommen nur noch die beiden Themengebiete dran, wenn du dir noch mal X und Y aus Jahrgang 8 und Z aus Jahrgang 7 anschaust, kriegen wir ihn da schon durch«. Denn das ist eigentlich das größte Problem: Die verstehen den aktuellen Stoff nicht, weil die bereits den darauf aufbauenden Stoff nie so ganz verstanden haben, und das sind Sachen, die sich Kinder/Jugendliche dann sehr schwer selbst erarbeiten können. Die haben es ja schon, als der Lehrer es ihnen erklärt hat, nie so wirklich verstanden.

Welche Noten hat er denn? Was bräuchte er für das Fachabi? Welche Noten, die er hat, reichen dafür bereits jetzt (dann soll er die Fächer so weiter handhaben, wie auch bisher; auch wenn sie mit ein wenig üben bestimmt noch besser ausfallen könnten), welche Fächer reichen eben nicht mehr (Darauf sollte man sich dann konzentrieren)?

Was das Bestrafen angeht - also so ganz ungeschoren würde ich ihn da nicht davonkommen lassen. Wobei ich das Gefühl habe, dass Sie situationsbedingt viele Strafen ohnehin nicht so richtig durchsetzen könnten und keine dieser Strafen ihrem Sohn dabei helfen würden, alleine besser durch die Schule zu kommen. Ich würde dort eher mit den Lehrern zusammen einen Plan erarbeiten, wie man ihn Richtung Fachabi bekommt: Da werden sich dann schon genügend Aufholarbeiten ansammeln, die Ihr Sohn dann Nachmittags in kleinen Häppchen (z.b. 1 Stunde am Tag) nachholen kann. Und finden Sie jemanden, der ihm dabei helfen kann, die Dinge, die er nicht verstanden hat, anständig erklären kann. Ansonsten denke ich, dass sie durch Strafen zwar das Problem lösen können, dass er die Schule nicht mehr schwänzt, aber nicht das Problem, dass er damit wahrscheinlich gedanklich schon längst abgeschlossen hat.