Schulwechsel im letzten Grundschuljahr

Einen lieben Gruß in die Runde,

Ich habe mich hier angemeldet, um möglicherweise noch ein paar Erfahrungen, Gedanken oder Ratschläge zu bekommen da wir als Eltern in einer sehr wichtigen Entscheidung fest sitzen.

Ich weiß, dass hier niemand unser Kind mit ihren Charakterzügen, Lernverhalten etc. kennt aber oft kommt man mit "Input" von außen in seinen eigenen Überlegungen doch weiter.

Nun zum Thema;

Unsere 9 jährige Tochter besucht aktuell die 3. Klasse einer kleinen Dorfschule.

Sie fühlt sich dort wohl, ist an allem interessiert, sehr lernbereit, selbständig und wird aufgrund ihres Wesen von den Lehrern stets als Bereicherung für die Klasse bezeichnet.
Langeweile, die sich bei ihr schnell einstellte, da sie zu den fitten und leistungsstarken Kindern gehört, überbrückte sie indem sie Mitschülern half.
Trotzdem war es das ganze Schuljahr über so, dass sie nie Hausaufgaben hatte, bereits mittwochs mit dem Lernplan durch war und ihre Noten in allen Fächern stets zwischen 1 und 2 lagen. Wirklich gefordert war sie nicht.

Die letzten Wochen gab es nun sehr viel Ärger an unserer Schule - verursacht durch die Schulleitung. Es ging bis zum Schulamt und alles würde hier nun zu weit führen aber man kann sich gar nicht vorstellen, dass so etwas real sein kann.
Fakt ist, unsere Schule steht plötzlich sehr schlecht da, die zwei einzigen Lehrerinnen werden von der Schulleitung demotiviert und haben keine Rückendeckung - müssen tagtäglich gegen ihren Chef kämpfen um den Schulbetrieb am Laufen zu halten.
Außerdem werden die Lern- und Arbeitsbedingungen sehr schwierig werden - speziell in der Klasse meiner Tochter. Diese wird im nächsten Schuljahr mit 23 Schülern jahrgangsübergreifen und inklusiv (etwas über 30% der Kinder haben einen erhöhten Förderbedarf, sprich für diese Kinder braucht die Lehrerin mehr Zeit) unterrichtet werden. Was laut Aussage der Lehrerin sehr sehr schwierig wird.

Um unsere Tochter von diesem, und anderem Chaos an der Schule zu bewahren, kamen schnell die Gedanken an einen Schulwechsel auf....

In der Kernstadt gibt es eine zweizügige Grundschule. In dieser besucht die beste Freundin unserer Tochter ebenfalls die 3. Klasse. Auch andere Drittklässler kennt sie.

Ich würde sagen, unsere Tochter hätte dort mehr soziale Kontakte. Durch die geringe Schülerzahl unserer Dorfschule sind diese oft schwierig und viele ihrer Mitschüler befinden sich auf einem anderen Entwicklungsstand, was unserer Tochter nichts ausmacht, richtige Freundschaften so jedoch nicht so einfach entstehen.
Die Schule unterrichtet auf einem höheren Niveau - dort steht die Forderung klar über der Förderung. Wenn ich es richtig überblicken konnte, sind sie im Fach Deutsch etwa ein halbes Jahr weiter als unsere Dorfschule. Auch Englisch wird anders unterrichtet, dort werden Vokabeln gelernt und müssen schriftlich wiedergegeben werden können. Was meine Tochter bisher nie musste. In Mathe liegen sie gleich auf.

Mein Verstand ist für diese Schule; unsere Tochter würde gefordert werden, was sie besser auf die weiterführende Schule vorbereiten würde. Sie hätte mehr Freundinnen, was ihr sehr wichtig ist. Die Betreuung wäre gesichert da es sich um eine Ganztagsschule handelt und sie wäre aus dem Chaos raus, welches durch Aktionen der Schulleitung der Dorfschule sicherlich entstehen wird, raus.

Mein Herz ist für die bisherige Schule; unsere Tochter kennt dort alles, hätte es weiter einfach was den Schulstoff betrifft. Es ist nicht die Gefahr da, dass sie von der Leistung absackt so dass die Grundschulempfehlung sicherlich gut ausfallen würde. Und man müsste ihr einfach diesen Wechsel so Kurz vor einem weiteren Wechsel nicht "antun".

Ein wichtiger Punkt ist, dass unsere Tochter gerne wechseln möchte. Sie möchte zu ihren Freundinnen, kennt viele Kinder der weiterführenden Schulen, die sich mit dieser Grundschule den Campus teilen (und sie orientiert sich von den Freundschaften her eher an ältere Kinder da sie von der Entwicklung her sehr weit ist) und ist dafür bereit in den Ferien mit unserer Hilfe und der Hilfe von Grundschullehrern in der Familie den fehlenden Stoff nachzuarbeiten. Sie kann selbstverständlich nicht alle Konsequenzen überblicken (wir jedoch auch nicht) und deshalb müssen wir ja für sie entscheiden.

Meine größte Angst ist nun, dass sie erst einmal in der Leistung absinken würde, sie dadurch demotiviert wird und die Grundschulempfehlung dann auch dem entsprechend ausfallen wird (nicht falsch verstehen, unsere Tochter muss nicht aufs Gymnasium. Ihre Klassenlehrerin sieht sie jedoch ganz klar dort und da die Realschule unserer Stadt einen absolut schlechten Ruf hat, wäre uns das Gymnasium schon lieber...)

Die Klassenlehrerin unserer Tochter ist der Meinung, dass unsere Tochter einen Wechsel meistern würde, fände es jedoch sehr schade wenn sie geht und kennt das Leistungsniveau der neuen Schule nicht. Somit kann diesen Punkt nicht einschätzen.

Die Rektorin der neuen Schule kennt dagegen unsere Tochter nicht, meint jedoch dass ein leistungsstarkes Kind sich gut einfinden wird.

Und wir stehen da und zerbrechen uns den Kopf darüber was die beste Entscheidung für unser Kind ist. Die Zeit rennt, bei uns in Baden-Württemberg beginnen nächsten Donnerstag die Sommerferien (das ein Wechsel prinzipiell möglich ist, ist mit dem Schulamt abgeklärt)
Gibt es hier Eltern von Kindern, die in der Grundschule einen Schulwechsel hinter sich haben? Wie würdet ihr als Eltern mit den oben genannten Hintergründen entscheiden?

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Hallo.

1. Warum sollte sie leistungsmäßig abfallen, wenn sie eh so viel "weiter" als ihre Schulkameraden ist?

2. Bei euch zählt doch eh der Elternwille bezüglich Übertritt, oder täusche ich mich?

LG

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Hallo und danke für deine Fragen.

Zu 1) Sie ist weiter in ihrer Entwicklung, weniger "kindisch" (obwohl das für eine 9 jährige nicht die richtige Bezeichnung ist) und sehr vernünftig. Sie lernt und begreift schnell, kann jedoch auch nur den Schulstoff, den man ihr beigebracht hat und deshalb hat sie gegenüber den anderen Schülern der Schule in der Kernstadt Lücken und müsste diese zusätzlich zum Ankommen in der neuen Schule erst einmal auffüllen.

Zu 2) Genau letztendlich zählt der Elternwille, es muss jedoch das Halbjahreszeugnis nun wieder vorgelegt werden und ich würde mich nicht gegen eine klare Empfehlung der Lehrer für eine Schulart entscheiden.

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Woher weißt du, dass Lücken vorhanden sind und wie groß diese sind?

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Hi du,

erst mal willkommen,

ich würd sagen , nach dem ich nur dein Text gelesen habe...

lass sie wechseln. Vor allem nach dem Sie will.

Schulen haben oft einen schlechten Ruf.... aber ich denke, Erfahrungen kann man selber machen. und wenn sie dann wieder mit ihren Freundinnen zusammen ist , ist es doch gut.

das Arbeitsklima wirkt sich doch auch mit auf die Kidis aus und das find ich nicht gut,

Nur Mut......

Helen

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Hallo Helen,

Ich danke dor für deine Antwort und besonders den Mut, den du mir zu sprichst :)

Genau, das Arbeitsklima wird sich bestimmt auswirken da meine Tochter jetzt schon ganz klar sagt, dass die Stimmung in der Schule nicht schön sei. Außerdem habe ich auch die Befürchtung, dass möglicherweise eine der Lehrerinnen langfristig aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen ausfällt.

Dankeschön,

Jojo

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1. wenn sie möchte, würde ich das berücksichtigen (das was sie möchte)

2. wenn sie jetzt mit der Leistung abfallen würde, wo wäre das Problem?
schlecht vorbereitet auf der weiterführenden Schule, wäre die Gefahr der abfallenden Leistung auch da. Da bringen noch so gute Noten nichts, wenn sie es dann an der weiterführenden schwieriger hat.

3. in BaWü gilt soweit ich informiert bin der Elternwille. Grundschulempfehlung hin oder her.

2.+3.
super Grundschulempfehlung, weil nur 1en, aber lernen nicht gelernt, macht es ihr schwerer
als
mittlere Grundschulempfehlung, mittleres Zeugnis und ihr als Eltern entscheidet welche Schulform geeignet ist. Die Wahl fällt dann entsprechend ihrer Leistungen und nicht danach, was sie (nicht) kann

4. habt ihr die Möglichkeit zu hospitieren? Oder besser gesagt, dass eure Tochter (vor den Ferien) ein paar Tage an der möglichen neuen Schule verbringen kann?
Klar, vor den Ferien passiert nicht viel. Dennoch könnte sie sich das Gebäude, Lehrerin, Klassenverhalten etc. mal ansehen.

Wäre das möglich, würde ich das zuerst tun.

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Am Freitag findet ein großes Fest des Schulcampus der möglichen neuen Grundschule statt. Die Schulleiterin meinte, wir sollen sie dort einfach ansprechen, sie würde uns alles zeigen und auch noch Fragen beantworten. Darauf freut meine Tochter sich auch schon.

Richtig hospitieren ist schwierig, da es leider nur noch so wenige Tage vor den Sommerferien und in den beiden Schulen so viele Veranstaltungen sind.

Deine Punkte 2., 3. und 2+3. spielen bei unseren Überlegungen auch eine ganz wichtige Rolle - in der Grundschule sollten die Kinder doch möglichst das Lernen lernen um dies später bei mehr und schwierigeren Aufgaben anwenden zu können.

Ich danke dir, dass du dies so klar formuliert hast denn nun ist dieser Punkt auch in meinem Kopf wieder präsenter. Mag sich komisch anhören, aber mein Kopf ist gerade so voll und da rücken manchmal solch wichtige Punkte in den Hintergrund :)

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"in der Grundschule sollten die Kinder doch möglichst das Lernen lernen um dies später bei mehr und schwierigeren Aufgaben anwenden zu können."

Ich sehe das ganz anders. Die meisten pfiffigen Kinder, die ich kenne, sind durch die Grundschule "geflutscht" ohne wirklich was machen zu müssen

Alle sind trotzdem m Gymnasium recht erfolgreich (7. Klasse) und lernen jetzt, nach und nach, dass sie auch lernen müssen. Einige müssen schon recht ordentlich was machen, andere kommen immer noch mit wenig Mühen zu recht.

Zu deinem Thread im Allgemein: ich würde sie wechseln lassen.

LG,
Natalia

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Hallo,

ich würde sie wechseln lassen.

Es klingt ziemlich fürchterlich, was ihre jetzige Schule da anstrebt. Ich frage mich wirklich, was sich manche Leute bei solchen Aktionen denken. Da lernt doch keiner mehr was. #klatsch Wenn Du Pech hast, schaltet Deine Tochter bei diesen Verhältnissen auf stur und bekommt aus dem Grund schlechte Noten. #schwitz

In Mathe sind die Klassen gleich weit, sagst Du. Da bleibt also eigentlich nur noch ein halbes Jahr Deutsch. Ich denke, das nachzuholen, ist für ein schlaues Kind machbar. Deine Tochter ist ja auch motiviert.

Wegen Englisch würde ich mich nicht verrückt machen. Die weiterführenden Schulen wissen, dass jede Grundschule da ihr eigenes Süppchen kocht. Das Gymnasium unserer Tochter sagte bei dem Gespräch im Vorfeld, dass sie in Englisch bei null anfangen, weil die Schüler von manchen Schulen in dem Fach nur unstrukturierten Spielkram gemacht haben. (Unsere Tochter beispielsweise. #aerger)

Die weiterführenden Schule in Eurer Ecke können auch einschätzen, ob ein Kind von einer leistungsstarken oder einer leistungsschwachen Grundschule kommt. Die wissen, dass man in manchen Schulen für seine Noten mehr tun muss, als in anderen.

LG

Heike

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Hallo Heike,

Ich danke dir für deine Antwort und Einschätzung.
Den Punkt, dass die weiterführenden Schulen bestimmt das Leistungsniveau der Grundschule einschätzen können, habe ich bisher noch gar nicht bedacht.

Aber das stimmt natürlich!

Dass in Klasse 5 in Englisch oft noch einmal ganz von vorne angefangen wird, habe ich nun schon häufiger gehört. Auch von meinem Schwager, der Englisch an einer Realschule unterrichtet.

LG

JoJo

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Einschätzen können ist das ein, darauf eingehen können das andere.

Wenn fast alle Kinder in einem Fach eher hinterher sind oder mehr als die Hälfte der Klasse sagt: "das hatten wir noch nicht", dann wird eher wiederholt, weil sonst zu vielen zu viel fehlt (wenn es sich um Basiswissen handelt)

Ist aber nur ein Kind hinterher und alle anderen hatten das weitgehend schon, wird es schwierig mit wiederholen. Klar kann dann eingeschätzt werden, dass das Kind von der Grundschule kommt, nur kann man nicht viele Kinder aufhalten.

Bisher kenne ich das so, dass im Eildurchlauf zwar wiederholt wird, aber die Schwerpunktsetzung doch auch am größeren Teil der Klasse ausgerichtet ist.

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Hallo,

ich wollte Dir nur sagen, dass ich dich total verstehe. Ich würde es dennoch nicht tun. Wir sind im letzten Jahr. Danach gehen die Kinder auf unterschiedliche Schulen. Die Karten werdenden vollkommen neu gemischt, Dieses Halbjahr ist für euch doch so entscheidend.

Ich würde mich auch wundern, wenn das Schulant zustimmt. Wir haben ganz klar im Gesetz, dass Wechsel nur in Ausnahmen geht und hier sehe ich die Ausnahme nicht.

Bei der Auswahl der weiterführenden Schule könnt ihr dann sehr genau schauen, damit ihr eine gute Schulwahl trifft.

#winke

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Hallo,

Ich danke dir für deine Antwort.

Mit dem Schulamt ist alles abgeklärt und da es sich bei der neuen Schule um eine Ganztagsschule handelt ist dies ein hinreichender Grund.