Inklusion - was denkt Ihr???

In NRW kommt es ja jetzt : alles Kinder (besser die Eltern) dürfen ihre Schule frei wählen.

Was denkt ihr, wie sinnvoll das ist? Gerade dann, wenn man an die weiterführenden Schulen denkt.

Was ist mit den "normalen" Kindern? Nachteile, weil langsamer gelernt wird? Vorteile, weil später die Akzeptanz besser ist?

Es handelt sich um einen Gerichtsbeschluß aus Brüssel, der somit umgesetzt wird. Haben da die Politiker alles richtig verstanden?

1

Zuerst: Es ist nicht die böse EU, die da wiedermal nicht nachgedacht hat und unseren normalen Kindern nun Behinderte ins Klassenzimmer stellt.

Es wird eine UN-Menschenrechtskonvention umgesetzt. Es handelt sich also um ein elementares Menschenrecht, das besagt, dass kein Kind aufgrund seiner Behinderung vom gesellschaftlichen Leben Nicht-Behinderter ausgeschlossen werden darf.

Nur so viel dazu.

Was ich davon halte? Ich finde diese Haltung wichtig, richtig und sehr fortschrittlich.

Die Frage ist aber vielmehr, was nun die Kultusministerien aus dieser Vorgabe machen, wie die Umsetzung funktioniert.

Und da hinkt eben die Realität der Fortschrittlichkeit oftmals hinterher. Das ganze wird an vielen Schulen zum Sparmodell degradiert, Lehrer werden nicht dafür ausgebildet, Kinder mit besonderem Förderbedarf zu unterrichten, Förderschulen auf lange Sicht geschlossen, Personal wird an vielen Ecken gespart. Und das Personal wäre zur Umsetzung hehrer Ideen bitter nötig.

Schau Dir die Umsetzung an Schulen an, die in ihrem Schulprogramm Inklusion aufgenommen haben. Dort unterrichten die meiste Zeit zwei Lehrkräfte eine Klasse - ein Sonderpädagoge und eine Regelschullehrkraft. Ist dies gegeben, profitiert die ganze Klasse, jedes einzelnes Kind von diesem Modell. Weil natürlich nicht nur die Inklusionskinder gesehen werden, sondern jedes einzelnes Kind, das individuell gefördert wird.

So funktioniert Inklusion. So funktioniert Schule.

Damit Inklusion nicht zum Albtraum wird, sind auch die Eltern gefragt, die sich dafür einsetzen müssen, dass nicht auf Kosten der Kinder gespart wird. Dafür sollte man sich zusammentun und auf die Straße gehen, um Öffentlichkeit und Stimmung zu machen. Und wichtig wäre es, bei der nächsten Wahl sein Kreuz auch an der richtigen Stelle zu setzen.

Viele Grüße!

2

Auch, wenn das politisch nicht korrekt sein mag: Ich sehe für gesunde Kinder nur Nachteile. In der Schule geht es - allem wohlklingenden Gerede zum Trotz - doch zuallererst ums Lernen von Inhalten und Methoden. Und wenn das langsamer vonstatten geht, weil nicht nur auf lernschwache, sondern auch auf behinderte Rücksicht genommen wird, dann ist das erstmal ein Nachteil.

Einen Vorteil durch das Zusammenlernen mit Behinderten mag man auf einer emotionalen Ebene herbeischwafeln können, etwas Greifbares ist das nicht.

Ich steh dazu, in diesen Dingen eher auf Fakten als auf schöne Worte zu bauen.

18

Hallo,

"Ich sehe für gesunde Kinder nur Nachteile"

Warum? Wenn es richtig gemacht wird, wie z.B. in Finnland, bedeutet es im Gegenteil nicht, dass die "normalen" Kinder schlechter werden, sondern, dass allen Kindern eine Chance gegeben wird.

http://www.zeit.de/2013/41/finnland-abschaffung-sonderschulen

GLG

21

Genau, wenn es richtig gemacht wird. Und dann vergleich mal bitte die wirtschaftliche Situation und die Bereitschaft, Geld für Soziales in die Hand zu nehmen, in den nordischen Ländern und hier.

Hier gibt es ein paar warme Worte, und letztenendes stehen Lehrer und Schüler mit den Problemen dann allein da.

weitere Kommentare laden
3

Hallo,

Unsere Schule lebt inklusion vor. Meine anfängliche Skepsis wurde nicht bestätigt.

Es ist unglaublich was unsere Schule alles leistet um auch,( ich weiß nicht wie ich es richtig formulieren soll), zu integrieren hierbei geht es ja nicht nur um körperlich, geistige behinderte Kinder............

Ich erzähl mein aus einer nachbarsklasse.

15 Schüler davon zwei inklusionkinder. Ein Kind Schwerstbehinderte im Rollstuhl und das andere verhaltensauffällige. Beide haben Integrationshelfer, did Klasse hat eine Klassenlehrerin plus zwei Erzieher, plus förderlehrer, plus ergothrapeutin.

Es ist unglaublich, wie sich die regelkinder um diese Kinder bemüht, die Klasse ist mit dem schulstoff genau soweit wie die Parallelklasse ohne inklusionskinder.

Inklusion ist wichtig, kann aber nur funktionieren wenn diese 100% organisiert und umgesetzt wird.

Von mir ein klares Pro inklusion.

5

Und du glaubst, diese traumhaften Bedingungen werden in Deutschland flächendeckend umgesetzt?

In der Parallelklasse meiner Tochter (1.) sind vier verhaltensauffällige Integrationskinder und 24 bisher ohne Förderbedarf ( da kommt bestimmt noch was an LRS, ADHS, Dyskalkulie...).

Eine Lehrerin plus eine Sozialpädagogin für vier Stunden die Woche. Chaos pur. DAS ist Inklusion heute, da könnte ich das kalte Kotzen kriegen.

Liebe Grüße Isa

7

"Und du glaubst, diese traumhaften Bedingungen werden in Deutschland flächendeckend umgesetzt?"

So naiv bin ich nicht...............Aber gut organisierte inklusion sollte eine sinnvolle und wünschenswerte Zielsetzung in der deutschen Politik sein

weitere Kommentare laden
4

Hi,

wenn die Inklusion in den Schulen gut organisiert wird, kann und wird sie gut laufen.

Ich setze gerade alles daran, dass mein Kind NICHT als Inklusionskind eingeschult wird, sondern in die Förderschule kommt. Die Klasse wird aber nur stattfinden, wenn genug Anmeldungen sind (Sprachheilklasse).

In unserer Sprengelschule funktioniert die Inklusion noch nicht richtig. Es gibt nur eine Lehrerin für die ganze Klasse (meist bei 25 bis 28 Kinder). Die Förderschullehrerin kommt nur für 2 Stunden die Woche (!!!) in die Klasse für alle!!! Inklusionskinder.

Mehr ist laut Kultusministerium (NDS) nicht vorgesehen. Die Schule hat auch nicht mehr Kapazität. Einen Helfer für meine Tochter bekomme ich nicht genehmigt, da sie dafür nicht genug gehändicapt ist.

LG
Tanzmaus

8

>>...wenn die Inklusion in den Schulen gut organisiert wird, kann und wird sie gut laufen.<<

Hallo,

das sehe ich genau so. Meist scheitert es an der Umsetzung bzw. Organisation und dann leiden "normale" Kinder darunter.

LG

19

Die Durchführung dieser Inklusion ansich ist eine tolle Sache und bereichert behinderte, wie nicht behinderte Kinder.

ABER...meine Söhne waren/sind auf einer Grundschule, die schon seit 10 Jahren Inklusion "betreibt". Wir wohnen in Niedersachsen und wie eine andere Userin weiter oben schon schrieb, bekommt nicht jedes Kind eine Schulbegleitung genehmigt und die Förderschullehrerin kommt 2h pro Woche in die Klasse,

Mein großer Sohn (inzwischen 5.Klasse) hatte von der 1.-4.Klasse ein Inklusionskind in seiner Klasse. Dieses Kind hatte sozial starke Defizite (konnte nicht mit mehreren Kindern agieren, konnte nicht still sitzen, ruhig sein, hat das erste Jahr andere Kinder gehauen, getreten z.B.), wie auch schulisch (lesen/schreiben)
Das Kind hat trotz mehrmaliger Anträge keine Schulbegleitung erhalten.

Es fing in der 1.Klasse an, das der Junge nicht ruhig auf seinem Platz sitzen konnte, er rannte zwischendurch einfach in der Klasse rum, oder rief irgendwas belangloses in den Unterricht rein, was wiederrum die anderen Kinder störte oder gar anstiftete auch unruhig zu sein.

Das erste Jahr in dieser Klasse war grauenhaft und die Lehrerin, so lieb und geduldig sie auch war, einfach total überfordert war. Irgendwann sah sie wohl keine andere Möglichkeit mehr, als dieses Kind vor die Tür zu stellen (was auch nicht weiter half)
Die Klasse genoss regelrecht die Ruhe, die herrschte, wenn die Förderschullehrerin ihn für die 2h wöchentlich aus dem Klassenraum nahm, um in einem Nebenraum etwas zu machen.

Erst im 3.Schuljahr, so kann ich das inzwischen sagen, wurde der Junge langsam ruhig. Er konnte leider noch nicht lesen, aber wie auch mit 2h wöchentlich, denn dem normalen Unterricht konnte der Junge kaum folgen :-(

Er tat mir schon total leid und in den Lesestunden ( in kleinen Gruppen mit Eltern lesen) nahm ich ihn oftmals extra zur Seite um mit ihm langsam Buchstaben zu lesen.

Jetzt geht dieser Junge auf die Hauptschule und hat auch dort einige Probleme (mein Sohn ist gut mit dem Jungen befreundet, deswegen weiß ich das von seiner Mutter)

Es kann mir keiner erzählen, das die anderen Kinder deswegen keine Lerndefizite hatten. Wenn man von 4 Schulstunden, mindestens 2h damit beschäftigt ist, dieses Kind ruhig zu halten.

Die Mutter wollte ihn damals auch auf eine Förderschule haben, aber die Förderschule sollte hier abgeschafft werden und deswegen wurde keine neue 1.Klasse dort gegründet. Inzwischen ist die FS glaub ich komplett geschlossen und der Unterricht findet komplett mit Inklusion statt.

Ich finde Inklusion gut, aber sie muß einfach sehr gut organisiert sein. Man kann nicht einfach "Kinder" ins kalte Wasser werfen und kucken was passiert. Unsere GS prahlt auch noch mit ihrer tollen "Inklusion" Dabei läuft dort vieles nicht rund!

Nun ist mein Sohn in der 5.Klasse auf der Realschule und hat wieder ein Inklusionskind (Asperger) in seiner Klasse.

Dieser Junge hat allerdings eine Schulbegleitung und es klappt alles super bisher!

6

Hallo,

wie definierst du normal?
Wenn ich das so in der Grundschule sehe sind von ca.20 Kindern:
2 zu weit für ihr Alter und müssen zusätzliche Aufgaben bekommen
3 Haben Lese und Rechtschreibprobleme
3 Haben starke Probleme in Mathe
3 Kinder haben ADS
2 Kinder sind sehr sensibel und hängen dauernd an der Lehrerin
3 Kinder kennen von Zuhause keine Grenzen und stören den Unterricht

und dann bleiben tatsächlich noch 4 Kinder die nicht stören und gut mitkommen.

Ein behindertes Kind kann in der Schule "normaler" sein, als ein Kind ohne anerkannte Behinderung.

Gerade auf der weiterführenden Schule finde ich, sortiert sich das von selber. Warum soll ein Körperbehinderter, schlecht Hörender oder ein Autist nicht das Abitur machen, wenn er geistig dazu in der Lage ist?

Ich bin absolut gegen die Abschaffung von Förderschulen, denn viele dieser Schulen, können Kindern wirklich helfen ihren Weg zu machen.

ABER: Jeder Mensch (jedes Kind) ist anders und ich finde jeder hat das Recht auf seinen eigenen frei gewählten Weg.

Liebe Grüße:-D

Martina

9

Nicht jedes I-Kind lernt langsamer - es braucht nur auf irgendeinem Gebiet mehr Unterstützung.

Mein Neffe ist I-Kind, weil er kleinwüchsig ist, da wurde ein kleineres Klo eingebaut und es muß auf Schulausflügen etwas Rücksicht genommen werden, weil er eben nicht so lange und so schnell laufen kann. In seiner Klasse ist noch ein I-Kind, das ist so hochgradig allergisch, dass immer eine Kinderkrankenschwester in der Nähe sein muß, auch das hält ja kein anderes Kind beim Lernen auf.

Ich denke, es hängt von der konkreten Behinderung ab, ob es sinnvoller ist, das Kind in einer normalen Klasse oder gesondert zu beschulen.

10

Hi,

also ich finde Inklusion richtig und wichtig!

Ganz wichtig ist aber auch das diese richtig umgesetzt wird eben damit kein Kind zu kurz kommt! Da haben gerade weiterführende Schulen noch großen Nachholbedarf!
Was ich aber völlig falsch finde, ist die Einstellung vieler Eltern und auch Lehrer, dass Inklusion ja "normalen" Kindern das Lernen erschwert und ihren Schulalltag erschwert.

Soweit ich weiß, heisst Inklusion auch nicht das plötzlich Schüler deren Voraussetzungen max. für eine Mittelschule reichen, jetzt plötzlich durchs Gymnasium gezogen werden. Es heisst doch nur das körperlich und geistig behinderte Kinder oder Kinder mit besonderen Bedürfnissen eine Regelschule besuchen können. Diese Kinder sind NICHT dumm (und teilweise schlauer als der Durchschnittsschüler dieser Regelschulen), sondern benötigen lediglich zusätzliche Hilfestellungen die meist in Form von Integrationshelfern realisiert werden.

LG

11

Hallo

das kommt nicht nur in NRW sondern in ganz Deutschland.

Das ist auch eigentlich sehr gut so.

Nur wird es nicht richtig umgesetzt. Lehrer werden nicht dafür ausgebildet und es gibt viel zu wenig Personal

13

Inklusion ist das, was die Menschheit seit vielen Generationen verlernt hat.

Eigentlich ist es doch völlig normal, dass Menschen verschieden sind.
Menschen sollten in die Lage versetzt werden, mit Menschen, die anders sind als sie umzugehen.

Ich denke aber, weil wir es nicht mehr gewöhnt sind, ist es einfacher zu sagen: das kann nicht gehen, als zu fragen: was kann ich dazu tun, damit es gelingt.

Inklsion setzt aber meines Erachtens voraus, dass man nicht nur denkt, dass man jetzt die Sonderschule einsparen kann und es deshalb billiger wird.
Vielmehr ist es nötig, den "normalen" Lehrern und auch den Eltern Handwerkszeug mit auf den Weg zu geben, Stützleher zur Verfügung zu stelllen.....

Letztendlich kann die Gesellschaft davon profitieren

Ich denke aber, es ist ein langer Weg, der in einzelnen Fällen aber auch alles andere als glatt verlaufen wird