Einsam oder zufrieden so?

Guten Morgen!

Wir machen uns im Moment etwas Sorgen um unsere 8-jährige Tochter. Sie geht in die 3. Klasse und kommt ganz gut mit. Die Klassenlehrerin war beim Elternsprechtag vor 2 Wochen rundum zufrieden. Aber mein Mann und ich fragen uns immer öfter, ob unsere Tochter auch zufrieden ist.
Sie hat in ihrer Klasse keine beste Freundin mehr. Irgendwie scheint kein anderes Kind so wirklich zu ihr zu passen. Unsere Tochter ist absolut kein Reitermädchen und keine Ballerina. Viele Mädchen aus der Klasse reiten oder gehen zum Ballett. Spielen viel mit Schleich oder Playmobil.
Unsere Tochter ist eher eine kreative Tüftlerin, die gerne malt, bastelt und mit Lego baut.

Jetzt haben wir von befreundeten Eltern gehört, dass unsere Tochter in der Pause oft nicht mitspielt, wenn fast die ganze Klasse zusammen Spiele spielt. Auf Nachfrage sagte unsere Tochter, dass ihr viele der Spiele keinen Spaß machen, weil es selbst ausgedachte Spiele sind, bei denen dann immerzu die Regeln angepasst werden. Sie spielt dann lieber mit anderen einzelnen Kindern, die nicht mitmachen oder mit Kindern aus anderen Klassen. Unzufrieden wirkte sie bei der Erklärung nicht.

Sie möchte sich im Moment aber auch deutlich weniger verabreden und wenn sie sich verabredet, dann nur mit 2 Kindern aus der Klasse. Andere Kinder verabreden sich kreuz und quer. Das hat uns alles bislang keinen Grund zur Sorge gegeben, weil sie zufrieden wirkt und da wohl nach meinem Mann geht, der auch sehr gerne mal alleine ist und diese Zeit genießt.

Momentan hat sie meist nur 1-2 Verabredungen in der Woche. Sie hat aber auch eine Schwester, die nur 1,5 Jahre jünger ist. Es ist also oft jemand zum Spielen da.

Was uns nun aber Grund zur Sorge gibt, ist der Aufsatz, den sie letztens geschrieben hat. Die Aufgabe war, eine Geschichte über ein Tier zu schreiben. Dabei sollten die Gefühle beschrieben werden. Unsere Tochter schrieb in etwa: Der kleine Frido ist ganz allein in seiner Höhle, die anderen wollen nicht mit ihm spielen, er ist einsam. Er entscheidet sich, doch mit den anderen zu spielen. Aber die finden ihn schnell langweilig, weil er immer nur das gleiche macht. Also geht er wieder allein in seine Höhle."

Als ich das gelesen habe, hatte ich einen richtigen Kloß im Hals. Sind das ihre Gefühle? Wir haben sie gefragt. Aber sie sagte, dass er eben irgendetwas fühlen sollte. Da ist ihr das eingefallen. und seitdem fragen wir uns, ob es ihre Gefühle sind. Ob sie sich ausgeschlossen und langweilig fühlt und deshalb lieber allein spielt.

Ich weiß gar nicht, was ich von euch hören möchte, aber es hat schon geholfen, alles einmal aufzuschreiben. Also danke, falls ihr es bis hierhin geschafft habt..

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Ist ja immer etwas schwierig von der Ferne das ganze zu beurteilen, aber ich möchte dir meine Gedanken schreiben, die ich beim Lesen hatte.

Für mich klingt es nicht so, dass die anderen Kinder sie ausschließen. Sie hat von sich aus keine Lust mitzuspielen. Manche Kinder spielen eben lieber für sich, bzw in einer kleinen Gruppe. Wenn sie sagt, es ist ok für sie so wie es ist, würde ich ihr es erstmal glauben. Zumal sie auch zufrieden auf euch wirkt. Daher denke ich nicht, dass sie einsam ist.

Die Geschichte könnte natürlich von ihren Gefühlen handeln, genauso gut könnte sie die Story aus einem Film oder einem Buch übernommen haben.

Ich würde mir nicht allzuviele Sorgen machen, das Ganze aber im Auge behalten.

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Hallo!
Also erstmal finde ich 1-2 Verabredungen pro Woche nicht wenig, das hat mein Sohn (8, 3. Kl) im Monat.
Auch wenn sie “nur“ zwei oder drei Freundinnen hat, ist es doch ok. Mein Sohn hat nur einen besten Freund (und das schon lange). Es gibt Menschen, die einfach nicht mehr brauchen.
Aber ich verstehe deine Sorge. Ich würde es erstmal weiter beobachten. Geredet hast du ja schon mit ihr und wenn sie zufrieden wirkt, ist es doch erstmal gut.
Auf so eine Geschichte würde ich nicht so viel Gewicht legen. Aber du kennst dein Kind!
LG #winke

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Wenn es dir keine Ruhe läßt, frag halt mal beim nächsten Elterngespräch bei ihrer Lehrerin nach, ob sie in der Klasse eher aufgeschlossen und selbstbewußt ist, aber eben nur ihren Interessen nachgeht oder eher, ruhig und zurückhaltend, wo sie eher im Beobachtermodus ist.

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Literarisch arbeiten sich oft unterbewusste Gedanken oder Gefühle zu Tage, die zwar schon Mal empfunden worden sind aber einem keines Wegs richtig bewusst geworden sind. Man kann es also so lesen, dass die Gedanken dazu ja "irgendwoher kommen müssen". Dann aber darauf zu schließen, dass sie nun aber ständig einsam und unglücklich und das natürlich in der Schule ist, ist dann aber auch wieder viel zu weit vorgegriffen.

Manchmal sind solche Geschichten ein Ventil für eine bestimmte momentane Stimmung. Vielleicht war sie einfach nicht bester Laune und hat deswegen diese Grundstimmung gewählt. Was aber genau den Ausschlag dafür gegeben hat, wird sie vermutlich selbst nicht mehr ganz genau wissen.

Ich würde zwar aufmerksam bleiben, aber doch nicht zu viel da hinein legen. Meine Tochter sollte letztens einen Brief in Deutsch schreiben über die Ferien. Sie hatte zwei wirklich schöne Wochen davon und wirkte stets zufrieden, aber worüber hat sie die Seite zu 75 % gefüllt - über den einen Besoffenen im Zug auf der Zugfahrt zu Oma. Und in der Vorübung zu diesem benoteten Brief, schrieb sie ausgerechnet darüber wie langweilig und doof sie einige Fächer findet. Etwas das bei Lehrern vielleicht auch nicht gerade soooo super ankommt oder sagen wir allg. nicht so fröhlich ist. Irgendwie denke ich, ist es auch langsam altersbedingt dass nicht mehr nur Friede Freude Eierkuchen Stimmung herrscht. Man lernt täglich irgendwas neues über die Welt und die Menschen und nicht alles davon ist eben super.

Und man muss ja nun auch nicht wirklich der Typ sein, den jeder mag und der jeden zum Freund hat. Alles deutet dich darauf hin, dass sie Freunde und Spielgefährten hat. Ich persönlich mochte schon immer lieber 2-3 Freunde denen ich vertraue lieber als 150 oberflächliche Freundschaften. So ist es halt.

Und wenn sie jetzt 3. ist, dann steht der Wechsel auf die weiterführende Schule mit einer Neumischung der sozialen Kontakte in der Schule ohnehin bevor. Und das kann durchaus bewirken, dass sie viel mehr Leute findet, die ähnlich drauf sind.

Darüber hinaus würde ich mir angewöhnen selber so zu denken, dass sich alle Kinder der Klasse in Schubladen einsortieren lassen. Auch die werden nicht nur ihre Ballerinas und Pferde im Kopf haben. Nur kennt deine Tochter sie vermutlich gar nicht besser. Vielleicht motivierst du sie einfach Mal dazu ein paar andere Kinder einzuladen, die die so ganz nett findet aber die die noch nicht so richtig gut kennt. Und vielleicht er utigst du sie auch dazu nicht nur dass im Menschen zu sehen was man von 10 Minuten Pausenhof spielen so mitbekommt. Aber manchmal ist es eben trotzdem so, dass man in seiner Klasse eben nicht die Mehrheit der Kinder findet, zu denen man gerne eine Verbindung aufbauen möchte.

Ich würde als Eltern da erstmal nichts durcheinander wirbeln, was in 1-2 Jahren eh noch einmal neu gemischt wird.

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Du machst dir zuviele Gedanken!
Ich habe auch ein Kind, das ein untypisches Spielverhalten hat und somit nicht oft mit den anderen Kindern zusammen spielen mag. Ich weiß, dass mein Kind etwas anders "tickt" als die meisten anderen Jungs in seinem Alter. Seine Interessen haben sich schon immer von den Interessen der anderen Jungs unterschieden.
Ich weiß allerdings auch, dass er dennoch beliebt ist in seiner Klasse und auch, dass wenn er alleine spielt, es seine Entscheidung ist und nicht daran liegt, dass die anderen ihn nicht dabei haben wollen.
Bei deiner Tochter klingt das genauso. Ich hatte beim Lesen nicht den Eindruck, dass sie ausgegrenzt wird.
Natürlich habe ich mir auch meine Gedanken darüber gemacht, allerdings schon in der Kindergartenzeit. Ich wusste wie gerne er dahin geht, ich wusste auch, dass er sich mit seiner ganzen Gruppe versteht, dennoch habe ich ihn fast immer alleine spielend gesehen.
Ich habe mit meinem Sohn darüber gesprochen, heraus kam, dass er sich immer freut, wenn die anderen Kinder dazu bereit sind seine Spiele mitzuspielen (haben sie auch immer wieder gemacht, nur eben nicht immer), er aber die Spiele der anderen nicht mag und deswegen lieber alleine spielt. Ich habe ihm auch gesagt, dass er sich auch mal auf die Spiele der anderen einlassen könnte, sie machen es umgekehrt ja schließlich auch. Mittlerweile macht er das auch manchmal, aber dennoch eher selten, er hat es aber geschafft andere von seinen Spielen zu überzeugen und so findet er meist Spielkameraden, auch wenn sie ständig wechseln ;-)
Mir war das Gespräch wichig, um ihm Alternativen aufzuzeigen, letztendlich trifft aber er die Entscheidung. Wenn er mit den anderen nicht mitspielen will, dann muss er eben alleine spielen, das bereitet mir keine Kopfzebrechen. Wichtig ist zu wissen, dass er nicht bewusst ausgegrenzt wird und das ist nicht der Fall.
Wenn er traurig darüber ist alleine zu spielen, kann er sich den anderen anschließen, will er das nicht, dann muss er auch lernen damit umzugehen.

Wir Eltern können eingreifen, wenn er gemobbt wird aber wir wollen nicht eingreifen, wenn es darum geht, dass er Aufgrund seiner spezielleren Spielwünsche, immer wieder alleine spielt.

Freundebesuch hat er auch nicht so häufig, hängt aber mehr damit zusammen, dass wir viel unterwegs sind und uns die Zeit fehlt.

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...ausser der Tierli-Geschichte von deinem Kind lässt mich nichts aufhorchen.

1-2 mal pro Woche abmachen ist doch viel! Das reicht doch längst.

Habt ihr vlt. zu viel Druck gemacht und nur daher hat sie die Frido-Geschichte so geschrieben? Ich konnte mit neun extrem aufwühlende Geschichten über Scheidungen schreiben.... auch wenn ich es nicht so empfunden habe. Einfach weil ich wusste, was man ERWARTETE, was ich fühle.

Wieso fragst du sie nicht einfach, wie sie sich fühlt? Aber eben - reite auch nicht immer auf dem Thema rum.

Wegen der Pausen: Das ist ja schon doof, wenn man allein ist, weil man die Spielregeln nicht versteht oder nicht flexibel genug ist, in einem dynamischen Spiel mitzumachen. Aber auch das gibts. Sie ist halt nach deiner Beschreibung eher der Tüftler... Ich seh genau, wo sie bei uns dabei wäre.
Klar ja - bei nur 36 Kids im Schulhaus ists ggf. leichter. Aber wir haben auch die Girlies, die Fussballer, die Fangen-Spieler - und dann die Gruppe der Bastler und Tüftler. Da wäre sie. Die schleppen die Legokisten raus, den Chemibaukasten... die Kappla-Hölzchen. Bei uns sind das 4 Jungs und 1 Mädchen im harten Kern. Soll heissen: Warum zettelst du nicht mal eine Verabredung mit paar Jungs an? Oder spielen bei euch die Kinder rein geschlechtergetrennt? Lego und Kappla sind bei uns auch mehrheitlich die Jungs und Scheichtierchen die Girls. Aber bei beiden spielen Boys und Girls mit. Bei euch nicht?
Sie scheint der Naturwissenschaftliche Typ zu sein. Den gibts nun mal öfters bei Buben. Da empfiehlt es sich doch sehr, sich mit denen anzufreunden. Also nicht zu stereotyp denken :-)

Dann wäre es ggf. auch was, sie in einem Club anzumelden, der ihr liegt - Schach, Science AG oder ähnliches. Aber auch das nur, wenn sie wirklich von sich aus mehr Kontakt wünscht.

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Hallo,

wenn eure Tochter sich so wohl fühlt und nicht unglücklich ist, ist doch alles okay. Meine Freundin war auch immer der Meinung, dass ihre Kinder permanent andere Kinder um sich brauchen, sie sich täglich verabreden müssen etc. Die Kids wollten das aber nicht. Sie hat ständig nachgefragt, sich Sorgen gemacht etc. Am Ende dachten die Kinder wirklich selbst, dass sie nicht normal wären oder unbeliebt. Die Mutter hat ihnen das unbewusst vermittelt.

In das was deine Tochter geschrieben hat, würde ich nicht so viel rein interpretieren. Sie sollen Gefühle beschreiben. Und die Gefühle Traurigkeit und Freude lassen sich am besten beschreiben. Und der Traurigkeit kann man nun mal mehr Nachhall verleihen. Meine Kinder sind in Aufsätzen auch extrem kreativ.

LG
Michaela

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Manchmal finde ich Kinder deutlich erwachsener als Erwachsene. #kratz

Klar wäre ich bei der Geschichte auch erst einmal hellhörig geworden....

Aber euer Kind hat so erwachsen und reflektiert geantwortet. Was genau wollt ihr denn jetzt NOCH von ihr???

Wäre es euch lieber, sie hätte einen Aufsatz über Angst (ich trau mich nicht, irgendwo runterzuspringen), Trauer (Mama-Wolf ist gestorben) oder Wut (die Hunde kämpfen) geschrieben?

Irgendwie scheint mir, ihr findet immer ein Haar in der Suppe...

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Guten Morgen!
und danke für die vielen Antworten!

Wie gesagt, bis zu der Geschichte haben wir uns eigentlich keine Sorgen gemacht. Sie ist, wie sie ist und das ist sehr gut so. Sie ist meinem Mann da einfach sehr ähnlich. Der ist auch gerne mal für sich und kann großen Gruppen nichts abgewinnen.
Nur die Geschichte hat uns jetzt etwas nachdenklich gestimmt. Mal schauen, was sie sich beim nächsten Mal einfallen lässt. Vielleicht hat das wirklich gar nichts mit ihr zu tun.

Ich frage sie natürlich auch immer mal, wie es in der Schule war, wie die Pausen waren und so. Aber da muss ich bei ihr sehr vorsichtig sein, weil sie sehr feinfühlig ist und wir ihr auf keinen Fall das Gefühl geben wollen, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn es für sie doch scheinbar gut läuft.

Viele Grüße von einer beruhigten Lotte