Überspringen 1. Klasse - wie reagiert das Umfeld?

Hallo!
Mein Kind geht in die erste Klasse und fühlt sich dort sehr wohl, allerdings ist es notorisch unterfordert und betrachtet die Schule nur noch als Ort der Langeweile (mit allen Konsequenzen wie Frustration...)
Nach vielen Gesprächen wurde nun eine Schulpsychologin eingeschaltet, die jetzt unbedingt die Versetzung in die 2. Klasse empfiehlt, zumindest probeweise.

Eine frühere Bekannte hat das Überspringen gemacht und von einigen negativen Reaktionen erzählt.
Ich will nur das Beste für mein Kind und natürlich - bin ja auch Glucke ;-) - mein Kind schützen, zumal es eher der schüchterne Typ ist...

Wer kann mir was aus Erfahrung berichten. Wie hat das Umfeld reagiert : Familie, Freunde, Kinder, ...Lehrer???
Wie ging es Eurem Kind damit?

LG

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Ach so, eines noch.

Die größte Akzeptanz bringt das Umfeld einem entgegen, wenn du als Mutter die kognitive Begabung deines Kindes,
als EINE unter unzähligen Möglichkeiten der individuellen Begabungen verstehst und
das deinem Kind auch
genauso
vermittelst.

Es gibt kaum was ätzenderes, als so einen kleinen , neunmalklugen Klugscheißer, der sich für etwas besseres hält
und andere ständig ungefragt belehrt!!!!

Wenn dessen Eltern dann nicht immer und immer wieder gegensteuern, verfestigt sich so ein Verhalten und diese Kinder gehen dann ihrer Umwelt permanent auf den Geist.

In unserer Gesellschaft wird der mentalen Leistungskraft ein Stellenwert beigemessen,
der teilweise zur totalen Überhöhung führt.

Mach diesen Trend als Mutter eines fitten Kindes bitte nicht mit!

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Super Beitrag! Als Antwort von jemandem der als Kind kognitiv immer weiter war und das erst durch eigene Reflexion erkannt hat. Obwohl das ja eigentlich eine relativ offensichtliche Wahrheit ist, wenn man mal darüber nachdenkt.

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Hallo
Sagen wir es mal so, diejenigen die das eher abfällig kommentiert haben waren keine Menschen aus dem engeren Kreis. Also auch niemand der näher wusste was genau los ist, wie der ganze Prozess ablief usw. Aber wir haben das jetzt auch nicht an die große Glocke gehängt.
Meine Mutter,also die Oma, hat sich Sorgen gemacht. Aber als ich ihr alles genau erklärt habe und sie gesehen hat wie glücklich das Kind danach war, war alles gut.
Das Kind selbst hatte was das angeht nie ein Problem bisher. Sie fällt bisher jedoch auch absolut nicht auf da sie sehr groß ist.

LG

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Hallo,
mein Sohn springt jetzt probeweise von der 2. in die 3. Die Lehrer unterstützen das und obwohl er klein und noch recht jung ist, will er es auch versuchen.
Natürlich kommt da auch Neid auf.
Blöderweise bin ich selbst Lehrerin, habe mein armes also so getrimmt! 🙄
Ich habe niemanden außer Freunden den wahren Grund gesagt, nämlich dass er hochbegabt ist.
Die Kinder sind sehr offen ihm gegenüber und der Rest interessiert mit nicht. Die Leute reden doch immer.
Lg

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Hallo,

Du wirst damit rechnen müssen, dass viele uninformierte Idioten einen Klassensprung kommentieren werden.

Das ist aber eigentlich nur natürlich, da innerhalb des Elternuniversums jedes normabweichende Verhalten von der Gruppe derer, die ihre kleine Welt verteidigen wollen, kritisiert wird.

Akzeleration ist EIN Mittel um den Leidensdruck eines unterforderten Kindes zu mildern.

Nicht jedes Kind leidet unter Minderanforderung gleich.
Viele sehr begabte Kinder kommen damit gut klar.
Gerade die kommunikativen und sozialen Kinder, haben gute Möglichkeiten ihre Bedürfnisse außerhalb der festgelegten Leistungsanforderungen zu befriedigen.
Sie lieben es z.b. andere Kinder bei Projektarbeiten zu unterstützen, investieren ihre freien Kapazitäten für selbsgewählte Arbeiten (kleine Vorträge ausarbeiten, Gedichte schreiben...) oder engagieren sich als Klassensprecher.

Doch die stillen, hochrationalen Eigenbrötler, deren Abstraktionsvermögen zwar denen ihrer Altersgruppe meilenweit voraus ist, die aber über wenig Eigeninitiative und schöpferischen Drang verfügen,
sondern lieber konkrete, von außen gestellte, Probleme lösen wollen,
verkümmern bei Unterforderung oft jämmerlich.

Für sie kann ein Klassensprung dann erstmal sehr erleichternd sein.

Hochbegabtenklassen wären eine andere Option.

lg

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"Nicht jedes Kind leidet unter Minderanforderung gleich.
Viele sehr begabte Kinder kommen damit gut klar.
Gerade die kommunikativen und sozialen Kinder, haben gute Möglichkeiten ihre Bedürfnisse außerhalb der festgelegten Leistungsanforderungen zu befriedigen.
Sie lieben es z.b. andere Kinder bei Projektarbeiten zu unterstützen, investieren ihre freien Kapazitäten für selbsgewählte Arbeiten (kleine Vorträge ausarbeiten, Gedichte schreiben...) oder engagieren sich als Klassensprecher."

Du beschreibst da haargenau meinem Sohn :-)

LG,
Natalia

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Das kann ich mir vorstellen, so wie du von ihm erzählst.:-)

Und ich kann mir vorstellen, dass er eine wahnsinnige Bereicherung für die Klasse ist und die Lehrer ihn auch niemals freiwillig hergeben würden.

Bei meinem Sohn wurde die beiden Klassensprünge gerade von Lehrerseite durchaus forciert.
Ich glaube sie waren froh ihn loszuwerden.
Er hat wenig Eigenitiative und ist arbeitet nicht gut in Gruppen, das ist für Lehrer bestimmt anstrengend.

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“Wie ging es Eurem Kind damit?“

Sehr gut.
Aber erst nach dem zweiten Sprung.

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Ich kann Dir jetzt leider nicht bei Deiner Frage helfen, aber ich würde Dir gerne eine Rückfrage stellen. Ich habe nämlich auch das Gefühl, dass mein Kind relativ viel kann für einen Erstklässler, er scheint aber glücklich und insofern unternehmen ich nichts, wollte nur mal so eine Einschätzung. Was mein Kind macht
- flüssiges lesen; Schreiben nach Gehör, wobei mir auffällt dass eigentlich alles immer richtig geschrieben wird
- Addieren/subtrahieren auch bis zum 1000er Bereich (weiter habe ich es noch nicht probiert); Rechnen mit Geld, Mengenverständnis, geometrische Formen etc. war schon vor der Schule sehr ausgeprägt
- Sehr gutes Textverständnis, merkt sich beim Vorlesen auch bei langen Kapiteln die Inhalt und "versteht" Zusammenhänge bei den Protagonisten

Danke und Viele Grüße

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"Addieren/subtrahieren auch bis zum 1000er Bereich (weiter habe ich es noch nicht probiert); "
Brauchst du auch nicht probieren. Wer den 100er Bereich verstanden hat, kann (normalerweise) problemlos weiter +und - rechnen. Das liegt am 10er System.

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Hallo,

auch wenn ich nicht die TE bin, ohne spürbaren Leidensdruck oder Unterforderung darfst du dich zurück lehnen, wenn es zudem noch prima in der Klasse zurecht kommt.
Denn das zeigt, das Kind hat seinen Platz gefunden, es fühlt sich gut mit den Anforderungen.
Ein Sprung in höhere Klassen kann eine Lösung sein, ist aber nicht für jedes hochintelligente Kind geeignet.

VG, midnatsol

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Es ist doch egal wie das Umfeld reagiert.
Sie macht ihr Ding und fertig.

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Hm, prinzipiell hast du Recht.

Wenn das Kind dann aber nicht mehr zu Geburtstagen eingeladen wird oder die Nachbarn mit gleichaltrigem Kind den Kontakt mindern, dann ist das hald schon eine Nummer für das Kind - und für mich auch.
Ich frag mich, wie man damit am besten umgeht oder gegensteuert oder sogar vorher schon gegensteuern kann...

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Hallo,

wie das Umfeld reagiert ist erstmal uninteressant. Wichtig ist, dass das Kind den Sprung möchte und von Seiten der Schule unterstützt wird.

Die Beschreibung deines Kindes ähnelt der meines Kindes. Bereits nach 4 Wochen im ersten Schuljahr unterfordert und frustriert und sprach von sich aus an, dass er ins zweite Schuljahr möchte.

Das sah die Lehrerin damals leider nicht so und ich glaubte ihr, dass sein „Wissensvorsprung“ und die schnelle Auffassungsgabe sich im Laufe des Schuljahres angleichen würde.

Nach 12 Wochen Schule war die Motivation weg, das Kind frustriert und wir mussten es mit guten und schlechtem zureden in die Schule prügeln.

Ein weiteres Gespräch mit der Lehrerin ergab, dass er zusätzliche Aufgaben bekommt. Die wollte er nicht, da er es ungerecht empfand mehr machen zu müssen als die anderen. Für ihn war das eine „Strafe“.

So zig sich das Schuljahr hin, das Kind ging unmotiviert und laut seinen Aussagen ging er nur, weil er seine Freunde dort sieht und die Pausen prima waren.

In den Sommerferien haben wir ihn testen lassen. Es kam eine HB heraus und nach dem Gespräch mit der Lehrerin dürfte er probeweise von 2 nach 3 gehen. Mein Kind fand den Unterricht klasse, schwärmte auf einmal von Englisch. Er hat die Probewochen super gemeistert und hätte von 2 nach 3 springen dürfen.

Seine Entscheidung, er springt nicht. Er wollte bei seinen Freunden bleiben und im dritten müsste er sich ja anstrengen. Nee, die Arbeit wollte er sich dann doch nicht machen.

Wir als Eltern sind mit der Entscheidung des Kindes konform gegangen, denn zwingen bringt gar nichts.

Quintessenz: das Kind ist öfter frustriert, macht nur das Notwendigste und hat keine Lust auf Schule.

Ich hoffe inzwischen nur, dass er das Arbeiten nicht komplett einstellt und harre der Dinge, die kommen.

Also, wenn alle Beteiligten den Versuch unterstützen würde ich es als Mutter befürworten um die Motivation zu erhalten.

Von der HB haben wir nur ganz wenigen ausgewählten Freunden erzählt. Unsere Familien wissen davon nichts, auch nicht die Eltern seiner Freunde.

Wir versuchen zuhause etwas zu fördern. Mit „tieferen“ Gesprächen über das Tagesgeschehen und er hat das Programmieren für sich entdeckt. Im Laufe des Jahres wird ein Instrument dazu kommen.

Alles Gute und viele Grüße

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Was die Freunde angeht würde ich mir weniger Sorgen machen. Sofern er sich nicht als „Neunmalklug“ gibt, haben die Kinder da weniger Probleme als die Erwachsenen.

Er kann den Kontakt zu den Freunden halten und wird, wenn er sozial auch weiter ist, neue Freunde finden.

Nicht der Intellekt trennt Freundschaften, sondern mangelnde Empathie.

Mein Kind ist mit jüngeren, älteren, weniger begabten und ähnlich begabten befreundet. Den Kindern ist die Begabung der Freunde egal, Hauptsache sie verstehen sich und können gut miteinander spielen.

Wenn es Probleme gibt, dann eher von Eltern aus.

VG

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So erlebe ich das auch permanent. Gerade in den unteren Jahrgängen spielt das überhaupt keine Rolle, wer in welcher Klasse ist.

Wichtig ist, wie das Kind sich gibt, wenn es sympatisch ist, wird es Freunde finden, wenn es sich zu toll findet, wird es Probleme geben. Egal, ob es springt oder nicht. Das ist bei einer Klasse gerade mal ein Jahr, das die SChüler trennt, das spielt wirklich keine große Rolle.

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Meine eine Tochter war in der ersten Klasse total unterfordert und machte vor Frust und Langeweile lauter Fehler. Also verlangte die Lehrerin, sie solle noch viel mehr üben, da sie das alles noch nicht kann. Sie war fest davon überzeugt, das Kind wäre ÜBERfordert. Wir ließen sie dann Anfang der 2. Klasse testen (mussten auf den Termin ewig warten) und es kam eine hohe Begabung heraus. Sie durfte aber die ganze Zeit nicht vorarbeiten. Die Vertrauenslehrerin empfahl versuchsweise den Sprung in die 3. Klasse. Es gefiel meiner Tochter dort gut. sie kam gut mit, bekam aber keine Gelegenheit, den Stoff aus Klasse 2 nachzuholen. Bei der ersten Mathe-arbeit sollte sie nur einen Teil des 3. Klasse-Stoffes machen und bekam dann als Einzige in erster Linie Stoff von Klasse 2!! Das konnte sie jedoch nicht (war erst 3 Wochen in der Klasse, durfte nicht nachholen) und war dann so gefrustet von dieser Arbeit, dass sie die Mitarbeit verweigerte. Daraufhin schickte der Rektor sie wieder in die 2. Klasse, da er meinte, verweigern könne sie auch dort!!!
Seitdem ist sie in Mathe überzeugt, dass sie dumm ist und alles nicht kann. Vor den Arbeiten kann sie alles, in der Arbeit blockiert sie und weiß nichts mehr! Deshalb bekam sie auch keine Gymnasialempfehlung. Wir schickten sie trotzdem aufs Gymnasium und außer in Mathe lief es überall gut. Jetzt ist sie in der 9. Klasse und langsam entdeckt sie, dass Mathe Spaß machen kann.
Echt schwierig, diese ganze Sache. Wenn die Lehrer mit begabten Kindern und Klasse-überspringen Erfahrung haben, kann das eine gute Lösung sein. Wenn sie damit keine Erfahrung haben, können Lehrer da leider sehr viel kaputt machen!
Das Umfeld war mir damals egal, das war kein Problem. Unser großes Problem waren die unfähigen Lehrer!