Was tun mit der Diagnose LRS

Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zum Thema LRS.

Meine Tochter, die in der vierten Klasse ist, war schon immer so mittelmäßig im Lesen und schlecht im Rechtschreiben.

Ich hatte ihre Lehrerin bereits in der dritten Klasse darauf angesprochen, ob evtl. eine Lese-Rechtschreibschwäche vorliegen könnte, die daraufhin meinte, dass die Leistungen meiner Tochter zwar nicht gut seien, aber keinesfalls im Rahmen einer LRS.

Unsere Tochter hat nun mit ihrem HJ Zeugnis die eingeschränkte Empfehlung fürs Gymnasium erhalten und ihre Lehrerin sagte auch wir sollen sie dahin schicken anstatt zur Gesamtschule, zu der wir tendiert hatten (trotz mittelmäßigem Ruf).

Wir waren uns sehr unsicher und möchten sie nicht überfordern, aber da auch unsere Tochter gerne aufs Gymnasium möchte wegen ihren Freundinnen, haben wir mit ihr eine Schullaufbahnberatung gemacht.

Die Psychologin meinte jetzt, dass der Lesetest und auch der Rechtschreibtest zeigen, dass unsere Tochter eine Lese-Rechtschreibschwäche hat, da ihre sonstigen Fähigkeiten ganz normal gut sind. Auch im Mathetest hat sie nur Fehler bei den Textaufgaben. Sie sagte auch, dass ein Kind mit LRS auch ruhig aufs Gymnasium gehen könnte, aber ich bin mir jetzt noch iwie noch unsicherer als vorher.

Hat jemand von euch ein Kind mit LRS auf dem Gymnasium? Wie läuft's da?

Haben eure Kinder dann einen Nachteilsausgleich? Was genau bringt der?

Was die Psychologin noch sagte ist, dass sie mit meiner Tochter die Hamburger Schreibprobe machen wollte und meine Tochter daraufhin sagte, dass sie exakt diesen Test schonmal in der Schule gemacht hätte. Davon hörte ich zum ersten Mal. (Hab auch bei ein paar anderen Eltern zur Sicherheit gefragt, die wussten auch nix) Hätte die Lehrerin mir nicht auch schon etwas über die Ergebnisse sagen müssen? Vor allem wenn die im Bereich einer Schwäche liegen? Weiß noch gar nicht, wie ich damit umgehen soll...

Bitte erzählt mal was über eure LRS Kinder? Wie fördert ihr sie speziell?
Für mich ist das Thema noch ganz neu... :-(


Viele Grüße Nina

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Hallo,

erstmal keine Panik: mit LRS kann man gut leben. Meine Große hat auch LRS und geht auf s Gymnasium. Sie geht einmal die Woche zum LRS Training. Das haben wir privat organisiert. Das macht bei uns der "Lesekreis Kiel" http://www.lrs-training.de/
Sie bekommt in der Schule einen Nachteilsausgleich in sofern das ihre Rechtschreibung in vielen Bereichen nicht gewertet wird.

Mach Dir nicht so einen Kopf, das ruckt sich zurecht. #liebdrueck

LG dore

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Danke für deine Antwort.

Dieser Nachteilsausgleich, gilt der nur in den Klassenarbeiten? Bekommt sie für das Lesen von Texten mehr Zeit? Auch im normalen Unterricht? Mein Sohn geht auch zum Gymnasium, die haben im fünften Schuljahr schon 3 Bücher im Unterricht gelesen (natürlich sollten sie das auch größtenteils zu Hause tun, aber eben nicht immer). Und für das Abschreiben von der Tafel, braucht meine Tochter auch immer recht lange. Das hat zumindest die Lehrerin bisher immer gesagt, eben dass sie beim Abschreiben immer die letzte ist, weil sie trödelt (da wussten wir ja noch nichts von der LRS).

Generell halte ich sie schon für begabt genug und ihre Lehrerin ja auch. Aber sie läßt sich auch schnell runterziehen. Wenn sie einen Fehler macht, denkt sie immer gleich sie kann gar nix.

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Du musst halt genau erforschen, wie gravierend es ist...

Mein Patenkind hat eine LRS diagnostiziert (im Sommer, wo die Anmeldung schon im Gym. erfolgt war) und ist jetzt in der 5.Klasse zum Halbjahr runter auf die Realschule.

Es war zu viel Text in zu kurzer Zeit. Er hatte zu viele Fehler, die selbst mit dem eventuellen Nachteilsausgleich (es war zu dieser zeit noch nicht alle Bescheinigungen da) 4er und 5er und oft 6er waren.
Er hat selten die Klassenarbeiten ganz geschafft... er wurde einfach nicht fertig und das zählt dann nicht zum Nachteilsausgleich... -- das ist dann schlichtweg einfach "nicht gelöst" ...

er ist sonst soooo aufgeweckt, intelligent und abseits der Schreiberei eigentlich schon ein Gym.Kind ... -- aber eben diese Folgen machten es ihm unmöglich, dort weiter zu bleiben...

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Ja, wir müssen auch nochmal hin. Dann wird nochmal speziell getestet, in welchem Bereichen genau ihre Schwächen liegen.

Zum Beispiel liest sie Texte annähernd zeitgerecht und versteht auch den Sinn, wenn sie aber etwas korrekturlesen soll, schafft sie nur ein Viertel von dem, was normal wäre. Das erklärte die Psychologin so, dass sie bei Texten die Worte nur "anliest" und aus dem Kontext heraus "errät" was es heißen soll, aber um Fehler zu erkennen, muss man ein Wort ja von vorne bis hinten erfassen.

Sie liest auch gerne und auch ganz normale, altergerechte Bücher mit kleiner Schrift. Deshalb sind wir jetzt auch aus allen Wolken gefallen.

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Hallo,

Ich habe zwei Kinder mit LRS und komme aus einem Bundesland wo es spezielle LRS Klassen gibt - vorausgesetzt der klassenlehrer meldet das Kind zum LRS Test in der zweiten Klasse an.

Mein ältester Sohn hatte das Glück eine pfiffige klassenlehrerin zu haben die ihn anmeldete. Der Test war positiv und er konnte für zwei Jahre eine LRS Klasse besuchen. Das dritte Schuljahr wurde gestreckt auf zwei Jahre und er kam ein Jahr zeitversetzt an seine regelgrundschule zurück. Über einen aufnahmetest schaffte er sogar mit einem notendurschnitt von 2,3 den weg aufs Gymnasium. Er ist jetzt in der sechsten Klasse und hat beschlossen seine schulische Laufbahn an der oberschule fortzusetzen. Die Noten sind so dass er weiterhin am Gymnasium bleiben könnte, der Wunsch nach etwas mehr Freizeit und einem deutlich kürzen Schulweg doch so groß sind das wir seinem Wunsch nachvollziehen können.

Das zweite Kind hatte leider nicht so eine kompetente Lehrerin. Bei ihm haben wir nach einem schulwechsel den LRS Test selbst in Auftrag gegeben. Ergebnis wie beim ältesten Sohn nur leider blieb ihm der weg über die LRS Klasse verwehrt. Er besucht heute due oberschule.

Bei uns in Sachsen gibt es die Möglichkeit auf gewisse nachteilsausgleiche bis zum Abschluss der ersten Ausbildung.
Bei beiden Kindern hätte ich die Möglichkeit der teilnotenbefreiung für rechtschreibung in deutsch und allen Fremdsprachen gehabt. Bringt nichts bei uns weil due Rechtschreibung nicht mehr den hohen Stellenwert hat wie vor vielen Jahren. Die Lehrer streichen due Fehler an und sollte ein Nachteil bei der Benotung auf Grund der LRS sein kann die bessere Note gegeben werden. Bei den Fremdsprachen gibt es gar keine Probleme und bei deutsch wird geschaut. Zudem gibt es zeitzugaben prozentuale nach Umfang der arbeiten. Bei einem großen Aufsatz bedeutete das für meinen großen Sohn dass er in der freistunde 20min extra Zeit hatte.
Zudem besteht die Möglichkeit auf mehr mündliche Aufgaben.

Zudem gibt es bei beiden Kindern LRS nachhilfestunden - Jahrgangsweise, meist wenn freistunden sind werden spezielle Themen die den Kids wichtig sind wiederholt. Im Schnitt sind es zwischen einem und drei Kindern.

Daheim machen wir nichts. LRS ist eine teilleistungsschwäche die berücksichtigt wird und dank der modernen Technik die in unser Leben einzieht und veränderter Lehrpläne nicht mehr so dramatisch ist wie früher.

Wenn die Lehrer deiner Tochter der Meinung sind dass sie es auf dem Gymnasium versuchen sollte dann nutze das Angebot. Unser junior wechselt nicht wegen der LRS zurück sondern wegen zwei stunden mehr Freizeit pro Tag.

Viele Grüße geli

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Wir sind uns halt noch etwas unschlüssig, was jetzt der bessere Weg ist.

Also entweder erst aufs Gymnasium und das Kind scheitert vielleicht, was wir unserer Tochter natürlich wenn möglich gerne ersparen möchten, oder auf die Gesamtschule, wo sie aber lt. Bedenken der Lehrerin ihr Potenzial wahrscheinlich nicht zeigen wird.

Die Lehrerin meint unsere Tochter ist jemand, die sich immer nur soweit anstrengt, dass sie im guten Mittelfeld "schwimmt". Da ist die Bandbreite aber natürlich auf der Gesamtschule ungleich größer... damit hat sie schon Recht.

Meine Tochter braucht schon etwas "Druck" (von außen, nicht von uns Eltern), um Leistung zu zeigen. Wenn sie mal eine 3 schreibt, dann argumentiert sie gerne damit, das soundso viele Kinder aber eine 4 hatten und manche sogar eine 5.

Für sie ist es vor allem irgendwie wichtig, nicht die Schlechteste zu sein, und die Lehrerin meinte halt, auf der Gesamtschule würde sie dann gar nichts mehr zu tun, da wären immer eine Menge Kinder schlechter als sie. Aber das kann es ja auch nicht sein.

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In welchem Bundesland lebt ihr?

Grundsätzlich würde ich erstmal bei dem Gymnasium nachfragen wie dort LRS-geprüfte Kinder "gehandhabt" werden. Und wie der Nachteilsausgleich ganz konkret aussieht - da gibt es ja die wildesten Sachen...

Ich kenne es so: Die Schule gibt nur einen Nachteilsausgleich, wenn eine parallel stattfindende Therapie nachgewiesen werden kann. Nach zwei Jahren muß es eine erneute Testung stattfinden.

Ganz ehrlich? Ich weiß nicht ob ich wirklich die LRS-Schiene fahren würde, kommt echt drauf an WIE der Nachteilsausgleich gewährt wird. Da es bei deiner Tochter ja nicht gravierend zu sein scheint könntest du ohne besser fahren.

VG

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Wir wohnen in NRW.

Auf der Homepage des Gymnasiums steht, dass es ab der 5.2 bis zum Ende der 7. Klasse spezielle Rechtschreib-Förderkurse gibt. Es gibt wohl in der 5.1 einen Test für alle und danach wird entschieden, wer diese Förderkurse belegen sollte.

Die Testergebnisse fand ich ehrlich gesagt schon gravierend. Im Rechtschreibtest lag meine Tochter im Mittelfeld zwischen dem Wert, ab dem eine Schwäche beginnt und dem Wert, ab dem man von einer starken Schwäche spricht.

Beim Lesetest lag sie noch knapp oberhalb der Wertes für eine Schwäche (also gerade noch im Normbereich), aber da hat sie der Einzelwert für das Textverständnis "rausgehauen", dieser war ganz durchschnittlich, aber beim Einzelwortverständnis (es gab ein Bild, daneben stand was dort abgebildet war, 1x korrekt, 3x falsch geschrieben) lag sie im Bereich einer starken Schwäche.

Deshalb bin ich ehrlich gesagt auch etwas sauer, dass das in der Schule nicht aufgefallen ist, und das, obwohl ich die Lehrerin vor über einem Jahr schonmal darauf angesprochen habe und ja offensichtlich auch schon ein standardisierter Test in der Klasse stattgefunden hat. Vielleicht hätte meine Tochter schon seit einem Jahr eine Förderung bekommen können. Jetzt muss sie das alles machen, wenn der Schulwechsel ansteht.

Und meine Tochter schreibt wirklich unterste Schublade, sonst wäre ich als Mutter damals ja nicht auf die Idee gekommen, dass da was nicht stimmt. Wir haben uns halt durch die Aussage der Lehrerin letztes Jahr beruhigen lassen; haben gedacht, sie wird es ja wohl besser wissen als wir.

Der Nachteilsausgleich ist mir erstmal zweitrangig. Ich möchte für meine Tochter vor allem eine auf ihre Defizite zugeschnittene Förderung, denn ich habe gelesen, dass stumpfes Üben bei LRS nichts bringt.

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Tu das nicht so ab mit dem Nachteilsausgleich, das wird am Gymnasium sicherlich ganz schnell ganz wichtig.

Ich selber bin da gebranntes Kind: Meine Rechtschreibung war (ist) schon immer mies, aber damals habe ich den LRS-Test grade so bestanden. Dann gab es auf dem Gymnasium Englisch!!!! Da hatte ich plötzlich zwei Fächer bei denen ich kämpfen mußte. Die zweite Fremdsprache war dann ganz klar der Genickbruch.

Meine Tochter ist ähnlich schlecht wie ich in der Rechtschreibung und nach langen verhandeln geht sie nicht zum Gymnasium, sondern zur Realschule. Das hat nichts mit dem IQ zu tun. Ich selber habe danach ein Maschinebau Studium erfolgreich abgeschlossen. Aber diese sprachlastige Gymnasium war nicht mein Weg zum Abitur.

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Der Nachteilsausgleich ist in den einzelnen Bundesländern ganz unterschiedlich, da musst du Dich direkt beim Schulamt erkundigen.
Mein Sohn hat eine sehr schwere LRS, die in der 2, Klasse diagnostiziert wurde. Er war damals in einer speziellen Förderklasse für 4 Monate und bekam anschließend noch eine Einzelförderung vom Landratsamt bezahlt, Das ist aber schwierig zu beantragen, bei im klappte es, da die LRS sehr schwer war und er schon psychische Probleme durch die Ausgrenzung in der Klasse hatte.
Er ging dann auf die Realschule und macht jetzt gerade das Abi. Die LRS ist weiterhin ein großes Problem, als Nachteilsausgleich durfte er teiweise ein Laptop benutzen, teilweise bekommt er mehr Zeit, teilweise werden ihm die Blätter großer kopiert. Das ist aber wie gesagt von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

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Mein Sohn hatte eine Rechtschreibschwäche, die erst auf dem Gymnasium erkannt wurde. Was der Nachteilsausgleich beinhaltet, legen bei uns die Schulen individuell für jeden betroffenen Schüler fest. Mehr Zeit bei den Klassenarbeiten, keine Bewertung der Rechtschreibung, grössere Gewichtung des Mündlichen, das Vorlesen von Textaufgaben, etc.

Das Allerwichtigste ist aber, das Du eine gute Lerntherapie für Deine Tochter suchst. Kinder mit LRS brauchen spezielle Strategien um sich das Buchstabengewimmel zu erschliessen. Stumpfes Üben ist da völlig kontraproduktiv.

Grüsse
BiDi

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Wurde euch nach der Diagnose eine geeignete Lerntherapie empfohlen oder wart ihr bei der Suche da eher auf euch allein gestellt?

Dass normales Üben nichts, bringt habe ich im Netz auch schon gelesen, aber scheinbar gibt es für LRS verschiedene Therapieansätze.

Woher soll man da noch wissen, was das richtige ist?

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Mein Sohn kam mit der dritten Fremdsprache nicht zurecht. Er ist vom Gymnasium auf die Gemeinschaftsschule gewechselt. Er ist in den MINT Fächer sehr gut. Bei mir war es genauso. Ich habe nach der Ausbildung mein Facharbitur gemacht und dann Maschinenbau studiert. Wir bekommen die Legastenie Förderung vom Jugendamt bezahlt.

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Komischerweise habe ich bei meiner Tochter den Eindruck, dass sie in Englisch weniger Schwierigkeiten hat als in Deutsch. Seit Beginn der 4. Klasse wurde auch in Englisch die Schrift eingeführt. Da müssen sie ja auch kurze Sätze lesen und schreiben. Hier macht sie nie Rechtschreibfehler. Wie es dann später bei Latein oder Französisch wäre - keine Ahnung.

Bis zur dritten Fremdsprache dauert es an unserem Gymnasium mindestens bis zur 8. Klasse bzw. ist eine dritte Fremdsprache nichtmal Pflicht.

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Vorsicht! Du kannst das "Spielfach" Englisch der Grundschule nicht mit dem Fach Englisch der weiterführenden Schule vergleichen.
Das Grundschulenglisch dient mehr dazu, die Freude an der neuen Sprache zu wecken. Ab der 5. Klasse werden da (egal welche Schulart) ganz andere Saiten aufgezogen.
Ein Kind, was schon in Deutsch extrem lernen muss wegen der LRS (und das wird dem Kind ja nicht erlassen, es wird ja sogar verlangt, dass es sich umso mehr anstrengt), hat natürlich weniger Zeit für alle anderen Fächer.
Gerade in Fremdsprachen ist es aber üblich, dass nun ständig Vokabeln gelernt werden müssen (jede Woche 1-2 DIN A4 Seiten aus dem Buch) und Vokabeltests stattfinden (bei uns wöchentlich). Das schafft mein Sohn kaum, daher hängt er ziemlich in Englisch, obwohl er eigentlich kein Problem in Englisch hat. Die anderen Fächer fallen ihm leicht, da hat er dann gute Noten.

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Hallo,
schwierig. LRS ist etwas anderes als Legasthenie. In Deutschland wird zwar oftmals beides gleich behandelt, trotzdem liegen Welten dazwischen. Das Eine ist erworben und therapierbar und das Andere ist angeboren und kann praktisch nicht austherapiert werden.
Mein Sohn hat auch die LRS-Diagnose und besucht derzeit die 5. Klasse. Er hat LRS als Folge von Frühkindlichen Autismus (mit einer Sprachentwicklungsstörung, die noch heute hörbar ist) und AVWS. Er hat ca. 1 Jahr lang eine spezielle private Lerntherapie gemacht und die hat unglaublich viel gebracht. Allerdings war sie auch sehr teuer. Seit er in der 5. Klasse ist, übernimmt die Schule die Förderung. Er hat 1 Stunde pro Woche Lesen und 1 Stunde pro Woche LRS. Das ist in Kleingruppen von 6 Kindern.
Wir haben Nachteilsausgleiche wegen LRS beantragt. Hauptsächlich ist das aber der Notenschutz, d.h. in allen Fächern wird seine Rechtschreibung nicht bewertet. Eine Ausnahme hierzu bilden die Diktate (die sind vorher bekannt, er muss auch nur bestimmte Wörter eines Diktates lernen und bekommt dann einen Lückentext, wo er die Wörter einsetzen muss).
Er bekommt mehr Zeit und seine Aufgaben in Arbeiten auch nochmal vorgelesen, wenn er sie gar nicht versteht. Ggf. gibt es auch eine einfachere Formulierung der Aufgaben oder das Wichtigste vorher bereits (in der Aufgabenstellung) markiert.
Dabei muss man aber immer beachten, dass der Nachteilsausgleich LRS voraussetzt, dass man gleichzeitig eine Therapie macht. Ewig läuft der nicht.

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Bei einer Legasthenie, geht man davon aus, dass dem Funktionsabweichungen des zentralen Nervensystems zugrunde liegen.

Die erworbene LRS ist durch schlechte Beschulung, generelle Motivationslosigkeit, Minderintelligenz usw. zustande gekommen.

Woher weißt du so genau, welche Form von LRS dein Sohn hat.

Das frage ich nur, weil ich die Übergänge als nicht eindeutig empfinde.

Meine Tochter hat eine ausgeprägte ADS, die wahrscheinlich ursächlich für die Rechtschreibstörung ist, sie verfügt auch mit 14 noch nicht über ein Wortbildgedächtnis.
Die Therapeuten meinten, das würde sich auch, wenn überhaupt, nur minimal entwickeln.

Hat dein Sohn denn eines?

Denn genau das macht die Legasthenie ja aus.

Das Unvermögen, das geschriebene Wort blitzschnell mit den abgespeicherten Wortbildern zu vergleichen.
Meine Tochter schreibt bei Konzentration ganz gut, wenn sie nur auf den Inhalt fixiert ist, hat sie für viele Wörter unzählige Schreibvarianten:-(.

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Mein Sohn hat LRS. Es wurde getestet. Ja, wir wissen, dass es erworben ist aufgrund seiner Sprachentwicklungsstörung und dem AVWS. Ist auch irgendwie logisch - wie soll ein Kind, welches mit 12 Jahren noch immer nicht grammatikalisch richtig sprechen kann, richtig schreiben? Ganz besonders ist das Wunder unmöglich bei dieser von-Reichen-Methode, die hier jede Schule anwendet.
Er hat dank AVWS überhaupt erst sehr spät angefangen mit sprechen. Bis heute hat er den sonderpädagogischen Förderbedarf Sprache und er bekommt schon seit 9 Jahren durchgängig Logopädie. Zusätzlich hat er die Nachteilsausgleiche für LRS.
Mein Sohn hat einen Gesamt-IQ von 101, jedoch ist dieser extrem heterogen. Er hat eine ziemlich extreme Hochbegabung im wahrnehmungsgebundenen-logischen Denken und in allen anderen Bereichen liegt er an der untersten Grenze des normalen IQ bis in den Bereich der Lernbehinderung hinein. Also die Bereiche Sprachverständnis, Arbeitsgedächtnis und Verarbeitungsgeschwindigkeit liegen ziemlich unter dem Normbereich.
Die KJP hatte jetzt noch den Verdacht, dass er eventuell noch ADS hat - mich schockt nichts mehr. Ende des Monats wird er nochmal darauf getestet.
Es,mag sein, dass die Übergänge fließend verlaufen, aber sobald die Therapie erfolgreich ist, kann es nicht Legasthenie sein. Die Therapie hilft nur bei LRS. Legasthenie ist nicht heilbar. Das ist eben eine Funktionsabweichung des Gehirns. Autismus ist auch nicht heilbar - da funktioniert das Gehirn auch anders.
Bei uns hat die Therapie einen deutlichen Erfolg gebracht. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass selbst das Institut damals gesagt hat, dass sie bei Autisten vorsichtig sind (mein Ältester ist ja Autist). Es kann sein, dass es mit dem Autismus zusammenhängt und daher dann Legasthenie ist. Die haben quasi den Lernstoff 1. Klasse (oder eigentlich Vorklasse) wiederholt mit anderer Methode und nach einigen Monaten war ganz deutlich, dass er in den anderen Fächern (alle außer deutsch) plötzlich besser würde. Er konnte wieder Sachaufgaben in Mathe lesen, .... Nach 1 Jahr konnte er zum ersten Mal in seinem Leben eine Deutschnote bekommen.

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Hallo,

Ich habe eine Tochter mit Legasthenie auf dem Gymnasium in Klasse 8.
Wir haben sie aber schon Ende Klasse 1 in der psychosozialen Ambulanz eines großen Kinderkrankenhauses vorgestellt.
Damals lag sie im Lesen und Schreiben im Prozentrang unter 2%.
Sie erhielt daraufhin 5 Jahre Lerntherapie ( das Jugendamt hätte die Therapie ab Klasse 3 bezuschusst, da wir aber schon früher anfingen, bezahlten wir alles selber).

In der GS erhielt sie für die Rechtschreibung keine Note, Lesen hat sie durch die Lerntherapie sehr gut gelernt.

Auf dem Gymnasium erhält sie keinen Nachteilsausgleich.
Bei uns gäbe es aber auch
lediglich einen Zeitbonus bei schriftlichen Arbeiten.

In den Klassenarbeiten gibt es in allen Fächern Punktabzüge bei zu schlechter Rechtschreibung, somit werden ihre schriftlichen Noten manchmal nach unten gezogen.
So what! Egal!
Dann muß man mündlich engagiert sein.

Es klappt gut, was aber auch daran liegt, dass ihre Lesekompetenz mittlerweile sehr gut ist.
Die Kinder, die immer noch Probleme haben, den Inhalt komplexerer Texte in kurzer Zeit zu erfassen, haben nun in Klasse 8 einen Wettbewerbsnachteil und wären auf einen Nachteilsausgleich angewiesen.

Nach welchen Kriterien ein solcher gewährt wird, ist in jedem Bundesland verschieden und ich würde immer versuchen einen zu beantragen.

lg