Aussteigen auf Zeit: raus aus dem Leistungsdruck

Ich bin in der Mitte des Lebens, habe zwei tolle Kinder,einen festen Job, alle sind gesund. Ich war lange Zeit stolz auf diese Leben, dass alles klappt, arbeiten und Kinder und Hobbies. Mein Mann bekam einen noch besseren Job, weshalb er nur am WE zu Hause ist. Noch mehr Arbeit für mich, mehr Geld, alles läuft, alles ok. Jedoch spüre ich seit einiger Zeit einen Druck auf meinen Kindern und mir. Wir leben in einer Universitätsstadt mit renomierten Schulen, Kindern, die alle erdenklichen Hobbies haben, Instrumente spielen, Sprachen sprechen. Nach der Schule werden AGs zu hunderten Themen angeboten. Am Wochenende gibt es Wettkämpfe, Vorspiele. Alle haben immerzu Termine und müssen irgendwo mitmachen. Wenn ich andere Eltern auf der Straße treffe, erzählen sie mir, wo ihre Kinder gerade mitmachen, wann und wieviele Tests sie noch schreiben müssen, etc. Die Kinder gehen auf Schulen mit besondern Zweigen, bilingual, musisch, wo sie schon besonders früh noch weiter gefördert werden und ich mache das alles irgendwie mit und merke manchmal gar nicht, wie es mich und meine Kinder erschöpft. Und deshalb denke ich seit letztem Jahr ziemlich intensiv daran, wie es wäre, einmal eine Pause einzulegen. Ein Jahr (oder für immer?) woanders hin. Ein kleiner Ort, ein Dorf, ein anderes Land, eine ruhige Umgebung, mehr Natur, weniger Planung, weniger Stress, weniger Verkehr, Fahrradfahren, etc. Geht es jemandem ähnlich? Hat jemand das mal versucht? Alternativ denke ich an eine Auszeit im Job: mehr Zeit für die Kinder, mehr Zeit für mich, auf neue Gedanken kommen, kreativ werden, den Fokus auf andere Dinge legen, zur Ruhe kommen......Ist das die Midlife Crisis???#kratz

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Hallo,
Nein, das ist keine Midlifecrisis, das ist der verständliche Wunsch nach Entschleunigung. Wenn mehr auf ihre innere Stimme hörten, gäbe es weniger Burnout.
LG und alles Gute
Delfinchen

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Achja, wenn es eine Midlifecrisis wäre, wäre wohl eher das Gegenteil der Fall: Nur schnell schnell möglichst alles mitnehmen.

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Guten Morgen,

nein, dass ist keine Mitlife Crisis, sondern der sehr verständliche Wunsch nicht mehr auf der Überholspur leben zu wollen.

Aber du musst nicht raus und alles hinter dir lassen, sondern du solltest versuchen Prioritäten in deinem / eurem Leben zu setzen.
Wer zwingt dich das alles mitzumachen? Der gesellschaftliche Klüngel? Grenz dich ab und guck, was dir gut tut. Du bist keinem Rechenschaft schuldig. Sei dir bewusst, dass sich einige abgrenzen, aber es eröffnen sich auch neue Möglichkeiten.

Wir haben auch alle erdenklichen Möglichkeiten. Ich selbst habe nach einem Burnout die Stelle gewechselt und Stunden reduziert. Die Kinder haben jeweils ein sportliches Hobby, z.T. mit Wettkämpfen am Wochenende, aber es hält sich in Grenzen. Sie dürfen ein Instrument spielen. Aber ich sehe zu, dass sowohl die Kinder , als auch wir Zeit mit nichts tun und Entspannung verbringen.

Mir ist egal, was die anderen denken. Ich brauche meine work Life Balance. Damit leben wir gut.

VG

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Kein Mensch zwingt Dich/euch, diesen Terminzirkus mitzumachen. Meine 12jährige Enkelin hat auch Freundinnen mit straffem Terminplan, die nie Zeit für sie haben.
Ihr Kommentar: "das wär mir zu blöd!" Sie geht Montagnachmittag zum Hip Hop, Dienstag hat sie Nachmittagsschule und derzeit freitags KG. Das reicht, sie würde Weiteres strikt ablehnen....zu Recht. Lieber zieht sie mit ihrer besten Freundin los und fotografiert Sonnenuntergänge oder macht Videoclips. Immerhin hat sie auch noch genug zu lernen, ihr fällt nichts von alleine zu.
Es liegt vollkommen in eurer Hand, was ihr macht - oder auch nicht. Das hat nichts mit Midlifecrisis zu tun und man muss auch nicht wegziehen......nur Nein sagen lernen.
LG Moni

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Hallo
Ich kann dich verstehen. Habe hier aber sich ein extrem perfektionistisches Kind, was sich ohne Ende Druck macht und schon beim Lieblingshobby Bauschmerzen bekam.
Wir haben gemeinsam beschlossen sie weitestgehend aus dem „System“ zu nehmen und sie die Zeit nutzen lassen etwas runter zu kommen.
Beruflich möchten wir uns auch etwas verändern. Das dauert aber noch.

LG

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was bringt Dir ein "Urlaub" langfristig? genauso sehe ich Deinen Plan mit einem Jahr Auszeit... es ist ein langer Urlaub, nur um danach wieder in die selbe Mühle zu gehen...


Mein Ansatz ist ein ähnlicher, aber auf den Alltag ausgerichtet --> aber ich versuche tatsächlich das tägliche Leben zu entschleunigen, - habe krass ausgemistet, -- nur noch die nötigstens Termine, -- versuche (auch mit den Kindern) nicht mehr überall mitzumischen etc..... versuche mehr Fokus und erholendere Dinge in mein Leben einzubauen und vor allen Dingen: versuche mein Leben nicht aufs Wochenede hinzuarbeiten oder auf den nächsten Urlaub, -- sondern versuche mir jeden Tag irgendwelche Oasen und Kraftspender einzubauen... -- so der Plan: funktioniert noch nicht ganz ... aber bin auf dem Wege.....

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"Jedoch spüre ich seit einiger Zeit einen Druck auf meinen Kindern und mir. Wir leben in einer Universitätsstadt mit renomierten Schulen, Kindern, die alle erdenklichen Hobbies haben, Instrumente spielen, Sprachen sprechen. Nach der Schule werden AGs zu hunderten Themen angeboten. Am Wochenende gibt es Wettkämpfe, Vorspiele. Alle haben immerzu Termine und müssen irgendwo mitmachen. Wenn ich andere Eltern auf der Straße treffe, erzählen sie mir, wo ihre Kinder gerade mitmachen, wann und wieviele Tests sie noch schreiben müssen, etc. Die Kinder gehen auf Schulen mit besondern Zweigen, bilingual, musisch, wo sie schon besonders früh noch weiter gefördert werden und ich mache das alles irgendwie mit und merke manchmal gar nicht, wie es mich und meine Kinder erschöpft. Und deshalb denke ich seit letztem Jahr ziemlich intensiv daran, wie es wäre, einmal eine Pause einzulegen."


Das ist leider so, wenn man nur noch was um die Ohren hat wie Termine Termine und nur noch lernen lernen (wo man wahrscheinlich wegen dem ganzen Drumherum auch zu wenig Zeit hat wegen den ganzen Terminen). Und es wird irgendwann zu viel.
Das kenne ich irgendwo her, aber in einer etwas anderen Form. Ich habe einen autistischen Sohn, wo sehr viele Termine in der Woche teilweise abgearbeitet werden mussten. Und das neben dem normalen Familienleben mit damals schichtarbeitenden Ehemann und puberäteren großen Sohn und einer pflegebedürftigen Mutter, die zwar im Pflegeheim lebt, aber auch ziemlich viel Aufmerksamkeit brauchte. Und das musste man terminmäßig alles unter einen Hut kriegen. Das machte ich viele Jahre, bis der Körper sagte, nö so mache ich das natürlich nicht mehr mit. Ich zog die Reißleine. Und zwar nicht irgendwo anders hinfahren, sondern den Alltag verträglicher gestalten. Ich hatte ja kaum noch Zeit für das Wesentliche, geschweige Zeit für mich. Therapien wurde langsam mit Rücksprache mit Arzt und Therapeuten gecancelt. Der Kleine litt auch darunter, er machte irgendwann nicht mehr mit. Mein Jüngster geht jetzt 1x die Woche zur Logopädie und trommelt in seiner Freizeit. Das langt. Klar habe ich weiterhin temporär viele Termine, aber die sind nicht jede Woche. Meistens vierteljährlich.Dazu der Besuch 1x die Woche im Pflegeheim. Und das reicht auch in der Woche, was ich habe. So hat man einfach mal mehr Zeit, die ich auch für mich nutze. Um mal den Kopf frei zu bekommen.


Und bei dir, kein Wunder, dass man da nach mehr Auszeit schreit. Ich kann dich voll verstehen. Das würde mir auch auf den Keks gehen. Da würde i viele Sachen bis aufs notwendigste reduzieren. Klar lernen für die Schule ist wichtig und auch Hobbies der Kinder. Aber bitte in Maßen. Leider finden es einige Eltern auch so toll, dass jeder Tag komplett verplant ist. Ja und das ist dann das Gefühl, das ist dieser Rhythmus wo man angeblich immer mit muss. Wir dürfen eins nicht vergessen, Kinder müssen auch noch Kinder sein. Wenn nicht unter der Woche, dann am Wochenende. Zelten gehen, Natur genießen. Unsere Wochenenden haben wir immer für Aktivitäten der Familie weitgehend freigehalten. Klar gab es vielleicht 2 bis 3 Wettkämpfe im Jahr. Da kann man aber mit leben.

Ein Auszeit für ein Jahr, mag sein, dass du dann mehr Zeit hast. Aber wenn du dann wieder zurückkehrst, dann fängt ja alles von vorne an. Dann lieber Stellschrauben im Alltag stellen, also entschleunigen. Du und deine Kinder müssen nicht alles mitmachen. Sonst stehst du irgendwann da wie ich, kompletter Erschöpfung. Ihr müsst den Alltag anders gestalten. Auch wenn andere sich den Mund darüber zerreißen. Da steht man drüber. Man nennt es auch gesunden Egoismus.

LG Hinzwife und viel Kraft

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Hallo,

was aber perfekt ist, dass Du merkst, dass es Dir nicht gut geht. Was aber fair sein muss, es nicht auf andere zu übertragen. Kids im Schulalter wollen gefordert und gefördert werden. Wir wohnen dort, wo du hin willst. Evtl. und auf Dauer ist es gerade für Kids nicht gut. Sie wollen Hobys haben. Sie wollen gefordert und gefördert werden. Gerade im spöteren Alter ist doch die Mama weniger interessant.

Bei Die würde sich das eher nach Flucht anfühlen.

Die Frage wäre eher, wo ist die realistische Mitte ?

Sachen verändern und doch nicht alles aufzugeben.

Wozu aber aber Geld gut ist, wenn man praktisch alleinerziehend ist. Alleine und evtl. Einsam. Diese Erfwhrung kannte ich und würde ich um kein Geld der Welt nochmals machen wollen. Eine Wochenendebeziehung wäre für mich auf Dauer ein no-go. Wenn man nicht zu einem Lwbensmodell gzwungen ist, frage ich mich manchmal, wozu man denn geheiratet hat...

Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut für die neuen Schritte.

#winke

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Hallo, statt 1 Jahr auszusteigen (in die Schule müssen die Kids ja sowieso und die 2. Miete muss bezahlt werden), würde ich den Alltag selbst entschleunigen, wenn er für euch jetzt zur Belastung wird. Stunden reduzieren, je 1 Sportart und 1 Instrument (finde ich ideal) pro Kind, fertig. Bei Wettkämpfen, Vorspielen, 1000 Hobbies gibt es doch keine Pflicht, dabeizusein!
LG

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Wie denken deine Kinder darüber?

Ich kann für dich den Wunsch durchaus verstehen, aber es hängen ja noch andere dran.