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stell dich doch mal diskret irgendwo auf den schulhof und beobachte, wie dein kind sich verhält, wenn er sich unbebachtet wähnt.

ich komme öfter's mal zufälig an der gundschule vorbei, wenn pause ist und meine kinder bemerken mich selten, weil sie mit spielen beschäftigt sind.

außerdem würde ich die lehrerin fragen, ob ich dem unterricht mal beiwohnen darf, damit ich mir ein bild von dem ganzen machen kann. (gut, mag sein, dass er sich anders benimmt, wenn du da bist) du sagst ja selber, dass es schwierig ist, zu glauben, wie schwer er sich im unterricht tut, weil ihr nicht da seid, wenn es passiert.

dass er vom ausflug ausgeschlossen wurde, ist zwar für ihn schade, aber noch viel schlimmer finde ich die vorstellung, dass vielleicht die anderen menschen in seinem umfeld erleichtert aufatmen, wenn er nicht da ist. das ist ja für alle betroffenen total traurig und selbst wenn er den kasper macht, kann ich mir nicht vorstellen, dass sowas an ihm einfach vorbeizieht.
ich finde den ratschlag, dein kind schleunigst beim psychologen vorzustellen auch sinnvoll, der bub schädigt ja sich und andere massiv durch sein verhalten und scheint aber irgendwie die kontrolle darüber verloren zu haben.

und die tatsache, dass dein kind anscheinend gerade den titel 'schlimmstes kind an der schule' trägt, heisst ja nicht, dass er als person schrecklich ist. von der angst muss man sich wohl frei machen und akzeptieren, dass sein VERHALTEN offensichtlich extrem schädlich ist, nicht aber der mensch an sich. sonst kann man auch nicht sinnvoll eingreifen und ihm helfen. (wer schon mal mit einem menschen mit depressionen gelebt hat, kann ein lied davon singen, wie schwierig es ist, wenn jemand, den man als mensch eigentlich schätzt, auf einmal total unkontrolliertes verhalten an den tag legt, das ihn total unzumutbar für seine mitmenschen macht. das ist echt keine freude. aber kopf in den sand stecken hilft da leider auch nicht. das ist auch für den betroffenen selber total schlimm, weil er sein verhalten eben nicht steuern kann, aber ja selber merkt, dass er eine zumutung wird. aus dem teufelskreis muss man ausbrechen und das geht mitunter wirklich nur mit fachmännischer unterstützung.)

kurzfristig braucht ihr wohl dringend diagnostik und mittelfristig muss man dann halt überlegen, ob es sinnvoll wäre, ihn in kombination mit anderen unterstützenden massnahmen an einer neuen schule unterzubringen, wo er den stempel noch nicht weg hat und eine chance bekommt, noch mal von null anzufangen. das bringt's aber nur, wenn er sein verhalten auch wirklich ändern kann und das scheint er ja alleine nicht hinzubekommen. ansonsten ist es dann halt das gleiche in grün an einer neuen schule.

dein kind ist sicherlich kein schlimmer mensch, aber grad ist es für mich -so wie du es schilderst- verständlich, wieso er ausgeschlossen wird. sicherlich hat er ein intresse an teilhabe, aber die anderen 99 kinder haben auch bedürftnisse und sollten auch nicht dafür herhalten müssen, damit dein sohn ungesteuert sein sozialverhalten an ihnen trainieren kann. auch wenn das natürlich bitter ist.

lg

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Hallo Zimmn,

mein Sohn ruft auch ständig rein, weil er das Drangenommen werden nicht abwarten kann, allerdings ist es etwas, was seine Lehrerin zwar stört, aber sie nicht aus der Bahn wirft ;-).

Als mein Sohn in die Schule kam, konnte er schon längst lesen und schreiben, auch rechnen ging schon ganz gut, auch wenn er es nicht in der gleichen Leidenschaft gemacht hat wie lesen uns schreiben. Er hat nach fast einem Jahr Schule, so gut wie nichts dazu gelernt, da er das alles schon kannte. Ihm fällt es auch sehr schwer sich zu melden und abzuwarten bis er dran ist um was zu sagen, leider ist er auch ein Kandidat, der das was in seinem Kopf kommt, sofort raus muss ;-).

Schon im Kindergarten mussten wir uns von den Erzieherinen anhören, wenn sie etwas erklären wollten, machte unser Sohn meist was anderes und machte nicht den Eindruck als würde er zuhören, allerdings wusste er trotzdem immer, um was es ging. Das hat die Erzieherinen zum verzweifeln gebracht. Selbst wenn mein Sohn mit anderen Dingen beschäftigt ist und man wirklich den Eindruck hat, er hört kein Stück zu, weiß er IMMER um was es geht. Obwohl er überhaupt keine Probleme mit dem Stoff hat, arbeitet er im Unterricht unglaublich langsam und wird oft nicht fertig.
Der Lehrerin ist sehr schnell aufgefallen, dass sie sofort seine Aufmerksamkeit hat, wenn es ein neues Thema gibt, dann macht er gleich mit und konzentriert sich darauf. Das Problem für meinen Sohn ist, dass in der 1. Klasse alles 100x wiederholt wird, für ihn sind das Strafarbeiten, er braucht es nicht. Selbst neue Dinge lernt er sofort ohne ständig was wiederholen zu müssen. Beim Klavierspielen ist es ähnlich, er ist innerhalb kurzer Zeit sehr weit, die Lehrerin ist begeistert.

Mein Sohn hat Glück, dass seine Lehrerin ihn so nehmen kann wie er ist. Was seine ständige Reinruferei angeht zum Beispiel, meinte sie gleich, dass ist ein Problem, dass sie selbst mit ihm angeht und das wir Eltern da nichts machen können und sollen. Sie sorgt dafür, dass er auch seine Zeiten bekommt, indem er der Klasse was vorführen kann, etwas erklären kann. Manchmal, wenn Zeit ist, lässt sie ihn auch ersteinmal das loswerden, was ihn gerade beschäftigt, allerdings bekommt er auch rote Karten, wenn er es zu weit treibt.

Der Unterschied zu deinem Sohn ist allerdings, dass er niemals sich am Tisch festhalten würde und weinen würde, wenn er in einem anderen Klassenraum müsste. Er ist in der Lage die Strafe zu akzeptieren und hat auch das verständnis dafür, warum er verwarnt wurde. Bei uns ist es jedoch so, dass sehr viel passieren muss, dass ein Schüler in eine andere Klasse gehen muss und von so einem Verhalten ist mein Sohn meilenweit entfernd. Er ist ansonsten (auch wenn er gerne auch den Clown spielt), sehr sozial, wenn es zu Streitereien kommt diskutiert er es aus und prügelt sich nicht und auch wenn er bei manchen Dingen nicht aus seiner Haut kann, ist er dennoch sehr verständig.

Da mein Sohn sich in seiner Klasse sehr wohl fühlt, auch wenn er vom Stoff her extrem unterfordert ist, ist ein Klassensprung für uns kein Thema, aber vielleicht wäre das die Lösung für eueren Sohn?!
Ich würde an deiner Stelle mit der Lehrerin tatsächlich einen Versuch starten wollen (zumindest bis die Sozialarbeiterin der Schule wieder da ist), dass er ab und an mal in die 2. Klasse geht und dort mal den Unterricht mitmacht. Vielleicht kann da mal geschaut werden, ob er sich genauso verhält, wie in seiner Klasse und vorallem ob er mit dem Stoff gut mitkommt. Vielleicht (wirklich nur vielleicht!), liegt die Problematik tatsächlich darin, dass er sich extrem unterfordert fühlt.

Mein Sohn kann das sehr gut kompensieren, er kommt im großen und ganzen ganz gut damit zurecht und seine Lehrerin ist sehr zufrieden mit ihm, es gibt Kinder die können das aber garnicht, für sie ist so eine Unterforderung eine Qual!

Ich drücke dir die Daumen, dass ihr für deinen Sohn den richtigen Weg findet!

Was den Ausschluss vom Ausflug angeht, kann ich dir ehrlich gesagt nicht sagen, ob das gerechtfertigt ist, oder nicht. Ich weiß, dass unsere Lehrerin sowas nicht so einfach beschließen würde, das wäre das allerletzte Mittel zu dem sie greifen würde, ich kann allerdings nicht einschätzen wie extrem die Probleme mit deinem Sohn sind.

#winke

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Genau da liegt der Hase im Pfeffer- es gibt Kinder die können Frust usw nicht kompensieren und reagieren über(meiner hat die Lehrerin wegen einer verdient schlechten Note eine blöde Kuh genannt!)
Wollte permanent seinen Sturkopf durchsetzen- was ihn auch nicht gerade beliebt bei den Kameraden in der Klasse, zum Außenseiter und damit zu immer extremeren Handlungen getrieben haben. Bei uns war es auch Thema ob Sohn mit ins Schullandheim darf, weil er eben in bestimmten Situationen abgehauen ist oder sich benommen hat wie ne offene Hose!
Gut ich kann mich hinstellen und sagen, ja, mein Kind ist unterfordert, die Lehrerin ist generell doof und sowieso anti gegen mein Kind, die Klassenkameraden sind alle fiese Mobber und Schläger usw.
Oder ich versuche durch Erziehungsberatung, Verhaltenstherapie Ergo usw das Verhalten vom Kind zusammen so in den Griff zu kriegen, dass das Kind wieder gern die Schule besucht und in seinem Umfeld gut ankommt und angenommen wird!

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Ich weiß, dass wir mit dem Verhalten meines Sohnes Glück haben und die Lehrerin, die er hat auch unser Glück ist. Ich empfinde es tatsächlich als Glück, da ich weiß, dass wir nicht viel ausrichten hätten können, wenn sein Verhalten anders wäre.

Er ist innerlich so ausgeglichen, dass ihn eine schlechte Note nicht ausfallend werden lassen würde, davon mal abgesehen, dass er zwar ohne Lernen alles mögliche sehr schnell kann, ABER keiner ist, der auch nur ansatzweise ehrgeizig ist. Sein Glück ist, ihm fliegt alles zu, was er nicht kann, interessiert ihn auch nicht. Haben seine Bemühungen nicht zum Erfolg geführt, was solls, morgen ist ein neuer Tag! ;-) So tickt mein Sohn, deswegen ist er fast immer ausgeglichen und eine absolute Frohnatur.

Wir haben auch Glück, dass wenn er Mist baut, er dann auch einsieht, dass daraus Konsequenzen folgen und das akzeptiert er dann auch. Ausserdem kann er tatsächlich sehr gut Kompromisse eingehen.

Mir lag es fern zu sagen, dass man alles mit "Unterforderung" begründen sollte und deswegen nichts tun müsste! Mir ging es darum der TE EINE mögliche Erklärung für das Verhalten zu nennen und vielleicht einen Weg der das Problem relativieren könnte.

Ich bin ganz und garnicht der Meinung, dass man so ein Kind einfach machen lassen sollte weil es ja so "schlau" ist, im Gegenteil, während andere Kinder in der ersten Klasse das ABC lernen müssen, müssen solche Kinder lernen, wie sie in der Gesellschaft klar kommen. Ich halte das für sehr wichtig, allerdings auch für sehr schwierig, für manche noch mehr als für andere!

#winke

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